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#1
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Hallo,
seit 2 Tagen durchleben wir ein Wechselbad der Gefühle. Gestern ging es Mutti überraschend sehr gut. Sie konnte aufstehen, im Gang hin und her gehen und sah sehr gut aus. Der dicke Bauch war weg und der Bauch war auch wieder weich. Sie wurde künstlich ernährt, was ihr sehr gut tat. Die Ärzte waren auch wieder zuversichtlich. Obwohl ich Angst vor dem "letzten Aufflackern" hatte konnten wir alle seit einigen Tagen wieder ruhig schlafen. Heute morgen kam Vati und sagte, es sei doch alles vorbei. Der Darm sei wohl im oberen Bereich zu und Mutti wird nicht mehr viel Zeit haben. Alle Hoffnung brach zusammen. Gegen Mittag kam er noch einmal und sagte, er habe noch einmal mit dem Oberarzt gesprochen. Man hat sich noch einmal untersucht. Eine kleine, dünne Darmpassage ist wohl doch noch frei und es besteht noch etwas Hoffnung. Vati hat dann Mutti über ihren Zustand aufgeklärt - endlich, denn das ewige Lügen und die traurigen "weißt Du mehr" Blicke konnte ich kaum noch aushalten. Mutti hat die Wahrheit sehr gefasst aufgenommen. Als ich heute nachmittag bei ihr war haben wir lange gesprochen. Es tat uns beiden sehr gut - Mutti will sich nicht unterkriegen lassen. Auch Vati ist ruhiger geworden. Die ganze Atmosphäre ist entspannter. Morgen wird Mutti operiert, ihr wird ein Port gelegt, damit man sie darüber künstlich ernähren kann. Wenn sie alles gut übersteht, wird man über eine Chemo sprechen. Ich habe Kontakt zu Dr. Müller aufgenommen und hoffe, dass er Mutti noch etwas helfen kann. Hoffentlich geht morgen alles gut. Hoffnungsvolle Grüße Gabi |
#2
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Liebe Gabi,
für einen Außenstehenden muss es unvorstellbar sein, was ihr alle zur Zeit durchmachen müsst. Bei Deinem letzten Beitrag habe ich viel geweint, denn ich weiß ja leider, auch uns wird dieses Szenario früher oder später bevorstehen. Ich habe unbändige Angst davor, völlig zusammenzubrechen und nicht die nötige Kraft aufzubringen, meiner Mama in angemessener Weise beizustehen. Ich hoffe, Ihr könnt Hr. Dr. Müller schnellstens alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen, damit er sich ein Bild von Deiner Mama machen kann. Wenn nicht er, dann kann ihr wohl keiner mehr helfen. Aber er gibt fast keinen auf. Du weißt, es wird keine Heilung auf Dauer sein, aber ein Zeitaufschub. Ich werde an Euch denken! Lass Dich umarmen und grüße mir Deine Familie insbesondere Deine Mama! Liebe Grüße Kathleen |
#3
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Hallo Ihr Lieben, die ihr mir in den vergangenen Tagen so viel Kraft gegeben habt.
Seit gestern geht mir Katja Ebsteins Lied "Wunder gibt es immer wieder heute oder morgen können sie gescheh'n! Wunder gibt es immer wieder wenn sie uns begegnen, musst du sie auch seh'n" nicht mehr aus dem Kopf. Am Sonntag hat man unserer Mutti nur noch Stunden gegeben. Gestern sagte uns der Stationsarzt, dass sie noch einmal untersucht wird und wahrscheinlich am Montag oder Dienstag nach Hause darf. Dienstag? genau am 1. Geburtstag ihres Urenkelkindes!! Bisher kamen mir die Tränen aus Verzweiflung und Trauer, jetzt kommen sie aus Freude und Überwältigung der positiven Gefühle. Ich bin nicht gläubig im herkömmlichen Sinne aber ich habe das Beten wieder gelernt. Seit gestern bekommt Mutti auch schon wieder ganz wenig feste Nahrung, da der Darm wohl wieder etwas freier geworden ist. Es kann jederzeit wieder etwas passieren - doch die negativen Gedanken haber jetzt erst einmal Pause und dürfen sich in die hinterste Ecke zurückziehen. Gestern hat Mutti im Krankenbett gesessen, die Beine angewinkelt und mit uns diskutiert, ob wir ihr vorübergehend ein Schlafsofa ins Wohnzimmer stellen, damit sie die Treppen ins Schlafzimmer im 1. Stock nicht laufen soll. Als wenn es nichts wichtigeres gibt. Nächste Woche soll dann die Besprechung zwecks Chemo sein. Ich werde mich dann wieder melden. All diejenigen, die jetzt Kraft und Zuversicht brauchen drücke ich. Gruß Gabi |
#4
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Wie schön! Ich freue mich mit.
