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  #1  
Alt 30.11.2007, 15:23
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Blinzeln AW: ***weihnachtsgeschichten***

Hallo Ihr Lieben,

ich find's "goldig" - dieses Thema Obwohl ich keine praktizierende Christin bin ;o)

Und so les' ich halt jetzt weiter meinen Dawkins

Alles erdenklich Gute wünscht ALLEN
mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse
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  #2  
Alt 02.12.2007, 23:59
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struwwelpeter struwwelpeter ist offline
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Cool AW: ***weihnachtsgeschichten***

Wie die drei Waisen aus dem Morgenlande es allen Schwierigkeiten zum Trotze doch noch rechtzeitig bis zum Stall in Bethlehem schafften



Die fetten Kamele jaulten gequält auf, und der Galoppometer zitterte bedenklich um die 60-Meile-Marke. Quietschend gingen die hellbraunen Trampeltiere in die Steilkurve der Wüstenpiste.
„Balthasar“, mahnte Kaspar, der auf dem zweiten Kamel saß, zum x-ten Male den Vorreiter, „gib mehr Stoff. Wir schaffen's sonst nie! Das wird ein Riesenreinfall!“
Balthasar grinste müde und preßte den Treibschenkel fester in die Weichen seines Reittieres. „Hast wohl schiß, Alter, was?“
„Mann“, erwiderte Kaspar, „das hat doch nix mit Schiß zu tun. Ist nur 'ne Überlebensfrage. Ich möchte gern in die biblische Weihnachtsgeschichte eingehen. Er ist jetzt ganz dicht vor uns. Siehst du ihn?“
Er deutete auf den blendend blauen zuckenden Stern, der groß jenseits des Grenzübergangs zu sehen war.
„Seh' ich doch locker ohne Pupille“, erklärte Balthasar und gab seinem Kamel so heftig die Peitsche, daß dieses mitten im Galopp einen ungetümen Satz macht, der Balthasar fast aus den Höckern gehauen hätte.
Melchior, der Schlußmann der kleinen Karawane, sagte gar nichts, obwohl er genauso wie Kaspar dachte, sondern keuchte nur schwer. Der lange Ritt nahm ihn körperlich mit.
Nur wenige Stadien vor ihnen und etwa 120 Klafter tiefer leuchteten zahlreiche Lichter in der Dunkelheit. Vor einer knappen halben Stunde bereits hatten sie die beiden Schilder mit den Hinweisen „Noch 15 Meilen bis Bethlehem“ und „Zum Toten Meer rechts einordnen“ passiert.
Unumstößliche Tatsache war, daß die Zeit drängte. Den Vorhersagen und ihren eigenen, gemeinhin recht zuverlässigen Berechnungen nach, mußte es jeden Augenblick passieren. Ein Indiz dafür war, daß der blendend blaue Stern intensiver zuckte und pulste, gerade so, als litte er unter himmlischen Wehen und sei kurz vorm Kreißen.
Unvermittelt sahen sich die drei Weisen, die interessanterweise auch noch Waisen waren - was sinnigerweise nicht überliefert wurde -, nach dem Überreiten einer Wanderdüne mit einem Meer lodernder Fackeln konfrontiert, die drei gewaltigen, gesenkte Schlagbäume, eine ebensolche Anzahl von Wachhäuschen sowie eine daneben befindliche Wachstation erleuchteten.
„Willkommen in der Zählstadt Bethlehem, Kreis Judäa!“ stand da in lateinischen und hebräischen Buchstaben auf einem Schild. Und auf einem anderen: „Achtung! Noch zwei Stadien bis zur Grenze! Ausweispapyri bereithalten!“
Der Andrang der Menschenmassen an Schlagbäumen und Wachstation war unglaublich. Ein akustischen Gewölk von Geschrei, Gewieher, Gejaule, Gesumm und Gebrumm empfing die drei herangaloppierenden Weisen.
Ohne Vorankündigung zügelte Balthasar sein Kamel. In letzter Sekunde nur konnten Kaspar und Melchior ein Aufreiten verhindern, indem sie seitlich auswichen.
Die beiden fluchten unschön und schauten ihren Vorreiter vorwurfsvoll fragend an.
„Da kommen wir doch nie durch! Machen wir lieber kehrt!“ meinte Balthasar resignierend, was überhaupt nicht zu seiner Art paßte.
„Wieso?“ wollte Melchior wissen.
„Na, sieh dir doch mal die Warteschlange an!“ Balthasar deutete auf den rechten Schlagbaum, neben dem das Schild „Morgenländer hier einreiten!“ stand, und die davor befindliche Schlange. „Bis wir abgefertigt sind, ist alles vorbei!“
„Oh, ja“, meinte Melchior betrübt und senkte zerknirscht sein turbangekröntes Haupt. „Das hätten wir natürlich vorhersehen müssen.“
„Ich hab's vorhergesehen“, erklärte Kaspar beschwichtigend, „und deshalb Vorsorge getroffen. Laßt mich nur machen.“
Er griff in eine seiner Satteltaschen und entnahm ihr drei große Umhängeschilder, auf denen in Hebräisch und Lateinisch „VIP“ geschrieben stand. Zwei davon reichte er seinen Begleitern. „Hängt sie euch um.“
Balthasar und Melchior wechselten einen erstaunten Blick, befolgten aber Kaspars Anweisungen, der sich nunmehr an die Spitze der kleinen Karawane setzte und auf besagten Schlagbaum zutrabte.
