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  #1  
Alt 05.08.2008, 22:16
estella estella ist offline
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Beiträge: 222
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Meine lieben Freunde, liebe Ela, liebe Ulla,

ich hoffe euch mit dieser Anekdote ein wenig zu erheitern. Ich war heute früh im Virchow, nachmittags besuchte meine Mutter ihn und sie kam schmunzelnd und Kopf schüttelnd zurück. Als sie in das Zimmer meines Vaters trat, war er bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Eine hübsche und junge Lateinamerikanerin massierte gerade seinen Körper mit allerlei Ölen. Sie pflegte auch seine Füsse und lobte seinen Körperbau...mein Vater bleibt bis zum Schluss ein Geniesser! Sie ist eine selner vielen Fans, ständig klingelt sein Handy, ständig hört man eien Frauenstimme am anderen Ende weinen oder jammern. Mein Vater ist was Freuen angeht wirklich ein Phänomen, für mich als Tochter natürlich sonderbar mitzuerleben, aber anderseits rührt es mich. Und es freut mich, dass er bis zum Schluss so positiv und freundlich und angenehm und charmant bleibt!

Er ist in sehr gefasster Stimmung. Durch die Ernährung hat er zugenommen (er wiegt jetzt 63 Kilo) und auch wenn er schwach ist, hat er auch ganz normale Momente. Eine Chemo, die den Tumor eventuell verkleinern könnte, hat er abgelehnt. Was ich richtig finde, denn Heilung ist nicht mehr möglich udn die Nebenwirkungen wären enorm. Vielleicht kann man bestrahlen, vielleicht legt man einen Stent. Mein Onkel, der Mönch, landet jeden Augenblick, so dass ich in den kommenden Tagen etwas auf der besucherfront entlastet werde. Im übrigen stellte ddie Ohrenärztin fest, dass ich eien Hörsturz gehabt habe und leider fiepst und piepst es immer noch. Ein Tinitus. Jetzt kriege ich Tabletten und ich hoffe, dass diese lästigen Geräusche weggehen...

Ich weiß, dass viele von euch an uns denken und bin darum dankbar. Ela, deine Anteilnahme ist wirklich tröstlich, danke auch dir Ulla!!!!!

Liebe Grüsse,

alicia
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  #2  
Alt 09.08.2008, 10:13
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben,

es geht ihm sehr schlecht. Die Massage war vermutlich die letzte seiner Art, die mein Vater geniessen durfte. Man hat ihn einen Stent eingebaut, seither spuckt er nur noch, er würgt, er hat ungemein schnell abgebaut. Keine Ahnung wieso. Vielleicht ist jede Veränderung in seinem Zustand eine Verschlimmerung. Er döst nur nocht und redet von sich aus kaum fünf Minuten die Stunde. Das Morphium scheint ihn zu benebeln.
Mein Vater will so nicht weiterleben, das weiß ich. Alles, was ihn ausmacht, seine Energie, seine Freude an Menschen, seine Neugier, seine Liebe zu seiner Familie ist erloschen. Nicht, dass er uns nicht liebt, ganz im Gegenteil, aber er kann es uns nicht mehr zeigen. Mein Onkel der Mönch begleitet seinen Zustand sehr liebevoll, Angel, der Onkel, der schon so lange hier ist und uns rührend unterstützt hat, ist hingegen überfordert und macht merkwürdige Dinge. Meine Mutter sitzt traurig und grimmig und völlig in sich gekehrt auf dem Sofa. Gestern hatten sie 44sten Hochzeitstag. Sie haben sich vor über zehn Jahren getrennt, aber nie scheiden lassen. Als meine Mutter ihn gestern besuchte, meinte sie:"Weißt du, was wir heute für einen Tag haben?". Als sie ihn das Datum nannte, meinte er:"Heute haben wir vor 44 Jahren geheiratet".
Am Ende gibt es für beide keine romantische Wiedervereinigung, aber doch Freundschaft und Versöhnung.

