Geht es nur mir so ???

[andrea01]

Auch ich habe immer meine Mama angerufen wenn es mir schlecht ging. Jeden Morgen haben wir telefoniert. Das fehlt mir so. Es tut mir so weh in ihr Haus zu gehen und sie ist nicht da. Alle reden von Urlaub wenn alles rum ist und wie wir das Haus vermieten. Mir ist das alles so egal. Mein Papa hat am 01. April 17. Todestag auch ihn habe ich wegen einer Krebserkrankung verloren. Damals war ich 19. Ihm konnte ich leider nicht mehr sagen wie sehr ich ihn geliebt habe. Noch heute sitzt der Schmerz so tief und ich weine am Grab. Ich werde bis zur letzten Sekunde bei meiner Mama bleiben, ich liebe sie so sehr. Auch ich möchte schon gar keinem mehr eine Antwort geben wenn ich gefragt werde wie es mir geht. Keiner kann verstehen wie weh es tut seine geliebten Eltern zu verlieren. Du bist ganz normal und irgendwann werden die schrecklichen Bilder verblassen. Irgendwann werden wir akzeptieren, daß unsere Lieben jetzt nicht mehr leiden müssen. Auch wenn es sehr, sehr schwer ist und ein harter schmerzvoller Weg. Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben und jemanden dem es genauso geht.

[andrea01]

Liebe Gabi-Diana,

danke für Deine Worte. Konnte heute Morgen mit meiner Mama telefonieren, sie hat große Schmerzen und sehr viel Angst. Heute wird die Lunge punktiert. Es ist so schrecklich, ihre Stimme wird jeden Tag schwächer, es tut so weh. So unendlich weh. Ich kann nichts tun, nur warten und zusehen. Heute Nachmittag fahre ich zu ihr. Hoffentlich bin ich stark und weine nicht.

Vielen lieben Dank und liebe Grüße

Andrea

[Cindy 69]

Hallo ihr Lieben,

auf der einen Seite ist es schön, "Gleichgesinnte" in diesem Forum zu treffen. Auf der anderen Seite bedeutet es: Schicksalsschläge, Trauer, Verzweiflung, Angst...

Liebe Andrea,

habe deine traurigen Zeilen gelesen. Es ist furchtbar ohne Eltern sein zu müssen bzw. kurz davor zu stehen das letzte Elternteil, die Mama, zu verlieren.
Ich kann deine Zeilen so gut verstehen. Erinnere mich gerade daran, als meine Mutter ihre Lungenpunktion hatte...
Du schreibst, dass du jeden Morgen mit deiner Mama telefoniert hast. Ich auch. Immer. Egal ob es was Neues gab oder nicht. Es ist eine unglaubliche Ausnahmesituation. Urlaub, Einkaufen, Wohnung ausräumen... Alles unwichtig. Wir haben ihre Wohnung bis heute noch nicht ausgeräumt. Weil es einfach weh tut und ich es wegschiebe. In dieser Wohnung zu stehen... Alles erinntert an sie, nur sie ist nicht mehr da. Absolut furchtbar.
Deine Gedanken sind wie meine Gedanken...
Liebe Andrea, ich werde an dich denken und dir wünschen, dass du ganz viel Kraft für alles aufbringen wirst. Du bist nicht alleine !
Fühl dich umarmt

Liebe Diana,

du hast recht, ich glaube einfach auch, dass es Menschen gibt die ein sehr enges Tochter-Mutter Verhältnis haben und bei diesem Verlust auch entsprechend leiden. Ich gehöre wohl zu den gefühlsbetonteren Menschen, desshalb auch jetzt mein Leiden durch diesen harten Verlust.
Liebe Diana, du kannst deine Mama noch sehen, sie besuchen, mit ihr sprechen. Genieße es...


Herzlichste Grüße
Cindy

[oma2]

hallo cindy,

wie du siehst geht es nicht nur dir so !

mir geht es ganz gleich. ich habe beide eltern innerhalb von 4 monaten verloren. ich komme mir vor als wäre ich nun ganz alleine auf dieser welt, obwohl ich mann und kinder habe. (von meiner verwandschaft gibts da - bis auf einen alleinstehenden bruder - keinen mehr zu dem ich eine beziehung habe)

ja die lieben "freunde". manchmal versuche ich sie zu verstehen, deren leben geht ja weiter. UNSERES wird nie mehr so sein wie früher. klar sterben eltern (in der regel ) früher als die kinder. aber meine z.b. waren noch nicht alt genug, finde ich.

ich würde am lieben meinen gesamten bekanntenkreis (freunde nenne ich sie zur zeit nicht mehr) austauschen und ein neues leben beginnen. das fällt aber auch sehr schwer, weil manche bemühen sich doch, dennoch treten sie oft ins fettnäpfchen. manchmal entschuldige ich das, aber im großen und ganzen haben sie EINFACH KEINE AHNUNG ! und das macht mich wütend, traurig vielleicht sogar auch neidisch. schwer zu beschreiben sowas.

ich wünsche dir nur das beste.

ingrid

[AntoniaC]

