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  #1  
Alt 31.12.2007, 12:54
Marion B. Marion B. ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
Beiträge: 125
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

liebe susi,

lange hab ich von dir nichts gelesen, ich hoffe dass es ein gutes zeichen ist, dass du versuchst wieder im leben zu stehen, deinen weg weiterzugehen. du weißt ja seb. wacht über dich.

ich wünsche dir einen guten rutsch ins neue jahr .........

alles liebe

Marion
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  #2  
Alt 19.03.2008, 18:58
SusiSonnenschein SusiSonnenschein ist offline
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Registriert seit: 19.10.2005
Beiträge: 214
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Die Zeit vergeht.....

Vor bald einem Jahr ist das Unfassbare passiert. Es ist bald ein Jahr her, dass ich zum letzten Mal mit Seb sprechen konnte und seine Nähe spüren. Seit einem Jahr hat er eine Lücke in dem Leben aller hinterlassen, die ihm Nahe standen, die schwer zu füllen ist.
Dieses erste Jahr ohne ihn war eine sehr schwere Zeit!
Es fällt mir schwer einen Anfang oder ein Ende zu finden denn es gibt so Vieles dass ich über Seb und unseren gemeinsamen Weg erzählen könnte. Dennoch möchte ich noch einen Eintrag in den "gemeinsamen Traum" schreiben.
Wenn ich an Seb denke kommen in mir unzählige verschiedene Bilder hoch und viele verschiedene Gefühle durchströmen mich. Ich trage viele schöne Erinnerungen in mir für die ich unendlich dankbar bin, auch wenn sie teilweise noch sehr weh tun. Wir wussten seit der Diagnose, dass das Unvorstellbare passieren könnte und mit jedem Rückschlag, mit jeder Untersuchung schien der Tod näher zu rücken. Die Angst vor dieser Endgültigkeit war unser ständiger Begleiter und bescherte uns viele schwere Stunden. Trotzdem bin ich dankbar für diese Zeit – wir durchlebten diese schweren Stunden miteinander und konnten uns gegenseitig Mut machen und uns alles von der Seele reden. Ich bewundere Seb für seine Stärke dem Tod ins Auge zu blicken und offen über seine Ängste zu sprechen. Er hat gehofft und gekämpft bis zur letzten Minute und der Krebs hat nicht eine Sekunde gesiegt - denn er hat es nicht geschafft ihm die Lebensfreude zu nehmen.
Seb war unendlich tapfer und hat allen Menschen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben mehr Trost und Unterstützung gegeben als wir ihm je geben konnten. Es war schwer für uns alle mit der gleichen Tapferkeit dem Tod ins Auge zu blicken und mit Seb darüber zu sprechen. Doch diese Gespräche sind mir im Nachhinein die wertvollsten Gespräche die wir jemals geführt haben, denn sie zeigen mir nun, da ich den Weg allein gehen muss, immer wieder dass wir nichts verpasst haben und nichts zwischen uns unausgesprochen blieb. Wir konnten so Abschied voneinander nehmen und uns auf den bevorstehenden Tod vorbereiten.
Seb konnte so sterben wie er es sich gewünscht hat. Auf seiner Station im Kreise seiner Familie. Ich weiß nicht woher wir alle die Kraft genommen haben, aber wir konnten uns gemeinsam von Seb verabschieden und ihn auf seine letzte Reise ziehen lassen.
Er konnte uns und sein Leben hinter sich lassen und das Erste was ich verspürte war eine große Dankbarkeit, dass ihm das lange Leiden, dass wir so oft bei anderen Patienten beobachtet hatten und vor dem er so viel Angst hatte, erspart bleib. Wir konnten hier auf dieser Erde nichts mehr für ihn tun und ihn nun dort hoffen wo es keine Schmerzen mehr gibt.
Doch auf das was nach dem Tod kommen sollte war ich nicht vorbereitet. Ich dachte in der Zeit der Diagnose und des schweren Kampfs gegen den Krebs immer, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte aber es kam schlimmer -sehr viel schlimmer.
Mit Seb ist ein Teil von mir gestorben und ich benutze immer wieder das Bild von Sebs Amputation. Nun konnte ich nachfühlen wie es ihm gegangen sein muss. Ein Teil von mir wurde entfernt und ich musste lernen neu zu gehen und ohne diesen so lebenswichtigen Teil weiter zu leben. Ich nahm mir immer wieder meinen Kämpfer als Beispiel und spürte, dass ich mit ihm im Herzen jeden Kampf bestehen kann. Ich habe Seb versprochen nicht aufzugeben und so begann nach seinem Tod mein persönlicher Kampf.
Am Anfang versuchte ich einfach nur irgendwie zu überleben und weiter zu gehen. Es liegt ein schweres Stück des Weges hinter mir.... ich habe gekämpft und viele Hürden genommen und versucht den Schmerz zu ertragen. Der Schmerz war ein wichtiger Bestandteil der Bewältigung und Ausdruck meiner Trauer. Mit der Zeit habe ich gelernt meine Wunden zu pflegen und auch wieder schöne Dinge zu entdecken. Der Kampf meines Lebens verwandelt sich langsam aber sicher wieder in " einfach leben".
Ich hatte und habe ein großes Ziel, ich wollte, dass Seb stolz auf mich herunterblicken kann und ich ihm seinen größten Wunsch, dass ich für uns beide weiterlebe und glücklich werde erfüllen.
Die vielen schönen Erinnerungen an mein gemeinsames Leben mit Seb werden nie verblassen und wenn ich an ihn denke ist mein Herz erfüllt mit Liebe. Es ist vielleicht nicht mehr die gleiche Liebe, die uns zu seinen Lebzeiten verbunden hat, aber trozdem eine Liebe die niemals enden wird. Seb lebt in meinem Herzen und in den Herzen vieler Menschen, die ihn lieb gewonnen haben, weiter.
Leider konnten wir unseren gemeinsamen Traum nicht so leben, wie wir uns das vorgestellt haben aber trotzdem konnten wir ihn eine zeitlang leben. Ich bin dankbar dass ich einen so wundervollen Menschen wie Seb ein Stück seines leider so kurzen Lebensweg begleiten durfte.