Mir geht es sehr sehr schlecht. Ich bin unendlich traurig, weil mein Sohn am Montag zum ersten Mal in den Kindergarten geht und mein Vater ihn nicht begleiten kann. Überhaupt wird eine Lücke im Leben meines Sohnes entstehen, die kein Mensch schließen kann. Denn er ist der Großvater vor Ort - alle anderen Großeltern leben nicht hier. Ich kann mir nicht vorstellen ohne meinen Vater zu sein. Aber ich sehe ihn liegen und weiß, dass er nicht in diesem Zustand leben will. Mein Bruder kommt erst am 19 August zurück - keine Ahnung wie lange mein Vater danach noch weitermachen kann.

Alles Liebe,

alicia
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  #3  
Alt 09.08.2008, 13:57
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia...............auf der einen Seite so schön,- wieder ein Lebenszeichen von Dir/Euch zu hören,- bzw. zu lesen........auf der anderen Seite zog mir beim Lesen Deiner letzten Beiträge ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken und tut es immer noch.

Es tut mir unendlich leid für Euch,- daß es Deinem Vater so plötzlich so schlecht geht.

Bei uns sieht es ja kein Stück anders aus,- nur daß mein Vater eben nicht im Krankenhaus ist,- bzw. auch nicht mehr ins Krankenhaus soll.............wenn es sich irgentwie vermeiden läßt.................wir würden ihm alle sooo gerne den Wunsch erfüllen,- seinen letzten Lebensabschnitt in seiner so geliebten häuslichen Umgebung zu tun.................hoffentlich kommen wir um einen Hospizaufenthalt drum herum,- wie schlimm..........daß Ihr auf so unsensible Ärzte stoßen mußtet......................es ist kaum zu glauben,- aber ich kenne das ja,- wir hatten mit ebensolchen auch des öfteren zu tun.

Alicia.................paß gut auf Dich auf.........................aber wie soll das gehen,- Du bist von vorn bis hinten überlastet.............nun auch noch das mit Pablos Kindergarten..........das loslassen müssen,- gerade jetzt .

Ach mennoh...................wie traurig das Leben sein kann.

Ich schick Dir ganz ganz liebe Gedanken und glaub mir............wie sich der Zustand Deines Vaters gerade für Dich anfühlt......................das kann zeitgleich wohl niemand besser verstehen als ich.

Mein Vater redet auch kaum noch...........ist teilweise apathisch und abwesend.............er weint oft wegen traurigen Dingen die um ihn herum passieren,- oder auch über Katastrophen weltweit,- nie jedoch weil er über seinen Zustand so traurig und verzweifelt ist...............er weint über Mißbrauchsopfer, - alles Leid der Welt..................es soll nur keiner denken er weine um sein Leben das er immer mehr verliert.

Ich bin auch kraftlos ohne Ende und innerlich wie erstarrt............habe selbst keine Tränen zum vergießen,- obwohl mir ständig danach wäre............und bin dauerkrank und angeschlagen..........................versuche weiter durchzuhalten und nicht ganz schlapp zu machen.............aber alle Kraft die ich noch habe,- geht rüber zu meinen Eltern.................für mich selbst bleibt nicht viel..................kriege hier zu Hause nicht mehr die Kurve.........räume das Nötigste auf,-................aber zum gründlichen putzen oder anderen Dingen,- wie eigenes Privatleben pflegen etc................kann ich mich nicht mehr aufraffen...........................es fühlt sich an als würde man seit Monaten gegen den Strom schwimmen und das kann man nicht auf ewig durchhalten..........................leider.

Alicia............nochmals die besten Grüße................grüß auch mal Deinen Paps von mir bitte..................ja??

Ich kann mir so gut vorstellen wie es auch in ihm drinnen aussieht...........da brauch ich nur an meinen Vater denken,- dessen Prognosen vor drei Monaten auf ca. 4 Monate geschätzt wurden,- was er selbst aber nicht weiß,- bzw. gehört hat.....................also nur noch einen Monat?

Ich glaube nicht wirklich daran ,- daß die Ärzte das so genau voraussagen können- dann müßte er heut noch schwächer sein glaub ich............aber Weihnachten ..............ob er das noch schafft.....................wissen nur die Götter.

