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  #1  
Alt 30.08.2008, 13:18
Zicke Zicke ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

hallo!

ich habe selten eine so fundierte, verständliche zusammenfassung gelesen. danke, mirijam!

dat zickchen
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  #2  
Alt 31.08.2008, 01:56
Mirijam Mirijam ist offline
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Beiträge: 357
Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo nochmal,

es freut ich, dass dir/euch meine Antwort ein bisschen was gebracht hat.
Das motiviert mich doch, gleich nochmal zu schreiben:

Die Wirkung von Rituximab hängt weniger davon ab, ob ein Lymphom hoch- oder niedrigmaligne ist. Wesentlich ist die von dir erwähnte Oberflächenstruktur cd 20. Leider haben nicht alle B-Lymphozyten diese Oberflächenstruktur, so dass Rituximab sich auch nicht an jeden B-Lymphozyt "andocken" kann. (Dazu muss man wissen, das B-Lymphozyten nicht eine einheitliche Zellart sind, sondern aus den B-Lympozyten können sich ganz verschiedene lymphatische Zellen entwickeln) Dazu kommt, dass es neben den aktiven B-Lymphozyten auch immer sogenannte "Schläferzellen" gibt, die wohl nur schlecht erkannt und mit Antikörpern markiert werden können.
Grundsätzlich ist es so, dass die Vorgänge im Körper viel komplizierter sind, als es bei den Erklärungen ,(z.B. über die Wirkungsweise von Rituximab) den Anschein macht. Man muss Sachverhalte vereinfachen, damit sie für Laien einigermaßen verständlich sind. Viele Prozesse werden selbst von Wissenschaftlern nicht 100 %ig verstanden bzw. sind nicht wirklich geklärt. Es ist einfach so, dass Rituximab bei einigen Menschen sehr gut wirkt, bei anderen nur schlecht oder gar nicht. Das merkst du auch schon, wenn du hier im Forum liest. Der Malignitätsgrad eines Lymphoms spielt da nur bedingt eine Rolle.

Zu den plötzlichen Auftreten der Lähmungserscheinungen an den Beinen deiner Tante kann ich nur sagen, dass es bei mir ähnlich war. Ich konnte innerhalb von etwa 6 Stunden von vollkommener Beschwerdefreiheit über leichte bis rapide ansteigende Schmerzen in der Leiste mein rechtes Bein nicht mehr heben und hatte wirklich üble Schmerzen. Ich hab mich in meiner Not in die Notaufnahme der Klinik fahren lassen und die haben sehr rasch herausgefunden, dass ein vergrößerter Lymphknoten auf einen Nerv in der Leiste drückte, was die Beschwerden verursachte. Allerdings haben sich bei mir die Beschwerden innerhalb von 2 Tagen wieder zurückgebildet.
Mein Arzt in der Uniklinik hat mir später erklärt, dass der LK offenbar schon vergrößert war (Lymphom). Durch besondere Ereignisse, können aber die LK im Zuge ihrer normalen Tätigkeit in der Immunabwehr plötzlich weiter anschwellen und so in sehr kurzer Zeit Beschwerden verursachen. z.B. reicht eine leichte Blasenentzündung oder Geschlechtsverkehr, um Lymphknoten in der Leistengegend anschwellen zu lassen. Nach einiger Zeit geht die Schwellung meist zurück, je nachdem was die Ursache für die Schwellung war.
Vieleicht gab es bei deiner Tante ja auch so einen Anlass (den man jetzt gar nicht mehr nachvollziehen kann), der zu dem relativ raschen Eintreten der Beschwerden führte. Irgendein kleiner Enzündungsherd oä in der Nähe des betreffenden LK kann da schon reichen.

So, dass wars erstmal. Ich werd mich jetzt mal aufs Ohr hauen. Liebe Grüße!

Mirijam
__________________
follikuläres NHL, Grad 1, Stadium 4, seit März 2008
Therapie: April/Mai 08 - Chemo abgelehnt, stattdessen Rituximab Monotherapie
Ergebnis: Rückgang der LK um 30-50%,
Jetzt "watch and wait"
Nachuntersuchung Aug.08: nur noch wenige LK zu sehen, weiter "watch and wait"

aktueller Stand 2019: keine vergrößerten LK zu finden
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  #3  
Alt 31.08.2008, 23:44
nbsbg nbsbg ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo Mirijam!

