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  #1  
Alt 25.09.2009, 10:37
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Registriert seit: 27.08.2006
Beiträge: 286
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Ich bin eine kleine Zitrone
weißt Du wo ich wohne?
Ich wohne am blauen Meer,
von ganz weit weg, da komme ich her.
Fleißige Hände haben mich geplückt und gepflegt
und dann in einer Kiste gelegt.
Ein Schiff mit Matrosen bringt mich zu Dir
und nun bin ich hier.
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  #2  
Alt 20.09.2011, 02:08
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Registriert seit: 27.08.2006
Beiträge: 286
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Warum schreibe ich hier? Im netz?
Damit jemand es liest.
Um darüber sprechen zu können, ohne mit einer bestimmten person sprechen zu müssen.
Weniger allein sein. Trotz ständiger Gesellschaft.

5 Jahre. Wahnsinn Mutti. Es kommt mir vor als hast Du gestern verzweifelt geweint. Und vorgestern waren wir doch noch glücklich. Und die letzten hundert jahre trauere ich um dich.
5 jahre, in denen ich zwar nicht unglücklich war, ich es Aber nicht geschafft habe, dich loszulassen.
Manchmal stelle ich Mir vor, du hättest den krebs besiegt. Wir hätten Dann zusammen einen kletterkurs belegt. Meist bist du aber noch im coma im krankenhaus und wir werden dich bald wecken können Weil du im koma gesund geworden bist. Ab und an ist dann alles auch glatt und klar: du bist gestorben. Daran habe ich mich gewöhnt, sowas passiert. Du hast aber so gelitten. Das hat mich ziemlich Klein und wellig gemacht. Ich bin jetzt sozusagen eine miniaturausgabe deiner tochter in form eines wellblechs.
Ich denke an dich mutti. Du warst so alles, dass du keine lücke, sondern ein klaffendes universum hinterlassen hast. Leer, einsam und unendlich. Aber ganz hinten leuchtet es geheimnisvoll und noch weiter, unsichtbar für die augen, da sind all die jahre verborgen, die es dich gab.
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  #3  
Alt 20.09.2011, 13:44
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Registriert seit: 27.08.2006
Beiträge: 286
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Im Sommer 2006, als Du Hirnmetastasen bekommen hast. Wir kamen in meine Wohnung und ich wollte den Arzt anrufen, was tun nun? Du hast schief ein Lächeln versucht, das traurigste Lächeln das ich jemals gesehen habe. Ich würde schon gerne noch ein bisschen leben, das hast du ganz leise gesagt. Später, der Sommer war so verdammt heiss, kam ich mit nassen Haaren aus der Dusche. Dass ich bei dem Wetter immer mit nassen Haaren rausgehen werde, sie kühlen den Nacken etwas. Du hattest Deine Fassung schon wieder, warst wieder fest. Hast Dich vorgebeugt, die Augenbrauen halb fragend halb belustigt hochgezogen und auf Deinen spärlichen Haarflaum gezeigt. Danke für den hilfreichen Tip Kind, hast Du belustigt und liebevoll den Kopf geschüttelt. Dann ernst: später wirst Du mal an diese Momente zurückdenken und Lächeln. Dann hast Du mich angesehen als müsse ich Dir leid tun.

Wie würdest Du wohl heute aussehen? Was würdest Du so sagen und denken über dies und das? Wie klang Dein Lachen nochmal? Und wie fühlten sich Deine Umarmungen an?
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  #4  
Alt 20.09.2011, 22:10
Sonnenschein78 Sonnenschein78 ist offline
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Ort: Niedersachsen
Beiträge: 54
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Liebe Juliane, mir fehlen die Worte. Du schreibst, wie ich scchreiben (werden muss), wenn meine Ma " es " geschafft haben wrd. Danke Dir für Deine Worte und daran, jede noch mögliche Sekunde, spätere Erinnerung aufsaugen zu können.
#LG Sunny, deren Mama es sehr, sehr schlecht geht und wir akzeptieren müssen, loszulassen ♥ Mama♥
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  #5  
Alt 21.09.2011, 18:44
Benutzerbild von rosa.sputnik
rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Registriert seit: 13.11.2008
Ort: Austin, TX, USA + früher Düsseldorf
Beiträge: 549
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Liebe Juliane,

schön Dich mal wieder zu lesen. Ich hab' oft an Dich gedacht. Wie geht es Dir?

>>Dann hast Du mich angesehen als müsse ich Dir leid tun.<< schreibst Du. Ich glaube mein kleines Monster würde mir auch leid tun, wüsste ich dass ich sterben muss.

Ich hab' meine Mom auch nicht wirklich losgelassen bisher. Wie soll das auch gehen?

Bis bald
Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #6  
Alt 22.09.2011, 21:16
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Registriert seit: 27.08.2006
Beiträge: 286
Standard AW: ein Muttertag ohne Mutter

Liebe Jasmin,

hey - so schön von Dir zu lesen, wirklich schön.

Danke der Nachfrage, ich bin wohlauf, gesund, aber manchmal noch ganz schön traurig. ..

Tja, wie auch... wenn ich das nur wüsste. Ich würde es gern lernen. Ich hoffe Du bist auch wohlauf? Bist Du wieder in Deutschland?

Sei lieb gegrüßt
Juliane
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