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„Es wird besser, wenn das erste Trauerjahr erst einmal vorbei ist“ Ach tatsächlich? Seit Wochen drehen sich nun wieder meine Gedanken ausschließlich um diesen letzten Abschied. Nein, es wird nicht besser. Oder vielleicht doch? Wenn, dann höchstens wie Rosenstolz singt: Alles wird besser, doch nie wieder gut!
Es wird nie wieder gut. Das ist mir mittlerweile klar geworden. Drei Jahre ohne meinen geliebten Mann, jedenfalls körperlich. Denn noch immer dominiert er in meinen Gedanken und Gefühlen, noch immer vergeht kein Tag, an dem ich keine Zwiesprache mit ihm halte, an dem ich ihn nicht vermisse. Vieles wird besser, doch nie wieder gut. Die Lücke, sie schließt nicht, manchmal habe ich das Gefühl, dass sie doch eigentlich für jeden sichtbar sein muss. Aber das ist sie nicht und auch das ist ein Grund, weshalb es nie wieder „gut“ wird. Verändert bin ich, zweifelsohne. Ich bin nicht mehr die, die ich vor dem Tag X war, habe mich bereits in den kurzen verbleibenden 8 Monaten seit Diagnosestellung verändert. Taktlosigkeiten, Unvermögen zu verstehen, Sprüche, die die Welt nicht braucht. Klar, man nimmt sie zur Kenntnis. Bei einigen verletzt es sogar. Aber wichtig ist es nicht mehr, schon lange nicht mehr. Wichtig war mein Mann, unser Leben, unsere Liebe. Das war wirklich wichtig. Ich wollte nicht sehen, wollte nicht hören, wollte nicht lesen, was es zu sehen zu hören und in den Arztberichten zu lesen gab. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Und doch, das Schicksal fragt nicht, das Schicksal fordert, das Schicksal verlangt, dass du mit ihm fertig wirst. Ohne wenn und aber. Keinen Pakt mit Gott, auch keinen mit dem Teufel. Es gibt nichts, was uns unser Leben hätte retten können, was wir hätten tun können, um mir meinen Mann, unseren Kindern den Vater, meiner lieben Schwiegermutter den Sohn und meiner tollen Schwägerin den Bruder zu retten. Wir müssen damit weiterleben, dass wir sein spitzbübisches Lachen, seinen scharfen Humor, seine wunderschönen Augen, seine sanfte Stimme (nein, er konnte nicht laut werden…) nur noch in unserem Herzen tragen. Wir werden ihn nie wieder sehen, nie wieder hören, nie wieder berühren. Das „nie wieder“ es hat in diesen drei Jahren nichts an seiner Schärfe verloren. Es tut noch immer so unerträglich weh, an manchen Tagen schickt es mich zurück in die Abgründe des Trauerlochs und ich stehe am Anfang. Möchte mich verkriechen, möchte in meinen eigenen Tränen ertrinken, fühle den körperlichen Schmerz wie am ersten Tag. Die Sicherheit ist weg gebrochen. Es war alles so leicht mit ihm. Manches mal habe ich tatsächlich gedacht: Wir schaffen es sogar, nur von Luft und Liebe zu leben. Es schien alles kein Problem zu sein, wenn wir uns nur lieben. Aber offensichtlich vermag die Liebe dann doch nicht alles, das haben wir alle, die hier lesen und schreiben am eigenen Leib gespürt. So vieles ist geschehen, seit mein geliebter Mann nicht mehr hier auf dieser Erde lebt. Der Absturz war enorm. Finanzielle Engpässe, schulische Einbrüche, Antriebslosigkeit. Und dann das Aufbäumen. „Das hätte er nicht gewollt“. Ärmel hoch und vorwärts, woher die Kraft kam, ich kann es heute nicht mehr sagen. Ich weiß es nicht. Oder war es wieder die Liebe? Die Liebe zu meinen Kindern und letztlich auch die Liebe zu Claus, der Wille, unser Leben nicht zu verraten? In seinem Sinn weiterzumachen? Unsere Kinder, so großartige Menschen, wir sind zusammengewachsen in dieser Zeit. Die Familie ist nicht