Bist du Ärztin oder hast du dich durch deine Krankheit so gut informiert? Du kennst dich ja wirklich super aus!
Ich kann mir schon gut vorstellen, wie kompliziert die ganze Sache ist - Grundlagen der Chemie habe ich ja noch von der Schule einigermaßen im Gedächtnis und nach Studieren einiger Seiten auf Wikipedia (Zellen - Chromsomen - DNA- Gene) schwirrt einem ja schon bald der Kopf!
Wahrscheinlich sind es also eher die anderen Medikamente (CHOP), auf die wenig maligne Zellen nicht so gut ansprechen, da diese Medikamente ja direkt die Zellteilung blockieren?

Als ich meine Tante am Samstag besucht habe, konnte sie, zwar immer noch mit Gehhilfe, schon viel besser gehen. Sie hat aber immer noch Taubheitsgefühle in den Beinen. Rehaklinik Loipl ist jetzt auch fix.
Als ich ihr den Befund ausdeutschte und ihr sagen konnte, dass die Krankheit sehr wenig bösartig ist, hat sie sich sehr gefreut. Sie zeigte sich nur etwas verwundert, da der Arzt ihr gesagt habe, der Tumor sei "aggressiv".
Das machte mich nun auch wieder stutzig, denn z.B. hier:
http://www.radioimmuntherapie.ch/rit...prub=&rub=1295
steht, dass "langsam wachsend"="wenig bösartig"="indolent" und "schnell wachsend"="stark bösartig"="aggressiv". Demnach ist doch ihrer nicht aggressiv

Danke nochmal für deine hilfreichen Anworten!
Viele Grüße,
Norbert
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  #4  
Alt 01.09.2008, 09:38
noway noway ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Zitat:
Zitat von nbsbg Beitrag anzeigen
Wahrscheinlich sind es also eher die anderen Medikamente (CHOP), auf die wenig maligne Zellen nicht so gut ansprechen, da diese Medikamente ja direkt die Zellteilung blockieren?
Richtig! Diese Chemomedikamente greifen alle schnell teilenden Zellen an, unabhängig ob Krebszelle oder nicht (wie man am Haarausfall bzw. an angegriffenen Schleimhäuten gut sehen kann). Indolente, d.h. wenig aggresive Lymphome bzw. deren Zellen befinden sich einfach nicht oft genug in der Teilungsphase bzw. sind nicht aktiv genug... (so hat mir meine Ärztin das mal erklärt...)

Zitat:
Zitat von nbsbg Beitrag anzeigen
Als ich ihr den Befund ausdeutschte und ihr sagen konnte, dass die Krankheit sehr wenig bösartig ist, hat sie sich sehr gefreut. Sie zeigte sich nur etwas verwundert, da der Arzt ihr gesagt habe, der Tumor sei "aggressiv".
Das machte mich nun auch wieder stutzig, denn z.B. hier:
http://www.radioimmuntherapie.ch/rit...prub=&rub=1295
steht, dass "langsam wachsend"="wenig bösartig"="indolent" und "schnell wachsend"="stark bösartig"="aggressiv". Demnach ist doch ihrer nicht aggressiv
Mirjam hat zwar schon sehr viel und gut erklärt aber warum Sie Dir geschrieben hat daß die ERkarankung deiner Tante wenig aggressiv ist kann ich nicht ganz erkennen (ich bin zwar wie Mirjam als Betroffener informiert aber medizinischer Laie - u.U. habe ich auch etwas überlesen). Meines Wissens nach ist ein diffusses großzelliges B-Zell-Lymphom immer den aggressiven Lymphomen zugeordnet.

Aus dem Befund..

"C83.3 Diffus großzelliges B-Zell Lymphom (DLBCL), Retikulumzellsarkom, Stadium: 1AE I.P.I.: 1, Therapie: R-CHOP mit intrathekalem Depocyte".

geht meines ERachtens keine Angabe über den von Mirjam erkanten "Grad 1" (indolent bzw. niedrig malig) hervor. Die zwei "Einser" im Befund deiner Tant beziehen sich doch auf das Stadium, d.h. wie von Mitjam richtig beschrieben die Ausbreitung bzw. die herrschenden Risikofaktoren nach dem I.P.I. (Internationalen Prognostischen Index) Faktoren. Und hier ist IPI: 1 ja na Super - Prognose. Ich glaube sie hat leider den Malignitätsgrad mit den Risikofaktoren verwechselt...

Ob nun ein aggressives oder ein wenig aggressives Lymphom besser oder schlechter ist kann man ohnehin nicht so sagen. Es gab hier mal vor einiger Zeit eine gute Diskussion darüber... Einerseits sind wenig aggressive Lymphome kaum heilbar andererseits kann man mit ein wenig Glück viele viele Jahre ohne Beschwerden oder Therapie leben... bei den aggressiven hingegen hat man hohe Heilungschancen andererseits sollte man sofort und u.U. auch aggressiv therapieren (und vor ner Chemo hat nun mal jeder Angst). Ich persönlich kann da für mich keine Entscheidung bzw. Bewertung treffen... (habe selbst ein niedrig malignes Lymphom...)

