Mein kleiner Engel

[Pflegefrau]

Liebe Annett,

planen? Planen kann ich nichts, leben werde ich im Heute lernen müssen! Es ist alles so verwirrend, so undurchsichtig und ohne jegliche Struktur in mir! Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht recht, was ich überhaupt will! Ich bin seit Anfang Dez. krankgeschrieben, habe unheimliche Angst wieder arbeiten zu gehen, da ich als Krankenschwester im Altenheim abwarten kann, wann ich den nächsten Sterbenden und dessen Angehörige begleiten muß! Und das traue ich mir einfach nicht zu! Ich kann in dieser Situation keinem eine Hilfe sein, denn dann werde ich immer Karin dabei vor Augen haben. Ich weiß nicht, was ich machen soll! Einfach ins kalte Wasser springen? Ich glaube nicht, dass das meiner Psyche guttun würde. Mit dieser Angst weiterarbeiten? Halte ich das aus? Oder schmeiße ich den Job? Und was ist dann? In Rente kann ich mit 55 noch nicht? Ich weiß, der Alltag beginnt irgendwann wieder, aber wie mache ich es richtig? Fragen über Fragen, Angst vor der Tatsache, dazu noch die Traurigkeit und die Sehnsucht -einfach undurchschaubar ist meine Zukunft im Moment-.
Unser Sohn ist auch sehr traurig und bedrückt, er hatte ein so inniges Verhältnis zu Karin, besonders in der Zeit während der Krankheit verfestigte sich die Bande sehr. Auch er braucht meine -unsere- Unterstützung und bekommt sie auch.
Ich versuche, nur im Heute zu leben, planen kann ich einfach noch nichts! Ich hoffe, die Zeit arbeitet für mich.
Wünsche Euch allen ein ruhiges Wochenende und schicke Euch mein Geschwader
tschüss Hedwig

[Pflegefrau]

Und wieder ist fast ein Tag vergangen und natürlich war ich heute bei meinem Engel auf dem Friedhof. Ich muß einfach jeden Tag zu dem Grab und sehen, ob die Kerze brennt ode die Blumen noch schön sind. Karin liebt doch Tulpen und Rosen so sehr. Gestern war unser Sohn auch bei uns zu Besuch, nachdem er Karin erst auf dem Friedhof besucht hat. Er hat ihr auch Tulpen und einen Engel mitgebracht. Auch er ist sehr traurig über den Tod von Karin, die beiden haben sich so sehr geliebt.
Ehrlich gesagt weiß ich wirklich nicht, wie ich in meinem Leben etwas Struktur kriegen soll! Es ist alles so wirr und unrealistisch, so ohne Plan und Perspektive! Ich bin einfach nur traurig, lustlos, antriebslos und fühle mich total ausgelaugt und abgekämpft. Vielleicht kommt es von der doch sehr langen nervlichen Anspannung, die ausgestandenen Ängste und die sicherlich noch schwierigen Situationen, die mir noch bevorstehen. Ich kann im Moment nur für heute leben, nur für heute planen oder auch nichts planen, abwarten was der Tag bringen wird. Aber schlimm empfinde ich, dass ich mich über nichts -aber auch garnichts- mehr freuen kann!
Ich hoffe, dass dieses "stumpfe Gefühl" mit der Zeit verschwindet und ich irgendwann und irgendwie wieder einen Lichtblick bekomme.

Bin einfach nur traurig

Hedwig

[lamerbodo]

Liebe Hedwig!!!!!Auch ich habe das liebste was ich hatte an diesen Sch......Tumor verloren.Es ist einfach die furchtbare Sehnsucht nach unseren Lieben die uns so zu schaffen macht.Mir helfen die Bücher von Gordon Smith sehr.Er ist ein in England bekanntes Medium.Ich glaube nur uns,die wir zurück geblieben sind geht es schlecht unseren Lieben geht es jetzt gut.Nur der Glaube daran lässt mich nicht verzweifeln.Ich wünsche uns das dieses stumpfe Gefühl bald nachlässt und ein wenig Lebensfreude zui uns zurück kehrt.

