Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 22.09.2009, 08:02
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.09.2009
Beiträge: 16
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Sarah,

vielen lieben Dank für Deine Worte.

Es tut gut, zu hören, dass man schon wirklich etwas tut. Man fühlt sich so hilflos, möchte mehr tun und mehr helfen. Auch bei Alltagsdingen, aber dafür bin ich einfach zu weit weg.

Leider blockt meine Freundin in einigen Situationen total (sei es der Antrag bei der Berufsunfähigkeitversicherung oder beim Antrag auf Schwerbehinderung), so dass ich diese praktische Hilfe nicht leisten darf.

Du hast übrigens recht, ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich ihr nicht mal einen Brief schreiben soll. E-mail Kontakt geht leider nicht, so kommt nicht ins Internet. Ich glaube, ich werde wirklich mal die gute alte Post in Anspruch nehmen. Danke für die Anregung.

Es ist schwer, aber ich halte mir immer vor Augen, dass es für sie schwerer ist.

Danke noch einmal

liebe Grüße Kerstin
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 22.09.2009, 09:50
Tantchen Tantchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.08.2007
Ort: Nordwest-Niedersachsen
Beiträge: 72
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo,

ich habe lange überlegt, Dir zu schreiben. Ich bin auch hierher gelangt, weil ich mich mit dem Tod (Lungenkrebs) meiner besten Freundin auseinandergesetzt und sie von der Diagnose vor knapp 4 Jahren bis zu ihrem Tod vor 2,5 Jahren begleitet habe. Du kannst unsere Geschichte im Plac of Memory unter "ich zünde eine Kerze an "für Ulla" in Etappen nachlesen. Ich schreibe ihr dort immer, wenn mir danach ist.

Es ist sehr schwer, in einer solchen Freundschaft trotzdem am Rande zu stehen, helfen zu wollen und auch nicht immer zu dürfen. Wir hatten z. B. die Situation, dass die Tochter (27jährig) meiner Freundin extrem eifersüchtig auf mich war, weil wir als Freundinnen natürlich noch so einiges besprochen haben, was sie nur auf uns bezog oder wo sie ihre Kinder nun mal nicht noch mehr mit belasten wollte. Auch mit ihrem Mann besprach sie andere Dinge als mit mir.

Trotzdem haben wir alle zusammen auch vieles gemeinsam überstanden. Aber nach dem Tod meiner Freundin zerbröselte so ganz langsam auch der enge Kontakt zu ihrer Familie - heute treffen wir uns noch zu den Geburtstagen und das war es.

Ich bin heute aber dankbar, dass ich sie begleiten durfte - der Schock der Diagnose, ihre Ängste und Hoffnungen, kleine Hilfeleistungen, um die sie mich bat (weil "Weibersache"), das "Haar ab", Tücher besorgen für draußen, mal ein Fischbrötchen vom Markt organisieren als sonst nix mehr schmeckte, die letzte fröhliche Feier, als es ihr noch gut ging, ihr letztes Weihnachtsfest (auch ihr Geburtstag), die langen und letzten Gespräche, das gemeinsame Weinen und auch immer wieder mal Lachen.
Für mich war es auch das erste Mal, dass ich mich so hilflos vor und in dieser Situation fühlte. Aber bei ihr ging es um alles und ich hatte nur Schiss vor Unbekanntem.

Dein Gefühl wird Dir sagen, was Du machen sollst. Da gibt es nicht viel falsches, wenn Du dort bist - Du machst doch jetzt schon viel für sie und sie kennt Dich und weiss auch um die Distanzen. Meine Ulla hat immer gesagt, dass das Dasein und Zuhören und mal Auffangen für sie unendlich wichtig war.

Ich höre jetzt auf, weil bei mir alles wieder so präsent ist, dass ich heulen könnte ....

Dir und ihr viel Kraft!

Liebe Grüße - Karin
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 22.09.2009, 10:29
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2007
Beiträge: 459
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Kerstin,

du fragst, was du deiner Freundin Gutes tun kannst. Das tust du doch bereits.

Du besuchst sie, sprichst mit ihr. Du machst dir Gedanken, du sorgst dich um sie. Das ist etwas sehr Gutes!

Es ist mehr als viele Menschen bereit sind zu tun.

Als meine Mutter krank war, und auch als ich viele Jahre vorher erkrankt war, habe ich die Erfahrung gemacht, daß sich viele Freunde und Bekannte zurückgezogen haben, weil sie einfach Angst hatten. Sie wollten nicht mit einer schlimmen Erkrankung und deren Folgen konfrontiert werden.

Ansonsten kann ich dir nur sagen: frag deine Freundin einfach, ob sie einen Wunsch hat, den du ihr erfüllen kannst.
Die Idee mit dem Brief, finde ich toll.

Für die medizinische Frage gibt es nur eine Anlaufstelle: der behandelnde Arzt oder die Ärztin deiner Freundin.

Ich schicke dir liebe Grüße und wünsche deiner Freundin(und auch dir)alles Gute!

