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  #1  
Alt 24.06.2008, 09:14
luise57 luise57 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
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Standard AW: Es lässt mich nicht los

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Zitat von luise57 Beitrag anzeigen
vor 8 Wochen habe ich meinen geliebten Papa verloren. Er starb nach 2 Jahren, in denen er mit Lungenkrebs erkrankt war. Er war so tapfer, hat die schwierige OP hinter sich gebracht, danach 16 Chemos und 30 Bestrahlungen ausgehalten bis der sch... Krebs im Oktober letzten jahres erneut ausbrach. Danach ging es schnell und rapide bergab mit ihm. von einem übergewichtigen Mann blieb nur noch ein hilfloses mageres Bündel Mensch. Er war seit Oktober eigentlich kaum noch zuhause sondern nur noch in Krankenhäusern. Er hat soviel ausgehalten und trotzdem immer noch gehofft. Am 22. April ist er gestorben. Bei seinem letzten Krankenhausaufenthalt bekam er eine Lungenentzündung und Embolie. Die Ärzte haben ihn auf Morphium gesetzt, er bekam nichts mehr zu essen und zu trinken, ER schlief nur noch, ab und zu wollte er noch etwas sagen, aber es war kaum zu verstehen. Er hat sich ständig in die Hose gemacht und war trotz seines Zustandes darüber entsetzt und traurig. Es war so entwürdigend, er hat mir so unendlich leid getan. Als er starb, war niemand bei ihm. Wir alle glaubten, meine Mutter sei im Krankenhaus, aber sie ist gegen 19.00 h nach Haus gefahren, weil sie einfach nur kaputt war und mal wieder schlafen wollte. Gegen 22.00 h ist Papa dann wohl gestorben, vermutlich an einem Herzinfarkt, so sagte uns der Pfleger. ER hatte schon 3 Tage vorher ständig einen Ruhepuls von über 150. Als wir um ca. 23.30 h den Anruf bekamen und wir ins Krankenhaus zu papa kamen, lag er da als wenn er schliefe. Er hatte die Augen einen ganz kleinen Spalt breit offen und den Mund fest geschlossen. Wir haben uns von Papa verabschiedet und irgendwie habe ich in diesem Moment nichts gefühlt oder fast schon Erleichterung, dass er von seinen Qualen erlöst war. Ich empfand einen tiefen Frieden.
Alles das ging kaputt als meine Schwester mir knallhart an den Kopf warf
"der Papa hat einen Todeskampf alleine durchstehen müssen"
Sie war erst um 1.30 h im Krankenhaus und da hatte Papa den Mund weit auf und die Augen nach ihren Angaben schreckensweit geöffnet. Sie will mir jetzt erzählen, den Anblick, den wir zuerst hatten, wäre ein hergestellter gewesen. Seitdem muss ich ständig daran denken und stelle mir vor, dass papa vielleicht doch qualvoll und allein gestorben ist.
Mein geliebter Papa
er fehlt mir unendlich
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  #2  
Alt 24.06.2008, 09:40
luise57 luise57 ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Es lässt mich nicht los




hallo und vielen Dank für die neuen Beiträge. Allmählich glaube ich auch, dass meine Schwester mal wieder einfach nur alles aufbauscht um vermutlich ihr eigenes Gewissen zu beruhigen. Ich kann es mir auch einfach nicht vorstellen, dass mein Papa sich innerhalb 2 Stunden so verändert haben soll. Vielleicht hat sie garnicht richtig hingesehen. Wie gesagt, sie und meine Mutter hatten beide nicht begriffen, dass Papa sterben wird. Gut vielleicht auch deshalb, weil sein behandelnder Onkologe aus der Ferne (seiner praxis) meinte, man könne das Morphin wieder zurückfahren und ihn in den ursprünglichen Zustand zurückholen und er würde jederzeit wieder ein Chemo machen, wenn es gelinge, diesen Schlafzustand, denn die Ärzte im Krankenhaus hergestellt haben, wieder aufzuheben. Sie haben sich beide darauf zu 100 % verlassen und daran geglaubt!!! Es hat mich schockiert, wie man an Papa "rumzerren" wollte und ich habe auch morgens dies zum Ausdruck gebracht. Natürlich haben die Ärzte im Krankenhaus nichts mehr unternommen, sie haben wahrscheinlich längst gesehen, dass Papa bereits in der Sterbephase war.
Es hat eine halbe Stunde gedauert, meine Schwester ans Telefon zu bekommen, um sie zu informieren, dass Papa tot ist. Sie hatte das Telefon absichtlich außer Reichweite ihres Schlafzimmers deponiert, weil für sie eigentlich alles in ordnung war und sie mal wieder ruhig schlafen wollte. Vermutlich deshalb dieses schlechte Gewissen was sie insbesonders auf meine Mutter projezieren wollte, weil diese an diesem Abend nach Hause gefahren ist. Seitdem ich hier schreibe und diese Anteilnahme durch euch erfahre, geht es mir jedenfalls deutlich besser und ich glaube einfach nicht mehr an diese Horrorversion meiner Schwester. Ich euch alle ganz fest
liebe Grüße daggi
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  #3  
Alt 24.06.2008, 09:56
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Beiträge: 2.030
Standard AW: Es lässt mich nicht los

Hallo!

Es tut mir für deine Schwester leid. Sie muss mit ihren Schuldgefühlen leben...

Aber mal ehrlich: ich habe noch nicht einmal gut geschlafen als meine Mam im Krankenhaus lag. Das Telefon war nie weit weg vom Bett. Und auch mein Freund hat nicht tief geschlafen, immer wenn das Telefon klingelte, da hatten wir gedacht, es ist was mit Mam. Auch wir dachten, dass wir sie noch lange bei uns haben werden und auch der Arzt gab ihr viel mehr Zeit.

Lass dir nichts einreden!!! Und deine Mama wird das bestimmt verdrängt haben. Mein Papa wollte bis zum Schluss nicht daran glauben, dass Mam sterben könnte. Wie könnte ich ihm das verübeln? Er hatte einfach mit Mam gehofft, dass sie den Krebs besiegen könnte.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #4  
Alt 24.06.2008, 12:17
Benutzerbild von AngieM.
AngieM. AngieM. ist offline
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Beiträge: 469
Standard AW: Es lässt mich nicht los

Hallo Luise,

ich kann mich den anderen nur anschließen - lass dir nichts einreden. Meine Mama ist um 13:37 Uhr gestorben. Am nächsten Morgen sind wir noch mal zu ihr ins Hospitz gefahren, bevor sie vom Bestatter abgeholt wurde und sie lag noch genauso da wie am Tag vorher.

Liebe Grüße
Angie
__________________
Meine Mami *21.07.35 +16.05.08
****************************************
Ich lass dich gehen
Und wünsch dir alles Glück der Welt
In diesem Augenblick
Bist du das Einzige was zählt
Lass dich fallen
Und schlaf ganz einfach ein
Ich werde für immer an deiner Seite sein
(Aus "An Deiner Seite" von Unheilig)


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