[Pflegefrau]

Sechs Wochen sind vergangen seit meine Kleine für immer einschlafen durfte! Für mich ist es als sei es gestern gewesen! Unbegreiflich dieser Verlust, der Schmerz -vermischt mit Wut und Resignation- und die Trauer, sie nie mehr im Arm zu halten! Wie halte ich das nur aus, ich weiß es nicht, ich weiß nichts mehr, alles ist ohne Perspektive und so wirr in mir. Könnte ich doch nur ein klein wenig nach vorne blicken, aber ich schaff es einfach nicht. Ich liebe Dich doch so, mein kleiner Engel! Jeden Tag stehe ich verzweifelt an Deinem Grab und laß meine Gedanken schwelgen -an schöne und auch an die letzten schweren Tage- und mein Verstand sagt mir dann, es ist gut wie es ist. Aber ist es das wirklich? Für Dich sicherlich, denn die Krankheit hatte Dich voll im Griff und ohne Aussicht auf Besserung, aber für mich ist es unerträglich, mein Kind abgeben zu müssen! Sechs Wochen ohne Dich - aber in Gedanken bist Du immer und überall bei mir-!

Meine Kleine, ich liebe Dich ganz doll!

Machs gut, mein Engel!
Mama

[Pflegefrau]

Meine Kleine,

einfach nur ich liebe Dich! Ich liebe Dich so sehr und kann es einfach nicht begreifen, dass Du uns genommen wurdest und den Kampf gegen den Tumor verloren hast!
Gestern war Dein 6-Wochen-Seelenamt und wie erwartet sind unheimlich viele Freunde und Bekannte gekommen, um Deiner zu gedenken! Du warst und bist einfach einmalig und Du wirst von so vielen unheimlich vermißt. Stell Dir vor, Deine Kolleginnen haben mir ein Fotoalbum geschenkt, welches sie Dir zu Weihnachten schenken wollten! Aber da warst Du schon nicht mehr bei uns. Ihr ward eine so starke und liebe Truppe, der Zusammenhalt -einfach einmalig-.Ich war unheimlich gerührt über soviel Liebe und habe den Kolleginnen versprochen, sie auf der Station demnächst mit einem selbstgebackenen Kuchen zu überraschen, so wie wir beide es auch öfter gemacht haben. Deine beiden besten Freundinnen waren nachmittags zum Kaffee bei uns und brachten mir CDs mit Fotos und Engelsmeditation mit.
Heute morgen an Deinem Grab brannten soviele Kerzen, Du hast gestern sehr viel Besuch gehabt.
Ach, mein Engel, könnte ich Dich doch nur einmal in den Arm nehmen! Ich vermisse Dich so sehr und Du fehlst überall!

Paß gut auf uns auf, mein Engel!

Ich bin so traurig
Deine Mama

[Pflegefrau]

Meine Kleine,
ich habe Dir heute einen neuen Engel für Dein Grab gekauft. Er gefällt Dir ganz bestimmt, Du liebst ja Engel so sehr. Gestern wurde Dein Grabstein bestellt, genauso wie Du es Dir gewünscht hast : ein weißer Engel in der Form wie Dein Lieblingsengel auf Eurem Balkon! Ach meine Kleine, ich vermisse Dich immer mehr und mir wird langsam bewußt, dass unsere Trennung für immer ist! Ich will und kann es einfach nicht glauben, dass ich Dich nie wieder in den Arm nehmen kann. Es macht mich unendlich traurig, ich hatte doch nur eine Tochter! Auch Dein Bruder und Papa sind sehr traurig, Papa fährt auch jeden Tag zu Deinem Grab. Aber das weißt Du ja bestimmt.
Mein Schatz, ich weiß auch, dass es Dir jetzt besser geht und Du hier nicht weiterleben konntest, aber es tut so weh, einfach unendlich weh.

Ich bin so traurig
Mama

[Pflegefrau]

Meine Kleine!

War heute morgen wieder an Deinem Grab und habe eine Kerze angezündet. Ich weiß ja, Du möchtest nicht, dass ich so traurig bin, aber ich vermisse Dich so sehr! Auch Dein Bruder hat große Sehnsucht nach Dir, er war gestern bei uns, nachdem er Dich besucht hatte und Dir auch wieder einen Engel (deine Lieblinge!) mitgebracht hat. Es tut mir immer gut, wenn ich am Grab mit Dir "Sologespräche" führen kann, ich glaube ganz sicher, Du verstehst mich. Ich glaube auch, dass Du mir den Antrieb gegeben hast, in Kürze meine Arbeit wieder aufzunehmen! Ich habe zwar große Angst davor, dass weißt Du, aber ich glaube, mit Deiner Fürsprache und unter Deiner Obhut werde ich es schaffen! Wenn ich bei Dir bin, kommt es mir immer noch vor als sei unser Abschied erst gestern gewesen. Nein, 8 Wochen sind wir heute getrennt, 8 tränenreiche und schlaflose Wochen und jeden Tag die Gedanken über diese Endgültigkeit, die einfach auch heute noch unvorstellbar ist! Ach meine Kleine, ich liebe Dich einfach unendlich und es kreisen die Erinnerungen -aber auch schöne sind dabei- an unseren traurigen und leidvollen Abschied.