Auf bald und das Beste für Euch alle.


Marion.
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  #4  
Alt 15.08.2008, 13:48
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beitrag AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
fühl dich mal von mir . Ich war echt sehr geschockt wo ich deine Zeilen so lesen mußte. War ja 15 Tage im Uraub in Berlin und daher nicht am PC oder eben Internet.
nun muß ich das lesen, hätte ich das gewußt wäre ich besser mal online gekommen. Das man sich vll mal in Berlin hätte treffen können und du dich auch mal richtig aussprechen kannst.
Ich weiß selbst wie schwer die Situation nun für euch alle ist, bei mir ist es nun 1 jahr her wo mein Dad nachhause kam. Es ist echt ungerecht. Aber seid für dein Dad da redet viel mit ihm und was noch wichtiger ist denkt auch an euch. Ihr müßt euch mal eine Auszeit nehmen.
Man sieht es ja nun an dir das du ein Hörsturz hast und das ist wirklich unangenehm.
Ich wünsche euch alles alles gute und ganz viel kraft für die kommende Zeit und dir Alicia eine gute besserung und pass bitte auf dich auf.

Liebe Marion,
auch euch wünsche ich alles alles gute und ganz viel kraft und auch für dich gilt es pass auf dich auf.


Liebe Grüße
Manu
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Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren. Für uns bleibst du unvergessen, in unseren Herzen lebst du weiter!!

Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #5  
Alt 17.08.2008, 09:35
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Mein Vater ist heute um vier Uhr morgens gestorben. Mein Bruder und meine Mutter waren bei ihm.

alicia
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  #6  
Alt 17.08.2008, 10:24
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
ich bin nun echt erschrocken das es doch noch so schnell ging. Ich möchte dir und deiner gesamten Familie mein Herzliches Beileid für den schweren verlust aussprechen.

Denk daran du kannst dich jeder zeit bei mir melden.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die schweren stunden.

Stille Grüße
Manu
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Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #7  
Alt 17.08.2008, 11:26
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia.........................mein allerherzlichstes tiefes Beileid für Euch Alle.

Es schockiert mich,- wie schnell es dann doch mit Deinem Papa bergab ging..........und es ist soooo traurig,- hat er doch so tapfer gekämpft und still ertragen was ihm passierte.

Ich weiß nicht richtig was ich sagen soll,- ich kann mir vorstellen,- daß Du traurig bist,- nicht bei ihm gewesen zu sein,- aber............er war nicht allein,- daß ist die Hauptsache.

Ich bin in Gedanken ganz dolle bei Dir...................und schick Dir Trost und Kraft .

Es grüßt Dich ganz auch traurig...

die Marion.
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  #8  
Alt 17.08.2008, 16:24
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
auch vom mir ein tief empfundenes Beileid zum Tod deines tapferen Vaters.
Ich drücke dich ganz feste!
Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #9  
Alt 17.08.2008, 22:12
silke 64 silke 64 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

liebe alicia! es tut mir so leid.es gibt keine tröstenden worte. silke
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  #10  
Alt 17.08.2008, 22:26
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ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,

ich wünsche Dir und Deine Familie für die kommende Zeit viel Kraft

Die Erinnerung bleibt, man kann sie Dir nicht nehmen.
Die tröstenden Worte möchtest Du jetzt nicht hören, denn sie klingen wie fremde Chöre.
Denn sie singen Lieder in fremden Sprachen.
Dein Herz spricht im Moment eine andere Sprache.
Versuche sie nicht zu verstehen, denn sie wird auch einmal wieder gehen.
Es wird lange dauern bis sie vorüber aber dann wird es erträglicher sie zu leben.
Nimm die Sprache Deines Herzens an, denn Du sprichst sie nicht alleine.
Millionen Menschen sprechen sie irgendwann.
Du bist nicht allein.