Im Vorbeireiten sahen die drei, daß die Warteschlange an dem mit „Römer hier einreiten“ beschilderten Durchlaß am kürzesten, die an dem mit „Judäer hier einreiten“ markierten am längsten war.
Die Massen wichen zunächst mürrisch und erbost, dann aber ehrfurchtsvoll beiseite, als sie erkannten, was auf den Schildern der drei Weisen stand, die an ihnen vorbeidrängten.
„Heil, Augustus! Halt!“ brüllte der römische Legionär neben dem Schlagbaum und hob drohend seinen Speer. „Vordrängeln gibt's nicht! Stellt Euch an, wie alle anderen auch!“
Kaspar deutete mit gewichtiger Miene auf sein „VIP“ Schild. „Heil, Augustus! Könnt Ihr nicht lesen, guter Mann?“ fragte er.
„Natürlich“, erwiderte der Angesprochene gekränkt, doch zugleich sichtlich beeindruckt. „Das muß ich wohl übersehen haben. Verzeiht.“
„Schon gut, schon gut“. Kaspar winkte ab. „Dürfen wir passieren?“
„Die Formalitäten müßt Ihr schon über Euch ergehen lassen, edle VIP-Herren“, erwiderte der Legionär nunmehr freundlicherer Miene. „Habt Ihr die Papyri zur Hand? Welches ist der zweck Eures Besuches? Seid Ihr beruflich oder als Touristen hier? Habt Ihr anmeldepflichtige Waren bei Euch?“ Er schaute die drei Weisen fragend an.
Die reichten ihm zunächst ihre Ausweispapyri.
„Ah“, meinte der Legionär, nachdem er einen kurzen Blich darauf geworfen hatte, „interessant. Bei Euch allen ist die Berufsbezeichnung „Weiser aus dem Morgenlande“ eingetragen“. Er musterte die drei plötzlich unterwürfig. „Seid Ihr etwa diese berühmten Wahrsager...?“ Er beendete den Satz nicht, sondern geriet ins Sinnen.
„Aber gewiß doch, guter Mann“, sagte Balthasar ungeduldig. „Es steht ja da. Nun laßt uns endlich passieren. Wir sind in Eile!“
Der Legionär reichte ihnen langsam die Papyri zurück und stützte sich auf seinen Speer „Ihr wißt gewiß, edle Herren“, meinte er dann. „daß - VIP hin, VIP her - hier Rom das Sagen hat. Ich muß also auf der Einhaltung der Einreiseformalitäten bestehen.“
„Na schön“, erklärte Kaspar. „Zweck unseres Besuches ist die Anbetung eines Kindes mit gleichzeitiger Übergabe von Geschenken. Woraus sich wohl von selbst ergibt, daß wir aus beruflichen Gründen hier sind. Und anmeldepflichtige Waren haben wir nicht. Genügt das als Auskunft?“
„Geschenke?“ Der Legionär runzelte die Stirn. „Und doch keine anmeldepflichtigen Waren? Hmm!“ Er lehnte seinen Speer ans Wachhäuschen, nahm den Helm ab und kratzte sich ebenso verunsichert wie verlegen den Schädel.
„Wenn Ihr's genau wissen wollt“, meldete sich ungehalten Balthasar, der wieder ganz der alte war, zu Worte, „wir führen nur die üblichen zollfreien Mengen von Weihrauch, Myrrhe und Gold mit. Überzeugt Euch doch selbst, wenn Ihr uns nicht glaubt! Macht schon, denn sonst werden wir bei Eurem Vorgesetzten eine Beschwerde einreichen, die Euch ein halbes Jahr Galeere einbringen kann, wie Ihr Euch wohl denken könnt“.
Der Legionär verneigte sich und griff zur Kurbel des Schlagbaums um diesen hochzudrehen.
„Verzeiht, verzeiht, edle Herren! Natürlich dürft Ihr passieren!“ rief er. „Ich dachte nur, daß Ihr, da Ihr so weise seid, einem bescheiden besoldeten Legionär einen heißen Tip geben könntet“; fügte er hinzu und sah die drei Weisen fast flehentlich bittend an, die ihre Kamele zu treiben begannen.
„Was für ein Tip?“ fragte Melchior, der sich wieder ans Ende der kleinen Karawane gesetzt hatte, in einem aufwallenden Gefühl von Mitleid für den römischen Besatzer.
„Ich wüßte gern die Lottozahlen der Weihnachtsausspielung“, sagte der Legionär. „Wenn ich sechs Richtige hätte, könnte ich endlich in Pension gehen. Am Tag vor Heiligabend ist Annahmeschluß“.
Melchior hielt sein Kamel an. „Wenn's weiter nichts ist.“ Er schaute zu dem blendend blauen zuckenden Stern hinüber, der jetzt über einem abbruchreifen Stall verweilte, und schloß kurz die Augen. „Die sechs Gewinnzahlen für Euch zum Mitschreiben“, meinte Melchior dann gönnerhaft und fuhr fort: „Sieben, acht, neun, zehn, zwölf, vierundzwanzig. Und die Zusatzzahl ist Null.“
„Ich danke Euch, edler Herr“, jauchzte der Legionär, der die Zahlen eifrig notiert hatte, überschwenglich, dieweil Melchior seinem Kamel die Sporen gab. „Das werde ich Euch nie vergessen!“
„Melchior!!!“ brüllten Kaspar und Balthasar, die schon weitergeritten waren, unisono, „Nun komm endlich!“
„Ich komme ja schon“, rief Melchior ihnen zu.“ Und an den Legionär gewandt sagte der im Angalopp: „Dankt mir lieber nicht, guter Mann. Annahmeschluß war nämlich gestern. Heute ist Heiligabend!“