Paß gut auf Deine Familie und Freunde auch, Du hast es uns versprochen.

Vermisse Dich so sehr,

Deine Mama

[Pflegefrau]

Meine Kleine,

heute habe ich sehr, sehr oft an Dich gedacht. Heute vor einem Jahr haben wir den Geburtstag Deines Schwiegervaters gefeiert. Es war das letzte mal, dass Du Deine Wohnung über Treppen mit Unterstützung verlassen konntest. Wer hätte da geahnt, dass genau 4 Wochen später Du uns für immer verlassen würdest? Sicherlich war allen bewußt, dass es wohl das letzte gemeinsame Weihnachtsfest sein würde, aber das Du Weihnachten nicht mehr erleben würdest, nein, das konnten wir nicht glauben! Und wie hast Du unseren kurzen Wellnessurlaub 5 Wochen vor Deinem Tod genossen. Du hast gewußt, das Dir die Zeit davonrennt, hast aber nie darüber reden wollen oder können. Aber ich habe schon genau gespürt, wie traurig Du warst, weil Du einsehen mußtest, Dein Kampf war vergebens. Ach, es tut so weh, wenn ich an die schlimme Zeit des ewigen Auf und Ab und das ohne jegliche Hoffnung auf Heilung denke! Und nun ist bald Weihnachten, das 2. Jahr ohne Dich! Ich habe Angst, Angst vor Traurigkeit, vor der Ohnmacht der Gefühle, Angst, meiner Familie nicht gerecht werden zu können? Ich weiß es nicht, ich habe unheimliche Angst und möchte den Dezember am liebsten streichen. Es ist einfach nichts mehr wie früher, wird es auch nie wieder werden. Aber ich weiß auch, Du konntest einfach nicht mehr leben, Du hast Dir den Abschied wirklich nicht leicht gemacht. Du hast so gelitten und doch nie den Mut verloren, Du hast gekämpft und doch gab es keine Heilung für Dich! Mein kleines Mädchen, Du bist ständig bei mir in meinen Gedanken, ich liebe Dich unendlich und werde Dich nie vergessen! Gib mir doch ein Zeichen, damit ich weiß, es geht Dir gut! Mein Engel, warum kannst Du nicht mehr bei uns sein, warum nur mußtest Du uns so jung verlassen? Eine Antwort werde ich wohl nie bekommen auf all meine Fragen!

Machs gut, meine Kleine, ich liebe Dich unendlich!

Deine Mama

[Pflegefrau]

Meine Kleine,

habe Dir heute morgen wieder eine Kerze angezündet auf Deinem Grab. Deine Schwiegermutter muß kurz vor mir bei Dir gewesen sein, denn ihre Kerze war auch neu angezündet. Am Sonntag werde ich Dir einen Nikolaus bringen, da ich am Samstag nicht zuhause bin. Papa feiert heute seinen Geburtstag, er hat Besuch von seinen Kegelbrüdern. Im letzten Jahr konntest Du schon nicht mehr dabei sein, aber ich habe noch die Videoaufzeichnung mit Deinen Glückwünschen für ihn. War das eine Überraschung, seine New-York-Reise! Das wir allesamt solange schweigen konnten und er nichtsahnend sein Geschenk entgegennahm, die Augen werde ich nicht vergessen. Aber Du wärest so gerne dabei gewesen, aber da konntest Du die Wohnung schon nicht mehr verlassen! Meine Kleine, auch heute bist Du in unseren Gedanken dabei wie jeden Tag. Du bist morgens mein erster Gedanke und abends mein letzter! Nun ist Deine Jahresmesse am 21.12., das wird wieder ein schlimmer Tag für mich, weil ich Dich doch so vermisse. Morgen heiratet Deine beste Freundin, Papa, Deine Schwiegermutter und ich werden sie auf dem Standesamt überraschen! Das ist doch ganz in Deinem Sinne! Hoffentlich ist es nicht glatt, denn wir müssen ja wohl 90 Min. fahren. Sie wird sich bestimmt freuen, da bin ich mir ganz sicher. Und Du? Du wirst auch bei ihr sein, ihre Gedanken sind bestimmt bei Dir. Sie war ja auch Deine Trauzeugin.
Meine Kleine, ich liebe Dich so sehr und vermisse Dich unendlich! Alle hier vermissen Dich, wir sprechen so viel von Dir, Du bist immer bei uns und wirst nie vergessen.

Machs gut, mein Engel, beschütze uns alle.

Deine Mama