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  #1  
Alt 04.02.2009, 23:26
Benutzerbild von Kerstin22
Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hi Esperance,
ich habe auch schon trotz Chemos noch Prüfungen gemacht. Inzwischen habe ich aber mein Pensum schon abgespeckt. Meine Psychologin meinte aber neulich zu mir, dass mein Studium für mich lebenserhaltend ist. Man hat ein Ziel für das man kämpfen will. Und man handelt in der optimistischen Hoffnung diese Krankheit zu überleben. Ich habe schön öfters mit Dozenten verhandelt, aber meistens die Prüfungen doch ohne Nachteilsausgleich abgelegt. Ich hatte nie Probleme damit meine Krankenstories von mir zu geben. Ich verstehe aber nicht warum du wütend bist. Ich habe schon mal während der Chemo (während der Infusion) Mathe gelernt und ich war hoch motiviert. Wenn ich meine Prüfung nicht gemacht hätte, hätte mich das psychisch belastet. Sei bitte nicht wütend auf deine Freundin. Wenn es aber wirklich über ihre Kräfte geht, würde ich ihr raten ihre Prüfungssituation anpassen zu lassen. Das bedeutet ja nicht, dass sie die Prüfung nicht macht.
Außerdem vermitteln die Prüfungen auch eine beruhigende Normalität.

Mathe war heute ganz okay, auch wenn ich mich über meine sicherlich wenigen Fehler ärger. Mein Ergebnis weiß ich wahrscheinlich übermorgen.

Liebe Grüße
Kerstin

Und vielen Dank fürs Daumen drücken!
__________________
Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #2  
Alt 04.02.2009, 23:47
Espérance Espérance ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hi ihr beiden!
Ja, es stimmt wohl, dass jeder selbst wissen muss, was er tut. Vorhin, die Wut, nein ich glaube sie war eigentlich nicht gegen meine Freundin gerichtet, vielleicht eher gegen die Krankheit und dass man so daneben steht, ich weiß es nicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich irgendwie beurteilen will, was sie kann und was nicht oder dass ich meine, sie soll xyz tun. Es ist mehr so, dass ich sehe, dass es ihr körperlich mies geht und dann nur von diesem Essay redet. Na ja, aber vielleicht hilft das auch, also das Stück Normalität, das man sich noch irgendwie erhalten kann. Wühlt alles ein wenig in mir, vor allem, weil ich *eigentlich* - wenn ich mich so erinner - ganz genau weiß, DASS man sowas braucht, an dem man sich festhalten kann, für das man kämpft, das man auch irgendwie planen kann, über das man die Kontrolle hat, das einen interessiert und Spaß macht. Keine Ahnung, was das vorhin für ein Gefühlschaos war bei mir.
Ich habe mich auch gefragt, warum ich nicht einfach mit ihr spreche, also dass ich eben mir Sorgen mache, wenn ich das so sehe, sie liegt mir halt sehr am Herzen...und mein erster Gedanke war, dass ich sie nicht auch noch mit meinen Sorgen stressen will (kommt aber wohl daher, dass ich bei meiner Erkrankung alle um mich herum trösten "durfte". Das fand ich echt extrem anstrengend und nervig). Aber im Grunde wäre es auch komisch und traurig, wenn ich mir keine Sorgen um sie machen würde, oder?...Es arbeitet noch in mir .
Mein eigenes Leben - JA, das habe ich, (m)ein Leben, mein Studium, mein Job, mein (teils unser) Freundeskreis, mein Schlagzeug , und das brauch ich auch. Ich meine, einerseits ist das ja toll und schön für uns beide, dass wir wissen wie das ist, dass wir uns verstehen und z.B. sie mich und ich sie auch mit Glatze kennen. Da gibts keine Scham oder Unsicherheit, mit was man wie zu nahe treten könnte etc. Andererseits muss ich auch aufpassen, weils bei mir doch einiges manchmal hoch holt, es darf mich nicht so sehr runterziehen und die Abgrenzung fällt mir manchmal schwer, weil auch ich ja Angst habe wieder zu erkranken, neu zu erkranken, was weiß ich, die Gedanken sind sowieso schon ständig da mal unabhängig von meiner Freundin. Wiederum andererseits ist es auch immer schön, wenn wir auf dem Campus sind und einfach auch mal wo ganz normal sein/leben können trotz Krankheit und allem, was damit zusammenhängt. (ich glaube alleine wäre es noch schwieriger gewesen, z.B. ohne Haare dort herumzulaufen, das war schon so ein Schlüsselerlebnis irgendwie. Gemeinsam gings und es hatte schon was Skurriles an sich).
Ja, hm, also es geistert mir einiges durch den Kopf, ein wenig konfus. Wie kann man jemandem die Angst nehmen im Einzelfall in Maßen offen damit umzugehen? Ich weiß, dass sie keine Sonderregeln bei Prüfungen möchte. Aber ich weiß auch, dass sie unheimliche Angst davor hat, überhaupt in Betracht zu ziehen einen Dozenten anzusprechen - im Falle des Falles.

