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  #1  
Alt 21.09.2009, 14:25
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard Krebs bei Freundin

Hallo,

heute muss ich mal mit einer Frage an Euch wenden und hoffe, ihr ein paar Tipps zu erhalten.

Eine sehr gute Freundin von mir hat Brustkrebs, der leider auch schon im linken Beckenknochen und der Leber Metastasen gebildet hat und das alles während laufender Chemo-Therapie.

Aufgrund der Knochenmetastase hat sie auch schon ein Schmerzpflaster erhalten (Fenatyl oder sooo??) Trotzdem hat sie letzte Woche wieder fürchterliche Schmerzen bekommen, diesmal leider im anderen Beckenknochen.
Die Dosierung des Schmzerpflasters ist nun daraufhin erhöht worden.
Und natürlich fürchtet sie, dass sich auch im rechten Beckenknochen nun eine Metastase bildet.

Zurzeit erhält sie noch Bestrahlungen für den Primärtumor und auch wegen der Metastase im linken Becken.

Nun meine Frage: kann man die andere Beckenhälfte problemlos mitbestrahlen, oder ist irgendwann Schluss aufgrund zu hoher Strahlenbelastung.

Was kann ich meiner Freundin gutes tun? Ich fahre so oft wie möglich zu ihr (einfache Strecke kanpp 200 km) und versuche, immer ein Päckchen Kraft dazu lassen und ein Päckchen Last mitzunehmen.
Wir reden auch wirklich viel und sie kann bei mir weinen.

Trotzdem wäre ich über Tipps sehr dankbar.

Allerdings habe ich im Moment das Gefühl, dass ich es mir enfach mal von der Seele schreiben musste.

Also auf jeden Fall schon einmal vielen Dank für`s Zuhören.

Liebe Grüße Kerstin
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  #2  
Alt 21.09.2009, 19:54
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Liebe Kerstin,

es tut mir sehr leid, von Deiner Freundin zu erfahren. Was das medizinische Fachwissen betrifft, kann ich Dir leider nicht weiterhelfen, da habe ich einfach nicht genug Ahnung.

Auf Deine zweite Frage möchte ich eingehen. Als ich letztes Jahr im Herbst anfing hier zu schreiben, habe ich genau diese Frage auch gestellt. Eine mir sehr nahestehende Freundin war an Lungenkrebs erkrankt und ich suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, sie irgendwie zu unterstützen. Diese Ohnmacht ist schlimm, aber was ich hier und vor allem durch die letzten Monate mit meiner Freundin bis zu ihrem Tod letzten November gelernt habe, ist dass wir oft vor lauter Ohnmachtsgefühl ganz aus den Augen velieren, wie viel schon das Alltägliche bewirken kann.

Du bist für Deine Freundin da. Bedingungslos. Hörst ihr zu, fängst sie auf, so gut es eben geht. Das geht mit Sicherheit nicht immer und es geht auch nur begrenzt. Aber genau dieses "Da-sein", das ist wichtig.

Ich finde es schön, dass Du so oft wie möglich zu ihr fährst. Ich lebe in England, konnte das somit bei meiner Freundin damals nicht tun. Stattdessen haben wir uns geschrieben. Mindestens jeden zweiten Tag eine Email, dazwischen Karten, kleine Überraschungen, eine CD, auch mal Blumen. Sie hat sich immer riesig gefreut. Irgendwann zwischendurch schrieb mir sogar mal ihr Mann, um mir zu sagen, wie gut ihr diese Ablenkung täte. Ich hatte eigentlich immer nur das Gefühl nicht genug zu tun und tun zu können. Aber es hat ihr viel bedeutet. Das hat sie mir auch selbst noch zu verstehen gegeben. Vielleicht würde Deine Freundin sich auch über die ein oder andere kleine Überraschung per Post freuen?

Sammelt sie etwas? Meine Freundin sammelte Karten von lesenden Frauen. Damit hat sie es mir natürlich sehr leicht gemacht, denn so konnte ich sie alle paar Tage mit Nachschub versorgen, worüber sie sich auch sehr gefreut hat.

