Kommt jetzt das Ende?

[silverlady]

hallo ihr Lieben
ich möchte mich jetzt auch mal einklinken.
Ich pflege beruflich und habe mit Sicherheit einige huntert mal fremde Leute gepflegt.

Aber bei meinem Männe war das anders. Jede Tätigkeit geschah aus Liebe. Die Intimpflege war so eine Kleinigkeit das es nicht ins Gewicht viel.
Sein Leben war mein Leben, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Ich habe alle Möglichkeiten beiseite geschoben die für mich ein bischen Freiraum bedeutet hätte.
Wir waren eins, bis zu seinem letzten Atemzug.

Und jetzt, jetzt kämpfe ich seit drei jahren darum mich wiederzufinden. Ich bin verloren, nicht mehr vollständig , treibe wie ein Blatt im Wind und funktioniere nach aussen hin perfekt. Man bewundert meine Stärke, dabei ist die nur eine Maske.

Ich kann jeden verstehen der sagt ich kann es nicht und jeden der sagt, ich will nicht das meine Frau mein Mann diese Pflege übernimmt. Nur für mich war es der einzig richtige

silverlady

[yogi]

Also, Bärin, ich weiß nicht, wie und was ich noch formulieren soll, um Dir mitzuteilen, dass ich NICHT urteile. Ich äußere meine Meinung, ein Urteil ist doch etwas völlig anderes.

Winnewup hat das um 17:05 gut zusammengefasst. Ich glaube, dass Du verständlicherweise sehr angespannt und dünnhäutig bist. Dir hat niemand ans Bein gepinkelt, und ich halte mich jetzt gern hier heraus, weil ich glaube, dass Dir meine direkte Sprache zusetzt.

Ich wünsche Dir alles Gute und wollte Dir überhaupt nichts Böses (Gott, warum auch!).

[mauseschweinchen]

Heute mal ein kleiner Tagesbericht - ob es euch interessiert oder nicht
Hasi hängt mittlerweile am Sauerstoff - die beginnende Lungenentzündung macht ihm wahnsinnig zu schaffen
Heute musste das Mauseschwienchen aber mal arbeiten gehen ob sie es wollte oder nicht (auch als Selbständiger hat man nicht unbegrenzt Zeit)
und ob Ihr es mir glaubt oder nicht - 1. war ich heute morgen wie angestochen weil ich wusste da kommt wieder was und wie es in letzter Zeit dauernd so ist
kaum verlass ich die Haustür und fahre in mein geliebtes FFM bricht hinter mir eine Katastrophe los
als Nebenwirkung der Chemo (auch wenn er sie im Hinblick auf die Op ja nicht mehr bekommt ) hat mein Hasenzahn jetzt auch noch beschissene Zuckerwerte was ihm dann endgültig den moralischen Rest gegeben hat ... Heulalarm - bei meinem harten Kerl
nun ja so hart wie Buttermilchauch wenn es ihm natürlich dienstgrad mässig total zusteht
das heisst jetzt ist Milchreis Abstinenz angesagt ob mit oder ohne Zimt und Zucker - g e s t r i c h e n so leid es mir tut

natürlich auch wenn es blöd klingt so scheisse wie es ihm wieder ging - stillet die Wipfel -es flennet mein Kind äh Mann hat Mauseschweinchen Kunden Kunden sein lassen ist zu Enterprise hat ein geiles auto bekommen - gott sei dank mieten wir da für unsere Mitarbeiter sehr häufig und ab die Lucy weil Köln ja wieder mal so gerade um die Ecke liegt

aber heute gibt es auch ganz viele Punkte für die ich sehr dankbar bin als kleine Auflistung

1. das die Aufnahmen von Hasi schon um 11.uhr in der Chariete waren und sich Professor V. selbst express drum kümmert (absicherung ob das mit der Op auch wirklich ne gute Idee ist aber er hat schon im Vorfeld gesagt das es keine Alternative gibt

