Mundbodenkrebs

[Conan]

Liebe Iko,
vor einem halben Jahr musste ich auch diesen Weg gehen und wenn ich das alles hier lese, werden so viele Erinnerungen bei mir wach. Egal welche Worte ich jetzt wähle, nichts kann dich wirklich trösten. Ich habe heute mal zwei Kerzen angezündet: eine für meinen Spatz und ein für euch beide. Ich denke ganz doll an euch.
Liebe Grüße Carmen

[mahanuala]

liebe iko

gut, daß der pfarrer da war...und du zulassen konntest daß türen sich öffnen.

natürlich hast du angst, das ist vor schwierigen wegstrecken immer so...und angst macht sich oft an äußerlichkeiten (wie datum) fest.

ich denke auch daß du nichts falsch gemacht hast.
aus der traumaforschung weiss man, daß menschen bei/nach lebensbedrohlichen ereignissen nach dem suchen, was sie falsch gemacht haben (könnten)...sogar kinder die misshandelt werden suchen die schuld bei sich.
das hat damit zu tun, daß man dann meint, man hätte etwas verhindern können. und schuldgefühle sind tatsächlich leichter auszuhalten als das gefühl, ohnmächtig zu sein und NICHTS tun zu können.

grüße von
mahanuala

[ticoba]

Liebe Iko,
ich verabschiede mich für heute und gehe ins Bett.

Ich bete darum, dass die Angst der Liebe weicht.
Und wenn du morgen zu Micha fährst,
mögen Engel dich tragen und dich führen.
Ich wünsche euch wunderschöne tiefe und liebevolle Augenblicke.
Und ich wünsche dir, dass sich das Paradies über dem Regenbogen zeigt,
damit du deinen Micha gut aufgehoben weisst.

Gute Nacht du Liebe, tapfere Frau
und schlaf gut

Alles Liebe für euch
Conny

[Iko]

Guten Morgen,
ich habe schlecht geschlafen. Die Nachtschwester sagte am Telefon, das Schatzi nach der letzten Spritze gut geschlafen hätte. Auch die Verschleimung war heute nicht so schlimm. Besserung? Alle haben sich doch getäuscht ja? Das waren nur ein paar schlimme Tage und es wird alles wieder gut ja? Er kann es doch noch schaffen, er ist doch so tapfer, so stark.
Soviele Träume warten noch, so viele Wünsche müssen noch erfüllt werden. Es muss alles wieder gut werden - ich frage ihn wie wir es schaffen können und was er braucht, dann schaffen wir das auch. Ich kann ja meine Arbeit aufgeben und immer da sein, dann kann doch nichts passieren. Ich helfe ihm zu jeder Stunde, zu jeder Zeit, dann wird es gehen.

[FAL]

Liebe Iko,

Worte fehlen mir...

[gabi lehmann]

Meine liebe Ingrid,
alles weitere schreibe ich dir über PN.

[ticoba]

Guten Morgen liebe Iko

hoffentlich hast du überhaupt etwas geschlafen.

Habt ihr denn einen Plan vom Arzt, wie es jetzt weitergeht?
Bekommt Micha noch immer Chemo und Strahlentherapie?

Bin in Gedanken bei dir und Micha
Alles Liebe für euch
Conny

[evelin]

Liebe Iko, Lieber Micha

Ich bin Gedanken bei euch

traurige grüße
evi

[Iko]

Ihr Lieben,
nun mal eine Erklärung zu meinem wirren Schreibereien. Ich bin aus den Fugen geraten, stehe neben mir aber ich reagiere und das ist wohl wichtig jetzt grad.
Am Freitag hat mich der Arzt beiseite genommen, weil ich nur am weinen war. Er hat dann im seinem Zimmer angefangen zu reden unter anderem: Micha hat bei der letzten Therapie, die über 3 Monate gedauert hat, nur 5% Erfolg gehabt. So gut wie nichts. Der Krebs ist sehr, sehr bösartig und der große Tumor hatte sich überhaupt nicht verändert. Es sind neue aufgetreten und die Lymphen waren befallen. Wenn es in die Blutbahn geraten ist, so wurde das wohl durch die Chemo abgetötet. Aber: Die kleine Knubbel am Kiefer, die größeren am Hals - alles sieht so aus, als wenn der Krebs gestreut hat. Dann ist er nicht mehr zu retten und er sollte schnellstens in ein gutes Hospiz.
So hat mich der Arzt, mit diesen Worten am Freitag weggeschickt. War dann ja bei meiner Familie und die Gedanken gingen immer hin und her. Mein Bauchgefühl hat es mir bestätigt, mein Herz schreit NEIN.
Am Sonntag Mittag war ich dann wieder bei Micha und es ging ihm sehr schlecht. Die Schwestern wollten ihn waschen aber sobald sie ihn hoch - also in die Sitzposition gebracht hatten, lief er dunkelblau an und sie haben es gelassen. Absolute Bettruhe. Er hat sich auch vermehrt übergeben. Ich bin unruhig über den Flur hin und her gelaufen bis die Oberschwester kam und sich mit mir in ein Zimmer setzte. Sie sagte mir: Seit 25 Jahren bin ich Krankenschwester und ich sage ihnen, kümmern sie sich bitte um eine Gruppe, wo Angehörige mit Ihrer Trauer aufgefangen werden. Er wird es nicht schaffen, ich sehe es. Glauben sie mir, er ist auf dem Weg.