Das sind alles nur Ideen, die mir aus meiner eigenen Erfahrung noch einfallen. Im Grunde aber glaube ich machst Du bereits alles richtig, indem Du einfach an ihrer Seite bist und bleibst.

Ich wünsche Euch beiden alles erdenklich Gute und hoffe mit Euch, dass die Bestrahlung bald Wirkung zeigt.
Alles Liebe,
Sarah
__________________
Je t'aimais, je t'aime et je t'aimerai
http://www.youtube.com/watch?v=85lKsSCZm4k
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  #3  
Alt 22.09.2009, 08:02
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Sarah,

vielen lieben Dank für Deine Worte.

Es tut gut, zu hören, dass man schon wirklich etwas tut. Man fühlt sich so hilflos, möchte mehr tun und mehr helfen. Auch bei Alltagsdingen, aber dafür bin ich einfach zu weit weg.

Leider blockt meine Freundin in einigen Situationen total (sei es der Antrag bei der Berufsunfähigkeitversicherung oder beim Antrag auf Schwerbehinderung), so dass ich diese praktische Hilfe nicht leisten darf.

Du hast übrigens recht, ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich ihr nicht mal einen Brief schreiben soll. E-mail Kontakt geht leider nicht, so kommt nicht ins Internet. Ich glaube, ich werde wirklich mal die gute alte Post in Anspruch nehmen. Danke für die Anregung.

Es ist schwer, aber ich halte mir immer vor Augen, dass es für sie schwerer ist.

Danke noch einmal

liebe Grüße Kerstin
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  #4  
Alt 22.09.2009, 09:50
Tantchen Tantchen ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo,

ich habe lange überlegt, Dir zu schreiben. Ich bin auch hierher gelangt, weil ich mich mit dem Tod (Lungenkrebs) meiner besten Freundin auseinandergesetzt und sie von der Diagnose vor knapp 4 Jahren bis zu ihrem Tod vor 2,5 Jahren begleitet habe. Du kannst unsere Geschichte im Plac of Memory unter "ich zünde eine Kerze an "für Ulla" in Etappen nachlesen. Ich schreibe ihr dort immer, wenn mir danach ist.

Es ist sehr schwer, in einer solchen Freundschaft trotzdem am Rande zu stehen, helfen zu wollen und auch nicht immer zu dürfen. Wir hatten z. B. die Situation, dass die Tochter (27jährig) meiner Freundin extrem eifersüchtig auf mich war, weil wir als Freundinnen natürlich noch so einiges besprochen haben, was sie nur auf uns bezog oder wo sie ihre Kinder nun mal nicht noch mehr mit belasten wollte. Auch mit ihrem Mann besprach sie andere Dinge als mit mir.

Trotzdem haben wir alle zusammen auch vieles gemeinsam überstanden. Aber nach dem Tod meiner Freundin zerbröselte so ganz langsam auch der enge Kontakt zu ihrer Familie - heute treffen wir uns noch zu den Geburtstagen und das war es.

Ich bin heute aber dankbar, dass ich sie begleiten durfte - der Schock der Diagnose, ihre Ängste und Hoffnungen, kleine Hilfeleistungen, um die sie mich bat (weil "Weibersache"), das "Haar ab", Tücher besorgen für draußen, mal ein Fischbrötchen vom Markt organisieren als sonst nix mehr schmeckte, die letzte fröhliche Feier, als es ihr noch gut ging, ihr letztes Weihnachtsfest (auch ihr Geburtstag), die langen und letzten Gespräche, das gemeinsame Weinen und auch immer wieder mal Lachen.
Für mich war es auch das erste Mal, dass ich mich so hilflos vor und in dieser Situation fühlte. Aber bei ihr ging es um alles und ich hatte nur Schiss vor Unbekanntem.