Cabrio fahren ist die bessere Form von Obdachlosigkeit


Geändert von struwwelpeter (03.12.2007 um 10:01 Uhr)
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  #3  
Alt 03.12.2007, 22:36
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struwwelpeter struwwelpeter ist offline
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Der Beleuchtungswettkampf



Und für die Vorweihnachtszeit gilt dies ganz besonders. Habe dies meinem Nachbar erläutert, der mir in dieser Hinsicht voll zustimmt. Die kalte Witterung läßt die Gedanken klarer hervortreten, der Alltag mit seinen dummen Streitereien tritt zurück und macht wirklich Wichtigem Platz. Mein Nachbar erzählt mir, daß er in diesem Jahr beabsichtige, seine Tanne im Garten mit hübschen Lichtern zu schmücken. Wegen der Stimmung. Finde das toll.
Seit gestern hat mein Nachbar einen Tannenbaum illuminiert. Kleine Lämpchen, ca. 20 Stück weiß. Sieht hübsch aus, sagt die ganze Nachbarschaft. Habe beschlossen, mich solidarisch an der Weihnachtsstimmung zu beteiligen und mich im Baumarkt nach kleinen Lämpchen umgesehen. Natürlich sollte die Menge nicht zu spärlich ausfallen, von wegen der Wirkung und so. Erstand kurzentschlossen eine 50er Lichterkette mit extrastarken Lämpchen, brilliantweiß. Werde sie gleich heute abend montieren.
Komische Sache. Mein Nachbar scheint meinen Wunsch zur gutnachbarlichen Zusammenarbeit zwecks Verschönerung der Straße mißverstanden zu haben. Heute morgen waren bei ihm sämtliche Tannenbäume sowie zwei Kirschbäume und eine Platane mit Lichterketten versehen. Eine flüchtige Zählung mit dem Feldstecher ergab eine Rate von mindestens 80 Lämpchen je Baum. Soll das ein Wettkampf sein? Ist doch erwachsenen Menschen unwürdig.
Kam heute Mittag zufällig im Baumarkt vorbei.
Wußten Sie, daß man bei Abnahme von 15 Lichterketten a 150 Leuchteinheiten Sonderrabatte erhält? Besonders effektvoll seien blinkende Ketten, vorzugsweise die 250er-Einheiten mit Hochspannungssicherheitstransformator und induktiver Anschaltung. Da ich das für übertrieben halte, habe ich für die große Tanne lediglich 2 davon gekauft. Komme unter Einsatz von zwei Gummibäumen auf jetzt 14 behängte Gewächse. Ein Odem des Friedens geht vom Garten aus.
Eine Kampfansage. Mein verschwendungssüchtiger Nachbar hat den kompletten Zaun mit Leuchtkörpern behängt. Ca. 1000 rhythmisch blinkende Lampen in geschmacklosestem technicolor. Die Farbe bringt einen Stich ins proletarisch-billige in die Weihnachtsbeleuchtung. Das bestätigt auch mein Elektriker, der an unserer Fassade Leuchtsterne und die biblischen Motive angebracht hat. ?Wenn schon Farbe, dann aber leuchtend-kräftige Halogenstrahler wie diese hier.“
Die rhythmisch blinkenden Figuren an sämtlichen Fenstern verursachen schlimme Kopfschmerzen, die auch bei Betrachtung meiner neu angebrachten 5000-Watt-Licht-bogen-Himmelstrahler nur wesentlich besser werden. Sie werfen rhythmisch zuckende Lichtfinger in den wolkenverhangenen Himmel und geben einen interessanten Kontrast zu den lasergesteuerten Beamern, die auf den Wolken interessante Bilder und Szenen aus der Weihnachtsgeschichte schreiben. Dagegen sind die neu installierten Lauflichter an den Fassadenkanten des Hauses meines intriganten Nachbarn geradezu lächerlich profan.
Hatte heute Besuch eines Technikers der städtischen Stromwerke, der den fulminanten Anstieg meines Stromverbrauches für einen Defekt im Leitungssystem hielt. Unsere Unterhaltung wurde stark gestört durch das elektrische Glockengeläut auf dem Nachbargrundstück, das mit 38 Kupferglocken elektronisch gesteuert die bekanntesten 40 Weihnachtslieder spielt. Der Techniker empfahl mir, einen neuen Industrietrafo setzen zu lassen und im Abrechnungssystem auf Gewerbeabrechnung für mittelgroße Betriebe umzusteigen, wegen der günstigeren Grundgebühren. Beim Weggehen meinte er kopfschüttelnd, ob ich nicht etwas gegen dieses Glockenradau unternehmen wolle. Zeige ihn meine neuen 2000-Watt Außenlautsprecher mit Punktcharakteristik und die zugehörige Abspielstation für das Unterhaltungsband ?Stille Nacht“. Heute Abend gehe ich auf Sendung.
Habe einen Beamer installiert, der auf das Garagentor die Neuverfilmung der Jesusgeschichte mit Charles Heston in der Hauptrolle projiziert. In Reserve halte ich noch eine Kopie der ?10 Gebote“. Da kann mein geschmackloser Nachbar mit den Außenlautsprechern in der Rezitation der Weihnachtsgeschichte natürlich einpacken, zumal, der Schneewerfer auf meinem Dach durch die erzeugten Schneemengen alle Geräusche stark zu dämpfen pflegt. Mehrere strategisch angebrachte Heizstrahler halten dabei die illuminierten Gartenbäume schneefrei.
Die Menschenmassen in unserer Straße nehmen langsam unübersehbare Ausmaße an. Dabei kann ich voller Stolz feststellen, daß das Ausblasen von feinen Silbersternen vor dem Haus die allgemeine Bewunderung auf dieser Seite der Straße konzentriert. Da kann auch das Rentiergespann mit Kinderbelustigung meines Nachbarn nichts daranändern. Zumindest seit meinen kostenfreien Ausschank von Getränken und der Verteilung von Gebäckteilen.
Etwas Merkwürdiges ist passiert. Die Stadtverwaltung hat alle weihnachtlichen Zurschaustellungen in meiner Straße verboten, mit dem völlig irrelevanten Argument, hier werde ein nicht genehmigter Weihnachtsmarkt abgehalten. Ich bin fassungslos. Und das an Weihnachten, dem Fest des Friedens und der Besinnung.