Traurige Grüße
Ela
__________________
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  #11  
Alt 19.08.2008, 17:52
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben,

vielen Dank an alle, die sich gemeldet haben, um uns zu kondolieren. Mein Vater wollte sterben. Er lag zunächst in der Palliativ Station des Virchows, dann in einem Hospiz. Ich wollte eigenlich nicht, dass er in ein Hospiz kommt, aber der Onkologe von Home Care überredete mich dazu. Auch wenn das jetzt merkwürdig klingt: es war eine bewegende und schöne Erfahrung. Die Menschen, die im Hospiz arbeiten waren liebevoll, freundlich, fröhlich, respektvoll...sie taten meinem Vater und uns gut. Mein Vater blieb dort eine Nacht und starb in der zweiten Nacht.
Am Morgen bevor er starb, saß ich an seinem Bett, streichelte seinen Arm und hielt seine Hand. Plötzlich hob er unsere Hände und führte sie zu seinem Mund. Er gab mir einen Kuss und schaute mich an. Da wußte ich, dass er sich verabschiedet. Es war sein Abschiedsgeschenk. Sekunden später fiel er in einen tiefen Schlaf. Er erlangte nicht wieder das volle Bewußtsein und wenn, dann war er sehr unruhig. Die Unruhe war der Grund, weswegen wir uns gegen einen Aufenthalt bei ihm Zuhause entschieden hatten, denn er wollte ständig bewegt werden oder er stand plötzlich auf oder er wollte sitzen. Wir hatten Angst ihn nicht optimal versorgen zu können. Er war natürlich sowohl in der Palliativ Station als auch im Hospiz zu keinem Zeitpunkt alleine. Immer war einer von uns dort. Sein letztes Lächeln galt seinen beiden Enkelinnen. Er hat sich so sehr gefreut die beiden zu sehen. Besonders die Kleine war unendlich liebevoll zu ihm und nahm in einem Moment, da meine Schwägerin und ich uns unterhielten seine Hand und drückte sie sie zärtlich. Mein Vater strahlte sie an und schaute dann in die Unendlichkeit. Diesen Blick werde ich nie vergessen, genauso wenig wie die Geste meiner kleinen Nichte. Später als eien Ä

Als um vier Uhr das Telefon klingelte war mein Bruder am anderen Ende."Papa ist jetzt tot" sagte er. Für Esteban waren die letzten Tage mit unserem Vater sehr emmotional. Er war mit seiner Familie am Mittwoch angekommen und konnte so noch einige Zeit mit ihm verbringen. Er hat viel geweint und sich vorgeworfen, in Urlaub gefahren zu sein. Ich kann verstehen, dass er es bedauert hat. Andererseits: es war mein Bruder, der anfing meinen Vater die ganze Zeit über die Hand zu halten. Er ging sehr liebevol, sehr zärtlich, sehr köperlich mit ihm um. Da es meinem Vater gut tat berührt zu werden, taten wir es meinem Bruder gleich. Mein Onkel der Mönch und ich wechselten uns ab, so dass mein Vater am Ende seiner Tage immer Körperkontakt zu uns hatte.

Mir schwirrt der Kopf. Ich bin unfassbar traurig und will nicht glauben, dass er tot ist. Ich bereite seine Messe vor. Ein sehr guter Freund ist Prieter und kommt eigens um die Messe zu lesen aus Spanien. Seine Lieblingsschwester kommt ebenfalls und eine gute Freundin.

Traurig,

alicia
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  #12  
Alt 20.08.2008, 00:12
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Gärtner Gärtner ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia!

Ich komme gerade aus dem Urlaub zurück und habe jetzt erst die traurige Nachricht gelesen.
Auch von mir noch mein herzliches Beileid. So schön, wie das hier schon andere gesagt haben, kann ich das nicht und sage deshalb auch nichts mehr, sondern schließe mich nur an.
Vielen Dank, dass Du auch über die letzten Stunden mit Deinem Vater hier geschrieben hast. Es ist gut zu wissen, dass das Ende in einer guten Familie und mit guter Betreuung auch so gut sein kann.