Dein Gefühl wird Dir sagen, was Du machen sollst. Da gibt es nicht viel falsches, wenn Du dort bist - Du machst doch jetzt schon viel für sie und sie kennt Dich und weiss auch um die Distanzen. Meine Ulla hat immer gesagt, dass das Dasein und Zuhören und mal Auffangen für sie unendlich wichtig war.

Ich höre jetzt auf, weil bei mir alles wieder so präsent ist, dass ich heulen könnte ....

Dir und ihr viel Kraft!

Liebe Grüße - Karin
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  #5  
Alt 22.09.2009, 10:29
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Kerstin,

du fragst, was du deiner Freundin Gutes tun kannst. Das tust du doch bereits.

Du besuchst sie, sprichst mit ihr. Du machst dir Gedanken, du sorgst dich um sie. Das ist etwas sehr Gutes!

Es ist mehr als viele Menschen bereit sind zu tun.

Als meine Mutter krank war, und auch als ich viele Jahre vorher erkrankt war, habe ich die Erfahrung gemacht, daß sich viele Freunde und Bekannte zurückgezogen haben, weil sie einfach Angst hatten. Sie wollten nicht mit einer schlimmen Erkrankung und deren Folgen konfrontiert werden.

Ansonsten kann ich dir nur sagen: frag deine Freundin einfach, ob sie einen Wunsch hat, den du ihr erfüllen kannst.
Die Idee mit dem Brief, finde ich toll.

Für die medizinische Frage gibt es nur eine Anlaufstelle: der behandelnde Arzt oder die Ärztin deiner Freundin.

Ich schicke dir liebe Grüße und wünsche deiner Freundin(und auch dir)alles Gute!

Kerstin
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  #6  
Alt 22.09.2009, 14:41
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

@karin

vielen lieben Dank für Deinen Bericht. Das mit Deiner Freundin tut mir wahnsinnig leid und es tut mir weh zu merken, wie bei Dir wieder alles aufgewühlt wird.

Noch halte ich die Hoffnung bei meiner Freundin hoch, allerdings sagt mein Gefühl etwas anderes. Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, das mein Gefühl micht trügt. Leider hat es das bisher selten...

Die Schwester meiner Freundin bindet mich sehr ein, weil sie selbst auch einfach die Unterstützung braucht und auch ihre Nerven mittlerweile blank liegen. Natürlich bekommt sie, als diejenige die emotional am nähesten dran ist, auch den meisten Frust ab.

Wir werden sehen, ich werde meinem Gefühl folgen und soviel wie möglich für sie da sein und wenn es nur um Ablenkung geht.


@kerstin

Auch Dir vielen lieben Dank für Deine Worte, sie tun gut.

Da meine Freundin eh nur sehr wenigen Leuten die komplette Wahrheit anvertraut hat, hat sie das Glück, dass sich noch viele Leute um sie kümmern, weil es für diese Leute im Moment "nur" Brustkrebs ist.
Das bedeutet natürlich aber auch, dass sich alles auf einige wenige Leute in ihrer Umgebung konzentriert.

Das große Problem ist einfach, dass trotz Schmerzpflaster die Beschwerden oftmals so hoch sind, das eindeutig nur wenig Lebensqualität mehr gegeben ist.
Und das alles so rasend schnell geht bei ihr. Es kommt mir vor, als würde der Krebs sich ohne Rücksicht auf Verluste und trotz aller Chemo durch den Körper "fressen".

Du hast recht, ich frage sie einfach nach ihren Wünschen. Und den Brief nehme ich auch in Angriff.

liebe Grüße und die guten Wünsche sind angekommen und aufgenommen.

Gruss kerstin
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  #7  
Alt 29.09.2009, 12:41
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Ach Mensch, ich will das nicht mehr ....

Gestern gab es bei meiner Freundin die Befunde vom CT am letzten Freitag.
Lebermetastase gewachsen trotz Tabelttenchemo. Rechter Beckenknochen wohl auch neuer Herd.