Hallo euch allen,
auch ich bin jetzt hier im Hinterbliebenen-Forum, in das ich eigentlich nie wollte. Aber ich denke, das geht euch genauso.
Mein lieber Paps ist vor vier Wochen am Gallengangskrebs gestorben und auch für mich hörte die Welt sich auf zu drehen. Gott sei Dank habe ich noch meine Mutter. Aber auch ich komme zur Zeit mit dem Verlust nur sehr schwer klar. Das Umfeld sagt immer, du hast ja deine eigene Familie (Mann, zwei Jungs), aber trotzdem hatte ich ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater. Und wenn Ingrid so von ihren Schwiegereltern schreibt, verstehe ich das voll und ganz. Denn auch meine Schwiegereltern haben nicht so eine innige Verbindung zu meinen Kindern wie meine Eltern. Sie haben auch nicht so ein inniges Verhältnis zu ihrem Sohn. Für sie ist das aber ganz normal und ich glaube, dass sie meine Trauer zur Zeit nur schwer nachvollziehen können. Aber den Freunden geht es genauso. Sie haben alle noch ihre Eltern, teilweise noch die Großeltern und wollen sich auch nicht mit dieser Krankheit und dem endgültigen Verlust auseinandersetzen. Ich von meiner Seite aus kann die Sprüche, die vielleicht auch gar nicht verkehrt gemeint sind, aber nicht ertragen und igle mich zur Zeit eher ein. Ob das richtig oder falsch ist - keine Ahnung, mir ist eben danach.
Lese lieber hier nach, denn hier fühle ich mich verstanden...
Bis bald,
Antonia

[andrea01]

Hallo ihr Lieben,

bei mir waren es wieder so schlimme Tage voll hoffen und bangen. Meiner Mama ging es nach der Lungenpunktion so schlecht, sie hatte solche Schmerzen. Als ich ins Krankenhaus kam sagte sie. ist das ein Jammertal, bin ich ein armer Kerl, was muss ich noch aushalten bis ich endlich gestorben bin. Mir hat es das Herz zerrissen, ich werde diese Worte nie mehr vergessen. Die Ärztin gab ihr eine Spritze und langsam ging es etwas besser. Am Mittwoch hat Papa Todestag. Mama sagte ich soll das Grab bepflanzen. Es war auch ein Mittwoch als er starb, ich war bei ihm und hielt seine Hand. Für mich ist es als war es gestern. Sonst hatte ich ja meine Mama. Jetzt stehe ich bald ganz alleine da. Ich weiss noch immer nicht wie ich das verkraften soll. Ich weine nur noch, kann mich gar nicht beruhigen. Kann auch mittlerweile kaum mehr mit jemanden darüber reden, obwohl viele es angeboten haben. Vor ein paar Wochen konnte ich das noch. Es ist als läuft die Welt an mir vorbei.

[andrea01]

Bald ist Ostern und wir sind wieder bei der Familie meines Freundes. Er hat noch Mama und Papa. Sie sind fit obwohl sie 5 Jahre älter sind als meine Mama und arbeiten noch voll. Alle arbeiten im Familienbetrieb und für sie gibt es nur Geld und Firma. Nach mir fragt keiner. Wir haben uns vergangenes Jahr ein Haus gekauft, meine Mama hat geholfen wo sie nur konnte und war für uns da. Sie hat sich mit uns so gefreut, war bei Notar und Umzug dabei. Heuer wollten wir heiraten, es war alles so perfekt. Seine Eltern haben unser Haus bisher nicht mal angeschaut. Früher war mir das alles egal, ich hatte ja meine Mama. Hab sie dann immer angerufen und ihr erzählt wie es war. Mir graut so vor Ostern, fühle mich wie ausgesetzt. Als ich gestern Morgen in der Klinik angerufen hab und fragte wie es Mama geht, sagte die Schwester, daß es schwer zu sagen ist, sie ist so anspruchslos. So war sie immer, hat mir alles gegeben was sie konnte und hat sich über Kleinigkeiten so gefreut. Für mich ist das alles nicht zu fassen und kann nur da sitzen und weinen. Muss mich in der Klinik so zusammennehmen.

[andrea01]

Im Dezember war noch alles wie immer. Mama wurde der Darm gespiegelt und es war alles ok. Sie war so erleichtert und hat sich gefreut, im Januar dann der Befund und jetzt ist sie ein Pflegefall, kann noch nicht mal mehr trinken. Fühl mich wie im falschen Film. Im Januar war sie noch bei uns zum Essen. Es ist als nimmt mir jemand die Luft zum atmen, als ziehe mir jemand den Boden unter den Füßen weg. Jeder sagt hoffentlich muss sie nicht so lange leiden. Natürlich verstehe ich das und will auch nicht daß sie leiden muss, es tut aber so weh. Als ich sie zuhause gepflegt hab ging es mir noch besser, ich war viel unterwegs, hab Rezepte besorgt, Schriftverkehr erledigt und Mama zur Chemo gebracht. Zu der Zeit war ich nur ständig müde. Jetzt bin ich nur noch wach, lasse mein Handy nicht aus den Augen, weiss gar nicht wo ich hinlaufen soll. Kann kaum was essen, wie auch, meine Mama kann nicht mal trinken und ich soll essen. Meine Tante bemerkte die Tage, daß ich aber sehr dünn sei. Ja prima wenn es allen trotzdem schmeckt und vor Mama noch von Essen reden. Unglaublich.