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  #1  
Alt 21.06.2009, 15:02
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

ja
- es gibt Menschen, die helfen dir dabei die Fassade aufzubauen - sie helfen dir ein Stück in den Alltag zurück. Ist doch manchmal auch gut, oder?
Mehr wollen bzw. können sie nicht tun, sei es aus Unsicherheit, Angst etwas Falsches zu tun oder zu sagen. Oder weil sie selbst mit ihren Sorgen und Problemen kämpfen müssen.
- es gibt Menschen, die klopfen sachte an die Tür deiner Fassade. Denn sie wissen nicht ob du es willst, dass sie dir beistehen oder weil sie dir gerne helfen möchten, aber unsicher sind wie sie dies anstellen sollen und können.
- es gibt Menschen, die reißen deine Fassade ein, weil sie mit dem was sich dahinter verbirgt umgehen können und keine Angst haben.

Ein Stück weit, gibst auch du vor, wer welchen Platz einnehmen darf.

Wie wär's? Setz dich auf dein Fahrrad, fahre los, ab in den Wald, verausgabe dich, schrei die Bäume, die Wolken, den Himmel ............an. Du weißt du wirst nicht unbedingt Antworten bekommen, vielleicht entlädt sich so ein Teil deines Wutes, deiner Angst, deiner Trauer, deines Frustes.

- das war der Tritt zum Sonntag, mein Lieber

Helmut, natürlich sind wir ganz im Inneren immer alle alleine, aber ganz in der Nähe des Kernes, stehen Menschen, die dich lieben, denen du wichtig bist.
Du bist nicht allein!

Liebe Grüße
Micha65
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Nimm Dir Zeit für die Freude und das Lachen, die Liebe und das Glück, Entspannung und Begeisterung.
Nimm Dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
(unbekannt)
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  #2  
Alt 21.06.2009, 22:20
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Micha65,

leider ist es ein bisschen zu spät zum Radfahren. Deine Vorschlag werd ich jedenfalls befolgen.

Danke

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #3  
Alt 22.06.2009, 17:16
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HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Micha65,

es gibt solche Menschen, denen ich erlaubt hab, an meiner Fassade zu kratzen, die Tür einzutreten, die Fassade auseinanderzunehmen. Es hat lange gedauert und teilweise sehr weh getan. Ich hab es nie bereut.

Es ist nur so, dass ein Teil in mir immer wieder verzweifelt versucht, die Trümmer dieser Fassade wieder aufzurichten. Was natürlich nicht so richtig klappen will, weil nur halbherzig ausgeführt. In Wirklichkeit will ich diese Fassade ja garnicht.


Liebe Carmen, Lissi, Andrea, all die Anderen, die hier lesen,

genau das möchte ich aussprechen. Genau hier. In dem Thread, der ursprünglich nur zu Myriam's Gedächtnis gedacht war und auch immer noch ist. Ich glaube, es ist in ihrem Sinne, das so zu machen. Sie selbst hat immer nach vorne geschaut, nicht zurück. Aufzuzeigen, dass es weitergeht auch wenn immer noch dicke, schwarze Wolken am Himmel hängen und Blitze einschlagen.

Viele sagen selbst nach Jahren noch: "Mein Mann, meine Mutter, oder wer auch immer, HAT heute Geburtstag." oder "Heute HABEN wir Hochzeitstag."

Falsch!

"Er/sie HÄTTE heute Geburtstag. Heute HÄTTEN wir Hochzeitstag. Schade, dass wir nicht mehr zusammen feiern können."

Da möchte ich irgendwann mal hin. Deswegen schreibe ich hier. Ich möchte verstehn, soweit das überhaupt möglich ist. Ich möchte das, was der Kopf schon lange weiss auch mit dem Herzen wissen. Nicht vergessen, sondern verstehen, wissen, glauben, akzeptieren möchte ich.

Versteht ihr das?


Alles Liebe

Helmut
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  #4  
Alt 22.06.2009, 18:07
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 1.290
Standard AW: Myriam

Hallo Helmut ,
ich habe deine Zeilen gelesen .....ich verstehe dich sehr gut.

Ich trage manchmal eine Maske, eine Maske wo mich keiner erkennt.(Meine Fasade)
Dort laufen meine Tränen unaufhörlich, ich renne in den Wald und schreie immer wieder "WARUM dieser SCHMERZ in mir.
Dann gehe ich zu meinen lieben, nehme meine Maske ab. Ich atme tief ein alles ist gut, für mich.
Ich möchte nicht dass meine Kinder sehen, dass ich manchmal so traurig bin.
Sie haben genug erlebt, gelitten, und geweint...ich habe in ihre Augen voller Angst gesehen..... "Was wird mit Mama"

Ich möchte dir ein paar Worte schicken.....ich finde es sehr schön und es drückt sehr viel aus.
Liebe Grüße von Birgit




Nimm Deine Zeit zum Trauern
und fühle ach den Schmerz,

umgib Dich ruhig mit Mauern
und spür das Leid im Herz.