zerbrochen. Keiner auf die schiefe Bahn geraten. Und selbst ich habe es geschafft, mich beruflich zu verbessern. Einen Job zu finden, der mir Erfüllung und tatsächlich auch mehr Gehalt einbringt. Eigentlich geht es mir gut. Eigentlich….Alles ist besser, doch nicht wieder gut! Ja ich drehe mal wieder meine Gedankenrunde. Der Jahrestag, wieder ein Jahr. Und noch habe ich das Bedürfnis hier zu schreiben und auch heute habe ich wieder das Bedürfnis, DANKE zu sagen. DANKE allen Schreiber/innen am Stammtisch. Für jedes Piep, für jeden Beitrag, der unsere virtuelle Gemeinschaft nicht dauerhaft im Untergrund verschwinden lässt. Wir haben es schon öfter geschrieben: Ich brauche den Austausch noch immer, ich brauche EUCH noch immer. DANKE Petra. Auszeit, kein Schlussstrich! Ich bin sicher, dass wir irgendwie doch dasselbe meinen. Auge in Auge wäre es leichter, ganz gewiss. Hin und wieder wirken geschriebenen Worte wie Giftpfeile. Bestimmt nicht unsere Absicht. DANKE für die Geste im Forum, ich denke, ich habe sie richtig verstanden. DANKE meine liebe Barbara. Auch in diesem Jahr meine Gedanken besonders bei dir. Es ist etwas stiller geworden zwischen uns. Beide am (davon)Rennen. Aber ich fühle deine Gedanken und ich hoffe, du die meinen auch noch immer. Wie wär`s ? DANKE meine liebe Briele. Der rege Gedankenaustausch noch immer zwischen uns. Du fehlst mir sehr, handschriftlich tue ich mir so schwer. Hoffe sehr, dass sich da wieder etwas ändert und unsere Unterhaltungen wieder regelmäßiger werden. Vermisse deinen trockenen Humor und die wunderbaren Formulierungen, die auch so manch schwierige Angelegenheit so auf den Punkt bringen. Eine wahrhafte Bereicherung, dich zu kennen. DANKE meine beste Freundin Bruni. Ein Jahr der großen Veränderungen, findest du nicht? Wir haben große Schritte gemacht, fast schon richtige Sprünge. Du hast mir etwas geschenkt: Erinnerungen im neuen Leben, die mir helfen das Tier zu verscheuchen. Tatsächlich mit dir kann ich lachen wie vor dem Tag X. Bei dir ist sogar fast nichts von der toten Stelle der Seele zu spüren, klar, muss nichts erklären. Ich bin verändert, irgendwie, irgendwie verändert so wie du. Gemeinsam haben wir uns auf gemacht, das neue Leben zu erobern. Wir dürfen das jetzt! Unsere T-Shirts! Höhenflüge und tiefe Abstürze. Die Abstürze zurück ins Trauerloch, der Preis für die Liebe, die wir im alten Leben fühlen durften. Keine Strafe für das sich gut fühlen nach dem Tag X. Lassen wir sie zu, die gesamte Palette unserer Gefühle. Sie gehören zu uns, wird nie wieder anders sein. Wir sind verändert, irgendwie. Und Erklärungsversuche an die Welt da draußen, nein wir sollten es lassen! An Geburtstagen darf man sich was wünschen, stimmt`s? Claus dritter Geburtstag in seinem neuen Leben und ich wünsche mir noch endlos viele Tavernen- Cocktail - Rosenstolz – Neckarufer - Flughafen – und unter dem Kühlschrank- Stunden mit dir und unser Mädchenlachen. DANKE, dass es dich gibt! DANKE mein wunderbarer Mann im neuen Leben. So viel Chaos in deinem neuen Zuhause, selten Ruhe, leider auch selten Ordnung. Oft frage ich mich, ob es dir dann nicht doch ein bisschen zu viel Leben ist.. Ob du geahnt hast, auf was du dich da einlässt? Ja, ganz klar: Zu gut für diese Welt. Wenn wir dir nur einen Teil von dem zurückgeben, was du uns gibst. Du hast es verdammt schwer mit mir. Ich weiß es. Möchte es manchmal anders, aber ich kann nicht immer wie ich will. Noch immer zu viel Aufstampfen, noch immer zu viel WARUMS. Aber ganz sicher, es fühlt sich