#16
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AW: Ein Jahr...
Hallo,
Der liebt mich sowieso - genau so sehr wie ich ihn - seit den etwa 5 Sekunden, die wir im Tierheim brauchten... vom ersten Blickkontakt bis zum Pakt: "Wir gehören lebenslang zusammen" Unser Killerkätzchen sprüht vor Charme. Ist eine ganz kleine zierliche, ein Karthäuser-Mischling, blaugrau mit weissen Socken und grünen Augen. Kann aber auch ganz böse gucken (siehe unten) und Hündchen, wenn er zu aufdringlich an ihr rumschnüffelt, mit einem Tatzenhieb eine blutige Nase verpassen. Zu der hatte ich bis wenige Monate vor dem Tod meiner Frau nie richtig Kontakt, weil das Fenster, das für sie offen war, halt im Schlafzimmer meiner Frau war. Seither ist es das Fenster in meinem Zimmer, und nach und nach habe ich die lieben gelernt. Obwohl sie eine echte Dorfkatze ist. Im Sommer, wenn ihr Fenster immer auf ist, sehe ich die oft tagelang nicht. Irgendwann kommt sie aber schon mal vorbei, das merke ich spätestens daran, dass frische Mäuse auf meinem Bett liegen (wenn ich Glück habe, leben sie nicht mehr, sind aber noch nicht halb aufgefressen) oder das Futter im Napf etwas weniger geworden ist... Im September ging's mir nicht so gut, da war ich mit Hündchen recht kurzfristig eine Woche im Urlaub am Meer. Killerkätzchen habe ich da mit etwas schlechtem Gewissen einfach für 7 Tage ausgesperrt. Aber kaum war ich wieder da, saß sie schon auf der Fensterbank und wartete auf Einlaß. Auch eine treue Seele Zitat:
Im Ernst: ich denke, ich kann mit dem Tod meiner Frau auch deshalb im Großen Ganzen recht "selbstzufrieden" leben, weil ich da (und die Zeit vorher) eben nicht versagt habe. Und mit Versagen und Schuldgefühlen kenne ich mich als Depri schon lange gut aus. Zitat:
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Ja, wir hier auch. Was du beschreibst, diese Verwirrtheit (wie mit den weissen Tüchern vom Ex bei deiner Mutter), das hatte meine Frau nur ganz kurz vor ihrem Tod. Nachmittags war sie noch geistig fit, abends nicht mehr, und früh um 4 ist sie gestorben. Mit die letzten Worte, die sie zu mir gesprochen hat, waren: "Onkel Heinz". Da war ich ratlos, weil ich in 23 Jahren mit meiner Frau noch nie von diesem Onkel gehört hatte. Nachher hat sich das aufgelöst, da habe ich meine Schwägerin gefragt. Onkel Heinz war der, der (eher zufällig) beim Tod des Vaters meiner Frau im Krankenhaus dabei war, weil er halt gerade auf Besuch kam... Wie meine Frau darauf kam, keine Ahnung. Sie hat ihren Vater immer gehasst, der hat sie von klein auf verprügelt und auch später als Erwachsene immer wie den letzten Dreck behandelt. Aber was weiss ich. Vielleicht sind die letzten "nebligen" Gedanken beim Sterben so wie Träume - da weiss man ja auch meist nicht, warum einem gerade das oder das in den Sinn kommt. Jedenfalls machte im nachhinein diese letzte Ansprache meiner Frau durchaus Sinn. War ich halt _ihr_ "Onkel Heinz", der dabei war, als sie die letzten Atemzüge tat. Viele Grüße, Stefan Viele Grüße, Stefan Geändert von Stefans (14.01.2010 um 14:13 Uhr) |
#17
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AW: Ein Jahr...