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  #4  
Alt 04.12.2007, 21:41
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Linnea Linnea ist offline
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Liebe Ina,

heute möchte ich Dir hier einmal einen kleinen Gruß hinterlassen. Ich hoffe Du genießt die (therapiefreie) Adventszeit in vollen Zügen! Alles Liebe und Gute für Dich! Deine Linnea




Aurelius

„Zimm“, machte der Engel Aurelius auf seiner Harfe. „Zimm, zilimm.“
„Halleluja!“ Der diensthabende Oberengel blieb neben Aurelius stehen. „Halleluja“, antwortete Aurelius höflich. Denn Engel sind immer höflich.
„Was machst du heuer zu Weihnachten?“, fragte der Oberengel. „Ich weiß noch nicht“, antwortete Aurelius. „Vielleicht Harfe üben. Ich möchte zum Himmelsorchester.“
„Wir brauchen noch einen Weihnachtsengel auf der Erde“, sagte der Oberengel. „Ich habe an dich gedacht.“
Aurelius legte die Harfe weg und nickte gehorsam. Denn Engel sind immer gehorsam.
„Was habe ich zu tun?“, fragte Aurelius. „Du darfst drei Menschen auf der Erde einen Wunsch erfüllen“, antwortete der Oberengel. „Nichts leichter als das“, frohlockte Aurelius. Engel frohlocken bekanntlich gern.
Der Oberengel lächelte nur.
Aurelius nahm die nächste Eilwolke zur Erde. Er landete in einer Stadt. Menschen hasteten an ihm vorbei, Autos hupten, eine Straßenbahn klingelte schrill.
„Schau, Mama, ein Engel“, sagte ein kleines Mädchen. „Das ist nur jemand, der sich als Engel verkleidet hat“, antwortete die Mutter und zog das Kind schnell weiter. Auch sie hatte es eilig.
Aurelius betrat ein Kaffeehaus. An einem der kleinen Marmortische saß ein Mann und hielt den Kopf in die Hände gestützt. Vor ihm lag ein dicker Briefumschlag. Schon wieder hat ein Verlag sein Buch abgelehnt, las Aurelius in seinen Gedanken. Denn Engel können natürlich Gedanken lesen. Wie gut, daß ich gekommen bin, dachte Aurelius.
„Sie wünschen?“, fragte er den Mann, der düster den Brief anstarrte.
„Tee mit Zitrone“, sagte der Mann, ohne aufzuschauen.
„Haben Sie denn keinen anderen Wunsch?“, fragte Aurelius eindringlich.
Der Mann schaute noch immer nicht auf. „Ich hab doch schon gesagt, Tee mit Zitrone“, wiederholte er ungeduldig.
Aurelius seufzte und dachte eine Tasse Tee mit Zitrone auf den kleinen Marmortisch. Ein Kaffeehaus ist wohl doch nicht der richtige Platz für einen Weihnachtsengel.
Lange schlenderte Aurelius unschlüssig durch die Straßen. Schließlich hörte er Kinderstimmen aus einem großen, grauen Haus. „Volksschule“ stand über dem Eingang. Aurelius öffnete die Tür und ging einen langen Gang entlang. Die Kinder hatten gerade Pause. Sie aßen belegte Brote oder Wurstsemmeln und tranken mit Strohhalmen Milch oder Kakao. Ein paar Kinder drehten sich nach Aurelius um und kicherten.
„Der ist bestimmt vom Gymnasium drüben. Da proben sie ein Weihnachtsspiel“, sagte jemand.
Aurelius hörte leises Schluchzen. In einer Klasse saß ein Kind mit verheultem Gesicht.
„Hallo, Klaus, hast du Kummer?“, fragte Aurelius. Klaus schaute Aurelius erstaunt an. „Bist du vom Schülertheater?“
Nein, ich bin einer von den Himmlischen“, antwortete Aurelius. „Du darfst dir etwas wünschen.“
„Ich bin doch nicht so blöd und glaub so was“, sagte Klaus.
„Hab ich nicht auch deinen Namen gewußt?“ gab Aurelius zu bedenken. Klaus überlegte kurz. „Steht doch da auf meinem Heft“, sagte er dann.
„Du hast einen Wunsch frei. Versuch’s doch“, drängte Aurelius. „Na los, du Scherzbold. Dann verwandle mein Nichtgenügend in eine Sehrgut“, verlangte Klaus und schob Aurelius sein Diktatheft entgegen. Da waren fast so viele Fehler wie Wörter.