richtig an mit dir, es fühlt sich rund an. So viel haben wir erlebt im letzten Jahr. Verbunden in der Trauer, weißt du so oft, was meiner Seele gut tut. Deine Ideen, spontan aus dem Bauch. Nein keine Flaschenpost in diesem Urlaub, aber welche Kraft hatte dieses Symbol, den Fußball zu beschriften, ihn weit aufs Meer zu kicken. Leise Momente, so unglaublich bedeutend. Trauerarbeit, noch immer. Deine tote Stelle in der Seele, auch wir können die Lücke nicht schließen. Auch bei dir wird sie bleiben, ebenso wie bei uns. Neue Zeitreise, Grönemeyer wusste es vor uns. Und die neue Zeitreise mit dir an unserer Seite hält viele schöne neue Erinnerungen bereit, wertvolle Gespräche und Schweigen ohne Peinlichkeit. DANKE, dass du das Abenteuer Familie noch mal eingehst, mit allen Höhen und Tiefen, vielleicht sogar höheren und tieferen als bei „normalen“ Menschen. Bleib bitte noch ein bisschen! Du machst unser Leben so viel bunter, ja Steffen, du machst mich glücklich. DANKE meine Familie, meine Schwägerin, meine Schwiemu, meine Nichten und mein Schwager. Ihr seid bei mir geblieben. Habt mir nicht das Gefühl gegeben, nicht mehr dazu zu gehören. Fast unverändert. Verbunden im gleichen Schmerz um denselben geliebten Menschen, der uns allen etwas anderes war, der uns allen wichtig und wertvoll ist. Ihr seid geblieben, so wie der Schmerz und die Liebe zu Claus. DANKE natürlich meinen wunderbaren Kindern. Ein seltenes Glück, euch alle noch im Nest zu haben, euch in meiner Nähe zu spüren, auch hier mit Turbulenzen. Euer Bleiben ist ein großes Lob an Papa und mich. Offensichtlich haben wir euch ein gemütliches Nest gebaut, eines, in dem ihr euch nicht verbiegen müsst, auch wenn ich gewiss des Öfteren nerve. Eines, in dem ihr euch bedingungslos geliebt fühlt, selbst wenn manche Dinge recht kritisch ausdiskutiert werden müssen. Das ist ein schöner Gedanke. Durch euch spüre ich so viel Seelenfrieden, spüre so viel Papa im Haus. Micki, dein trockener Humor, deine schnellen Giftpfeile aus Worten, Saskia, dein Mund, deine Augen und ganz wichtig deine Füße, Selly dein wunderbares Lächeln, deine Ruhe und Gemütlichkeit, aber auch deine Wutausbrüche, wenn nach langer Zeit dein Geduldsfaden reißt, und Maxi, du Schlawiner, deine Fähigkeit, dir unwichtige Dinge einfach nicht wichtig zu nehmen. Ja, unendlich viel Papa lebt durch euch weiter. Ich hoffe so sehr, dass ich euch über meinen eigenen Schmerz nicht alleine gelassen habe, dass ihr immer wisst, dass ich da bin, wenn ihr mich braucht, dass ich euren Schmerz ernst nehme. Ich liebe euch, jeden einzelnen, jeden so wie er ist, tatsächlich bedingungslos! DANKE auch drei Jahre nach dem Tag X Dir, mein geliebter Mann. Die Dankbarkeit für das, was du mir bist, wird niemals enden. Meine große Liebe, lange Jahre und doch so schrecklich kurz. Ich musste bleiben, muss mit deinem Tod weiterleben. Ich bin verändert. Durch dich verändert, durch das, was mit mir geschehen ist durch deinen Tod. Du hast mich begleitet, ich habe dich gespürt, spüre dich noch heute täglich. Du hast mich nie alleine gelassen. Ich bin mit dir gegangen hier auf der Erde, solange es mir möglich war. Dann musste ich dich gehen lassen, alleine auf die andere Seite des Regenbogenlandes. Du bist mit mir gegangen auf dieser Erde, solange es Dir möglich war. Dann musstest du mich alleine weitergehen lassen hier auf dieser Seite. Meine griechische Signatur hier im Forum, sie steht noch immer für meine Sehnsucht nach dir: „Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι…. και