Kerstin
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 22.09.2009, 14:41
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.09.2009
Beiträge: 16
Standard AW: Krebs bei Freundin

@karin

vielen lieben Dank für Deinen Bericht. Das mit Deiner Freundin tut mir wahnsinnig leid und es tut mir weh zu merken, wie bei Dir wieder alles aufgewühlt wird.

Noch halte ich die Hoffnung bei meiner Freundin hoch, allerdings sagt mein Gefühl etwas anderes. Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, das mein Gefühl micht trügt. Leider hat es das bisher selten...

Die Schwester meiner Freundin bindet mich sehr ein, weil sie selbst auch einfach die Unterstützung braucht und auch ihre Nerven mittlerweile blank liegen. Natürlich bekommt sie, als diejenige die emotional am nähesten dran ist, auch den meisten Frust ab.

Wir werden sehen, ich werde meinem Gefühl folgen und soviel wie möglich für sie da sein und wenn es nur um Ablenkung geht.


@kerstin

Auch Dir vielen lieben Dank für Deine Worte, sie tun gut.

Da meine Freundin eh nur sehr wenigen Leuten die komplette Wahrheit anvertraut hat, hat sie das Glück, dass sich noch viele Leute um sie kümmern, weil es für diese Leute im Moment "nur" Brustkrebs ist.
Das bedeutet natürlich aber auch, dass sich alles auf einige wenige Leute in ihrer Umgebung konzentriert.

Das große Problem ist einfach, dass trotz Schmerzpflaster die Beschwerden oftmals so hoch sind, das eindeutig nur wenig Lebensqualität mehr gegeben ist.
Und das alles so rasend schnell geht bei ihr. Es kommt mir vor, als würde der Krebs sich ohne Rücksicht auf Verluste und trotz aller Chemo durch den Körper "fressen".

Du hast recht, ich frage sie einfach nach ihren Wünschen. Und den Brief nehme ich auch in Angriff.

liebe Grüße und die guten Wünsche sind angekommen und aufgenommen.

Gruss kerstin
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 29.09.2009, 12:41
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.09.2009
Beiträge: 16
Standard AW: Krebs bei Freundin

Ach Mensch, ich will das nicht mehr ....

Gestern gab es bei meiner Freundin die Befunde vom CT am letzten Freitag.
Lebermetastase gewachsen trotz Tabelttenchemo. Rechter Beckenknochen wohl auch neuer Herd.

Und die arme Maus quält sich so. Mittlerweile nimmt sie schon zwei Schmerzpflaster und braucht trotzdem für die Schmerzspitzen noch Novalgin.
Zumindest haben wir die Schweißausbrüche mit Globulis in den Griff bekommen, das gibt zumindest nachts eine kleine Entlastung, wenn sie nicht ständig die Nachtwäsche wechseln muss.

Am Wochenende hat sie das erste Mal mir gegenüber geäußert, dass sie an ihre körperlichen und seelischen Grenzen kommt.
Und jetzt schon wieder neue Chemo und weitere Bestrahlungen, obwohl die doch eigentlich nur noch diese Woche andauern sollten.
Und mein Gefühl sagt mir, sie braucht jemanden, der ihr sagt, wenn sie nicht mehr mag, darf sie aufhören zu kämpfen. Aber das bringe ich noch nicht über die Lippen, dabei möchte ich sie doch so gerne unterstützen, warum bin ich in der Beziehung so schwach?

Warum geht das alles nur so schnell bei ihr????

vielen lieben Dank fürs Zuhören, ich weiß im Moment gar nicht, wie es mir so gehen soll.

liebe Grüße Kerstin
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 29.09.2009, 12:49
Tantchen Tantchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.08.2007
Ort: Nordwest-Niedersachsen
Beiträge: 72
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo, Kerstin,

...Du kannst es ihr sagen! Du hast die Kraft! Und wenn Du jetzt noch nicht weisst, wie, dann sag ihr, das Du bei ihr bist, dass sie nicht allein ist und dass sie loslassen darf (!), wenn sie es möchte! Das soll sie einfach wissen und das sollte auch ihre Schwester ihr vielleicht so vermitteln können.

Ihr müsst aber auch damit rechnen, dass sie allein gehen wird, wenn niemand von Euch dabei ist, obwohl Ihr es ihr versprecht. Oft ist es so, dass dieser Schritt dann allein gegangen sein will.

Ach Mensch, ich drück Dich mal - hoffentlich kümmert sich um uns auch mal jemand, wenns soweit ist .......

Ciao - Karin
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 29.09.2009, 13:40
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.09.2009
Beiträge: 16
Standard AW: Krebs bei Freundin

@karin

vielen lieben Dank für Deine Worte. Eigentlich weiß ich ja auch, dass ich es ihr sagen kann.... aber Sonntag ging es noch nicht.

Ich glaube, ich rede noch einmal mit ihrer Schwester.