Mein Tipp an Angehörige wäre daß ihr euch vom Betroffenen die Erlaubnis einholt mit den Ärztne zu sprechen... (insb. als Krebskranker bekommt man kurz nach der Diagnose nicht alles mit bzw. versteht nur die Hälfte oder das was man verstehen will - eigene Erfahrung). So kann man oft Missverständnisse klären!!
Hier im Forum findet man zwar viele Menschen die sich auch gut auskennen... trotzdem bleiben wir alle medizinische Laien. Redet mit dem Ärzten und fordert bestimmt aber höflich euer Recht auf Auskunft ein!!! Ich persönlich habe noch keinen Arzt getroffen der nicht bereit ist Auskunft zu geben. Aufgrund der Arbeitsbelastung geht das zwar nicht immer aber doch sehr oft!!

Dir und deiner Tante wünsche ich alles Gute und viel Kraft für die vor euch liegende Aufgabe!!!

Geändert von noway (01.09.2008 um 09:54 Uhr)
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  #5  
Alt 02.09.2008, 00:41
nbsbg nbsbg ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo Noway,

ja, du hast Recht.
Ich habe nochmal im Internet gezielt nach "diffus großzelliges B-Zell-Lymphom" gesucht und es zählt tatsächlich automatisch zu den aggressiven.
Aber, wenn das Lymphom meiner Tante "aggressiv" ist, wie lässt sich erklären, dass es zehn Jahre gewachsen ist? Ich dachte die Aggressivität drückt die Geschwindigkeit der Zellteilung (des Wachstums) aus?

Hier http://www.lymphomhilfe.at/de/lympho...home/DLBCL.htm hört sich das Ganze ja eigentlich sehr gut an. Anscheinend ist das DLBCL gut heilbar.
Meine Tante bekommt ja jetzt auch genau die dort erwähnten drei Zyklen Chemotherapie. Am Mittwoch beginnt der zweite Zyklus. Den ersten hat sie ja sehr gut vertragen, ich hoffe das bleibt so.

Danke dir für deine Hilfe und alles Gute,
Norbert
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  #6  
Alt 02.09.2008, 10:59
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo Norbert,
es ist ja nicht erwiesen, dass das Lymphom Deiner Tante tatsächlich 10 Jahre gewachsen ist. Vielleicht standen ihre Beschwerden vorher in gar keinem Zusammenhang, sondern kamen tatsächlich vom Rücken oder woher auch immer.

Das ist dann natürlich Zufall, oder aber auch wieder nicht? Mein Mann z.B. neigt zu einem empfindlichen Magen. Schon immer! Wenn er sich aufregt oder nervös ist, dann schlägt ihm das auf den Magen. Auch sehr fettes Essen etc kann er nicht gut vertragen. Er neigte schon immer zu Gastritis und Völlgefühl.

Von daher kamen uns seine Beschwerden im Oktober 2007 auch ganz bekannt vor und es traf uns völlig unvorbereitet, dass er den ganzen Bauch voll Tumore hatte! Hochaggressiv und vermutlich innerhalb weniger Wochen gewachsen. Er hatte eine Profilierungsrate von 95%, das ist wahnsinnig aggressiv und sehr selten! Es ist übrigens auch ein diffuses, großzelliges B-Zell Lymphom.

Auf jeden Fall könnte ich mir vorstellen, dass Lymphome dann auch an einem schwachen Punkt im Körper zuschlagen. Bei Deiner Tante war es nach 10 jährigen Beschwerden der Rücken, bei meinem Mann war es der Magen. Ob das wissenschaftlich nachweisbar ist, keine Ahnung, aber für so unwahrscheinlich halte ich es nicht.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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  #7  
Alt 02.09.2008, 23:17
Mirijam Mirijam ist offline
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Standard AW: Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom

Hallo Norbert,

ein großes Entschuldigung von meiner Seite. Ich war irgendwie total auf dem "Dampfer", dass deine Tante das Lymphom schon seit 10 Jahren hat und habe deshalb angenommen, dass IPI 1 die Bezeichnung für den Grad der Erkrankung ist. Soory, ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr verunsichert und drücke deiner TAnte alle zur Verfügung stehenden Daumen und Zehen, dass sie die Erkrankung in den Griff bekommt.

Ganz liebe Grüße!

Mirijam
__________________
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