Susi


Ich möchte mich zum Schluss noch bei allen lieben Menschen hier, die Anteil genommen haben und uns auf unserem Weg mit Worten und Gesten begleitet haben bedanken. Ich hätte oft nicht gewusst was ich ohne Euch getan hätte! Danke
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  #3  
Alt 19.03.2008, 19:16
Johanna1 Johanna1 ist offline
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Beiträge: 37
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Liebe Claudi
Ich bin beeindruckt und berührt!
Liebe Grüße
Anna
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  #4  
Alt 19.03.2008, 19:46
Benutzerbild von Billchen
Billchen Billchen ist offline
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Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Hallo Süsse,
......hab eben deinen Eintrag gelesen und mir laufen fast die Tränen. Ich seh dich in der Gaststätte zwischen Kenny und mir sitzen, als gesungen wurde und du deine, bis dahin so tafper angehaltenen Tränen, nicht mehr aufhalten konntest. Ich werde diesen Moment niemals in meinem Lben vergessen.
Du bist trotz deiner Jugend so eine starke Persönlichkeit, ich glaube ohne deine Stärke wäre dein Schatz nicht in diesem tiefen Frieden, den er ja doch irgendwie hatte auf seinem letzten Weg,von dieser Erde gegangen.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen das auch du, wenn die Zeit gekommen ist, deine Fröhlichkeit wiederfindest, und eines Tages mit einem Lächeln auf den Lippen an Sebastian denken kannst. Und keiner weiß was das Leben dir noch bringt, aber wer will das schon wissen.....
Wünsche dir ein frohes Osterfest und alles Liebe und Gute für deinen weiteren Lebensweg......
Sybille
PS: Hast du irgendwas von Kenny gehört.???.. hatte das letzte mal im November kurzen Telefonkontakt zu ihr....
__________________
Ganz liebe Grüße
Billchen

Geändert von Billchen (19.03.2008 um 19:48 Uhr) Grund: Fehlerteufel
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  #5  
Alt 21.03.2008, 19:06
SusiSonnenschein SusiSonnenschein ist offline
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Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Danke ihr Lieben... auch für die PNs

Susi
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  #6  
Alt 22.03.2008, 10:25
Marion B. Marion B. ist offline
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Beiträge: 125
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

liebe susi,

ich wünsche dir auf deinem weg alles erdenklich gute. dass die sonne wieder ganz tief in dein herz strahlt. seb wird immer einen platz in deinem herzen haben und wird sich mit dir freuen, wenn es dir gut geht.

hab es gut

alles liebe

Marion
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  #7  
Alt 06.04.2008, 15:56
SusiSonnenschein SusiSonnenschein ist offline
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Beiträge: 214
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Zum ersten Todestag......

Aus Liebe will ich weiterleben,
mit meinen Ohren will ich für dich hören,
mit meinen Augen will ich für dich sehen,
mit meinen Händen will ich für dich tasten,
und meine Zunge, die soll schmecken all das Süße und das Herbe.
Und erleben möchte ich die ganze Vielfalt der Schöpfung.
Mit Liebe will ich weiterleben.
Aus Liebe will ich für uns hoffen,
aus Liebe will ich auch den Schmerz ertragen.
(D. Tausch-Flamme)

Deine Prinzessin
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  #8  
Alt 06.04.2008, 21:13
Johanna1 Johanna1 ist offline
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Beiträge: 37
Standard AW: Ein gemeinsamer Traum...

Liebe Claudi.
Du hast das erste Jahr geschafft und dieses Wochenende war sicher ein besonderes für dich. Mit ganz viel Trauer, Dankbarkeit, Nachdenklichkeit, aber hoffentlich auch mit ein paar guten und liebevollen Gedanken. Wie immer hat mich das, was du geschrieben hast, berührt. Wir beide wissen: Die Narbe bleibt, die ist immer da, die siehst du und die fühlst du auch, die gehört zu deinem Leben. Es gibt Tage, da spürst du sie kaum, an anderen Tagen tut sie weh und sticht. Ich wünsche dir weiterhin viel Gutes, pass auf Dich auf!
Alles Liebe, Anna
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