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  #1  
Alt 09.02.2010, 08:44
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Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Gabi-Diana,

doch, ich habe es geahnt. Wollte nur nicht auf meinen Bauch hören. Hinzu kommt das Gefühl, was, wenn es falscher Alarm ist. Jetzt im Nachhinein frage ich mich schon, warum habe ich nicht auf meinen Bauch gehört? Warum bin ich der Ärztin nicht hinterher gegangen und habe sie gefragt, wieso ist die Nase so weiß. Ich habe noch zu meinem Mann gesagt, dass ich so ein komisches Gefühl habe. Aber das hatte ich schon länger. Die Ärztin hat mir leider noch nicht geantwortet. Ich hoffe sehr darauf, dass sie mir ein paar meiner Fragen beantwortet. Je länger ich auch darüber nachdenke, desto wütender werde ich auf diese Krankenschwester. Kann sie sich denn nicht vorstellen, was diese Aussage in mir auslöst?

Dir und allen Mitlesern alles GUte und liebe Grüße

Sabine
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Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände
und Erinnerungen Stufen wären,
würden wir hinaufsteigen und Dich zurückholen
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Meine liebe Mama *15.04.1947 ist am 29.01.1010 nach nur 3 Wochen und 1 Tag ihrem Papa gefolgt

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  #2  
Alt 09.02.2010, 13:40
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Sabine,

ich lese Deine Qual und Deine Wut...sie ist Ausdruck Deiner ganz persönlichen Trauer.
Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass Menschen ihr "Gehen" steuern.
Bei meiner Oma war es so, dass wir uns abgewechselt haben...3 Tage und drei Nächte. Die Nase war weiss und auch das Kinn wirkte wie Wachs. Man nennt es wohl das weiße Dreieck, welches einen baldigen Tod ankündigt...wann dieser aber eintritt...das kann auch eine Schwester oder Ärztin nicht sagen.Wir wachten und mir wurde es auf einmal fürchterlich übel. Meine Mutter führte mich hinaus um mich auf die Toilette zu begleiten, weil ich wohl ganz erbärmlich aussah und drohte um zu fallen. Die ganze Aktion dauerte keine 10 Minuten. Als wir zurück kamen, war meine Großmutter gestorben! Ich habe mir lange Zeit Vorwürfe gemacht. Warum es mir gerade da schlecht geworden ist.Ich habe viele Bücher unter anderem von Kübler-Ross gelesen. Heute bin ich versöhnt mit der Situation....ich denke meine Oma hat genau diesen Zeitpunkt gewählt um sich "weg zu schleichen"! Alleine! Sie wollte es so. Warum auch immer...sie wollte es so! Mein Vater hat gewartet. Ich habe ihm, als er gelebt hat immer versprochen, dass ich bis zum Schluß bei ihm bleibe. Er hat immer gefragt...kannst Du das...ich hätte es nicht mal geschafft bei deiner Geburt dabei zu sein! Ja, hab ich gesagt ...ich kann das! Er hat gewartet...bis alle seine Lieben da waren...dann ist er gegangen. Er, wollte es eben so. Nun hab ich eine Menge Zeug geschrieben...wollte Dir aber Mut machen, es zu nehmen wie es Deine Mutter gesteuert hat...sie wollte es so. Möglicherweise war sie immer ein Mensch der wenig Aufsehen erregen wollte und keine Umstände machen wollte.Dies kannst Du selbst am besten beurteilen.Ich wünsche Dir alle Liebe und sende Dir eine ganz warme Umarmung Mariesol
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  #3  
Alt 10.02.2010, 08:48
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Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Gabi-Diana,