δεν επέστρεψες -----Wo bist du jetzt, da ich friere und Angst habe…. Und du kommst nicht zurück…“. An manchen Tagen kann ich es noch immer nicht glauben, sehe dich hin und wieder unvermittelt in einem Geschäft, in einem Auto, nur Sekunden und dann kommt das schmerzliche Erkennen. Aber ist es nicht auch der Beweis, wie nah du mir bist? Noch immer halte ich Zwiesprache mit dir, suche deinen Rat, rufe mir dein Lachen in Erinnerung, weiß um deine Zustimmung und deine Kritik. Ich gehe weiter, alleine, ohne deinen Körper, im festen Glauben, dass Du Recht hast damit, dass Zeit für dich keine Rolle mehr spielt. Neue Zeitreise, hab meine Frist verlängert (Grönemeyer), habe einen wunderbaren Partner an meiner Seite, der sich liebevoll um deine Familie kümmert, ich bin mir deiner Zustimmung gewiss, kannte dich so lange. Weiß, wann du vielleicht dort wo du jetzt bist, schmunzelst, er ist dir so ähnlich und doch in so vielen Dingen zum Glück so anders. Kein Ersatz, eine neue Chance im neuen Leben. Das dritte Jahr ohne dich war geprägt von Rosenstolz – Texten. Einsichten, von ihnen formuliert, so passend auf unsere Situation. „Ich geh in Flammen auf“, manches Mal hat sich das Leben zum Glück wieder so angefühlt. „Lachen, hast du mir gesagt“. Botschaften, als wären sie von dir. „Verneig dich vor dir selbst“, wenn die Zweifel kommen, ob ich wirklich alles für dich getan habe. Ja, ich verneige mich vor mir selbst, vielleicht hätte ich manches besser machen können, aber ich habe es so gut gemacht, wie es mir und nur mir alleine möglich war. „Zersäg den Ast auf dem du sitzt, spring ab, fang an zu laufen“ oder auch „halt ich an, bleib ich nur stehen.“ Ermahnungen an mich selbst, immer wenn ich diese Texte höre, ja, ich muss weitergehen, kann nicht festhalten, was vorbei ist. Nicht DICH loslassen, aber aufhören im gestern zu verharren. Den neuen Platz finden! Weiter gehen, weiter leben, weiter lieben mit dir in meinem Herzen. Und auch jetzt, nach drei Jahren tut es noch immer so schrecklich weh, wir vermissen dich so sehr, du fehlst! Und so schließe ich den Kreis, eben: „Alles wird besser, doch nie wieder gut…“ So bleibt die Sehnsucht nach dir und die Hoffnung, dass du an meinem Tag X wieder an meiner Seite bist, mein treuer Freund und Wegbegleiter, gestern und heute, mein geliebter Mann. Denn eines ist sicher: Liebe kennt keine Zeit ( Brian L. Weiss) Ich liebe dich Claus, habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben. Deine Frau Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες Geändert von AndreaS (11.11.2007 um 00:09 Uhr) |
#2
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Liebe Andrea,
komm gut durch diesen besonderen Tag mit all seinem Schmerz und all den schönen und schlimmen Erinnerungen. Danke für den "Stammtisch", der mir oft geholfen hat, wenn ich mit dem Trauertier im Nacken im tiefen Loch saß. Du (und natürlich auch viele andere), Ihr habt mir geholfen, nicht den Glauben daran zu verlieren, dass sich mein neues Leben irgendwann einmal besser anfühlen wird. Dazu noch ein Zitat aus Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren: Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer, und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht. Ich wünsche Dir, Deinen Kindern und Steffen einen Tag, der neben dem Schmerz auch ganz viel Platz für die Hoffnung hat. Liebe Grüße, Anemone |
#3
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Einmal im Jahr schreibe ich hier. Immer, wenn sich der dunkelste Tag wieder jährt.