Und die arme Maus quält sich so. Mittlerweile nimmt sie schon zwei Schmerzpflaster und braucht trotzdem für die Schmerzspitzen noch Novalgin.
Zumindest haben wir die Schweißausbrüche mit Globulis in den Griff bekommen, das gibt zumindest nachts eine kleine Entlastung, wenn sie nicht ständig die Nachtwäsche wechseln muss.

Am Wochenende hat sie das erste Mal mir gegenüber geäußert, dass sie an ihre körperlichen und seelischen Grenzen kommt.
Und jetzt schon wieder neue Chemo und weitere Bestrahlungen, obwohl die doch eigentlich nur noch diese Woche andauern sollten.
Und mein Gefühl sagt mir, sie braucht jemanden, der ihr sagt, wenn sie nicht mehr mag, darf sie aufhören zu kämpfen. Aber das bringe ich noch nicht über die Lippen, dabei möchte ich sie doch so gerne unterstützen, warum bin ich in der Beziehung so schwach?

Warum geht das alles nur so schnell bei ihr????

vielen lieben Dank fürs Zuhören, ich weiß im Moment gar nicht, wie es mir so gehen soll.

liebe Grüße Kerstin
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  #8  
Alt 29.09.2009, 12:49
Tantchen Tantchen ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo, Kerstin,

...Du kannst es ihr sagen! Du hast die Kraft! Und wenn Du jetzt noch nicht weisst, wie, dann sag ihr, das Du bei ihr bist, dass sie nicht allein ist und dass sie loslassen darf (!), wenn sie es möchte! Das soll sie einfach wissen und das sollte auch ihre Schwester ihr vielleicht so vermitteln können.

Ihr müsst aber auch damit rechnen, dass sie allein gehen wird, wenn niemand von Euch dabei ist, obwohl Ihr es ihr versprecht. Oft ist es so, dass dieser Schritt dann allein gegangen sein will.

Ach Mensch, ich drück Dich mal - hoffentlich kümmert sich um uns auch mal jemand, wenns soweit ist .......

Ciao - Karin
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  #9  
Alt 29.09.2009, 13:40
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

@karin

vielen lieben Dank für Deine Worte. Eigentlich weiß ich ja auch, dass ich es ihr sagen kann.... aber Sonntag ging es noch nicht.

Ich glaube, ich rede noch einmal mit ihrer Schwester.

Ach, ich weiß auch nicht. Im Moment fühle ich mich leer.
Obwohl, eigentlich geht es ja gar nicht um mich.

lg kerstin
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  #10  
Alt 29.09.2009, 17:39
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo Kerstin,

Zitat:
Zitat von kugelig1970 Beitrag anzeigen
Ach Mensch, ich will das nicht mehr ....
Was meinst du, wie wenig das deine Freundin will. Bitte nie vergessen: sie hat den weitaus schwereren Part. Dabei zuzugucken, das ist noch ziemlich harmlos. Sie wird sterben. Du darfst weiterleben.

Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber meine Frau ist Anfang des Jahres an BK gestorben. 2 Jahre nach der Diagnose, und bis Mitte 2008 schien sie "geheilt". Keine Beschwerden, alle Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund. Dann kamen die Metastasen, Chemo erfolglos, eine weitere wollte sie nicht mehr, und 3 Monate später war sie tot. Viel zu früh, nach über 20 Jahren Partnerschaft.

Zitat:
Mittlerweile nimmt sie schon zwei Schmerzpflaster und braucht trotzdem für die Schmerzspitzen noch Novalgin.
Ich hoffe, dass deine Freundin in der Klinik eine angemessene Schmerztherapie bekommt. Das ist, wie ich von meiner Frau weiss, das A und O eines würdigen Rest-Lebens. "Schmerzpflaster" dürfte wohl Morphium sein. Novalgin nimmt man gerne ergänzend, weil es den "Basisschmerz" dämpft - und die Morphinabhängikeit und deren Nebenwirkungen hinauszögert.

