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  #1  
Alt 11.03.2010, 18:27
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Zuhause verstorben

Zitat:
Zitat von Tiamii Beitrag anzeigen
Es macht mich wahnsinnig, das sie nicht friedlich gestorben ist, sondern es nie wollte und sich nie damit abgefunden hat.
Es wird dir nicht helfen, aber da kann ich mich Geske nur anschliessen:
"Friedlich" zu sterben wünscht sich jeder Mensch für sich, und Angehörige wünschen es sich für die geliebten Menschen, die sterben müssen. Klar, diese Vorstellung nimmt etwas von der Grausamkeit des Todes.

Aber eigentlich ist es absurd, dieses "friedliche" Dahinscheiden zu erwarten. Normalerweise will kein Mensch sterben, und er wird sich bis zuletzt dagegen wehren. Auch "instinktiv" bzw. schon rein körperlich. Was du von deiner Oma schreibst (Wasser in der Lunge, Atemaussetzer) z.B.: Ersticken ist eine der grausamsten Todesarten überhaupt. Und dagegen wehrt sich der Körper instinktiv mit aller Kraft. Wenn die Atmung behindert ist, ist für den Körper Alarmstufe rot. Und er schlägt mit aller Kraft um sich, um das Unheil noch abzuwenden. Jeder, der mal einen Asthma-Anfall hatte, weiss, welche Panik reflexartig entsteht, wenn man nicht mehr genug Luft bekommt.

Dagegen kann man Menschen mit Argon, Stickstoff, Helium usw. (irgendwas geruch- und geschmackloses ohne Sauerstoff) problemlos vergasen, sie werden nach 30 Sek. bewusstlos und sterben nach 5 Min. den Hirntod - absolut friedlich, ohne Gegenwehr. Warum? Weil unser Körper "Lebensgefahr" nicht signalisiert, wenn er atmen kann - ob er nun Sauerstoff oder Helium atmet, ist ihm "egal". Er reagiert nur auf physische Behinderung der Atmung und auf zuviel CO2 in der Atemluft panisch. Alles andere nimmt er ohne Reaktion hin.

Worauf ich damit hinaus will: es ist m.E. eine Illusion zu glauben, dass ein "friedliches" oder "wehrhaftes" Sterben darauf schliessen lassen, ob ein Mensch "in Frieden geht" oder "noch nicht bereit" ist. Sterben wollen die alle nicht, und wenn schon, würden sie alle am liebsten friedlich sterben. Aber das ist leider nicht jedem gegeben.


Viele Grüße,
Stefan
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  #2  
Alt 12.03.2010, 10:58
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Tiamii Tiamii ist offline
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Registriert seit: 10.03.2010
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Beiträge: 2
Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Stefan,

ich meinte mit "friedlich sterben" eigentlich, dass sie sich nie damit abgefunden hat, dass sie sterben wird. Dass das Sterben nicht friedlich ist, war mir klar und wir wussten, dass es qualvoll sein wird, auch für uns. Ich hab mich wahrscheinlich nur falsch ausgedrückt.

Meine andere Omi ist vor 15 Jahren gestorben, allerdings an den Folgen von Diabetis. Sie wusste auch, dass sie die damalige OP nicht überleben wird und hat sich damit arrangiert. Sie war auch völlig ruhig und hat sich vor der OP ganz bewusst mit den Worten "Wir werden uns irgendwann wiedersehen" von mir verabschiedet. Sie war ganz entspannt dabei und hat mich mit ihrer Art beruhigt. Ich war damals gerade 14 geworden.

Eure Tia
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  #3  
Alt 12.03.2010, 11:33
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Tia,

Zitat:
Zitat von Tiamii Beitrag anzeigen
ich meinte mit "friedlich sterben" eigentlich, dass sie sich nie damit abgefunden hat, dass sie sterben wird.
Ach so, habe ich jetzt verstanden.

Aber auch das ist m.E. ein hehres Ideal. Wer stirbt schon "gerne" / friedlich in dem Sinne, dass er mit dem Leben abgeschlossen hat und, in sich selbst ruhend, die Dinge geschehen läßt, wie sie nunmal geschehen? Schöne Vorstellung, deswegen sind ja auch östliche Religionen bei uns so populär. Aber ob wir als "gelernte" Westeuropäer sowas wirklich können? Ich könnte es nicht.

Wenn ich an meine Frau denke, die hatte sich schon damit "abgefunden". Wir wussten Monate vorher, dass sie sterben muss - nur nicht, wann. Wir haben sie zum Sterben aus der Klinik rausbekommen, so dass sie Zuhause nochmal Weihnachten erleben, wichtige Freunde und Verwandte sehen sehen und dann mit mir und Hündchen an ihrer Seite die letzen Atemzüge tun konnte.

Meine Frau ist recht schnell und "unerwartet" gestorben. Ärzte sagen dann gerne, dasss sowas darauf hindeutet, dass ein Mensch bereit war "zu gehen". Hätte ja auch ein tagelanger Todeskampf sein können. Mich überzeugt das aber nicht so richtig.

Bei meiner Frau weiss ich es einfach nicht. Über Tod und Sterben haben wir ausführlich gesprochen und alles geregelt, als sie das gesundheitlich noch konnte. Aber nicht mehr, als es an der Zeit war. Insofern weiss ich nicht, ob sie "sich abgefunden" hatte und in dem Sinne "friedlich" gestorben ist. Ich denke aber eher, dass es etwas Banaleres war. Sie wollte nie als Pflegefall enden. Und nach ein paar Tagen Windeln und Blasenkatheter hat sie sich wohl gedacht: "Bevor das zum Dauerzustand wird, gehe ich lieber gleich."

Viele Grüße,
Stefan
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