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  #1  
Alt 28.05.2009, 16:39
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Timm,

so hatte ich den Tod noch nie gesehen. Ich dachte immer die Erkrankung sei das A..., das einen heraus fordert, der wir uns stellen müssen.
Ebenso wie das Sterben.

Bestimmt würden viele Sterbenskranke liebendgerne über den Tod sprechen, wenn ihre Angehörigen, Freunde-also die Gesunden sie lassen würden. In erster Linie hoffen sie aber darauf, gesund zu werden. Das ist doch ganz natürlich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß sich viele Leute zurück ziehen, wenn ein Angehöriger oder ein Freund schwer krank ist.
Das machen sie nicht aus Gemeinheit, sondern aus Angst. Sie haben Angst dem Kranken(oder auch seiner Familie)gegenüber zu treten. Vielleicht wissen sie nicht, wie sie trösten oder was sie sagen sollen. Aber sicher ist, sie haben Angst mit dem Tod konfrontiert zu werden. Angst auch vor ihrem eigenen Tod.

In unserer heutigen Kultur ist der Tod oder das Sterben an einer Krankheit kein Thema mehr. Heute, wo wir immer dünner, jünger und schöner werden wollen, haben wir längst den Blick für das Wesentliche verloren.

Tod und Sterben paßt da nicht hinein, da gebe ich dir recht.

Ich wünsche dir alles Gute, ebenso deiner Mutter.

Liebe Grüße
Kerstin
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  #2  
Alt 29.05.2009, 10:07
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Liebes morlienchen, auch von mir mein Beileid.

Ich habe deinen Thread gelesen und kann das alles so nachvollziehen. Ebenso wie Timm´s Beitrag, der mir fast aus der Seele spricht.

Mein Stiefvater bekam die Diagnose 2 Monate nachdem die Krankheit von Patrick Swazy bekannt wurde. Auch ich überlegte mir, ob es fair ist, das er noch lebt (nach fast 2 Jahren). Ist das so, nur weil er die finanziellen Mittel dazu hat? Mein Stiefvater hätte sich so sehr noch 2 Jahre gewünscht. Aber die andere Seite ist, das ich mir nicht vorstellen kann, das Patricks Leben noch lebenswert ist.

Auch ich bin der Meinung, das die Diagnose BSDK ein Todesurteil ist. Deshalb fällt es mir immer schwer auf Beiträge zu antworten, wo sich Hoffnung gemacht wird. Realistisch gesehen, liegt die Chance bei weniger wie 10%. Das ist meine Meinung und ich möchte niemanden die Hoffnung nehmen. Doch ich bin immer bemüht, realistisch zu denken, damit ich nicht in ein tiefes Loch falle.

Nur widerspreche ich dir, Timm, nicht der Tod ist das Arschloch. Im Grunde sind wir selber daran schuld, weil wir alle so tun, als würden wir ewig leben. Der Tod gehört zum Leben und niemand bereitet uns darauf vor, weil es tatsächlich ein Thema ist, das wir alle verdrängen. Obwohl wir am Ende alle den selben Weg gehen.
Ich versuche das meinen Kindern zu vermitteln. Der Tod gehört dazu. Diese Erkenntnis habe ich jedoch erst, seit mein Stiefvater gestorben ist. Dessen Lieblingsspruch war immer: "So schnell stirbt man nicht". Auf schmerzliche Weise musste ich lernen, dass das womit ich jahrelang aufgewachsen bin, nicht stimmt. Mein Stiefvater verstarb innerhalb von 7 Monaten.

Der Verlust meines Stiefvater belastet mich heute auch noch sehr. Aber die Zeit der Erkrankung war viel schlimmer. Diese Hoffnungs- und Hilflosigkeit, die Frage warum. Der Gedanke an gesunde Zeiten. Daran das er ich mehr in der Sonne sitzen konnte, nicht mehr essen konnte. Der Verfall seines Körpers. All das raubte mir die Kraft. Als es vorbei war, war ich indirekt glücklich, das er es hinter sich hat. Nicht mehr leiden muss. Keine Schmerzmittel nehmen muss, die ihm das normale Denken nahmen.