Wenn die Schmerzen schlimmer werden, sollte Morphium irgendwann intravenös gegeben werden (hat deine Freundin einen Port? Dann ist das das einfachste). Da wirkt es bei gleicher Dosierung viel stärker als per Pflaster und läßt sich auch besser dosieren. Am besten über eine portable Schmerzmittelpumpe, bei der man einen kontinuierlichen "Basis-flow" einstellt und die Patientin bei akuten Schmerzen einen "Bolus-Knopf" drücken kann, um sofort eine Extra-Dosis zu bekommen.

Zitat:
Und jetzt schon wieder neue Chemo und weitere Bestrahlungen
Das ist etwas, worüber deine Freundin sicherlich intensiv nachdenken wird. Warum noch eine Chemo, wenn die letzte schon erfolglos war? Mit dieser Entscheidung ist sie völlig allein, dabei kann ihr niemand helfen.

Zitat:
Und mein Gefühl sagt mir, sie braucht jemanden, der ihr sagt, wenn sie nicht mehr mag, darf sie aufhören zu kämpfen.
Hm... sicher meinst du das nur gut. Aber überlege dir sehr genau, ob du ihr sowas wirklich sagst.

Wenn du mir als Freundin sagen würdest: "wenn du nicht mehr magst, darfst du aufhören zu kämpfen" - ich würde dir mit all meiner letzten Kraft an die Gurgel gehen. Weil ich es als absolute Unverschämtheit und ungeheure Anmaßung empfinden würde, wenn bei mir jemand (egal wer) von außen meint, er befinde sich in der Position, mir "Absolution zu erteilen". Heisst, das "abzusegnen", was ich "darf" oder auch nicht. Denn: was ich darf oder nicht, weiss ich nämlich selbst. Und was andere Menschen meinn, was ich dürfte oder nicht, interessiert mich in Krisenzeiten einen Dreck.

Sicher kennst du deine Freundin sehr gut. Aber sei trotzdem vorsichtig bei dem, was du ihr in welcher Situation sagst. Sie hat dir gesagt, dass sie an ihre Grenze gekommen ist. Und an dieser Grenze ist sie sehr verletztlich.

Viele Grüße,
Stefan
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  #11  
Alt 29.09.2009, 18:00
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo,

da muß ich Stefan teilweise recht geben.

Du kannst deiner Freundin beistehen. Das ist sehr, sehr viel. Aber das ist auch alles.
Deine Freundin muß alleine entscheiden, ob- und welche Behandlung sie möchte. Sie sollte das zusammen mit ihren Ärzten klären.

Du kannst ihre Entscheidung "nur" mittragen und bei ihr sein.

Mir hat mal eine Bekannte, die Krankenschwester war und meinte, sie würde sich mit dem Thema ganz prima auskennen, geraten, ich solle mir mein Bein amputieren lassen.
Ich hatte gerade von meinem Arzt die Nachricht erhalten, daß ich ein Rezidiv hatte.

Ich war empört und habe natürlich nicht auf diesen vermeintlich "guten" Rat gehört.

Aber ich verstehe dich, wenn du sagst "ich will das nicht mehr". Natürlich hat deine Freundin diese schlimme Krankheit und es geht ihr schlecht - nicht dir.
Aber du möchtest nicht, daß sie leidet. Du möchtest es nicht, weil es für sie schrecklich ist, sich so quälen zu müssen.

Ich wünsche dir, daß du den Mut hast, deiner Freundin weiter beizustehen..

Deiner Freundin wünsche ich viel Kraft und alles, alles Gute!

Liebe Grüße
Kerstin
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  #12  
Alt 29.09.2009, 19:18
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

@Stefan
@kerstin

vielen lieben Dank für eure offenen und ehrlichen Worte.

@Stefan: das mit Deiner Frau tut mir sehr leid, ich hoffe, ihr konntet die euch verbliebene Zeit zusammen genießen.
Danke für Deine Infos bezüglich der Schmerzmittel. Ja, sie hat einen Port. Man muss abwarten, was passiert, im Moment ist sie noch tapferer Indianer und versucht, so viel Schmerzen wie möglich auszuhalten.