Hallo Birgit,
Zitat:
Ich weiss, es wird dich nicht trösten. Aber im nachhinein, wenn die akute Trauer nachläßt, sagen viele Hinterbliebene: besser gut versorgt im Hospiz oder im Krankenhaus, als völlig überfordert und mit den Nerven am Ende Zuhause. Hier ist das (trotz Pflegedienst) auch nur gegangen, weil wirklich fast immer Freunde da waren, die bei Bedarf Urlaub und das nächste Flugzeug genommen haben. Allein hätte ich das niemals geschafft Zitat:
Also hat meine Frau eine 100-jährige Buche bekommen, wo irgendwann auch ihre Schwester, ihr Schwager und vielleicht ich liegen werden (ihre Mutter nicht, die mag nicht verbrannt werden). Mir ist das völlig egal. Ich bekam die Urne meiner Frau zugestellt, habe sie natürlich rein aus Neugier geöffnet und ein bischen in der Asche rumgerührt (und mich dagegen entschieden, einen Teelöffel Asche als "Andenken" zu behalten). Und bekam bestätigt, was ich schon eine halbe Stunde nach dem Tod meiner Frau wusste: das ist sie nicht mehr. Das sind sterbliche Überreste, allenfalls von symbolischem Wert, mit denen halt irgendwas gemacht werden muss. Meine Frau wurde hier ihrem Wunsch gemäß 3 Tage aufgebahrt. Ich dachte vorher, dass auch ich diese Zeit zum Abschied nehmen brauche. War aber gar nicht so. Kurz nach ihrem Tod war sie für mich "weg". Deswegen ist mir auch egal, wo sie bestattet ist. Für mich ist sie immer "hier" - da, wo wir zusammen gelebt haben. Und falls es mal jemanden interessiert, wenn ich gestorben bin, wird es auch keine Rolle spielen, wo ich unter die Erde komme. Entweder habe ich einen Platz im Herzen einiger Menschen oder nicht. Und wo ich dran denke: Achtung, jetzt kommt Stefans schwarzer Humor Als ich meine Frau wieder verschlossen, verpackt, adressiert und frankiert hatte, um sie Richtung Friedwald zu schicken, konnte ich es mir bei der DHL-Filiale im örtlichen Edeka-Markt nicht verkneifen, der Frau am Schalter zu sagen: "Aber bitte pfleglich behandeln. Das ist meine Frau!" Die guckte mich kurz an, registrierte, dass ich keinen Witz gemacht hatte, schluckte und brachte mühsam raus: "Wirklich?" Sach ich: "Wirklich!" So vorsichtig wurde da noch kein Paket behandelt Zitat:
Viele Grüße, Stefan |
#18
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AW: Ein Jahr...
Stefan, du bist die Härte.
wie kannst du diese arme Frau nur so erschrecken ! Das Gesicht hätte ich gerne gesehen . Naja, wenn sie einigermassen Humor hat, wird sie diese Story noch ihren Urenkeln erzählen Diese Diskussionen kenne ich auch. Bei uns war es nicht machbar, ihr das zu ermöglichen. Auch meine Frau hasste Krankenhäuser und ähnliches. Sie legte die Entscheidung wortlos in meine Hand. Ich bin heute überzeugt, das Richtige getan zu haben in dieser Situation. Ich rief den Norarzt. Ich erinnere mich an ihren befreiten Blick, als sie nach der Morphiumspritze wieder atmen konnte. Ich erinnere mich auch an den letzten bewussten Blickkontakt. Er bedeutete mir: "Schade, doch ich bin müde, ich mag nicht mehr!" Zitat:
Habe dich fest in meiner Seele, Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt! (Grönemeyer) Alles Liebe Helmut Was vergessen: Wow, Stefan, eine wunderschöne Katze, ein herrlisches Tier.
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. Geändert von HelmutL (14.01.2010 um 19:57 Uhr) Grund: was vergessen |
#19
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AW: Ein Jahr...
Also wirklich: Das ist eine wunderschöne Katze!!!
