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  #1  
Alt 28.04.2008, 15:26
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: Leidensweg

Liebe Sarah.
Ich umarme dich tausendmal . Es tut mir unsagbar leid, dass auch dein Papa diesen Weg so bald gehen muss.
Du bist sehr jung und obwohl es kein „passendes“ Alter für das richtige Reagieren und keine „weise“ Sichtweise zu diesen Dingen gibt, ist es schön, dass du jetzt hier im Forum bist, wo du auf viele Menschen triffst, die dir ihre Erfahrungen berichten können.

Ich zähle mich dazu, wenn ich dir sage, dass auch mein heißgeliebter Papi Silvester nach 4 Tagen im Hospiz verstarb. Er war zum Ende hin zu schwach zum Sprechen, konnte nicht Abhusten, wollte aber auf seine parenterale Ernährung nicht verzichten.
Auch Papas Herz und sein Geist waren bis zum Antritt seiner Reise noch absolut da – er hatte auch ein starkes Herz. Sein Körper war geschwächt von der schweren Krankheit, die sich langsam durch seinen Körper fraß und niemand konnte was tun.
Im Hospiz hat man sich toll gekümmert – auch um uns. Und obwohl ich niemals zuvor mit dem Tod konfrontiert wurde, habe ich mich behütet gefühlt. Meine Sorgen waren weg, weil ich ihn dort gut aufgehoben wusste.
Ich habe ihm jede Stunde gezeigt, wie sehr ich ihn liebe. Er hat fast nur noch geschlafen und ich hab ihn gestreichelt, mit ihm gesprochen, ihm die Beine mit kaltem Wasser gekühlt, seine Hände eingecremt und mit ihm gesprochen... ich bin sooooo unsagbar dankbar für diese Erfahrung. Ich war bei seinem letzten Atemzug nicht dabei – mein großer Bruder war es. Aber ich habe vorher alles gegeben, was in meiner Macht stand, habe meine ganze Kraft aufgewendet, um für ihn da zu sein, ihm zu helfen (auch zu Hause schon). Ich weiß nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich immerzu das Bild seines letzten Atemzuges vor Augen gehabt hätte... Ich weiß es nicht...
Teilweise bin ich dankbar, dass ich es nicht erleben musste – andererseits glaube ich auch, dass mein Papa es nicht unbedingt wollte, dass ALLE von der Familie dabei sind. Nur sein „Großer“ sollte dabei sein... wir kamen 5 Minuten zu spät...
Ich bin der Überzeugung, dass ein „Gast“ seinen Reisebeginn beeinflussen kann. Viele möchten gehen, wenn sie alleine sind – vielleicht möchten Sie sich keiner Blöße hingeben vor ihren Liebsten, vielleicht möchten Sie ihren Liebsten keinen letzten sterbenden Eindruck geben. Viele möchten aber auch erst dann gehen, wenn die ganze Familie komplett da ist.

Wir haben unserem Papa gesagt, dass er gehen darf, dass alles OK ist – er hat von uns das „OK“ für seinen Reisebeginn bekommen. Nach 6 Tagen ist er aufgebrochen auf seine letzte große Reise hinter den Horizont.
Und ich bin mir sicher, die ganze Familie hat ihm ein tolles Gefühl gegeben, wie immer, wir haben ihm den Grund gezeigt, worauf er immer stolz war, wir waren jede Stunde für ihn da, wir haben unsere Platz in seinem Herzen mit Liebe gefüllt und wollten nicht mehr, dass er noch länger leiden muss. Sein schmerzlicher Weg sollte bald für ihn zu Ende sein. Und er hat es verstanden...

Du musst es für dich selbst entscheiden, ob du einen Versuch startest, deinen Papa zu sehen und ihn begleiten zu dürfen. Ist es allerdings sein ausdrücklichster Wunsch, solltest du ihn respektieren.
Vielleicht kann er nicht gehen, wenn er weiß, dass er dir seinen sterbenden Anblick „antut“...

Ich schicke dir ganz viel Kraft und für deinen Papa einen schmerzfreien Weg zu einer wunderschönen Reise, die Reise hinter den Horizont...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #2  
Alt 28.04.2008, 16:34
butterfly086 butterfly086 ist offline
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Registriert seit: 28.04.2008
Beiträge: 5
Standard AW: Leidensweg

Ich danke euch allen für die lieben worte.

heute war unser Arzt bei ihm und sagte, es kann auf grund der ruhigen atmung noch zwei tage dauern.
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  #3  
Alt 02.05.2008, 13:06
PapasKind PapasKind ist offline
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Registriert seit: 31.01.2006
Beiträge: 177
Standard AW: Leidensweg

Hallo Sarah,
auch ich war dabei als mein Papa starb. Er hatte Lebermetastasen und...... Auch heute noch, ungefähr 2 Jahre danach, kommt mir sein Sterben so vor, als ob es gestern gewesen wäre. OFt hab ich so Tagträume, in denen ich die letzten stunden minuten sekunden, stunden danach noch einmal erlebe. Meine Schwester wollte nicht dabeibleiben. Sie wollte es nicht sehen. Ich weiss nicht, ob es besser gewesen wäre, wenn ich mich vorher von ihm verabschiedet hätte. Aber ich glaube es war gut, dass ich da war, auch bei meiner Mutter.
Allerdings kann ich meinen Papa im geist nicht mehr gesund sehen. Ich kann ihn nur noch sehen, wie er in den letzten Stunden da lag. Der Atem begann zu rasseln. Die Atemzüge wurden immer flacher. Es war grausam.

Ich glaube, jeder muss es für sich entscheiden.

Auch heute noch tut es so weh, dass man es fast nicht aushalten kann. Aber es kommt nur noch so phasenweise.

Wir waren sehr froh, als er endlich starb. Wir konnten ihn nicht mehr leiden sehen. Er hatte sich schon lange aufgegeben. Er hatte es dann endlich geschafft.

Aber es tut sehr weh.

Viel Stärke
Silvia
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  #4  
Alt 07.07.2008, 22:16
Stephanie69 Stephanie69 ist offline
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Registriert seit: 29.06.2008
Beiträge: 23
Standard AW: Leidensweg

Ich war auch in den letzten Minuten meiner Mutter dabei. Sie atmete ruhig mit längeren Aussetzern. Mein Vater und meine Schwester waren ebenfalls dabei. Meine Schwester massierte ihren Rücken ( sie hatte Schmerzen durch das lange Liegen ). Sie war sowieso ein Bandscheibenvorfall-Patient.Wir haben ihre Hände gehalten, sie waren kalt und teilweise bläulich verfärbt. Es lag wohl an der mangelnden Durchblutung. Ich gehe davon aus, dass der Magentumor aufgegangen ist, und sie letztendlich innerlich verblutet ist. Sie hat auf jedenfall keine Schmerzen gehabt. Sie war ganz entspannt.
Gruß Stephanie
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