Seit dem bin ich völlig durcheinander. Ich bekomme es nicht in meinen Kopf das er sterben soll. Einfach weg? Für immer?
Heute war ich seit 8 Uhr bei ihm. Er spricht wirres Zeug wie: gib mir die Marmelade, die muss ich noch essen oder er sucht was und meinte, der Dolch gehöre ihm und er brauche ihn jetzt.
Ich sitzt da und weiß nicht was ich sagen soll. Dann ist er wieder für ein paar Minuten klar und er freut sich das ich da bin und wir versuchen uns zu unterhalten, was ihm schwer fällt. Kurz bevor ich gegangen bin, zeigte er auf den Fernseher - ich habe ihn angestellt, ihm den Kopfhörer aufgesetzt und er hat eine Handbewegung gemacht, das ich das Zimmer verlassen soll. Ich bin so fertig, das ich gefahren bin.
Morgen um 11 Uhr wird das PET CT gemacht und ich hoffe das ich am Nachmittag endlich Gewissheit - wirkliche Gewissheit habe. Alle sagen das er auf dem letzten Weg ist, warum fühle ich es nicht wenn es so ist?
Mögen sie sich doch alle täuschen und er kommt wieder nach Hause.

[Morgana]

Liebe Iko,

das ist völlig normal, dass Du "neben der Spur" bist.
Micha lebt...alle sagen, dass er "sich auf den Weg macht"...
Alles klingt...unglaublich...bedrohlich...
Micha spricht anscheinend wirr...irgendwas beschäftigt ihn...macht ihn unruhig.
Wichtig ist, dass Du heute bei ihm warst und er sich gefreut hat.
Nimm ihn und Alles so, wie es gerade ist...
Ich weiß, es läuft alles wie ein merkwürdiger Film für Dich ab....
Dein Herz will ihn halten; Dein Bauch grummelt; Dein Verstand kann nicht verstehen...
Ich habe es schon ein Mal geschrieben:
Abwarten...Aushalten...Durchhalten.

Ich hoffe, dass der Befund vom PET-CT morgen nachmittag schon da ist.
Erwarte nicht zu viel davon; es liefert weitere Ergebnisse...doch der MENSCH ist mehr als die Summe seiner Körperfunktionen!

Sei einfach bei ihm, rede mit ihm...Deine Stimme, Deine Zärtlichkeit dringt zu ihm vor.
Er kann doch nicht reden?
Nun...mein Schatz: 2 Wochen vor seinem Tod, 1x reanimiert und inzwischen mit Trachealkanüle beatmet, war mal wieder wacher (ansonsten tief sediert) und hat liebevoll mit mir geflüstert...nicht viel...doch...unvergesslich. Habe meinen Kopf auf seine Brust gelegt...und war sooo glücklich.
Liebe Iko, Du wirst die Kraft und den Mut haben Micha Deine Liebe zu zeigen und wirst seine Liebe spüren; da bin ich mir sicher.

Meine Gedanken begleiten Euch!

LG
Morgana

[evelin]

Liebe Iko

Es fällt mir schwer was zu schreiben möchte es aber versuchen.
Verstand und Herz gehen oft getrennte Wege. Was der verstand längst schon weis will das Herz nicht wahr haben so war es bei mir. Ich drück dich ganz vorsichtig.

