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  #1  
Alt 23.08.2009, 19:57
Hope1935 Hope1935 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Petra,

meine Mutter verdrängt den Ernst der Krankheit, solange es meinem Vater einigermaßen geht. Aber sie hatte auch Phasen, wo es meinem Vater schlecht ging, wo sie ihn bereits aufgegeben hat. Haben sich schon eine Grabstelle ausgesucht, wollen wohl beide verbrannt werden , und sie hat schon gefragt, ob ich ihr das Geld für die Beerdigung leihen könnte, bis das Haus verkauft ist, damit sie eine schöne Beerdigung ausrichten kann. Hab ihr da natürlich alle Unterstützung zugesagt, wobei ich ihr auch sagte, dass ich das Thema Beerdigung und Tod erst am letzten Tag für mich annehme. Solange ich noch kleine Fünkchen Hoffnung sehe, werde ich mich nicht mit dem Thema befassen.

Wenn mein Vater schlecht dran ist, dann ist sie ganz sanft, sobald es ihm besser geht, ist sie auch schon mal extrem kratzbürstig. Sie hat die Nerven blank liegen, und man merkt, dass sie doch ziemlich oft überfordert ist. In erster Linie versuche ich, sowohl für meinen Vater als auch für meine Mutter da zu sein, Dinge abzunehmen, neue Perspektiven aufzutun. Auch mache ich, wenn es möglich ist, mit meiner Mutter alleine mal was. Lasse sie dann auch mal reden, versuche auch hier, Lösungen zu finden. Ist alles nicht so einfach, man ist ja selber manchmal überfordert. Ich wünschte, ich hätte da ein Patentrezept.

Wichtig ist glaube ich, immer ein offenes Ohr zu haben, manchmal muss man auch zwischen den Zeilen hören. Gar nicht so einfach, aber meine Eltern kommen eigentlich nie direkt zur Sache, fragen auch selten um Hilfe. Man muss immer genau hinhören und dann Hilfe anbieten. Dann nehmen sie sie aber auch gerne an.

Vielleicht kann man ja mal für Deine Mutter, wenn die "Betreuung" für Deinen Vater gewährleistet ist, eine Wellness-Wochenende organisieren. Am besten mit einer Freundin oder mir Dir, damit sie Gesellschaft und Ansprache hat, aber sich nicht alles um die Erkrankung Deines Vaters dreht. Manchmal braucht man auch mal Zeit zum Verschnaufen um dann wieder mit voller Kraft dem Mann beizustehen. Das tut dann beiden gut.

Man muss bei meiner Mutter bedenken, dass Sie vor zwei Jahren einen Nierentumor hatte, wobei eine Niere entfernt wurde. Sie ist zwar jetzt gesund, aber dass legt man trotzdem nicht mit der Kleidung ab. Sie ist ja inzwischen auch 70 Jahre, da ist man körperlich und seelisch nicht mehr so rüstig. Aber sie hält sich insgesamt schon ganz tapfer. Bei der Beerdigung des Schwiegervaters meiner Schwester letzten Donnerstag hat sie am Grab zwar ziemlich geweint, hat sich aber eher in der Situation gesehen.

Die Angst sitzt ihr auf jeden Fall im Nacken, auch wenn sie plant, in meine Nähe zu ziehen, sollte mein Vater mal sterben. Das ist alles leichter gesagt wie getan.

Aber soweit ist es ja noch nicht. Ich kann mich mit dem Gedanken auch nicht befassen. Brauche meine Energie für den gemeinsamen Kampf.

Wünsche Dir eine angenehme Woche ohne Aufregung.