So oft denke ich: Jetzt wird es besser, jetzt habe ich „es“ geschafft. Ich habe mein Lachen wiedergefunden, die Freude am Leben, es macht wieder alles Sinn. Und dann stolpere ich zurück, es gibt kein Halten, das Trauerloch hat schon gewartet. In diesem Jahr habe ich das Gefühl, es ist schlimmer als im letzten Jahr. Herbst Blues, ja er hat begonnen mit unserem Hochzeitstag. In diesem Jahr war es wie in der Anfangszeit, nach der Arbeit fiel die Klappe und ich habe den ganzen Heimweg geweint, um meinen geliebten Mann, um mich, um unser Leben, das so unerwartet früh geendet hat. „Die Seele lässt nur soviel zu, wie sie gerade verkraftet“ weiß nicht mehr genau, wo ich es gelesen habe, aber ich erinnere mich an diesen Satz. Wie unterschiedlich waren meine Zeitreisen bisher. Immer eine andere Schublade, so auch in diesem Jahr. Natürlich bin ich in meinem Job sehr nah dran, immer wieder mit derselben Thematik konfrontiert. Natürlich, im Hospiz geht es um Sterben und Trauer. Es fühlt sich richtig an, habe nach wie vor das Gefühl, auf diese Weise noch „etwas“ tun zu können. Eigentlich hat mein Chef mich auf Zeitreise geschickt, mich in eine Richtung gestupst, nicht bewusst, mehr allgemein gehalten, aber meine Seele war bereit und seine Worte erreichten mich. Er formulierte sinngemäß, dass unsere Verstorbenen einzigartig waren und dass sie uns in ihrer Pflegzeit unendlich viel gegeben haben. Alleine die bewundernswerte Art mit ihrem leidvollen Schicksal umzugehen. Voll Respekt denke ich daran zurück. Aber sie gaben uns auch das Gefühl, gebraucht zu werden, gaben uns Gelegenheit, uns zu „revangieren“ für jahrelange Fürsorge, die uns von ihnen entgegengebracht wurde. Sie schenkten uns ein Lächeln, wenn unsere Hoffnung am Nullpunkt war oder einen festen Händedruck, der so viel mehr sagen kann als tausend Worte. Und mein Mann schenkte mir eine letzte Umarmung und ein „ich liebe Dich“, wollte bestimmt sicher gehen, dass ich es weiß, wollte es mir mit auf meinen Weg geben, wenn die Verzweiflung kommt. Woher wusste er, wie tröstend seine letzten Worte sind. Vier Jahre und ich bin so schrecklich traurig, noch immer. Das Grau hat sich wieder über mich gelegt, die Farben tun sich schwer. Vier Jahre, die mir die Antwort auf meine Fragen nicht geben konnten. Vier Jahre, die mich dennoch Dankbarkeit lehrten. Dankbarkeit für mein altes Leben aber auch Dankbarkeit für das, was mir in der neuen Zeitrechnung widerfahren ist. Wie schön, dass es noch immer den Stammtisch gibt, meine Zufluchtsstätte, der Ort, der meiner Trauer gehört. Der Ort, an dem durch den Austausch Freundschaften entstanden sind, ehrlich und bedingungslos. Ich hoffe, dass er uns weiterhin erhalten bleibt, unser Stammtisch! Barbara, nein ich habe nicht vergessen. Irgendwie bekommen wir es nicht mehr so wirklich hin. Aber meine Gedanken sind so oft bei dir, ich hoffe, du weißt das. Meine liebe Briele, immer kommst Du angeflitzt, hast irgendwie den 7. Sinn. Ahnst, wie es mir geht. So gerne höre ich von deinen Eltern, von deinem Weg. Und weißt Du, ich kann es noch nicht fassen, wie man eine Briefmarke mit einem Frosch finden kann.. Meine Sonnenmacherin Bruni, meine beste Freundin Danke, dass es Dir noch immer nicht zuviel wird, dieselben Storys zu hören. Danke für Deine tollen Ideen, so einfühlsam und immer