als Mutti noch da war habe ich mich manchmal gefragt, wie es wohl werden soll, wenn sich ein Ende abzeichnet. Bereuts bei Diagnosestellung war klar, dass es nur noch eine begrenzte Zeit sein wird, die uns bleibt. Mein Papa ist für die Krankenpflege denkbar ungeeignet und das wusste auch Mutti. Von der Wohnungsaufteilung ganz zu schweigen. Also hatte ich mir für mich auch schon mal so heimlich Gedanken um ein Hospiz oder eben einen Palliativdienst gemacht. Aufgrund Deiner Erfahrungen in WI bin ich dann aber wieder ganz schnell davon abgekommen und habe geglaubt, das hat ja noch viel Zeit. Im September noch sagte Mutti zu mir, dass sie sich ja kerngesund fühle. Die Schwäche wurde dann auf die NW der Bestrahlung geschoben. Ich war einfach blind. Aber ein Hospiz wäre auch nicht in Frage gekommen, da das wohl in BAd Soden sehr schwierig sein muß. Insofern hat sich alles "glücklich" gefügt.
Das Einzige was mir bleibt und das ist wirklich ein Geschenk, ist, dass Mutti nicht gelitten hat. Ich bin überzeugt, Ihr ist sehr viel Leid erspart geblieben. Sie hatte immer Angst, irgendwie dahin zu siechen, wollte nicht an Geräte angeschlossen daliegen.

Liebe Mariesol,
ja, ich weiß, die Sterbenden suchen sich den Moment selber aus. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich das Gefül, meine Mutter hat sich ganz bewusst von mir verabschiedet. Die letzte Umarmung war irgendwie anders. Warum hat sie mir nicht einen Wink gegeben. Auch wenn sie dann alleine gegangen wäre, ich hätte mich doch ganz anders verabschiedet.
Ich weiß, das klingt sehr egoistisch, doch auch ich muss ja nun irgendwie mein Leben neu sortieren. Als mein Opa am 7.1.10 starb, da war er auch alleine. Ich war zuletzt am 29.12. bei ihm. Mir war klar, dass ich ihn danach nicht mehr lebend sehen werde. Klar hat es mich auch geschmerzt, aber ich konnte bewusst Abschied nehmen. Das ist es, worüber ich einfach nicht fertig werde.

Ich drücke Euch,
LG
Sabine
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  #4  
Alt 10.02.2010, 14:14
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Hallo Sabine,

Zitat:
Zitat von Bini1967 Beitrag anzeigen
Warum hat sie mir nicht einen Wink gegeben. Auch wenn sie dann alleine gegangen wäre, ich hätte mich doch ganz anders verabschiedet.
Auf dieses "Warum?" gibt es keine Antwort mehr. Vielleicht wollte deine Mutter eben gerade nicht, dass du dich "ganz anders" verabschiedest. Sondern "normal" wie immer.

Für das Krankenhauspersonal möchte ich da eine Lanze brechen. Sicher war es instinktlos von den Schwestern, die nachher zu sagen, dass sie wußten, deine Ma liegt im Sterben. Das hätten sie sich verkneifen sollen. "Im Sterben liegen" ist zeitlich ein weiter Begriff. Das kann 2 Stunden oder eine Woche oder... dauern - und das wussten auch die Schwestern vorher nicht, das weiss niemand.

Das Klinikpersonal hat da normalerweise schon einige Erfahrung. Z.B. mit Angehörigen, die gar nicht wissen wollen, wann es soweit ist, um nicht dabei sein zu müssen - davon gibt es auch nicht wenige. Und mit Patienten, die lieber allein sterben, sowieso. Vielleicht haben die einfach "instinktiv" gehandelt. Wenn deine Mutter dich hätte dabeihaben wollen, hätte sie sicher dem Personal gesagt, die sollen dich anrufen. Und noch die 10 oder irgendwas Stunden ausgehalten, bis du dagewesen wärst.

Es gibt nunmal Menschen, die wollen allein sterben. Ich denke, ich wäre auch so einer. Gut, meine Frau würde ich dabei haben wollen, aber die ist ja leider schon tot. Aber sonst niemanden. Höchstens den Hund. Und Beispiele wie das von Mariesol gibt es endlos. Eine gute Freundin von mir, selbst Krankenschwester von Beruf, hat ihre Mutter jahrelang Zuhause gepflegt. Und sie hat vorher schon öfter gesagt: meine Mutter wird allein sterben. Und so war es auch. Die hat gewartet, bis ihre Tochter gerade weg war.

Ich finde gar nicht, dass du egoistisch bist mit deinen Gefühlen dazu! Meine Frau wollte mich zum Glück dabei haben, als sie starb. Wenn sie sich einfach so heimlich "davongestohlen" hätte - oder sogar "geplant", indem sie gewartet hätte, bis ich mal bnicht da bin... dann würde mich das "Warum?" auch nicht loslassen. Seit Jahrezehnten engestens verbunden, und dann sowas ?!?!