Alles Liebe!
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Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)
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  #13  
Alt 20.08.2008, 11:54
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia...............beim lesen Deiner letzten Zeilen liefen mir die Tränen in Sturzbächen über' s Gesicht............und tun es noch.
Wie schön,- daß Ihr Euren Papa in seinen letzten schweren Stunden nicht losgelassen habt,- immer da wart und ihm Körperkontakt geboten habt.

Genau so möchte ich unseren Paps auch irgentwann gehen lassen.........ich halt ihm sowieso schon ständig die Hände und er läßt das zu,- was er früher nie konnte und genießt unsere Nähe sehr.

Ich glaube erfüllt und umgeben von soviel tiefer Liebe und Empfindung macht jedem Menschen das loslassen leichter................IHR ALLE HABT ALLES RICHTIG GUT GEMACHT....................und für Deinen Vater habe ich eine dicke Kerze gekauft,- die hier täglich ein Stück lang für ihn brennt.

In Gedanken ganz doll bei Dir/Euch verbleibe ich ganz herzlich

Marion.
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  #14  
Alt 20.08.2008, 12:38
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beitrag AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
es ist schön zu wissen das ihr euch in dem hospiz sehr wohl gefühlt habt und euch gut versorgt gefühlt habt.
Deinem Papa konntet ihr alle nochmal sehr schöne stunden schenken und konntet so auch das gehen etwas leichter machen.

Momentan wird es dir erstmal alles vor kommen als du kaum Luft hast zum atmen ich weiß ja wie es ist, man muß so viel organisieren. Aber göhn dir auch mal paar stunden für dich das du mit deiner trauer auch umgehen kannst. Den das ist auch für dich wichtig. Immer die Starke spielen muß man nicht, man soll sein schmerz zeigen.

Wünsche euch alles alles gute und ganz viel kraft für die schweren zeiten.

Liebe Grüße
Manu
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Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #15  
Alt 28.08.2008, 12:25
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Meien Lieben,

vor zwei Tagen war die Trauerfeier für meinen Vater. Es war ein gelungenes Fest, eines, das meinem Vater sicher gefallen hätte. Die Messe fand in einer der schönsten katholishen Kirchen Berlins statt, der St. Ludwig Kirche. Der Pfarrer gehört dem Orden der Franziskaner an, ein Orden, der für seine Weltoffenheit bekannt ist. Dementsprechend konnten wir die Messe gemeinsam gestallten. Ein guter Freund meines Vaters kam aus Spanien und gemeinsam mit dem deutschen Pfarrer und dem Mexikanischen Pfarrer der spanischen Gemeinde feierten wir das Requiem. Drei Priester: ein Spanier, ein Deutscher und ein Mexikaner! Irgendwie spielgelte es gut meinen Vater wider, denn er liebte Deutschland, war Spanier und wäre gerne Lateinameriker gewesen!