Als er zu Haus starb, bin ich hingefahren und wir konnten gemeinsam 6 Std. lang von ihm Abschied nehmen, bevor er zum letzten Mal durchs Treppenhaus "ging". Ich empfinde dies als Privileg, weil es in unserer Gesellschaft nicht mehr dazu gehört auf diese Weise Abschied von einem Angehörigen zu nehmen. Es war ein "schönes" Erlebnis. Ihn nochmal streicheln, bei ihm weinen und lachen.

Jedoch habe auch ihn vor Augen, wenn ich Bilder von Patrick Swazy sehe. Wie die Körper sich gleichen. Als die Falschnachricht von seinem Tod veröffentlich wurden, habe ich geweint. Einmal um meinen Vater und dann noch, weil wieder jemand an dieser schrecklichen Krankheit verstorben ist.

Ich bin in Gedanken bei allen betroffenen Familien und wünsche allen viel Kraft und das beste.

Liebe Grüsse Taddl
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In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 10:12 Uhr)
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  #3  
Alt 29.05.2009, 10:35
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 459
Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo,

ich bitte doch zu bedenken, daß wir hier alle in einem BSDK Thread schreiben.
Vielleicht wäre es doch besser diesen Thread in das Hinterbliebenenforum zu verschieben.

Hatten wir unlängst nicht schon einmal eine ähnliche Diskussion?

Hier schreiben Menschen, die erkrankt sind. Sie haben ein Recht auf Erfahrungsaustausch, Hoffnung und Mutmachen.

Ich würde mich gehörig erschrecken, wenn mir jemand etwas von "Todesurteil" schreiben würde.

Gruß
Kerstin
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  #4  
Alt 29.05.2009, 11:15
Taddl Taddl ist offline
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Ort: Mittelfranken
Beiträge: 106
Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Es liegt mir fern, jemanden seine Hoffnung zu nehmen und du hast Recht, dieser Thread würde besser ins Hinterbliebenen-Forum passen. Da ich mich schon ein wenig unwohl fühlte, bei dem Gedanken, es könnte jemand lesen, der momentan in der schweren Situation ist, wo ein Angehöriger erkrankt ist.

Ich versuchte kurz nach dem Tod meines Stiefvaters auch das Hinterblieben-Forum zu nutzen, es kam jedoch kein richtiger Austausch zustande. Ich bedauere dies sehr, da ich sehr oft das Gefühl habe, meine Gedanken, die dieses Thema betreffen, mitzuteilen.

In meinem Thread ging es auch nicht nur um meine Meinung zu der Erkrankung, sondern auch um Gefühlsverarbeitung. Gefühlsverarbeitung versuchen doch alle hier und ich versuchte dies auch für mich. Ich finde es schade, dass nur der Aspekt meiner Meinung zur Geltung kam.

Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich Angehörigen und Erkrankten damit weh getan habe.

Taddl
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BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 11:21 Uhr)
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  #5  
Alt 29.05.2009, 11:22
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 459
Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Taddl,

gerne würde ich mich im Hinterbliebenenforum mit dir ausstauschen, wenn du magst.

Du hast sicher recht. Ich bin selber Hinterbliebene(war aber auch erkrankt). Ich habe immer nur hin und wieder einmal im Hinterbliebenenforum gelesen, nie geschrieben.
Einen vernünftigen Austausch halte ich für wichtig.

Also, wenn du magst treffen wir uns bei "dir"?

Liebe Grüße
Kerstin
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  #6  
Alt 29.05.2009, 11:24
Taddl Taddl ist offline
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Beiträge: 106
Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Sehr gerne, ich suche den Thread und hoffe, dass ein wenig Austausch zustande kommt.

Taddl
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  #7  
Alt 29.05.2009, 11:33
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Registriert seit: 13.03.2007
Beiträge: 459
Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hey, ich war schon da!

Gruß!
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