Mir fällt dazu nicht mehr ein, als dass deine Mutter das sichedr nicht "böse" gemeint hat. Sie hat es halt so getan, wie sie es für sich tun musste...

Viele Grüße,
Stefan
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  #5  
Alt 10.02.2010, 15:04
Kerstin G. Kerstin G. ist offline
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Beiträge: 121
Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Hallo Sabine,
zunächst mein aufrichtiges Beileid.
Ich mußte meinen Papa am 25.07.2009 gehen lassen. Wir haben ihn aus dem Krankenhaus nach Hause geholt. Er ist in meinen Armen eingeschlafen. Glaube mir, das war hart. Natürlich bin ich froh, daß ich bei ihm sein konnte, aber wenn man das dann miterlebt...
Wahrscheinlich wollte Deine Mutti Dir diesen Anblick ersparen. Bei meinem Papa konnte man an letzten Tag seines Lebens von Stunde zu Stunde zusehen, wie das Leben aus seinem Körper wich.
Mache Dir keine Vorwürfe, Deine Mutti würde das ganz sicher nicht wollen.
Ich wünsche Dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft, vor allem für die Beerdigung.
Sei lieb gegrüßt von Kerstin
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  #6  
Alt 10.02.2010, 17:13
Benutzerbild von Bini1967
Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Lieber Stefan,

auch Dir danke ich von Herzen für Deine tröstenden Worte. Ich muss schon sagen, Du hast eine Art zu schreiben, die bringt es sehr gut auf den Punkt, ist gut nachvollziehbar und tröstet ungemein.
Deine Geschichte habe ich auch immer im Stillen mitverfolgt und die Schilderung Deiner letzten Zeit zusammen mit Deiner Frau, sowie den letzten Dienst, den Du ihr erwiesen hast, das hat mich sehr beeindruckt. Den geliebten Menschen noch zu waschen und anzukleiden, da gehört schon was dazu und ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor Dir. Du hast eine bemerkenswerte Art, mit der Trauer umzugehen.

Liebe Kerstin,
Dir auch mein Beileid. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Für Dich mag es hart gewesen sein, dass Dein Papa in Deinen Armen gestorben ist, ich hätte alles dafür gegeben, in diesem Moment bei meiner Mama sein zu können. Natürlich ist es schwer für die Angehörigen dabei zu sein, aber wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich es getan. Wenigstens ist meine Mama friedlich eingeschlafen, ohne Schmerzen und ohne Luftnot.

LG
Sabine
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  #7  
Alt 11.02.2010, 09:24
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assifant40 assifant40 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Sabine,

auch von mir, mein herzlichstes Beileid.
Auch wenn Dich der Gedanke quält nicht bei Deiner Mutter gewesen zu sein, ist es doch ein Trost, wie Du auch schreibst, dass sie nicht so leiden musste.

Mir ging es auch wie Dir, als meine Omi im Pflegeheim starb, wir hätten die Pflege bei ihr nicht geschafft, sie hatte ein Glioblastom, war ich soo traurig dass ich da nicht bei ihr war.
Jeden Tag war ich zweimal für mehrere Stunden bei ihr und habe mich, im Wechsel mit meiner Schwester, dort um sie gekümmert-füttern usw.
Aber auch sie hat sich innerhalb von 2 Stunden wo die Nachtschwester nach ihr sah, einfach davongemacht...
Der Gedanke, wie das wohl für Sie gewesen sein muss, quält mich auch heute noch.
Doch sei sicher, es wird weniger und die schönen Gedanken an die geliebten Menschen überdecken mehr und mehr alles andere...
Das Du ein wenig sauer auf die Schwestern bist,kann ich auch nachvollziehen, grade wo sie wussten dass Du von weiter weg herkommst.

Fühl Dich lieb gedrückt
von Astrid
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Unsere geliebte Omi
Diagnose Glioblastom 30.03.2008
-16.04.2008

.....Die Erinnerung ist ein Fenster
durch das wir Dich sehen können, wann immer wir wollen....
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