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  #1  
Alt 20.07.2009, 14:19
Benutzerbild von rosa.sputnik
rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Registriert seit: 13.11.2008
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Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Liebe Mariesol

Klasse dass Dein Dad sich auf's Fahrrad schwingt und die Gegend unsicher macht.
Meine Mom hat letzten Endes ab dem Tag der Diagnose gelegen... dann kam der Teufelskreislauf... Chemo-> zu schwach um aufzustehen-> nächste Chemo-> zu lange nicht aufgestanden, keine Kraft...
Ich denke ganz viel an euch und hoffe dass Dein Papa die Mecker- und Fahrradenergie behält...
Sei nicht böse wenn ich im Moment nicht so arg viel schreiben kann, aber... naja...
Ich schreib gleich noch bei mir!

Fühl Dich umarmt
Deine
Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #2  
Alt 21.07.2009, 13:05
Mariesol Mariesol ist offline
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Beiträge: 1.280
Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Ich denke jeder geht mit der Diagnose und der Krankheit anders um und der Mensch entwickelt sich.
Das merke ich an mir selbst.Wir haben so lange auf die endgültige Diagnose gewartet und je länger es gedauert hat um so mehr Hoffnungen habe ich uns gemacht.
Die Tumormarker waren im unteren Bereich und die Bronchoskopie gab keinen Befund..das hat mich immer wieder hoffen lassen.
Ich fand und finde es schlimm, dass mein Vater als Patient nicht aufgefangen wurde. Es hat ihn keiner gestützt, keiner hat ihn mal an der Schulter genommen und gesagt: "Hey, wir tun hier das Beste und die Chancen stehen so ...oder so"
Das Mut machen,das Erklären,das Auffangen...dies ist alles mein Job!
Ich habe mich in diesem Job weiterentwickelt. Jedesmal habe ich eine andere Assistenzärztin als Ansprechpartnerin.Den Stationsarzt habe ich nie kennen gelernt.Es ist anstrengend jedes mal die ganze Geschichte herunter zu beten, bevor ich auch nur eine und oft sehr unbefriedingende Antwort bekomme.Das Hoffen geht weiter, solange mein Vater Rad fährt, solange er sich noch selbst versorgen kann und er selbst nicht verzeweifelt, solange gibt es Hoffnung.
Wenn die Chemo anschlägt, gibt es berechtigte Hoffnung auf noch eine gute Zeit. Es hilft mir, mich hier austauschen zu können. Ich sehe mir viele Geschichten an...ich merke wie unterschiedlich die Menschen reagieren.Die Kranken und die Angehörigen...jeder geht seinen Weg.
Dank all denen die trotz ihres eigenen Schiksals, immer wieder warme Worte finden. Herzlichst Mariesol
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  #3  
Alt 21.07.2009, 19:20
Quirin Quirin ist offline
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Beitrag AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Hallo Mariesol,

Ich kann das nachempfinden,was du schreibst. Meine Frau ist 1993 gestorben. Das Auffangen,Trösten,das Nachsuchen um Informationen bei
den Ärzten, alles das habe ich auch miterlebt.
Der Bekanntenkreis zog sich mit dem Grad der Krankheit mehr und mehr
zurück.
Halt hat mir auch der Pfarrer nicht gegeben,da ein für einen Urlaub in 2 Wochen ausgerechnet da schon die Koffer packen mußte.
Man zieht dann daraus seine Schlüsse. Als meine Frau gestorben war,kamen
nach und nach die alten Freunde. Ich habe sie alle rausgeworfen.
Aus der Kirche bin ich auch ausgetreten. Ich brauche keinen Verein,der sich nicht um einen kümmert,wenn man Hilfe braucht.
Ich wünsche dir viel Glück,
Liebe Grüße

Jobst
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  #4  
Alt 22.07.2009, 11:02
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Liebe Gabi-Diana, lieber Jobst,


