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#1
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Liebe Jani,
zunächst möchte ich dir mein Beileid ausdrücken. Du warst deinem Mann eine sehr gute Wegbeleiterin, hast dich um alles perfekt gekümmert und hast alle Wege gesucht, um ihn zu helfen. Dass er ruhig und ohne Angst gestorben ist, ist ein großes Geschenk. Dein Glaube wird dir hoffendlich helfen, mit dem Verlust umzugehen. Das erste Jahr, sagen alle, ist das schlimmste. Mein erstes Jahr ohne meinen Vater war schrecklich. Ich bin selber krank geworden, ich hatte eine Herzmuskelentzündung und leide seither unter Herzrasen. Langsam geht es mir besser, aber die Trauer sitzt tief und kommt unerwartet oft hoch. Warum sollte es auch anders sein? Ihr habt noch während der Krankheit einige schöne Reisen gemacht, dies eErinnerung wird dir niemend nehmen und dies eErinnerungen sind diejenigen, die nach einiger zeit auftauchen. Mein Cousin heiratet genau an dem wochenende als sich der Tod meines Vaters jährte. Wir haben alle gemeinsam gefeiert und als die temperamentvolle Mutter der Braut auf die Tanzfläche stürmte, mußten mein Bruder und ich an meinen Vater denken und daran, dass er, wenn er bei uns gewesen wäre, heftig mit ihr geflirtet hätte. Für einen Augenblick war es, als wäre er bei uns. Wir mußten beide sehr lachen. Ich schreibe dies so ausführlich, weil ich dir gewissermassen ein Jahr voraus bin und ich dir zurufen will, dass Trauer Zeit braucht und dass die Menschen, die wir lieben uns nie verlassen. Möge Gott, dich und deinen Sohn trösten. Alles Liebe deine, alicia |
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#2
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Hallo,
ich bin dabei zu lernen mit meiner Trauer umzugehen. Das ist nicht immer leicht, alles erinnert mich an meinen Mann. Es macht mich auch traurig, dass doch Einige von Euch Rezidive bekommen haben. Hoffe, dass Ihr den Kampf gegen den Krebs gewinnt. Lese mir desöfteren ein Gedicht aus der mir überreichten Trauerbroschüre zur Erinnerung an den Heimgang meines Mannes durch. Ich werde es hier abschreiben, vielleicht gibt es den Einen oder Anderen etwas Trost: Und fragst du die Wolken da droben Und fragst du die Woken da droben, warum sie so rosig glüh'n. warum sie von Osten nach Westen, von Norden nach Süden zieh'n. dann ballen sie wohl sich zusammen, und weinen viel Tränen darein, als wollten zur Antwort sie geben: Was fragst du? es muss ja so sein! Und gehst du am Morgen im Garten, wie blühen die Blumen schön; am Abend wohl kannst du ein Welken, ein Singen, ein Sterben seh'n. Und fragst du, warum sie in Düften und Schönheit dem Tode sich weih'n, dann kommt's aus den Kelchen noch leise: Was fragst du? es muss ja so sein! Und hat dich ein Kreuze betroffen, kam Leiden und Schmerzen und Weh, und sind dir die Tage der Prüfung ein bitt'res Gethsemane, rufst laut du zu Gott unter Tränen und fragest: Warum solche Pein? Dann wird der Allgüt'ge dir sagen: Was fragst du? es muss ja so sein! Die Blume muss blüh'n und verwelken, die Wolke muss kommen, geh'n; das Herze schwebt nicht nur in Wonnen, es muss auch im Leid besteh'n. Drum lass nur dein Sorgen und Fragen, vertraue dem Höchsten allein; er wird dir am Ende wohl sagen, warum es musst' alles so sein. Johanna Ambrosius (1854-1934) Liebe Grüße Jani |
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