Es kamen 150 Menschen zur Kirche. Gastarbeiter aus Lateinamerika, pensionierte Ärzte, Putzfrauen, Musiker, Kellner, so wie der Botschafter der Spanischen Botschaft: alle Schichten waren vertreten. Mein Vater war Freund vieler Menschen.
Viele, sehr viele weinende Frauen...immer, wenn sich eine weinende Frau meinem Bruder und mir näherte und uns in die Arme fiel, mußten wir ein wenig grinsen. Mein Vater hatte offenbar das Talent sich mit seinen Verflossenen gut zu verstehen, selbst wenn die Beziehung vorbei war.
Die Musik hatte Frank, ein Freund meines Vaters, der Mitglied des Chores der Staatsoper ist, ausgesucht. Mozart, Haydn, Pachelbel, Reger, Faudé wurden gespielt und gesungen. Frank hatte eine junge Sopranistin gebeten einige Stücke zu singen - die Musik war so schön, so erhebend und so berührend!
Die Messe wurde auf Spanisch und Deutsch gehalten. Meine Schwägerin las die Lesung auf Deutsch, mein Onkel auf Spanisch. Die Fürbitten wurden auf Spanisch von meiner Tante vorgetragen und von Adrian, meinem Mann, auf Deutsch. Der Sarg meines Vaters, der unmittelbar unter dem Altar aufgestellt worden war, wurde von den Priestern ausgesegnet. Der Geruch nach Weihrauch hatte etwas tröstendes und würdevolles. Am Ende, nach dem Ausszug gingen meine Mutter, mein Bruder und ich zum Sarg und verabschiedeten uns. Da erst bemerkte ich, wie viele Menschen gekommen waren!!! Die ganze Gemeinde bildete nach uns ein Spailier und sie zogen am Sarg meines Vaters vorbei...es war sehr bewegend, so viele Menschen zu sehen! Statt Blumen hatten wir um Spenden für ein Projekt in Nicaragua gebeten. Mein Vater hatte über Jahre Kinder in Managua unterstützt. Der Orden meines Onkels wird sich darum kümmern, dass das Geld dort auch ankommt.
Danach luden wir alle ein und von den 150, kamen tatsählich 100 mit ins Hotel Bogota. Das Hotel Bogota liegt fast am Kudamm und gehört einem Freund meines Vaters. Es ist ein schönes Hotel, weil familiär geführt, nicht überkandidelt, aber trotzdem elegant.Von der Kirche zum Hotel kommt man in nur 10-15 Minuten zu Fuss. So zogen wir denn alle gemeinsam los. Eine Catering Firma hatte kleine Speisen auf die Tische verteilt, ein weiterer Freund meines Vaters, dem ein spanischer Lebensmittelladen gehört, hatte Wein und Schinken für alle mitgebracht und so kam die Feier schnell in Schwung. Mein Bruder und ich zogen von Tisch zu Tisch, hörten viele lustige und berührende Geschichten über meinen Vater und bekamen viel Lob für die Messe und das Fest. Alle, die meinen Vater gut kannten sagten, dass ihm alles gut gefallen hätte. Wir bekamen auch zu hören, wie sehr uns unser Vater geliebt hat, wie viel er von seinen Enkeln sprach und wie stolz er auf uns war. Am Ende litt er darunter, uns leiden zu sehen.

Er wollte sterben. Verschiedenen Freunden sagte er, dass er ein erfülltes Leben gelebt hätte, dass er bereit wäre zu gehen.

Wir haben viel lachen können auf dem Fest und es war schön zu spüren, dass mein Vater für viele unvergessen bleiben wird. Sein Damenchor wird vermutlich weiterleben. Denn Frank hat sich bereit erklärt mit den Damen weiter zu proben!
Ich kann es immer noch nicht glauben und begreifen. Neulich war mir, als ob er unseren Flur entlang gehen würde, schnell und hektisch wie es seine Art war. Der Zeitraum von dem Tag, als er mir sagte, dass er Krebs hat, bis zu dem Moment, als er starb, kommt mir so kurz wie ein Augenaufschlag vor. Ich kann nicht verstehen, dass ich ihn nie wieder sehen werde.

Nach und nach fahren seine Geschwister zurück nach Spanien. Montag fliegt auch meine Mutter nach Madrid.

Die Beisetzung der Urne wird am 18 September sein. Nur mit uns Kindern und Kindeskindern. Wir haben großes Glük gehabt, denn er wird in einem wunderschönen Friedhof in der Nähe des Olympiastadiums seien letzte Ruhe finden. Es ist ein Grab, dirkt am Wasser, denn die Sohle des terassenförmigen Friedhofs bildet ein Teich. Eine Zeile Urnengräber säumt den Teich und zufälligerweise wurde ein Grab frei just am Tag bevor ich mit dem Verwaltert mir die freien Urnenplätze anschauen ging!! Eine kleien Bank befindet sich gegenüber des Grabes und man blikt auf den Teich, der von Bäumen umgeben ist. So was Schönes kann man sich kaum vorstellen!!

So, ihr Lieben. Wenn ich in letzter Zeit weniger schrieben sollte, liegt es daran, dass ich mich ein wenig sammeln muss. Lesen werde ich aber bestimmt weiterhin!!!! Und mich natürlich immer mal wieder melden!

Alles Liebe und viel Kraft allen, die mit dieser Krankheit kämpfen!

Alicia
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