Mein Vater ist immer Fahrrad gefahren und ich denke er wird es tun bis er umfällt...auch bei diesem Wetter!
Er zeigt mir genau seine Grenze auf...sagt mir klar wann er meine Hilfe braucht und wann er seine Ruhe haben möchte. Auch ich habe ihm gesagt, dass ich den Sonntag für mich und meine Familie brauche.
So kommen wir gut klar und bei besonderem Bedarf ruft er an.
Ich wünsche mir sehr, dass es ihm noch lange so gut geht und ich wünsche mir sehr, dass die Rundherde zu kleinen Herdchen schrumpfen und er gut Luft bekommt.
Lieber Jobst, auch Pfarrer sind Menschen und ich bemerke täglich in ganz unterschiedlichen Situationen, wie leicht Menschen ihre Berufe verfehlen können.
Ein Pfarrer der den Hilferuf eines Menschen fürs Koffer packen außer Acht lässt....sollte unbedingt über das Wechseln seines Jobs nachdenken.Genau so wie die verantwortliche Schwester eines Hospiz, welche den nötigen Respekt vor dem Leben nicht hat. Ebenso schlimm empfinde ich es, dass sehr junge sehr unerfahrene und vor allem übermüdete und unterbezahlte Assistenzärzte meine Ansprechpartner bei Fragen um Leben oder Tod sind.Ich könnte hier noch die schnippische Liese bei der Krankenkasse nennen usw.Aber....ich möchte nicht vergessen zu betonen, dass es überall auch ganz liebe Leute gibt.
Ich habe vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin und ehrenamtlicher Hospizhelferin gemacht.Ich konnte einigen Menschen zur Seite stehen. Ich habe gesehen wie sich die "Gäste" aus dem Leben geschlichen haben und ich habe die Hinterbliebenen getröstet. Die einen konnten leichter gehen andere taten sich sehr schwer. Dies war unabhängig vom Alter.Ich habe ihnen vor allem zu gehört!
Nun übe ich zur Zeit eine andere ehrenamtliche Tätigkeit aus.Ich helfe Frauen in schlimmen Situationen. Hier ist eine Menge Bedarf.Sensibilität und die Liebe zum Menschen Grundvoraussetzung...aber es ist ehrenamtlich..und da klappt es im Gegensatz zu vielen Hauptberuflichen ganz gut.
Ich möchte nicht den Glauben verlieren, dass der Mensch grundsätzlich gut ist.Die einen können halt besser miteinander die anderen schlechter.Dies ist hier im Forum so und auch im wahren Leben. Ich sende Euch viele liebe Grüße Mariesol
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  #5  
Alt 22.07.2009, 11:20
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Nun geht auch noch der Hausarzt in Urlaub und der Papa weigert sich beim Vertreter Blut abnehmen zu lassen.....was mache ich denn nur?
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  #6  
Alt 22.07.2009, 17:24
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Ich habe bei Jasmin gelesen, dass ihrer Mutter Buscopan gespritzt wird .
Dieses Mittel ist ein bekannter Krampflöser...was ich nicht verstehe, wie der Bezug zu dem "Brodeln" ist!? Ulli kannst Du mir dies erklären?
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  #7  
Alt 23.07.2009, 09:19
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Sechs Wochen Ungewissheit u kein Befund

Liebe Gabi-Diana,

wir müssen am Montag ins Studienzimmer zur Blutabnahme. Da werde ich fragen, ob wir vertretungsweise auch in die Ambulanz kommen können.
Buscopan wirkt auf glatte Hohlmuskeln. Also Magen, Gebärmutter usw. das mit der Lunge ist nun ein ganz neuer Aspekt für mich.

Wenn man in der Hospiz arbeiten möchte, muss man das Leben als ganzes sehen. Das Kommen, das Dableiben und auch das Gehen. Alle drei Bereiche sind untrennbar verknüpft. Liebe, Würde und Verständnis....das wünschen wir uns jeden Tag unseres Lebens. Ganz besonders wenn wir krank sind, wenn wir Angst haben...in der letzten Phase unseres Leben sollte es selbstverständlich sein.Die Angehörigen sind emotional oft überfordert, darum ist eine liebevolle gut ausgebildete Helferin eine große Stütze.Das waren die Worte der Hospizhelferin...als Tochter habe ich Tage an denen mich alles sehr ohnmächtig macht.Möglicherweise ist es auf die Ausbildung zurück zu führen, dass ich mich dann auch wieder ganz gut einfangen kann.

Mein Vater macht gerade einen sehr stabilen Eindruck.Seine Augen sind ganz klar und er hält sein Gewicht.Er trägt sehr würdevoll seinen kahlen Kopf spazieren und ich fühle, dass er wieder mehr Hoffnung hat. Er fürchtete sich sehr vor der Chemo. Diese Unbekannte...die man ja nur von Weitem kennt.
Was wird sie machen..was soll man sich von ihr wünschen von der Chemo. Endlich schafft er es sich alles.... das ganze Leben von ihr zu wünschen.Er hat nur noch wenig Nebenwirkungen und auch dies reduziert die Angst.Nun hat er auch wieder angefangen...sein normales Leben zu leben...zu planen und zu sorgen. Das hatte er für eine Weile ganz eingestellt.

Liebe Grüße sendet Mariesol
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