„Noten sind doch unwichtig“, sagte Aurelius. „Gibt es denn nichts Wichtigeres, was du dir wünscht?“
„Ich hab mir gleich gedacht, daß du’s nicht kannst“, sagte Klaus.
Seufzend berührte Aurelius die Heftseite. „Null Fehler. Sehr gute Arbeit“, stand da plötzlich mit Rotstift geschrieben. Im Diktat war kein einziger Fehler mehr. Sprachlos starrte Klaus auf die schön geschriebenen Zeilen. Als er wieder aufschaute, war Aurelius verschwunden.
Es war dunkel geworden. Nachdenklich ging Aurelius an den weihnachtlich geschmückten Auslagen vorbei. Er schüttelte unzufrieden den Kopf. Einmal Tee mit Zitrone und ein Sehrgut im Diktatheft... Mit dem letzten Wunsch würde er achtsamer umgehen. Plötzlich hörte er eine verzweifelte Stimme durch die dicken Wände eines Hauses. Denn natürlich können Engel durch Wände hören. Aurelius ging der Stimme nach. Durch eine Wohnungstür im ersten Stock konnte man die Stimme ganz deutlich hören. Auch wenn man kein Engel war.
„Wenn ich nur wüßte, was ich machen soll! Es ist zum verzweifeln!“, jammerte die etwas schrille Stimme. Aurelius läutete. Die Tür wurde sofort aufgemacht.
„Na, endlich sind Sie da“, sagte eine rundliche kleine Frau mit rotem Gesicht, ohne Aurelius anzusehen. „Fangen Sie gleich an, die Brötchen anzubieten.“
„Brötchen?!“ Aurelius war verwirrt.
Jetzt schaute ihn die rundliche kleine Frau an. „Bringen Sie nicht die Brötchen für unsere Weihnachtsfeier?“, fragte sie entsetzt. „Ja, was wollen Sie denn dann? Und warum sind Sie verkleidet, um Himmels willen?“
„Um Himmels willen“, bestätigte Aurelius. „ich bin hier, um ihnen einen Wunsch zu erfüllen.“
„Sie sehen doch, Sie stören“, sagte die Frau nervös. „Das ist eine private Weihnachtsfeier.“ Es läutete wieder an der Tür. Diesmal waren es die Brötchen. Drei Kellner reichten üppig beladene silberne Teller herum. Die Brötchen waren kunstvoll verziert. Aurelius lehnte dankend ab. Engel essen keine Brötchen.
„Haben Sie denn keinen Wunsch?“, fragte Aurelius die Frau. Ein paar Gäste kamen näher und hörten zu. „Wir haben hier einen Weihnachtsengel“, rief die Frau. „Hat zufällig irgendjemand einen Wunsch?“ Die Gäste lachten und redeten durcheinander.
„Er soll beweisen, daß er ein echter Engel ist“, rief ein Gast laut. „Vielleicht schweben oder was Engel halt so tun.“
„Ihr vergeudet eine Gelegenheit, die vielleicht nie wiederkommt“, sagte Aurelius eindringlich.
„Wunsch ist Wunsch“, sagte der Gast störrisch. „Jawohl, Beweise“, sagte jemand anders lachend.
Aurelius war mit seiner Engelsgeduld am Ende. Er hob die linke Hand. Farbige Lichtstrahlen breiteten sich rund um ihn aus und wurden zu einem intensiven Leuchten. Einen Augenblick blieb Aurelius so stehen. Dann schwebte er durch das Doppelglasfenster in die dunkle Winternacht. Wie eine Sternschnuppe verglühte das Licht am nachtschwarzen Himmel.

„Frohe Weihnachten, lieber Aurelius“, rief der Oberengel zur Begrüßung. „heuer bin ich Weihnachtsengel für die Himmlischen. Du hast einen Wunsch frei.“
„Halleluja!“, frohlockte Aurelius. Leise und fast richtig begann er „Stille Nacht“ auf seiner Harfe zu spielen.
„Dein Wunsch?“, fragte der Oberengel.
„Nie wieder Weihnachtsengel!“, sagte Aurelius.

Edith Schreiber-Wicke
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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  #5  
Alt 04.12.2007, 21:55
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struwwelpeter struwwelpeter ist offline
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Adventskalender

Tagebuch eines Adventliebhabers, dessen Adventskalender zur Tragödie auswächst. Merke: Traue keinem Adventskalender!