Ach, ich weiß auch nicht. Im Moment fühle ich mich leer.
Obwohl, eigentlich geht es ja gar nicht um mich.

lg kerstin
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 29.09.2009, 17:39
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Kerstin,

Zitat:
Zitat von kugelig1970 Beitrag anzeigen
Ach Mensch, ich will das nicht mehr ....
Was meinst du, wie wenig das deine Freundin will. Bitte nie vergessen: sie hat den weitaus schwereren Part. Dabei zuzugucken, das ist noch ziemlich harmlos. Sie wird sterben. Du darfst weiterleben.

Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber meine Frau ist Anfang des Jahres an BK gestorben. 2 Jahre nach der Diagnose, und bis Mitte 2008 schien sie "geheilt". Keine Beschwerden, alle Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund. Dann kamen die Metastasen, Chemo erfolglos, eine weitere wollte sie nicht mehr, und 3 Monate später war sie tot. Viel zu früh, nach über 20 Jahren Partnerschaft.

Zitat:
Mittlerweile nimmt sie schon zwei Schmerzpflaster und braucht trotzdem für die Schmerzspitzen noch Novalgin.
Ich hoffe, dass deine Freundin in der Klinik eine angemessene Schmerztherapie bekommt. Das ist, wie ich von meiner Frau weiss, das A und O eines würdigen Rest-Lebens. "Schmerzpflaster" dürfte wohl Morphium sein. Novalgin nimmt man gerne ergänzend, weil es den "Basisschmerz" dämpft - und die Morphinabhängikeit und deren Nebenwirkungen hinauszögert.

Wenn die Schmerzen schlimmer werden, sollte Morphium irgendwann intravenös gegeben werden (hat deine Freundin einen Port? Dann ist das das einfachste). Da wirkt es bei gleicher Dosierung viel stärker als per Pflaster und läßt sich auch besser dosieren. Am besten über eine portable Schmerzmittelpumpe, bei der man einen kontinuierlichen "Basis-flow" einstellt und die Patientin bei akuten Schmerzen einen "Bolus-Knopf" drücken kann, um sofort eine Extra-Dosis zu bekommen.

Zitat:
Und jetzt schon wieder neue Chemo und weitere Bestrahlungen
Das ist etwas, worüber deine Freundin sicherlich intensiv nachdenken wird. Warum noch eine Chemo, wenn die letzte schon erfolglos war? Mit dieser Entscheidung ist sie völlig allein, dabei kann ihr niemand helfen.

Zitat:
Und mein Gefühl sagt mir, sie braucht jemanden, der ihr sagt, wenn sie nicht mehr mag, darf sie aufhören zu kämpfen.
Hm... sicher meinst du das nur gut. Aber überlege dir sehr genau, ob du ihr sowas wirklich sagst.

Wenn du mir als Freundin sagen würdest: "wenn du nicht mehr magst, darfst du aufhören zu kämpfen" - ich würde dir mit all meiner letzten Kraft an die Gurgel gehen. Weil ich es als absolute Unverschämtheit und ungeheure Anmaßung empfinden würde, wenn bei mir jemand (egal wer) von außen meint, er befinde sich in der Position, mir "Absolution zu erteilen". Heisst, das "abzusegnen", was ich "darf" oder auch nicht. Denn: was ich darf oder nicht, weiss ich nämlich selbst. Und was andere Menschen meinn, was ich dürfte oder nicht, interessiert mich in Krisenzeiten einen Dreck.

Sicher kennst du deine Freundin sehr gut. Aber sei trotzdem vorsichtig bei dem, was du ihr in welcher Situation sagst. Sie hat dir gesagt, dass sie an ihre Grenze gekommen ist. Und an dieser Grenze ist sie sehr verletztlich.

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 29.09.2009, 18:00
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2007
Beiträge: 459
Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo,

da muß ich Stefan teilweise recht geben.

Du kannst deiner Freundin beistehen. Das ist sehr, sehr viel. Aber das ist auch alles.
Deine Freundin muß alleine entscheiden, ob- und welche Behandlung sie möchte. Sie sollte das zusammen mit ihren Ärzten klären.

Du kannst ihre Entscheidung "nur" mittragen und bei ihr sein.

Mir hat mal eine Bekannte, die Krankenschwester war und meinte, sie würde sich mit dem Thema ganz prima auskennen, geraten, ich solle mir mein Bein amputieren lassen.
Ich hatte gerade von meinem Arzt die Nachricht erhalten, daß ich ein Rezidiv hatte.

Ich war empört und habe natürlich nicht auf diesen vermeintlich "guten" Rat gehört.

Aber ich verstehe dich, wenn du sagst "ich will das nicht mehr". Natürlich hat deine Freundin diese schlimme Krankheit und es geht ihr schlecht - nicht dir.
Aber du möchtest nicht, daß sie leidet. Du möchtest es nicht, weil es für sie schrecklich ist, sich so quälen zu müssen.

Ich wünsche dir, daß du den Mut hast, deiner Freundin weiter beizustehen..

Deiner Freundin wünsche ich viel Kraft und alles, alles Gute!

Liebe Grüße
Kerstin
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:10 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55