Da bist Du nun, mit Dir allein,
das kann Dir niemand nehmen,
den Du beweinst wird bei Dir sein,
vereint in Euren Seelen.


Wenn Deine Augen nicht mehr weinen,
dann schau Dich wieder um,
dort warten schon die Deinen,
voll Ungeduld doch stumm.



Jürgen Brings
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  #5  
Alt 23.06.2009, 07:53
Blue Blue ist offline
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Registriert seit: 18.09.2005
Beiträge: 193
Standard AW: Myriam

Hallo zusammen,

aus einem Buch von meiner Freundin:

„Die Vergangenheit liegt hinter uns und die Zukunft liegt vor uns.
Wir müssen im jetzt leben, im Heute. Daß alles, was wir bisher getan haben vorüber ist, egal wie sehr wir versuchen es zurück zuholen.“

„Glück ist, einen Tag nach dem anderen zu leben – nur das Heute zählt.
Die Vergangenheit ist eine Rechnung, die beglichen ist.
Und die Zukunft – nun, die Zukunft fängt erst morgen an.“

Aus „Die Rose von Jericho“.

Ja Helmut, ich verstehe was Du meinst. Und doch hat Jürgen an dem einen Tag Geburtstag und würde 46 Jahre alt werden. Du wirst Deine Art und Weise finden, das Leben wird wieder „heiler“ – ohne zu vergessen.

Grüßle
Bruni
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  #6  
Alt 23.06.2009, 15:15
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AndreaS AndreaS ist offline
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Ort: SB
Beiträge: 837
Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

bestimmt ist es irgendwo nachzulesen, aber warum nicht immer und immer wieder diese Zeilen reinstellen, dort, wo sie gerade wichtig sind.

"Trauer ist wie ein Felsbrocken. Wegrollen kann man ihn nicht. Zuerst versucht man, nicht darunter zu ersticken. Dann hackt man ihn Stück für Stück kleiner, und den letzten Brocken steckt man in die Hosentasche und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum."

Man kann den Weg der Trauer nicht planen, vielleicht ist der einzige Weg tatsächlich, auf seine eigene Stimme zu hören, das zu tun, was sich richtig anfühlt.

Unser Weg, der sich irgendwie ergeben hat ist der, dass wir zwei Gedenktage für Claus feiern in unserer Familie. Das eine ist der Erdengeburtstag und das andere der Regenbogentag. Der Erdengeburtstag, ein wichtiger Tag, weil nur durch seine Geburt ein Erdenleben mit ihm möglich wurde (meine Schwiema bekommt immer Blumen an diesem Tag und ein: Dankeschön für deinen Sohn) und der Regenbogentag weil ich mich an die Hoffnung klammere, dass es nun für unsere Lieben besser ist. Und so stoßen wir an diesem Tag an, auf ein Wiedersehen im Regenbogenland.

Hochzeitstag? Na klar! Bin ich geschieden? Hat mein Mann mich und meine Kinder verlassen? Nein!!!!, also bin ich noch immer verbunden mit ihm, trage noch immer meinen Ehering und werde an dem Tag, an dem wir uns das Ja-Wort gaben immer wieder sagen: Und ich würde dich immer und immer wieder heiraten.

Verstehen? Nein Helmut, ich glaube, ich werde es niemals verstehen. Akzeptieren, weiterleben, wieder lieben, aber verstehen warum Menschen, die sich lieben getrennt werden, ich weiß nicht, ob ich das jemals verstehen werde.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #7  
Alt 23.06.2009, 21:55
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Conan Conan ist offline
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Registriert seit: 30.01.2009
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Beiträge: 141
Standard AW: Myriam

Hallo Andrea, hallo Helmut,
da fällt mir wieder ein, was der Bestatter zu mir sagte, als ich dort zum Gespräch war: "Die Ehe ist ja nun beendet!" Ich dachte, der spinnt, warum sollte unsere Ehe beendet sein?! Es gibt doch keinen Grund dafür. Ich trage meinen Ehering und den von meinem Spatz habe ich als Kette um den Hals ganz nah bei mir.
Und wenn ich in irgendwelchen Formularen "verwitwet" schreiben muss, kommt mir das so fremd vor, das Wort gehört nicht zu mir!
Vielleicht irgendwann einmal kann ich dieses Wort akzeptieren aber das wird noch sehr lange dauern. Noch ist mein Spatz bei mir, seine Sachen sind alle noch an ihrem Platz und ich erzähle ihm auch immer alles von mir und meinem Tag.
Liebe Grüße
Carmen
__________________
So lass uns Abschied nehmen, wie zwei Sterne
durch jenes Übermaß von Nacht getrennt,
das eine Nähe ist, die sich an Ferne
erprobt und an dem Fernsten sich erkennt.

R.M.Rilke


Für meinen geliebten Ronni (12.09.1964- 24.01.2009)
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