Erster Dezember
Hurra, ich darf das erste Fenster meines Adventskalenders öffnen. Ein Schokoengelchen. Ich liebe den Advent.
* Zweiter Dezember
Eine Glocke. Ich lasse die Schokolade auf meiner Zunge zergehen und bekomme einen zärtlichen Kuss meiner Liebsten. Die Adventszeit ist immer so romantisch.
* Dritter Dezember
Kollege Meier erzählt mir von seinem tollen Adventskalender mit Pralinen und kleinen Geschenkchen. Ich freue mich für ihn. Ich hatte ein Schokoauto.
* Vierter Dezember
Ein Schokokopf. Nichts nennenswertes passiert.
* Fünfter Dezember
Kollege Niederkopf erzählt in der Kantine schmutzige Adventswitze. Habe aus Höflichkeit mitgelacht. Frl. Blasewetter sah pikiert zu Boden. Schokotannenzweig.
* Sechster Dezember
Nikolaustag. Meier kommt mit einem Nikolauskostüm und verteilt Schokolade und Kondome. Lustiger Scherz. Ich mache mich über die Schoki her und schiebe die Kondome unserer jungen, allerdings auch sehr hübschen Azubine zu. Schutz ist heute so was von wichtig. Vor allem für die Jugend. Demnächst muss ich mich wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz äußern.
* Siebter Dezember
Meine Liebste scheint sich über den Wischmop den ich ihr zum Nikolaus schenkte irgendwie nicht zu freuen. Istäußerst muffig heute. Schokoschlitten im Kalender. Kolleginnen gehen mir aus dem Weg. Menschenskind, ich wollte doch wirklich nur das Beste für die Kleine. Frl. Blasewetter murmelte was von "Ja, ja" und ".. sein bestes Stück".
* Achter Dezember
Zweiter Advent. Meine Liebste war wieder versöhnlich. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als ich mein Sturmfeuerzeug zum Entzünden der zwei Kerzen auf dem Adventskranz zückte. Bei den anderen brannten nur zwei mickrige Kerzen, bei uns der ganze Kranz. Warum war das Holz auch nur so trocken?
* Neunter Dezember
Anschiss wegen Nikolaustag. Die Frauenbeauftragte unserer Firma grinste hämisch. Eintragung in der Personalakte. Als ich wieder an meinen Schreibtisch zurück kam fand ich zwei Kondome auf meinem Platz liegen. Schnell steckte ich sie ein. Schokoflugzeug.
* Zehnter Dezember
Hatte einen Schokohasen im Kalender und einen eiskalten Hasen mir gegenüber am Frühstückstisch sitzen. Sie hatte die Gummis in meiner Tasche gefunden. Meine Beteuerungen das ich ihr ewig treu bin prallten an ihr ab wie ein Zwerg an Santas Bauch. Frostiger Empfang im Büro und auch am Abend Zuhause. Habe Angst vor Frostbeulen.
* Elfter Dezember
Azubine kam im Minirock. Das macht sie extra. Ignoriere sie geflissentlich. Meier pfeift ihr nach. Blöd, dass er das auf der Türschwelle in sein Büro machte und ich allein auf dem Gang stand als sie sich umdrehte. Termin beim Boss für morgen in Outlook eingetragen. Mausi ist immer noch sauer
* Zwölfter Dezember
Meier schwärmt wieder davon was er heute in seinem Kalender fand. Er geht mir auf den Nerv. Der Boss glaubt mir meine Schilderung des Vorfalls am Vortag nicht. Zweite Eintragung und eine dringende Empfehlung einen Bogen um Auszubildende und Minderjährige zu machen.
* Dreizehnter Dezember
Schatzi spricht wieder mit mir. Ich wünschte nur es wäre was freundlicheres als "Bring den Müll raus". Hatte das Büro für mich allein. Zumindest gingen alle als ich es betrat. Als ich mich in der Kantine zu meinen Kollegen setzte standen diese auf. Mir fiel auch auf das sie mich heute nicht fragten ob ich zum essen gehe. Komisch.
* Vierzehnter Dezember
Die Nachbarkinder machten eine Schneeballschlacht. In einem Anfall eines jugendlichen Gefühls machte ich mit. Blöd das sich ein Stein in meinem Schneeball versteckte. Ich überschlug im Geiste wie viel eine Katze kosten könnte. Was muss das Vieh auch in die Wurfbahn springen.
* Fünfzehnter Dezember
Dritter Advent.
Behutsam entferne ich den "Katzenmörder"-Zettel von meiner Haustür. Mein Mäuschen war am Kofferpacken. Sie hatte mit einer Freundin telefoniert die lustigerweise mit einem meiner Kollegen verheiratet war. Meine Erklärungsversuche scheiterten.