Natürlich will ich das nicht mehr: für sie!!! Für sie möchte ich, dass diese ständige Demontage der Hoffnung und der Kraft aufhört, dass endlich mal wieder Nachrichten kommen, an denen sie sich etwas aufrichten kann.
Was habe ich denn im Gegensatz zu ihr zu tragen? Es geht grundsätzlich um sie und keinesfalls um mich.

Und natürlich will ich nicht, dass sie aufhört zu kämpfen. Sie soll all ihre Kraft einsetzen und das was ich ihr an Kraft geben kann, gebe ich dazu. Aber wenn sie nicht mehr mag oder kann, so soll das auch in Ordnung sein...... und ich habe halt das Gefühl, sie braucht es, dass ihr einmal jemand sagt, dass das wirklich in Ordnung ist. Ich glaube, ich kann das schriftlich einfach schlecht ausdrücken.
Keinesfalls werde ich ihr irgendetwas "aufdrücken".

Und natürlich kann nur sie ganz alleine entscheiden, wie und in welcher Form es weitergehen wird, es tut mir leid, wenn meine Zeilen so rübergekommen sind, als wolle ich versuchen, da irgendetwas zu unternehmen.

liebe Grüße Kerstin
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  #13  
Alt 30.09.2009, 10:32
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Liebe Kerstin,

schön, daß du dich gemeldet hast.

Ja, sich schriftlich auszudrücken, wenn einem so schwer um´s Herz ist, ist nicht gerade leicht.

Begleite deine Freundin weiterhin. Du tust da mehr als manch Anderer machen würde.

Ich schicke dir ganz liebe Grüße

Kerstin
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  #14  
Alt 30.09.2009, 17:12
kugelig1970 kugelig1970 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Hallo,

ich noch einmal.

Ich habe noch lange über die Denkanstösse gestern nachgedacht, dabei ist mir aufgefallen, dass Menschen unterschiedlich sind.

Wenn ich in der Situation wäre (wobei es vermessen ist, zu meinen, sich so eine Situation vorstellen zu können, ich glaube, die Gefühle, Gedanken und Empfindungen, die man dann hat, sind einfach unvorstellbar) und jeder mich zum kämpfen ermutigen würde, dann wäre ich (und zwar nur ich rein persönlich) froh, wenn mir jemand auch in die andere Richtung den Rücken stärken würde.

Wenn mir jemand das Gefühl geben würde: Egal was die anderen sagen und egal, wie sehr sie von Dir verlangen zu kämpfen, es ist Dein Leben und Dein Körper!!! Wichtig ist, was Du willst. Und wenn Du nicht mehr kämpfen magst, dann ist das ok so und ich stehe Dir bei.

Allerdings ist mir durch Eure Äußerungen bewusst geworden, dass ich unbewusst von mir auf andere geschlossen habe und das ist sicherlich falsch.
Nur weil ich so empfinde, muss das meine Freundin noch lange nicht.
Und dafür bin ich Euch sehr dankbar.

Ich werde meiner Freundin so gut wie möglich zur Seite stehen und sie begleiten, egal wohin der Weg führt.

liebe Grüße Kerstin
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  #15  
Alt 30.09.2009, 17:17
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs bei Freundin

Liebe Kerstin,
dass ist sicherlich ein guter Gedanke. Da du dich ja sehr viel mit der Situation deiner Freundin auseinandersetzt, gibst du ihr auch schon viel. Wenn du ihr immer beistehst und zuhörst, wirst du sicher auch einigermaßen einschätzen können, was ihr gut tut.
Sei einfach da für sie!
Ich finde es toll, dass du dir so viele Gedanken darüber machst. Du bist ihr ganz sicher eine sehr gute Freundin!
Liebe Grüße
Kerstin
__________________
Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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