Ach Birgit...so, wie ich eure Geschichte kenne denke ich es war genau so richtig - es ging wirklich nicht anders als Deinen Mann ins Krankenhaus zu geben. Du bist keine Verräterin; Du hast alles menschenmöglich für ihn getan. Mein Mann kam ja von Intensiv nicht mehr runter, war ja leider jeden Tag aufs Neue dramatisch...die Bilder kommen mir immer mal wieder vor Augen (aufgeschwemmt wie ein Michelinmännchen)...doch es ist seltener geworden. Öfter sind da die Bilder von einem fröhlichen Chaoten, der sonntagsmorgens mit Blick zum Himmel sagte: "Mopped fahren!!!" während ich mir die Decke über den Kopf zog und murmelte: "Du spinnst...bestimmt regnet es noch". Ich sehe es ähnlich wie Stefan - und auch Helmut wird mir Recht geben: Lieber Mann gut versorgt und ich habe noch Nerven übrig, ihn zu sehen, ihn zu knuddeln und wertvolle Zeit mit ihm zu verbringen ohne ständig die Angst, er könnte ersticken... Freunde oder Verwandte standen nicht zur Verfügung...alleine hätte ich es nicht schaffen können. Als er gestorben war, da war er weg...das war nicht mehr mein Mann...ich brauchte kaum Zeit an seinem Bett zum Abschied nehmen. Begraben wurde sein Körper...für mich ist es nicht ER, der da unter dem Rasen liegt. Zuhause, da kann ich an ihn denken, mal eine Kerze anzünden, mit einem guten Glas Rotwein ihm gedanklich zuprosten...den Miezen von ihm erzählen...die haben eine Engelsgeduld, wenn ich immer das selbe erzähle... Stefan: Ich mußte herzhaft lachen als ich die Story mit dem Urnenpaket las - das ist wirklich schwarzer Humor - paßt zu Dir! Ja, das Leben ist manchmal wirklich so viel mehr als funktionieren. Ich wünsche euch noch einen guten Abend. LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#20
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AW: Ein Jahr...
Hallo Gitti,
Das freut mich,danke! Schon deshalb, weil du einen fast (aber nur fast ) so schönen Wauzi wie ich hast. Auch so ein Knickohr? Ich bitte dringend um ein größeres Foto. Viele Grüße, Stefan |
#21
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AW: Ein Jahr...
ihr lieben,
wenn ich das so lese, dann überkommt mich immer eine gänsehaut und eine tiefe traurigkeit. vielleicht bin ich noch nicht soweit, dass ich alles schreiben kann, dass ich für mich einen weg gefunden habe. noch mach ich alles mit mir alleine aus und bin grade in der phase "welcher zug tut mir den gefallen und überfährt mich?" - sicher keiner, denn hier gibt es weit und breit keinen bahnhof mehr, die gleise seit jahren zugewuchert... die einsamkeit, die leere....unerträglich. funktionieren der kinder willen die mich noch brauchen... irgendwann..ich hoffe bald, bin ich sicher ein stück weiter liebe grüße, mollie |
#22
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AW: Ein Jahr...
Zitat:
Die Phase mit dem Zug kenne ich auch. Allerdings wohne ich direkt an der Bahn. Keine 10 m vom Küchenfenster aus, und alle 15 Min. kommt ein Regionalexpress vorbei. Dazu Güterzüge. Also auch bei spontanem Entschluss _die_ Gelegenheit. Ist aber eine Scheiss-Idee. Von der ich mich verabschiedet habe, als das hier im Sommer passiert ist. Ich war gerade im Hof. Das Hupen das Zuges, kurz darauf dieses dumpfe "Batsch", als ob jemand gegen einen leeren Pappkarton tritt. Dann der Hund, der in den Garten rast, dort am Zaun an der Bahn sitzt und genau so jault und winselt wie in dem Moment, als meine Frau gestorben ist (da war er auch dabei). Und Stefan, der den Hund zurückruft, aber selbst nicht in den Garten geht, sondern das Tor von Hof zu Garten zu macht und im Hof bleibt. Und die Polizei, die dann klingelt, den Garten nach Überresten durchsucht und mir anschließend versichert, da sei wirklich nichts mehr. Ich war trotzdem danach tagelang nicht im Garten. Sicher ist sicher. Nein, wirklich eine Scheiss-Idee. Und der Lokführer kann schließlich auch nichts dafür. Dann lieber warten, bis du deinen Weg gefunden hast. Und den wirst du finden, ganz sicher! Viele Grüße, Stefan |
#23
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AW: Ein Jahr...