* Sechzehnter Dezember
Hatte einen Schokotannenbaum im Kalender. Ich fand Schokolade nicht mehr so spannend. Mausi fehlt mir.
* Siebzehnter Dezember
Hab mit Mausi telefoniert. Konnte sie nach stundenlangen Betteln und Überreden dazu bringen wieder zurück zu kommen. Wir lagen uns weinend in den Armen. Als wir später ins Bett gingen kreuzte ein neues Problem auf. Stress erzeugt tatsächlich Impotenz. Ich war immer stolz darauf dass er stand wie ein Weihnachtsbaum. In dieser Nacht war's eher eine Trauerweide.
* Achtzehnter Dezember
In der Arbeit reißt Meier Pädophilenwitze. Werde dabei von Kollegen lachend angesehen. Gedanken an einen Axtmord durchschleichen meine Hirnwindungen.
* Neunzehnter Dezember
Schokoschlitten. Bin frustriert. Sex hat letzte Nacht wieder nicht geklappt. Mausi seufzt jedes Mal bei meinem Anblick.
* Zwanzigster Dezember
Kleiner Umtrunk. Meier gibt einen aus. Meier will auf kameradschaftlich machen und haut mir auf die Schulter so das ich mein Glas verschütte. Laufe panisch aufs Klo. Solche Flecken bekommt man später nicht mehr raus. Verdammt. Falsche Tür. Stehe nur in Unterhosen vor der Azubine. Sie hat nen Mini an. Das Gute daran: die Impotenz ist augenscheinlich vorbei.
* Einundzwanzigster Dezember
Ich lese zum dritten Mal die Kündigung während Mausi weinend ihre Sachen packt. Ihre Mutter im Auto hupt schon. Hatte eine Schokoweihnachtskugel.
* Zweiundzwanzigster Dezember
Ein Nachbar wünscht mir frohe Feiertage. Ich haue ihm ein blaues Auge. Habe kurz darauf selber eines. Der Freund der Azubine freute sich nicht so sehr über den Behandlungserfolg seiner Freundin bei meinem kleinen Schwellkörperproblem.
* Dreiundzwanzigster Dezember
Die Polizei steht vor der Tür. Ich denke sie sind wegen des kleinen Vorfalls im Supermarkt mit einem verkleideten Weihnachtsmann hier. Egal was mit mir passiert, ER würde keinen Nachwuchs mehr zeugen. Sie drohen die Tür einzutreten. Als Antwort schicke ich ihnen meinen lichterloh brennenden Weihnachtsbaum den ich aus dem Badezimmerfenster im ersten Stock fallen lasse. Ich hätte den Baum doch nicht schon im Wohnzimmer anzünden sollen. Nun hat auch die Feuerwehr ein dringendes Bedürfnis meine Wohnung von innen zu besichtigen. Ich sitze auf dem Dach und singe Weihnachtslieder die nicht unbedingt für Kinderohren gedacht sind.
* Vierundzwanzigster Dezember
Ich feiere Weihnachten mit Bob. Wir teilen uns unsere Zelle. Bob ist sehr nett. Er mag mich. Er sagt er habe ein Geschenk für mich. Ich freue mich schon, wenn ich es auspacken darf. Bob sagt, es ist etwas für jeden Tag. Aber warum kommt der Weihnachtsmann mit dickem Sack und strammer Rute?

Alles klar? So ein Adventskalender kann ganz schön in die Hose gehen. Auch in eine weihnachtliche Hose. *g*


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  #6  
Alt 10.12.2007, 21:55
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Säugling in Stall gefunden - Polizei und Jugendamt ermitteln




Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen

BETHLEHEM, JUDÄA - In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.
Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert.

Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer"
eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihn angetragen,sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.
Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekanntgegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: "Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen."
Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Fahrlässigkeit rechnen. Ihr geistiger Zustand wird deshalb näher unter die Lupe genommen, weil sie behauptet,sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott.
In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."
Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken ihnen befohlen hätte den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."
(gefunden in d.t.j. - Verfasser unbekannt)
(Falls es bis hierher jemand nicht gemerkt hat: Das ist eine Satire! )


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  #7  
Alt 11.12.2007, 01:16
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Die Verspätung des Nikolaus





Der große rote Nikolaus
sucht gar so gute Sachen aus.
Er geht zu jedem Haus
und bringt in Saus und Braus.


Den Sack zur Tür herein-
wo Kindelein klein
die beiden Äugelein
schon steckt ins Zimmer rein:


"Oh Nikolaus,
Du schaust gar grimmig drein,
was ist denn bloß im Sacke fein,
die Rute statt dem Zuckerhaus?


Was hab ich denn verbrochen,
ich hab Dir doch versprochen,
Dir auch Gedichterl aufzusagen,
ohne Stottern, ohne Zagen."


Der Nikolaus war doch nicht bös,
nur abgemüht und so nervös,
wei eben diesem guten Herrn
verloren ging sein Mandelkern.


Er war mit seinem Wunderschlitten
an Stadtens'Rande ausgeglitten
und mit härtester Gewalt
gegen einen Baum geprallt.


Des Sackes Netzwerk feingewebt
hatt' allerheftigst schon gebebt,
bis schließlich in den größten Wogen
die Äpfel, Nüss' auf Weg hinflogen.


Ein heft'ger Fluch wär über Lippen
des guten Nikolaus geglitten,
wenn ihm nicht plötzlich starr vor Schreck
die Luft in seiner Brust bleib weg.


Er sah den stark gefürchteten Ganoven,
vor dem es jeden Städter graust,
und der allein im Walde haust
mit einer Flinte vor sich tobend-

"Du kannst es doch nicht mehr verschenken,
niemand könnt' Dir gar verdenken,
wenn Du mir diese Sachen läßt,
in diesem gottverdammten Nest.


Der Niklaus schaute auf die Flinte,
was saß er drinnen in der Tinte,
jetzt muß das Fest des hei'gen Herrn
um viele Tag verschoben werden.