punktgenau. Danke für Dein „dicke Backen machen“, wenn mir jemand blöd kommt. Ganz wertvoll unser Mädchenlachen, ganz wertvoll unser Tränenwegblinzeln. Du wärst seine „Gurke“ und Du weißt, dass er das nur zu Menschen gesagt hat, die er mochte…Hey altes Mädchen, bist Du dabei? Mein lieber Steffen, mein Gefährte und Komplize. „Geht es noch mal, geht’s auch von vorn“ (Rosenstolz, wer sonst) Ich denke, wir sind meist auf dem richtigen Weg. Es fühlt sich gut an. Deine Geduld mit mir und den Kindern, nach wie vor faszinierend. Dein Strahlen über Kleinigkeiten, so wunderbar, noch immer. Du lernst es immer besser, mich zum Lachen zu bringen. Und es tut so gut zu lachen. Der Zug fährt. Danke dafür. Meine Schwästerin und Schwiemu, meine Brücke zum „alten Leben“ Ich bin froh, dass ich euch habe. Manchmal erschrecke ich, wie lange wir uns zwischendurch nicht sehen. Und dann erinnere ich mich: Im alten Leben war es auch nicht anders. Einfach zu wissen, dass wir für einander da sind, immer für einander waren, tut unheimlich gut. Danke meine Kinder Irgendwie überrollt mich durch euch immer wieder das Leben auf so erfrischende Art. Auch wenn ich mich manchmal schon nach etwas mehr Ruhe sehne. Ihr seid alle so wunderbar. Ich liebe euch!“ Und auch heute ganz bewusst : Danke mein geliebter Mann. Dein Platz ist Dir sicher, unverändert. Hab Dank für deine Zeichen und dafür, dass Du immer den richtigen Zeitpunkt dafür wählst. Strom und Heizung sind repariert, aber ich hatte genügend lang „Schonzeit“ Feier das Leben, feier das Glück, feier uns beide, es kommt alles zurück Feier die Liebe, feier den Tag, feier uns beide, es ist alles gesagt….(Rosenstolz) Ja, ich werde uns beide feiern, unser Glück und unsere Liebe. Wie seit vier Jahren. Wir werden auf dich anstoßen, alle, die Dich noch immer im Herzen tragen und die zwei wunderbaren Menschen, die Dich erst nach dem Tag X ins Herz geschlossen haben. Und ich hoffe darauf, dass alles zurückkommt, dass es ein Wiedersehen im Regenbogenland geben wird. Du fehlst mir so. Ich liebe Dich Claus, habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben. Deine Frau, vier Jahre nun schon auf der anderen Seite des Regenbogens.
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#4
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Seit du tot bist, zähle ich die Tage neu: meine Erinnerung macht sich an anderen Einschnitten fest als dem Jahresbeginn
(aus: Geh ein Wort weiter) Fünf Jahre, ein halbes Jahrzehnt. So viel ist geschehen, so viel hat sich geändert. Du wärst so stolz auf unsere Kinder, sie sind so erwachsen geworden. Und so viele sichtbare Zeichen, dass du in ihnen weiterlebst. Sprachlosigkeit ist in mir, seltsamer Frieden, anders als für diesen Tag erwartet. Vielleicht, weil ich die Umwelt wieder anders aufnehme, sehe, es hat nicht nur uns getroffen. Nein kein Trost, aber über das Selbstmitleid legt sich wieder Mitgefühl für das, was anderen widerfährt. Das Wissen, wie schrecklich es ist, was sie jetzt im Augenblick aushalten, überleben müssen, schiebt den eigenen Schmerz, der beständig aber nicht mehr so beißend da ist, ein wenig zur Seite. Überhaupt bin ich stiller geworden. Ich schreibe auch hier nicht mehr so oft. Das Gefühl, es will keiner mehr hören/lesen, sogar hier ist es präsent. Und wieder habe ich das Gefühl: Ich gehöre nicht mehr dazu. Auf dem Weg der Trauer wieder zu leben begonnen. Vielleicht nimmt es mir das Recht, hier zu schreiben, wo die meisten noch am Anfang stehen. Wie soll man auch verstehen, dass man im Jetzt und Hier wieder gerne und glücklich lebt und gleichzeitig tagtäglich mit dem Gedanken an das verlorene Leben aufwacht? Auch die Gespräche mit Dir, mittlerweile kann ich sie ganz leise führen, brauche weder meine Briefe noch dein Bild, um mit dir zu sprechen- Du bist überall, und unser Gespräch scheint niemals zu verstummen. In diesem Jahr auch erstmals keine Gäste. Die Menschen, die die letzten 5 Jahre beständig an meiner Seite waren, sie sind es auch heute. Wen soll ich einladen? Es ist still geworden, bei den anderen früher als bei mir. Ich wünsche mir, dass sie heute an dich denken, ohne dass ich sie erinnere mit einer Einladung zu deinem Regenbogentag. Heute fühlt es sich nur nach engster Familie an, nach Einkaufen und am Abend ein Glas Akropolis, wie vor 5 Jahren, in der Küche und Richtung Himmel ein Yammas Claus. Auch die Rakete, bestimmt wird sie heute den Himmel kurz erleuchten. Egal wo du auch sein magst, ich hoffe, dass Du eines ganz deutlich fühlst: Ich liebe Dich Claus, habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben Deine Frau
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#5
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Liebe Andrea,
bei mir brennt ein Kerzchen für Claus, aber auch für Dich, als kleines Zeichen, daß ich an ihn denke. Man kann das bestimmt auch ohne eine Kerze tun, aber an solchen Tagen ist sie mir ein liebes Symbol: wenn meine Gedanken hin und herschweifen, was sie ja tun, dann brennt die Kerze weiter, ist beständig. Gestern, in meinem thread, wollte ich Dir schon ssagen, daß ich es nicht leicht finde Dir im Forum zu schreiben, nachdem wir jetzt schon wirklich lange Zeit Mails austauschen. Da fühle ich mich irgendwie eingebremst. Alles hat seine Zeit. Die Zeit hier war für uns gut und wichtig und jetzt sind wir eine Wegstrecke weitergegangen. Ich drück Dich und bin in Gedanken bei Dir. Deine Briele |
#6
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Hallo liebe Andrea,
alles Gute für diesen Tag. Auch wenn Du nicht mehr so oft hier schreibst, denke ich gerne an Dich und wünsche Dir, dass Dein neues Leben mit Deinen Lieben weiter lebenswert bleibt, Deine Kinder immer wieder gerne zu Dir kommen, und Du mit Deinem Partner glücklich bist. Claus wird immer bei Euch sein. Auch ich lese zwar noch fast jeden Tag hier im Forum, aber schreiben mag ich nicht mehr viel. Hast schon Recht, ich hab auch das Gefühl, man gehört mit seiner "alten" Trauer nicht mehr wirklich dazu. Es geht mir so ähnlich wie mit dem Trauergesprächskreis, an dem ich zwei Jahre lang teilnahm. Irgendwann ist alles gesagt, man weiß, dass der Schmerz nie ganz vorbei sein wird, aber erträglich geworden ist. Man hat gelernt, damit zu leben. Ich schicke Dir viele liebe Grüße ins Saarland, Anemone ![]() |
#7
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Und wieder ist der Tag, an dem ich diesen Thread auskrame. Zum sechsten Mal, wird es das letzte Mal werden? Ich weiß es nicht. Es gibt in der Trauer keine Beständigkeit. Was gestern richtig war, ist heute falsch, was heute wichtig ist, belastet vielleicht morgen.