Respekt an euch beide! "Der Krebs hat Angst vor starken Menschen" <-- genau

Liebe Grüße - und studimäßige Daumendrücker fürs Matheergebnis!
Espérance

Geändert von Espérance (04.02.2009 um 23:50 Uhr) Grund: Rächtschraibunk
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  #3  
Alt 06.02.2009, 11:06
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Ich hab in Mathe eine 2,0! Das kann sich doch sehen lassen. Viele Mathe-Studenten sind froh, wenn sie überhaupt bestanden haben. Jetzt muss ich noch für ein Seminar in Erziehungswissenschaften lernen. Das ist aber im Vergleich zu Mathe ein Klacks. Schreib ich am Montag. Mehr hatte ich gerade nicht belegt.
Liebe Grüße und bis bald
Kerstin
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  #4  
Alt 06.02.2009, 11:29
Benutzerbild von cc84
cc84 cc84 ist offline
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Beiträge: 161
Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin!

Glückwunsch zu diesen Ergebnissen!

Wünsch dir trotz des Lernens ein entspannendes WE!

Liebe Grüße

Christin
__________________
Diagnose: AML FAB M4(ED Dez.2007), Chemos, Infektion und Ausbruch einer Fusariose März 2008, Rezidiv der AML im Knochenmark Mai 2008, erneute Chemo, Hochdosischemo Juli 2008, SZT 16./17. Juli 2008, jetzt 100% Spenderchimärismus und Remission, 19.6.09 Rezidiv (mit Wasser im Herzbeutel und linken Lungenflügel), erneuter Block Chemo
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  #5  
Alt 07.02.2009, 14:16
flyyy flyyy ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo zusammen
Bin wieder zu Hause, kämpfe noch ein bisschen mit Jetlag, aber da ich ja erst am Montag wieder fit fürs Büro sein muss, ist das nicht so schlimm.



Kerstin, gratuliere zur bestandenen Prüfung. Mathe mochte ich immer, habe sogar lange noch Mathe-Nachhilfe gegeben an jüngere Studenten.
Zum hier diskutierten Thema, Studium weitermachen trotz Krebs:
Ich habe trotz Krebs und Chemo mein Studium weitergemacht und versuchte wenn es ging, keine Erleichterungen zu bekommen wegen der Krankheit. Habe schlussendlich meine Diplomarbeit 2 Wochen später abgeben können, das war aber nicht wegen dem Krebs sondern weil ich einen Unfall hatte.
Der Professor bei dem ich die Diplomarbeit geschrieben hatte wusste nicht, dass ich Krebs hatte. Die Assistenten habe ich informiert, aber eigentlich nicht wegen der Diplomarbeit sondern weil ich nebenbei noch einen Job als Hilfsassistentin bei ihnen hatte und sie informieren wollte, dass ich evtl. nicht soviel wie geplant arbeiten könnte.