Und all die kleinen Kinderlein
jetzt ohne Freude müssen sein.
Und welche Schuld und Gram allein
wird auf dem Karren einzig sein.


Im Wald gab es ein Engelskind,
das lebte still in Einsamkeit
zum Schutz des bösen Ludermanns.
Es wollt, dass er auch Ruhe find
und nicht in scharzem Tod verschneit.


Er sah doch nie den Lichterschein,
der unweit von der Hütte wohnte-
auch wenn die Wärme war recht klein,
sie doch vor Tod und Kälte schonte.


Und eben dieses Lichterkind
kan durch die Kälte zu dem Wagen
und gab dem heil'gem Herrn geschwind
die neue Gab von Himmelsladen.


Entschuldigung und großer Segen
begleitet ihn auf seinen Wegen
durch die Welt zum Lichterschein -
Jetzt muß der Niklausabend später sein.



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  #8  
Alt 12.12.2007, 23:41
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Plätzchenduft im ganzen Haus




Wieder diese dunkle Jahreszeit. Wieder Dezember. Wieder diese langen Nächte und kurzen Tage. Und wieder die Familie, die quengelt, ich soll Plätzchen backen.
"Nein!" sage ich dieses Mal entschieden. "Ich backe in diesem Jahr keine Plätzchen. Mann und Sohn gucken mich an, als ob ich ihnen soeben mitgeteilt hätte, dass ich beabsichtige, nach Timbuktu auszuwandern. Alles, nur das nicht. Sie flehen. Sie nölen. Sie schimpfen. Und ich argumentiere damit, dass es keinen Spaß macht, viele Stunden in der Küche zuzubringen, nochmals Stunden mit deren Reinigung beschäftigt zu sein, die Produkte meiner Schweiß treibenden Arbeit sich noch am Backtag bis auf die Hälfte dezimieren zu sehen, um dann festzustellen, dass anschließend niemand mehr von den Keksen isst. Nicht nur nicht im Dezember, nein auch am Fest selbst wird alles Mögliche gegessen und genascht, nicht aber Mutters Kekse.
Ich schlug vor, in eine gute Konditorei zu gehen, und ein paar von diesen wunderbaren Keksen zu kaufen, die so schön aussehen, wie ich es niemals hinkriegen würde. Aber sie schüttelten beiden heftig die Köpfe und argumentierten: "Aber das riecht doch so schön im ganzen Haus." Okay, da hatten sie ja nun Recht. Trotzdem habe ich keine Lust, Kekse für den Mülleimer zu produzieren. Basta!
Im letzten Jahr hatte ich logisch überlegt und nur noch die Hälfte Kekse gebacken. In der Hoffnung, dass dann alle an einem Tag aufgegessen würden. Aber die Rechnung ging nicht auf. 1. hatte ich fast genau so viel Arbeit, weil es der verschmutzten Küche egal ist, ob zehn oder fünf Bleche gebacken wurden und 2. haben sie von der Hälfte eben wieder nur die Hälfte gegessen. Ob sie es unverschämt gefunden hätten, alles auf einmal zu essen, oder ob ausgerechnet im letzten November ihr Keksappetit nur halb so groß war, bleibt unbekannt. Mein Entschluss stand fester den je: In diesem Jahr keine Kekse.
Nun waren meine beiden Süßen nicht gewillt, auf selbst gebackene Weihnachtssüßigkeiten zu verzichten. Und weil Muttern dieses Mal nicht als Produzentin zur Verfügung stand passierte, was passieren musste. Die beiden wälzten Backbücher, kauften Frauenzeitschriften mit Plätzchenrezepten und bereiteten sich akribisch auf den großen Backtag vor. Wenn eine Frau kocht oder backt, geht sie in die Küche, schmeißt Ofen und Herd in Gang und legt los. Männer jedoch planen alles bis in die kleinste Kleinigkeit. Sie lasen die Rezepte, murmelten was von Kouvertüre, Petit Fours und viele andere leckere Ausdrücke. Ich schmunzelte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das hinkriegen würden. Meine Kekse, die ich immer genau nach Anweisung backte, sahen nie so umwerfend toll aus, wie sie in den Zeitschriften oder Backbüchern abgebildet waren. Aber die beiden hatten - so schien es - den Anspruch, es besser zu machen als ich.
Ich gebe zu, dass ich ein bisschen in meinem hausfraulichen Stolz gekränkt war. Und ein bisschen juckte es mich doch, ihnen zu zeigen, wer hier besser backen konnte. Doch ein Zurück gab es nun nicht mehr für mich. Zu viel hatte ich daran gesetzt, mein Ziel zu erreichen. Um nicht in irgendeine Versuchung zu kommen, in den nachmittäglichen Backvorgang einzugreifen, verzog ich mich für einige Stunden.
Ja, es stimmt, ich war sehr neugierig, als ich nach Hause kam. Was dort dekorativ in einer Schale angerichtet war, verschlug mir den Atem. Vanillekipferl mit Puderzucker, Zimtsterne mit rosa Verzierungen und vieles mehr. "Alle Achtung!" Das Kompliment meinte ich wirklich ernst.
Erst am Abend im Bett fiel mir auf, dass etwas gefehlt hatte. Der Duft. Genau! Der Plätzchenduft im ganzen Haus.

von R. Fehling
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