stimmt, der zugführer kann nichts dafür und es wäre nicht richtig ihn in was reinzuziehen zu dem er gar nichts kann. und ich will mich auch nicht als brei irgendwo wiederfinden oder jemandem zumuten diesen brei einzusammeln. (zudem war ich in eschede als ersthelfer...) es war nur ein sinnbild für meine gefühlslage.
ich weiß nicht ob es einen weg gibt...sicher irgendeinen gibt es immer, doch momentan bin ich einfach nur kaputt und leer und hab damit zu tun jeden tag irgendwie durchzustehen ohne komplett zu verzweifeln. die leere, das alleinsein mit allem was anfällt, die fehlende schulter zum anlehnen, das gespräch oder auch das schweigen. ich ziehe mich immer mehr zurück, mag auch meine freunde - die alle sehr weit weg wohnen- nicht mehr besuchen oder mich besuchen lassen. telefonieren ist mir ein graus und selbst beim bäcker fällt es mir schwer wenigstens zu sagen was ich möchte. ich zweifele an mir selbst und mag mich schon gar nicht mehr leiden. die lebensfreude, die zuversicht, alles ist einfach weg. ich denke mal, dass ich gradewegs auf eine depression zusteuere. auch keine wirklich erquickenden aussichten. ich wünschte ich hätte ne dritte hand..eine die mich aus dem loch zieht. euch allen nen schönen abend, mollie |
#24
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AW: Ein Jahr...
Liebe mollie,
ich stimme Stefan zu: Es wird sich ändern, wenn Du Deinen Weg gefunden hast. Allerdings lese ich Dich so als würdest Du in Deiner Trauer alleine nicht weiter kommen, weil alles noch "stockfinster" um Dich herum erscheint. Dein Rückzug kann auch zur Sprachlosigkeit führen...und dann erdrückt Dich die Trauer erst Recht. Gibt es in Deiner Nähe vielleicht eine Trauergruppe? Oder gehörst Du einer Religon an und könntest Dich wenigstens zum Gespräch an einen Pfarrer wenden? Vielleicht könntest Du auch mit Deinem Hausarzt sprechen ob Du unterstützend ein Medikament einnehmen kannst? Sind alles nur so Gedanken, die mir beim Lesen kommen. Liebe Annett, Ja, ich weiß...Doch ich lese dass auch Du noch immer feststeckst... Ich bin überzeugt, dass jeder für sich seinen Weg findet, mit dem Unbegreiflichen leben zu lernen. Der Austausch hier im Forum kann hilfreich sein - siehe Deine "Burg", doch...es wird erst "anders" werden, wenn man wieder einen Blick/einen Schritt in die Welt tut und die Vielfalt des Lebens wieder schätzen kann. Lieber Stefan, ich wohne auch in der Nähe der Bahn und ich bin noch nie "dann" gucken gegangen. Mir reicht ein Straßenbahnunfall 1981, wo ich in der Bahn saß und dann ausgestiegen bin und "Erste Hilfe" geleistet habe - umsonst! Nee, Nee - sowas tun wir nicht! Dran denken ist ok... Einen guten Abend für alle, die mal reinlesen! LG Morgana P.S.: Das Hündchen sieht sehr gut aus!
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#25
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AW: Ein Jahr...
Was soll ich dagegen schreiben? Es nutzt auch nichts, sich selbst in die Tasche zu lügen. Diese Gedanken oder dieser Wunsch kommt irgendwann von ganz alleine, steht plötzlich glasklar im Raum: der Wunsch einfach wieder mit dem oder der Verstorbenen zusammen zu sein. Wenn man realisiert hat, dass es keine andere Möglichkeit dazu gibt als drüben. So war es zumindest bei mir.