Liebe Grüße
Heike

Geändert von Hope1935 (23.08.2009 um 20:01 Uhr)
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  #2  
Alt 23.08.2009, 20:14
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pit59 pit59 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Heike,
bei Euch ist es ja fast ähnlich.Ich denke,ich lese unsere Geschichte.Der einzige Unterschied,meine Mutter glaubt nicht,dass er sterben kann.Und das ist das Problem.Würde Sie mit mir vielleicht mal darüber reden und ich könnte sagen,dass ich immer für Sie da bin,wäre es vielleicht leichter.
Bei meiner Mam ist es auch so,gehts Im schlecht sanft...........aber wehe nicht
Sie hatte ja wie in meiner Signatur steht auch vor zwei Jahren Gebärmutterhalskrebs.Sie hatte sich wieder gut erholt,bis zu diesem Tag X.
Ich würde mit Ihr gerne mal wegfahren,aber Sie lehnt das ab.Wir gehen Nachmittags manchmal bummeln,dass hat Sie immer gerne gemacht.In letzter Zeit merke ich aber,es macht Ihr auch keine Freude mehr.
Ja,liebe Heike,wir sitzen im selben Boot.Ich gebe auch nicht auf,auf keinen Fall und Paps auch nicht.
Es freut mich,dass Du mir immer so lieb antwortest,es hilft mir sehr.Man merkt ,man ist nicht allein.Es gibt viele denen es auch so geht.
LG und einen schönen Abend
Petra
__________________
2004 Enkel Leukämie ALL - heute gehts ihr gut
2007 Mutter Gebärmutterhalskrebs - bis heute alles ok!
Mein Paps 16.07.09 CUP Syndrom,Chemo erfolglos,
25.04.2010 Den Kampf leider verloren
2016 erneute Krebserkrankung meiner Mutter Lymphom
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  #3  
Alt 23.08.2009, 20:25
Hope1935 Hope1935 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Petra,

ja, ich finde auch, dass es einem sehr hilft, wenn man sich mitteilen kann und darf, und man dann auch noch von anderen Mut zugesprochen bekommt. Außenstehende können das einfach nicht verstehen, denke mal, die warten fast drauf, dass die Nachricht kommt, jetzt ist er tot. Dann sind sie sehr betroffen, und ja, das wars. Dann geht man wieder zum Alltag über.

Nicht so die Angehörigen, die leiden, und dann ist es schön, wenn man aufgefangen wird. Ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich eine Antwort von Dir bekomme.

Unsere "Geschichte" ist doch ähnlich. Schade, dass Deine Mutter für einen Kurzurlaub nicht offen ist. Es ist schon schwierig, jemandem beizustehen, wenn er das nicht will oder nicht annehmen kann.

Frag sie doch mal, was ihr Freude machen würde.

Liebe Grüße
Heike
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  #4  
Alt 24.08.2009, 12:15
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pit59 pit59 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo liebe Heike,
ja,mit meiner Mam ist echt schwierig.Sie gibt sich Mühe,aber es ist die nackte Angst.Ich verstehe Sie ja,aber auch wir haben Angst.Ach Mensch,mir tut Sie auch einfach leid.
Weist Du,seit diese Krankheit das erste mal in unser Leben getreten ist habe wir einige "Freunde" gehen sehen.Plötzlich hatte keiner mehr Zeit,naja vielleicht weist Du auch wie das ist.Die beste Freundin von meiner Tochter hat sich damals,als das mit der Kleinen war zurück gezogen,höchstens mal angerufen und wie Du schon sagtest auf Hororbotschaften gewartet.Als die Sache vorbei war,tauchte Sie auf einmal wieder auf.Da allerdings hat sich dann meine Tochter zurück gezogen.Ich glaube wirklich manche denken das ist ansteckend.
Aber vielleicht ist es gut so,am Ende bleiben die übrig,die wirklich etwas von Dir halten. Meine Tochter muße sich auch wirklich böse Sachen anhören.Als die Kleine lange wieder gesund war,ist Sie nochmal schwanger geworden und hat unseren kleinen Niklas (jetzt 3 Jahre) bekommen.Damals wurde das Nabelschnurblut von Ihm eingefroren,da uns der Arzt das angeboten hat.Es ist kosfenfrei,wenn in der Familie einer betroffen ist.Das hätte sicher jeder andere auch gemacht.Meine Tochter bekommt von einer Bekannten von mir gesagt "Ihr habt ja das Kind nur bekommen um ein Ersatzteillager für Sophie zu haben".
Was meinst Du,wie man sich da fühlt?????????????Aber das gibt es alles.
Meine Eltern sind wieder im Garten,wollen die paar Tage bis zum KH noch nutzen.Finde ich gut,Luft hat noch keinen geschadet.Die Haare fallen jetzt extrem.Aber er hat Sie kurz und außerdem weiss,da sieht es nicht so schlimm aus.
So liebe Heike einen lieben Gruß an Deine Eltern. Wie geht es denn heute bei Euch?
LG Petra
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  #5  
Alt 24.08.2009, 13:15
Hope1935 Hope1935 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Petra,

ja, mit den Freunden, das ist so eine Sache. Ich glaube, manche sind einfach mit der Situation überfordert. Sie wissen nicht, wie sie dem Betroffenen oder deren Angehörigen gegenübertreten sollen.