Traurige Grüße
evi

[ticoba]

Liebe Iko
natürlich kannst du nicht glauben, dass dein Micha gehen soll. Wie denn auch? Du hast eine lange Lebenszeit mit ihm verbracht, ihr seid euch so nah und habt euch lieb. Das kann doch nicht vorbei sein! denkt man dann.
Und es ist schlimm und grausam und sehr, sehr traurig, wenn es dann doch so ist.
Es ist wohl wirklich das beste, wenn du es einfach so nimmst wie es kommt. Du kannst nichts mehr tun liebe Iko außer bei ihm sein.
Wir können unser Schiksal nicht aufhalten - leider.
Meine Gedanken sind mit dir und bei dir.
Eine lange liebevolle Umarmung sende ich dir
deine Conny

[Conan]

Liebe Iko,
bei uns war es mein Spatz, der bis zum Schluss Pläne geschmiedet hat, wenn er bloß erst wieder zu Kräften gekommen ist. Wir haben mit geplant, gelacht, Würfel gespielt, alles, was er gerne mochte. Zum Weinen sind wir raus gegangen, denn der Verstand wusste, was kommen wird. Und aus heutiger Sicht war es das Beste, was wir tun konnten- bei ihm sein, ganz intensiv. Wir haben immer gesagt, es ist ein wunderschöner Familienurlaub. Man denkt immer, man müsste mehr tun aber nein, nur das Zusammensein zählt in dem Moment und vor allen Dingen auch später! Reden, streicheln, kuscheln- tue alles bewusst und intensiv!
Wenn ich mir heute die letzten Fotos von meinem Spatz ansehe, erkenne ich an seinem Gesichtsausdruck, dass er ganz genau gewusst hat, was los ist und er mit seiner Planerei uns schützen oder helfen wollte.
Ich denke ganz doll an euch beide und wünsche dir, liebe Iko, viel Kraft.
Liebe Grüße Carmen

[engel5055]

liebe iko, habe still mitgelesen und mitgehofft. es tut mir sehr leid, was du durchmachst, und dein mann. bei meiner mutti war es auch so, - dieses verwirrtsein, und dann wieder klar. mein herz schrie damals auch nein, das darf net sein. aber mein komisches gefühl wusste es schon einige zeit vorher, schon, als nicht mal die ärzte die vielen metastasen erkannten. ich kann dir nur kraft wünschen, ich glaube, man wächst über sich hinaus, obwohl ich auch öfters zusammengebr. bin. ich wünsche deinem lieben micha keine, bzw. wenig schmerzen und dass du ihm noch alles sagen kannst, was du dir wünschst. ich nehme dich virtuell in den arm, liebe iko, und werde nachher eine kerze für deinen lieben micha anzünden. es trifft meistens immer die lieben menschen.

[Iko]

Hallo,
es tut gut eure Zeilen zu lesen.

Liebe Gabi-Diana,
ich bin doch nicht gefahren, weil Micha diese Handbewegung gemacht hat, sondern weil ich einfach fertig war. Die Nacht war kurz, ich war schon sehr früh heute Morgen bei ihm und hatte auch noch einiges zu tun. Das mit dem "Licht" mag ich nicht - vielleicht ist es so aber dennoch sträube ich mich im Moment dagegen. Sei mir nicht bös. Ich bin immer bei Micha, ob persönlich, am Telefon, in Gedanken, in meinen Träumen. Wenn es aber zu weh tut und ich in Tränen ausbreche, gehe ich lieber. Ich bin allein, stehe allein davor und muss zusehen, das ich es irgendwie schaffe. Nein, ich habe mir keine Medikamente vom Arzt geben lassen - ich bin ruhig, fast zu ruhig heute und ich muss lang fahren, um zu ihm zu kommen. Ich will ich sein und nichts unterdrücken - es muss raus, sonst tut es zu doll weh. Verstehst du?

Ich hoffe morgen nach der Untersuchung eine Antwort zu bekommen. Einen ersten Kontakt mit einem Hospiz hatte ich heute schon und sie rufen morgen früh zurück. Mein Hausarzt hat mir noch ein zweites gutes empfohlen und darum werde ich mich morgen kümmern. Ich hatte heute ein Gespräch mit der Pflegedienstleitung und wir können auf Grund meiner Arbeit die komplette Pflege zu Hause nicht gewährleisten. Wenn ich meinen Job aufgebe habe ich große finanzielle Probleme und noch mehr davon möchte ich nicht. Auch sehe ich es so, das ich besser zu ihm fahren aber mal gehen kann, um Luft zu bekommen. Das wäre hier nicht möglich, selbst der behandelnde Arzt sagte, besser Hospiz. Wir werden sehen - morgen

Danke für die Kerzen - ich kann sie förmlich sehen