Lange Zeit schrieben sich meine Zeilen an und über Claus fast wie von selbst. Das war die Zeit, in der meine stumme Zwiesprache mit ihm noch nicht so funktioniert hat. Ich brauchte das Gespräch und so oft kamen die Antworten der Mittrauernden stellvertretend für meinen geliebten Mann. Mittlerweile haben wir beide irgendwie eine neue Art der Kommunikation entwickelt. Es funktioniert, meistens jedenfalls. Ich brauche immer seltener ein Ventil, seine Stimme ist in mir, immer, jeden Tag aufs Neue. So wie der Schmerz sich verändert hat, so auch der Umgang damit. Während der 6 Jahre in denen ich im Forum geschrieben habe, hat sich auch hier naturgemäß vieles verändert. Manche Menschen vermisse ich sehr. Aber wie kann ich traurig sein, dass sie sich hier nicht mehr aufhalten, wo wir alle doch eigentlich nie hier sein wollten. Bei anderen stellte sich heraus, dass sie tatsächlich eigentlich ganz anders waren. Und dieses Anderssein mir definitiv nicht gefällt. Sechs Jahre der neuen Zeitrechnung sind vergangen. Und in diesem nun vergangenen Jahr haben mich Enttäuschung, Sterben, Liebe, Reue, Verzeihen und Abschied wieder eingeholt. Interessant ist auch die Reihenfolge. War der Jahresanfang gefühlsmäßig geprägt von Verrat und Enttäuschung, nahm das Sterben meines Vaters auf einmal so viel Raum ein, dass schließlich alles wieder die richtige Wertigkeit erhielt. Haken dran, wo Haken hingehören. Schubladen öffnen und Halbverdautes zu Ende zu bringen. Das Sterben meines Vaters zwang mich auf Zeitreise zu gehen, ich kam gar nicht drum herum. Sah, was ich vor sechs Jahren nicht sehen wollte und konnte. Konnte – auch durch zahlreiche Gespräche mit anderen Hinterbliebenen – anders helfen als vor 6 Jahren. Konnte besser machen, was ich bei meinem Mann versäumt hatte. Zu Ende bringen? Geht das? Das Vergangene ist nicht mehr? Für mich bleibt das Vergangene unvergessen und immerfort wichtig. Und doch schließt sich dieses Jahr der Kreis auf ganz besondere Art und Weise. Wieder ist heute mein erster Urlaubstag. Und am Sonntag werde ich die Reise antreten, die gemeinsam mit meinem Mann vor sechs Jahren geplant war. Die Insel unserer Liebe. Ich werde sie meinem Mann im neuen Leben zeigen, gespannt, ob sie auf mich noch denselben Zauber hat wie damals, gespannt, ob sie auch ihn in ihren Bann nimmt. Und so sage ich auch nach 6 Jahren DANKE, den Menschen, denen es wirklich um mich geht, ich nicht nur als Vorwand diene, die mich so annehmen, wie ich jetzt bin, die hinhören und mit dem Herzen sehen @ meine bezaubernden Kinder: Es ist so herrlich, dass es euch gibt, ihr lebenden Beweise einer wunderbaren Liebe @ Steffen, und immer wieder staune ich über deine Geduld. Du bist ein ganz besonderer Mensch und ich hoffe, dass du glücklich bist. @ meine Restfamilie, gut zu wissen, dass es euch noch immer für mich gibt @ Briele, ohne viel Worte, einfach nur DANKE @ Meggi und Yvonne, falls ihr jemals hier lesen solltet, DANKE, dass ihr mehr seid als „einfach nur Kollegen“ Mein geliebter Claus. Die Worte in Papas Todesanzeige: Eines Tages werden wir wissen, dass der Tod uns nie rauben kann, was unsere Seele gewonnen hat (Tagore) Meine Seele ist erfüllt von dir und wird es immer bleiben. Nichts wird das jemals ändern. Und ich verlasse mich noch immer auf dich, weiß, dass du mir immer helfen wirst, die richtige Entscheidung zu treffen. Du lebst weiter mit uns, bist ein Teil von uns und du wirst für immer diesen besonderen Platz in unserem Leben haben. Ich liebe dich Claus, habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben Deine Frau
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#8
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Liebe Andrea,
dein Beitrag zum 6 Jahreswechsel hat mich tief berührt. Besonders ein Wort: die neue Zeitrechnung. Das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Deine Liebe zeugt für mich von Wissen, Stolz, Unendlichkeit, Festigkeit, Ehrlichkeit, Gebundenheit. Sie hat nicht einen einzigen Focus sondern strahlt nach allen Seiten. Erfahrung aus endlos durchweinten Nächten, durchdachten Tagen. Aus Ruhelosigkeit ist Standhaftigkeit geworden, aus Tränen Wissen. Glücklich die Menschen, die in deiner Nähe leben dürfen. Alles Liebe Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
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