Seltsamerweise trat bei mir diese Situation erst vor kurzem auf und nur für einen kurzen Augenblick schien es mir eine Lösung. So verlockend, wie diese auch erschien: etwas in mir hat das ganz schnell wieder zur Seite geschoben. Zum Glück besitzen die meisten Menschen einen gesunden Selbsterhaltungstrieb, der das letztendlich verhindert. Die Hoffnung, dass es vielleicht morgen ein Stückchen aufwärts geht, tut das Übrige und nicht zuletzt die Angst vor dem Sterben. Dein Leben ist nicht ausweglos. Es gibt soviele positive Dinge um dich herum. Du musst sie nur sehen, sehen wollen! Wenn du dich den ganzen Tag darauf konzentrierst, wie schlecht es dir geht und wie schön es damals war, dann bleibt kein Platz für andere Gedanken. Es gibt sowas wie Selbsthypnose: du musst nur lange genug daran denken, dass es dir schlecht geht, dann geht es dir tatsächlich schlecht. Mit allen Konsequenzen: alles läuft schief, in der Familie, im Beruf und auch gesundheitlich. Freundschaften werden zerstört, Bekannte wenden sich ab, wenn du ihnen begegnest. Dann hast du wirklich ein Problem! Alles andere ist zu schaffen. Was dir passiert ist nichts Neues. Alles schon zigtausendfach dagewesen und auch genauso zigtausendfach überlebt worden. Vor kurzem schoss mir gänzlich unvorbereitet ein Gedanke durch den Kopf: "Siehste, es hat auch einen Vorteil, dass du alleine bist. Du kannst tun und lassen, was du willst. Kannst hingehen, hinfahren wo und wann du willst. Brauchst niemanden zu fragen. Es ist dein Ding!" Zunächst war ich erschrocken über mich selbst. Es schien mir zuerst wie ein Verat. Wie konnte ich nur so denken? Ich vermisse meine Frau doch und es wäre schön, wenn sie noch da wäre! Nur, dem ist nicht mehr so. Also, schau nach vorne. Das ist die Botschaft dieses Gedankens. Ich bin der festen Überzeugung, meine Frau noch immer bei mir zu haben. Wenn auch nicht im dem Sinne wie früher. Es war ihr Gedanke. Davon bin ich überzeugt. Alles Gute Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#26
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AW: Ein Jahr...
Hallo,
Zitat:
Vielleicht ist dein "Ansatz" einfach Zeit. Ich weiss nicht, wie sehr man Kindern verbunden sein kann, wir haben keine. Aber ein Jahr ist m.E. für die Trauer nicht besonders lange. Zitat:
Und kuschelig ist es. Meine große "Schmusekatze". Siehe unten. Auch, wenn sie im Freundeskreis nur "die Bestie" genannt wird Zitat:
Wenn's im Magen grummelt und man gerade verliebt ist, denkt man: Toll, Schmetterlinge im Bauch. Wunderschön! Wenn's im Magen grummelt, ohne dass man verliebt ist, denkt man z.B.: _Nie wieder_ Fischbrötchen vom Jahrmarktstand! Was ist, wenn man im Zustand der Verliebtheit ein Fischbrötchen isst und dann der Magen grummelt, sagt er leider nicht... Diese "Autosuggestion" ist auch der Grund dafür, dass praktisch jedes Medikament als häufigste Nebenwirkungen die sog. "gastrointestinalen" hat. Also Übelkeit, Magenschmerzen, Durchfall. Kriegt jeder Mensch, wenn er denkt "Oh Gott, was habe ich da eingenommen?" und längere Zeit konzentriert auf die Geräusche und Bewegungen hört, die der Bauch immer so von sich gibt. Was da ohne meinen Willen an Peristaltik abgeht... da kann einem ja nur übel werden! Was im Beipackzettel der Medikamente halt nicht steht: Auch in der Vergleichsgruppe, die nur Traubenzucker-Placebo bekam, gab es fast genau so viele gastrointestinale Nebenwirkungen wie beim echten Medikament Nur: wenn diese "Selbsthypnose" im Positiven über längere Zeit nicht mehr funktioniert, man das "Schöne" also nicht mehr sehen _kann_ - dann ist Schluss mit "Selbstheilung", sondern Zeit für den Psychiater. Dann wird's pathologisch und im Laufe der Zeit immer schlimmer. Und Depris sollten dringend so schnell wie möglich behandelt werden. Je länger die Negativ-Spirale dauert, desto schwerer kommt man da wieder raus, und irgendwann geht es nicht mehr allein Zitat:
Viele Grüße, Stefan PS: Was das Bad betrifft, habe ich übrigens letztens _die_ Lösung gefunden. Statt Putzen habe ich mir nach Ansehen der neuesten Ärzte-DVD ein Schild ausgedruckt und von aussen an die Badtür geklebt, das in einem der Videos auftaucht: Farin Urlaub mit Kochmütze (?!?!) und strahlendem Lachen, daneben schwarz auf gelb in Großbuchstaben der Text: "Diese Szene ist unzumutbar. Ich möchte mich dafür entschuldigen." OK, die DVD auf den Rechner zu kriegen, dieses Bild zu isolieren, zu bearbeiten und auszudrucken, hat _fast_ so lange gedauert wie einmal Bad putzen. Aber es hat ganz entschieden mehr Spass gemacht... Geändert von Stefans (16.01.2010 um 11:06 Uhr) |
#27
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AW: Ein Jahr...