Die Bemerkung mit dem "Ersatzteillager" ist ja wohl unterste Schublade. Auf solche Menschen kann man getrost verzichten. Aber sowas tut weh, und man kann das Gesagte nicht wieder rückgängig machen. Ist schon traurig. Aber meistens weiss man ja, welch Geistes Kind das sagt. Vielleicht tut es dann nicht mehr ganz so weh.

Hab gerade, wie jeden Mittag, bei meinen Eltern angerufen. Keiner da . Nehme mal an, sie sind ein bischen "shoppen". Weiß jetzt auf jeden Fall nichts von einem Termin - oder hab ich was vergessen?

Mit dem Haarausfall ist schon blöd. Es ist dann für jeden sichtbar, dass man krank ist. Ist doch doof. Statt auf dem Mars rumzuforschen, sollten die mal lieber das Geld auch in die Forschung "Krebs" stecken. Das denen aber auch nichts einfällt, um diese Krankheit auszurotten.

Liebe Petra, ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.

Liebe Grüße
Heike
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  #6  
Alt 24.08.2009, 19:23
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pit59 pit59 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Heike,
na,sind Deine Eltern wieder aufgetaucht?Waren sicher mal bummeln.Das Wetter ist ja supi.
Das mit den Haaren stimmt schon.Bis jetzt hat man ja nichts gesehen.....aber in den nächsten Tagen ist es zumindest für die,die Ihn kennen sichtbar.Fremde merken es nicht,es haben ja viele Männer keine Haare.Aber auch für mich wird es ungewohnt sein.
Es wäre wirklich schön,wenn jemand mal diese Nebenwirkung ausschalten könnte.Da wären bestimmt viele Frauen froh.
Tschüß Petra
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  #7  
Alt 24.08.2009, 20:07
Hope1935 Hope1935 ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Hallo Petra,

habe heute Nachmittag meinen Dad am Telefon gehabt. Fröhlich und gut drauf hat er mit mir "gequatscht". Hatte heute wieder Appetit und hat auch ausreichend getrunken. Er trinkt aber zusätzlich 2 Fläschchen Fortimel (300 kcal), einmal wegen Flüssigkeit zum anderen wegen Nährstoffen. Schmeckt ihm auch ganz gut. Ich wechsel mich da mit meinen Eltern ab, kosten ja doch einiges. Aber das ist es mir wert.

Sie waren übrigens tatsächlich "shoppen". Eine kleine Strecke geht mein Vater, dann setzt er sich aber in den Rollstuhl, Kräfte sparen.

Morgen kommen meine Eltern zu mir, Vati und Mutti kriegen die Haare schön gemacht.

Wie gehts Dir so? Kommst Du klar? Hast Du jemanden, der Dich auffängt?

Ich wünsche Dir einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Heike
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  #8  
Alt 24.08.2009, 20:11
Michael Wilhelm Michael Wilhelm ist offline
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Standard AW: Wieder Metastasen - und nun?

Guten Abend Petra,

ich habe im Klinikum sehr viele Frauen mit dekorativen und geschickt gebundenen Kopftüchern gesehen. Wenn ich in ein Gesicht schaue und feststelle, dass sogar die Augenbrauen ausgefallen sind, kann mich kein künstlicher Skalp täuschen. Und, wenn wir mal ehrlich sind, so manche Perücke ist eine reine Geschmacksverirrung. Ansonsten, wenn besagte Menschen etwas Sicherheit gewinnen ist das Ziel erreicht.

Mein Hausarzt hat ganz überzeugt zu mir gesprochen: was Cisplatin und Vinorelbine? Verabschieden Sie sich von Ihren Haaren. Und? Keines ist ausgefallen. So unterschiedlich regieren die Menschen.

Einen schönen Abend noch.
Michael
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