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  #1  
Alt 08.12.2008, 17:49
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Angst vorm Leben

Hallo Jule,

Zitat:
Zitat von Jule841 Beitrag anzeigen
Ich hab das erste mal überhaup über meine Gefühle gesprochen. Ich denke nich das ich überhaubt dazum im stande bin jemanden zu erzählen was für schlimme Gedanken ich hab.
(...)
Es ist hier das erste Mal das ich spreche. Und selbst hier ist se jeden Tag eine Überwindung. Ich schäme mich sehr dafür das ich nicht wie alle anderen hier genau benennen kann welcher Krebs es war und welch OP´s gemacht wurden. Ich weiß nur das der Schmerz so schlimm ist das ich nicht mehr weiter weiß. Ich weiß auch nicht genau was ich erzählen soll. Sobald ich Namen oder Geschichten von meiner Familie schreibe schnürt sich alles bei mir zu und diese Gedanke das es nicht mehr weiter geht kommen wieder. Ich wehre mich regelrecht zu verarbeiten.
(...)
Seit neun Wochen schlaf ich weinend ein und morgens weine ich noch bevor ich zur Arbeit gehe. Dann schalte ich einen Knopf und bin absolut beherrscht. So ist mein Leben ab jetzt?
Nein!!! So ist es im Moment. Aber es wird nicht so bleiben. Die Zeit, die Trauer, und die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen wird über kurz oder lang dazu führen, dass du wieder "normal" leben kannst. Wie lange das dauert, weiss niemand. Und dass dir jetzt, so kurz nach diesem schweren Verlust, die Zukunft düster und hoffnungslos erscheint, ist völlig normal :-(

Du warst mit deiner Mutter über 20 Jahre lange eng vertraut. _Niemand_ erwartet, dass du diesen Verlust jetzt "einfach so" in ein paar Monaten verarbeitest. Und über Gefühle sprechen - das fällt allen Menschen schwer. Gerade über Tod und Sterben. Manche Menschen schaffen das niemals. Und solange der "Krisenfall" nicht eintritt, ist das oft ja auch nicht notwendig. Bei dir ist es jetzt notwendig, und du hast etwas sehr Mutiges getan: du hast dich anderen anvertraut, hier, und das wird dir helfen.

Was du gerade empfindest, kommt mir sehr bekannt vor. Meine Frau lebt zwar noch, aber nicht mehr lange. Der Krebs ist fortgeschritten, die Behandlungsmöglichkeiten am Ende. Ihr geht es immer schlechter, und das Ende ist absehbar. Ich bin seit über 20 Jahren mit ihr zusammen. Und bald wird sie weg sein, und ich werde allein sein :-(

Über Gefühle sprechen konnte ich immer schlecht. Aber mittlerweile geht es nicht mehr anders. Alls das Leid, die Trauer, die Schuldgefühle, die "schlimmen Gedanken"... all das MUSS unbedingt raus, wenn man nicht selbst auch noch daran zerbrechen will.

Viele Grüße,
Stefan
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  #2  
Alt 08.12.2008, 20:41
Jule841 Jule841 ist offline
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Registriert seit: 04.12.2008
Beiträge: 7
Standard AW: Angst vorm Leben

Bitte höre was ich nicht sage!

Charles C. Finn

Bitte höre, was ich nicht sage! Laß Dich nicht von mir narren. Laß Dich nicht durch das Gesicht täuschen, das ich mache, denn ich trage Masken, Masken, die ich fürchte, abzulegen. Und keine davon bin ich. So tun als ob ist eine Kunst, die mir zur zweiten Natur wurde. Aber laß Dich dadurch nicht täuschen. Ich mache den Eindruck, als sei ich umgänglich, als sei alles heiter in mir, und so als brauchte ich niemanden. Aber glaub mir nicht! Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist meine Maske. Darunter bin ich, wie ich wirklich bin: verwirrt, in Furcht und allein. Aber ich verberge das. Ich möchte nicht, daß es jemand merkt. Beim bloßen Gedanken an meine Schwächen bekomme ich Panik und fürchte mich davor, mich anderen überhaupt auszusetzen.

Gerade deshalb erfinde ich verzweifelt Masken, hinter denen ich mich verbergen kann: eine lässige Fassade, die mir hilft, etwas vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden Blick sichert, der mich erkennen würde. Dabei wäre dieser Blick gerade meine Rettung. Und ich weiß es.

Wenn es jemand wäre, der mich annimmt und mich liebt... Das ist das einzige, das mir Sicherheit geben würde, die ich mir selbst nicht geben kann: daß ich wirklich etwas wert bin. Aber das sage ich Dir nicht. Ich wage es nicht. Ich habe Angst davor.

Ich habe Angst, daß Dein Blick nicht von Annahme und Liebe begleitet wird. Ich fürchte, Du wirst gering von mir denken und über mich lachen. Und Dein Lachen würde mich umbringen. Ich habe Angst, daß ich tief drinnen in mir nichts bin, nichts wert, und daß Du das siehst und mich abweisen wirst.

So spiele ich mein Spiel, mein verzweifeltes Spiel: eine sichere Fassade außen und ein zitterndes Kind innen. Ich rede daher im gängigen Ton oberflächlichen Geschwätzes. Ich erzähle Dir alles, was wirklich nichts ist, und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit; deshalb laß Dich nicht täuschen von dem, was ich aus Gewohnheit rede.

Bitte höre sorgfältig hin und versuche zu hören, was ich nicht sage, was ich gerne sagen möchte, was ich aber nicht sagen kann. Ich verabscheue dieses Versteckspiel, das ich da aufführe. Es ist ein oberflächliches, unechtes Spiel. Ich möchte wirklich echt und spontan sein können, einfach ich selbst, aber Du mußt mir helfen. Du mußt Deine Hand ausstrecken, selbst wenn es gerade das letzte zu sein scheint, was ich mir wünsche. Nur Du kannst mich zum Leben rufen.

Jedesmal, wenn Du freundlich und gut bist und mir Mut machst, jedesmal, wenn Du zu verstehen suchst, weil Du Dich wirklich um mich sorgst, bekommt mein Herz Flügel, sehr kleine Flügel, sehr brüchige Schwingen, aber Flügel!

Dein Gespür und die Kraft Deines Verstehens, geben mir Leben. Ich möchte, daß Du das weißt. Ich möchte, daß Du weißt, wie wichtig Du für mich bist, wie sehr Du aus mir den Menschen machen kannst, der ich wirklich bin, wenn Du willst.

Bitte, ich wünschte Du wolltest es. Du allein kannst die Wand niederreißen, hinter der ich zittere, Du allein kannst mir die Maske abnehmen. Du allein kannst mich aus meiner Schattenwelt, aus Angst und Unsicherheit befreien, aus meiner Einsamkeit.

Übersieh mich nicht. Bitte übergeh mich nicht! Es wird nicht leicht für Dich sein. Die langandauernde Überzeugung, wertlos zu sein, schafft dicke Mauern. Je näher Du mir kommst, desto blinder schlage ich zurück. Ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie. Aber man hat mir gesagt, daß Liebe stärker sei als jeder Schutzwall und darauf hoffe ich.

Wer ich bin, willst Du wissen? Ich bin jemand, den Du sehr gut kennst und der Dir oft begegnet.

Charles C. Finn.

Danke das ist genau das was ich denke und fühle. Es ist vielleicht eine gute Idee es einem Menschen zu geben, der diesen Weg mit mir geht.
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