Zitat:
Und ich muß schmunzeln, wie nachvollziehbar Deine Beschreibung für mich ist. Ich oute mich: Jaaa...meine Kommentare waren ähnlich.. Ja, wie Helmut schreibt, brauche ich nun auch niemand zu fragen, wann ich wo und überhaupt hingehe. Ja...hat Vorteile...ist aber für mich noch nicht so deutlich als "Vorteil" zu erkennen. Der Blick nach vorne...ja...mal schauen, was so wird. Grosse Schmusekatze...das paßt - kenne mich ja mit Schmusekatzen aus! LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#28
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AW: Ein Jahr...
Hallo Stefan,
bist du dir sicher, dass du da nicht die Seiten vertauscht hast?? . Schliesslich können Tiere, erst recht ein Hund, keine Bestie sein. Es sei denn, der Mensch hat sie dazu gemacht. Noch was, was wir gemeinsam haben. Zumindest zum Teil. "Meine" Anlage steht nun auch nicht mehr gaaaanz unten im Keller, sondern in meinem Wohnzimmer. Ebenso der PC und ich habe beide Anlagen (im alten Wohnzimmer stand eine Zweite) zusammengeknödelt. Heraus kam ein Etwas, das meine Nachbarn erschreckt hat. 560 Watt Nennleistung der Verstärker und 920 Watt ebensolche Lautsprecherleistung, das kann nicht mehr wirklich ausfahren zu Hause. Allerdings, im Gegenteil zu deinen "leben" meine Boxen noch. Ich denke, dass du handwerklich etwas begabt bist, wenn du einen Hof führst. Nur zwei Standboxen sind gekauft (warn Sonderangebot: Ausstellungsstücke und die letzten, die es gab) , alles andere ist selbstgebaut. Auch nicht gerade billig, aber um Klassen besser als das, was man fürs gleiche Geld kaufen kann. Hab auch schon für Freunde gebastelt, ist also keine Hexerei. Sie sind alle bis heute hoch zufrieden. .....und das Beste: keine Blümchen (die dann eh des öfteren runter fielen) auf den "ansonsten hässlichen" (Originalton!) Boxen. . Neben dem Putzen noch so eine Eigenart der weiblichen Spezies . Meine Anlage hat mir schon aus so manchem Loch herausgeholfen. Sei es leise zum Einschlafen oder dröhnend, um Trauer, Wut und Frust weg zu blasen. Sei es mit Klassik, Rock, Punk oder auch was gerade uptodate ist. Vor einiger Zeit kaufte ich mir eine DVD von Led Zeppelin, ein Konzert von 1976, Live-Mitschnitt, genial. Was die da am Bildschirm abzogen versetzte mich um 35 Jahre zurück. Ich habe getanzt, mitgesungen, Luftgitarre und Schlagzeug gespielt, meine nicht mehr vorhandenen mehr als schulterlangen Haare geschüttelt. Ich erinnerte mich sogar an dieses Gefühl der Haare. Das Herz schlug bis zum Hals, nassgeschwitzt. Mittendrin brauchte ich ne kurze Pause, schaute mich um. Laut lachend, Tränen der Lebenslust in den Augen streckte ich die Fäuste in die Luft, schrie es raus: "Yeahaaa!" Es geht noch, ich kann es noch!! Auch mit 56 steckt noch etwas von diesem Knaben von damals in mir. Der ist nicht vergessen, er existiert immer noch! Nach 2 Stunden war die Puste dann doch alle. Anlage aus. So wie ich war fiel ich erschöpft ins Bett, war mir egal. Dieser Abend ist mir unvergesslich. Wie zentnerschwere Ketten flog es damals von meiner Brust. Ich konnte wieder atmen. Von da an gings merklich bergauf. Ich hab mich selbst gefühlt. Am nächsten Morgen zählte ich beim Aufwachen zuerstmal meine Knochen und Gelenke. Alle riefen laut und deutlich im Chor mit den Muskeln: "Hier bin ich!" Ja und? Einige meiner Nachbarn auch. Ja und? Ein schönes Wochende Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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#29
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AW: Ein Jahr...