suse |
#5
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Liebe Gabi,
es tut sehr gut, deine Zeilen zu lesen. Du schreibst mir oft aus der Seele. Es ist wirklich schön, dass sich das Blatt bei euch wieder gewendet hat. Ich empfinde inzwischen jeden einzelnen Tag mit meinem Vater (und selbstverständlich meiner Mutter, auch um sie mache ich mir ja große Sorgen) als etwas so kostbares. Ich habe mir 3 Bücher von Elisabeth Kübler Ross gekauft (Sie ist so eine Art Sterbepsychologin) um mich auf die kommende schwere Zeit ein wenig einzustellen; ich möchte meinen Eltern in unseren Gesprächen ein wenig Angst nehmen - aber auch zwischen den Zeilen lesen können, wenn etwas ungesagt bleibt, lernen zu schweigen - nur dazusein. Natürlich macht mal als Tochter viel intuitiv , aber die Bücher können dabei sehr unterstützend sein. Ich hoffe, dass uns (und allen anderen Betroffenen hier und überall) noch ganz viel Zeit mit unseren Lieben bleibt; Zeit - die auch für die Kranken noch Lebensqualität und schöne Stunden bereithält. Alles Gute auf Euerem weiteren Weg, liebe Grüße Elke |
#6
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Hallo,
trotz allem auf und nieder war heute ein wunderschöner Tag. Mutti liegt zwar noch im Krankenhaus und wird erst Donnerstag entlassen, aber sie hat heute ihrem Urenkelchen zum 1. Geburtstag gratulieren können. Ich habe auch ein paar Fotos von den beiden gemacht und hoffe, dass noch ganz viele dazukommen. Gleichzeitig haben meine Eltern heute ihren 49. Hochzeitstag. Mutti hat zur Feier des Tages Schnitzel, Gemüse und Kartoffeln bekommen und heute nachmittag Schwarzwälder Kirschtorte (alles in Form von flüssiger Nahrung über ihren Port). Wir hatten uns diesen Tag ursprünglich etwas anders vorgestellt aber heute waren wir froh, dass wir ihn MIT Mutti verbringen konnten. Ich weiss, dass wir derzeit etwas die Vogel Strauss Methode bevorzugen. Ein Blick auf ihren Bauch ruft uns auch immer wieder in die Realität zurück aber es tut gut Mutti so lebhaft zu sehen und mit ihr zu scherzen. Nächste Woche soll die Besprechung wegen der Chemo sein. Mal sehen, was das ergeben wird. Mutti ist stark und hofft sehr auf die Wirkung der Chemo. Ich grüsse alle und sende jedem einen kleinen Hoffnungsfunken. Gabi |
#7
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AW: Die Hilflosigkeit ist so groß
Liebe Gabi,
es ist schön, dass es Deiner Mama besser geht und ihr Hoffnung schöpfen könnt. Eure Familie und das kleine Urenkelchen geben ihr sicherlich zusätzlich Kraft! Welche Chemo soll sie denn erhalten und in welchem Rhythmus? Meiner Mama geht es nicht sonderlich gut nach der letzten Chemo. Schwäche, Appetitlosigkeit, starker Reflux. Sie kann fast keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, es passt immer weniger hinein. Wir werden mit Dr. Müller Kontakt aufnehmen. Seit Ihr mit ihm noch im Gespräch? Leider ist sie auch nicht besonders positiv gestimmt. Sie hadert mit sich und diesem Schicksal. Was kann ich da nur tun? Mein Papa wird am Sonntag 63 Jahre. An diesem Tag sind sie 40 Jahre zusammen und 39 Jahre verheiratet. Ich werde versuchen, Ihnen einen schönen Tag zu machen. Ich bin müde und erschöpft. Gott sei Dank ist morgen ein Feiertag... Liebe Grüße Kathleen |
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