Im nachhinein muss ich sagen, dass ich mir schon zimlich Stress gemacht habe mit der Uni. Wäre auch lockerer gegangen, die meisten meiner Kollegen haben sowieso weniger Vorlesungen belegt als ich und darum ein Jahr später abgeschlossen. Es wäre also kein Problem gewesen, ein bisschen weniger zu machen an der Uni und ich glaube nicht, dass mich später jemand gefragt hätte, warum ich ein Jahr länger brauchte (eben weil die meisten sowieso nicht in der Minimalstudienzeit fertig werden).
Aber als ich krank war, war es mir wichtig, dass alles so normal wie möglich weiterging und die Uni gab mir die Gelegenheit, etwas anderes zu tun als nur an Krebs zu denken.

Anyway, soviel von mir
Wünsche ein schönes Wochenende
Flyyy
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  #6  
Alt 09.02.2009, 09:12
merkur merkur ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin,

gratuliere zu deinem Ergebnis, echt super, aber war ja auch nicht anders zu erwarten oder? Du warst ja bestens vorbereitet.

Hallo Flyyy,

willkommen Zuhause.

Also dann, bis bald.
Merkur
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  #7  
Alt 10.02.2009, 06:08
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Danke für die Glückwünsche!
Im Moment mach ich mir irgendwie voll Leistungsdruck. Zum einen fahr ich nächsten Dienstag endlich zur Reha und muss bis dahin noch richtig viel erledigen, so dass ich schlecht schlafe, weil ich Angst habe, dass ich nicht alles schaffe. Meine Matheklausur bewegt mich auch noch. Ich glaube mein Selbstwertgefühl hängt immer noch zu sehr an meiner Leistung statt mir selbst sicher zu sein. Ein Freund, der eine 1,0 in Mathe geschrieben hat, meinte, dass es doch krass ist, dass er eine bessere Note schreibt, obwohl er weniger gelernt hat als ich. So ein Kommentar kränkt mich total und trifft eine Wunde von mir. Ich bin in Mathe nur gut, weil ich hart arbeite. Es gibt aber einige Intelligente, die ein paar Tage vorher anfangen und einfach eine gute Note schreiben und dann die Lorbeeren einheimsen. Ich glaub, dass hat immer noch mit meiner ehemaligen Situation mit meinem Bruder zu tun, dass das für mich ein Problem ist. Er war als Kind in fast allem schlechter als ich und wurde immer gelobt, um das auszugleichn. Ich habe dafür hart gearbeitet ihn immer auszustechen, um auch gelobt zu werden. Schließlich fing ich an mir das Lob in der Schule zu holen, was natürlich anstrengender ist, weil man da nicht nur einen Bruder, sondern viele Schüler ausstechen muss. Ich habe gestern meine Fehler in der Matheklausur gesehen und ich habe echt doofe Fehler gemacht. Mir fehlt ein halber Punkt zur 1,7. Wenn ich nicht immer unter so hohem Leistungsdruck stehen würde, hätte ich vielleicht nicht so doofe Fehler gemacht, die sich echt vermeiden lassen hätten. Dinge, die ich eigentlich wusste, aber in der Klausur nicht gerafft habe. Das ist doch frustrierend. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mich insgesamt oft mehr anstrengen muss als andere Menschen. Auch mit dem Essen. Ich koche immer zu Hause, um einer fettarmen, gesunden Ernährung gerecht zu werden und andere Menschen essen das fette Essen in der Mensa, haben es bequemer und sind vielleicht trotzdem schlank. Ich find das unfair. Ich muss irgendwie viel mehr Disziplin an den Tag legen. Und meine Mama lobt mich eigentlich nicht, weil es so selbstverständlich nicht, dass ich funktioniere und im höchsten Maß selbstdiszipliniert bin. Deswegen war meine Krankheit psychisch in mancher Hinsicht sogar entlastend. ich musste weniger leisten und wurde trotzdem bewundert. Wobei ich aber dachte, dass ich doch immer an meinen Grenzen gehandelt habe und nicht erst nach meiner Diagnose.
Gut, dass ich für heute noch einen Termin bei meiner Psychologin habe.
Liebe Grüße
Kerstin
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