Ach ,
Helmut und Stefan, einfach mal DANKE !!!! Ihr zaubert mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen mit euren tollen Texten. Und genau das tut mir im Moment soo gut. Eure so deutliche , visuelle, ehrliche Schreiberei ist einfach nur toll. Sorry, aber ich lese immer schon bei euch mit....... Danke dafür..... Petra
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Die Zeit heilt nicht alles; aber sie rückt vielleicht das Unheilbare aus dem Mittelpunkt. Ludwig Marcuse |
#30
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AW: Ein Jahr...
ja, die weibliche spezies. kenn ich doch auch, das mit den boxen.... potthässlich und nicht mal zum blumen draufstellen waren sie geeignet, weil die armen blümchen doch immer runterfielen, wenn die boxen bebten.....
und dann "mensch, pass doch auf, du und deine blumen, die ruinieren mir die boxen, kannst du die denn nicht woanders hinstellen"..konnte ich nicht, weil die boxen eben da standen wo vorher die blumen standen, es blieb also nichts anderes als die pflänzlein obendrauf zu stellen. schließlich arrangierten sich die blumen und die boxen. die einen schmissen die anderen nicht mehr runter -die waren dafür so dankbar, dass sie ohne ende blühten- und die anderen wurden nicht mehr auf den boxen stehend gegossen. jetzt sind die boxen weg (verschenkt) und die blümlein alle eingegangen. ja, es gibt die dritte hand, ich weiß das. ich hab schon mit einem psychologen und unserem pfarrer gesprochen, auch mit freunden. doch ich bin da wie du, stefan. vertrauen erst nach etlichen jahren, vorher immer ein stück abwarten, abtasten und nie alles sagen -nicht sagen können. aus angst nicht verstanden zu werden, als weichei abgestempelt, aus angst zu weinen, die beherrschung zu verlieren, einem anderen die schwäche zu zeigen. weinen und reden kann befreien, die nagst davor ist aber riesengroß. klar, es könnte mir egal sein was mein gegenüber denkt - er wird dafür bezahlt sich das anzuhören - doch irgendwie mag ich mich nicht seelisch ausziehen. die dritte hand..ich wünschte es wäre meine eigene, eine mit der ich mich selbst aus dem loch ziehen könnte. kinder. eine enorm starke verbindung, eine liebe, die ein leben lang hält, egal was die kids auch anstellen. meine große (17 geworden) sagte es vor ein paar wochen treffend "ma, egal was wir auch machen oder noch machen werden, ob gutes oder schlechtes und auch wenn ich nicht wirklich viel vom leben weiß, eines weiß ich bestimmt. deine liebe zu uns und dein verständnis, dein absolutes zu uns stehen und die tatsache, dass wir mit allem zu die kommen können, darauf kann ich mein leben lang vertrauen". recht hatte sie. ich könnte sie nie alleine lassen, meine drei mädels. es gibt gute und schlechte tage, derzeit halt eben eher schlechte.ich weiß aber, dass auch bessere kommen. euch allen einen schönen sonntag, mollie |
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