2. das mein bester und grösster Kunde ganz und garnichts dagegen hatte unser Jahresgespräch am Auto Telefon zu führen und hinterher noch so getan hat als wäre alles tutti und es keine bessere gibt als Mauseschwein

3. das meine jungs schon so brav vorarbeiten und alles tun damit ich im Juni nur für schatzi da sein kann

4. das die nette Frau von Enterprise mir einen super Preis für ein tolles Auto gemacht hat - weil mir letzte Woche ein Postbote reingefahren ist und mir noch nen super Preis gemacht hat

5. das sie in Heidelberg noch ans Telefon gehen wenn ich anrufe

und das mein Schatz mich liebt


so und wie war euer Tag so ??????


und ich habe noch was vergessen - ganz wichtig das Finazamt will meine Steuererklärungen doch erst in 3 Monaten und ich muss jetzt erstmal keine Angst mehr haben das sie mich veranschlagen oder wie das heisst und ich den Schuppen dicht machen kann und wir von Hartz 4 leben müssen und alles andere nur noch Standard sien könnte inklusive Hasis Privileg das alle Chefärzte der besten deutschen Kliniken seine Gehirnwindungen schon aus und innewendig kenne und ihn wahrscheinlich schon daran erkennen

mannoman war das ein Tag- le... mich am Ar... Marie

[teich1]

Liebe Bärin,

ich lese das alles hier mit und hoffe für Dich, dass die Menschen wieder auf Deine Sorgen und Bedürfnisse eingehen und Dir hilfreiche Tipps zur Unterstützung geben - sprich: sich zum Wesentlichen äußern.

Denn das sollte doch der Anlaß zum Schreiben bzw. Antworten auf Deine Thema sein...Nur mal so.

Allen ein schönes Wochenende - für Angehörige und Betroffene natürlich, soweit dies in Euren Situtationen möglich ist.

Petra

[mauseschweinchen]

weisst du eigentlich hatte ich nur gedacht Bärin ein bisschen zum Lachen zu bringen - sorry das ich kein Mediziner bin und auch sozusagen erst im 4 Semester als Frau von nem Krebskranken

ein fake bin ich nicht (find ich auch ehrlich gesagt ziemlich Hammer einem sowas zu unterstellen ui ui)

und wenn es ihm scheisse geht ist es mir ehrlich gesagt auch scheissegal ob es ein ödem eine zyste ein rezidiv oder holzwolle im Kopf hat hauptsache es geht ihm wieder gut und im nächsten Leben ich habe mir schon nen Zettel geschrieben - studier ich dann Medizin und nich BWL

und an dich liebe bärin - ich hoffe du hängst heute nicht mehr ganz so sehr durch schick dir aber noch ne pn und ietzo ein doppel

[Bärin61]

Liebe Petra, danke für deine Anteilnahme. Geholfen haben mir die Antworten der Anderen bis zu einem gewissen Punkt, danach hätte ich mich aus dieser Diskusion raushalten sollen. Aus Schaden wird man ja bekanntlich klug. Aber es war ja nichts wirklich schlimmes was da geschrieben wurde, na ja, bis auf eine Äusserung, die hat schon weh getan, aber jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung und die will ich auch jedem lassen.

Auch ich wünsche dir ein schönes Wochenende

LG.........................Ute

[stern56]

Hallo Bärin ,

ich bin neu in diesem forum . Aber Deine Art zu schreiben ,gefiel mir .Es ist so schwer die Fassung zu waren,dem Kranken nicht noch die eigenen Ängste zu übermitteln ..Und dabei könnte man /frau manchesmal alles an die Wand schmeissen.
Ich wünsche Dir alles Gute .

[Ariadne]

Zitat von silverlady

......Aber bei meinem Männe war das anders. Jede Tätigkeit geschah aus Liebe. Die Intimpflege war so eine Kleinigkeit das es nicht ins Gewicht viel.
Sein Leben war mein Leben, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Ich habe alle Möglichkeiten beiseite geschoben die für mich ein bisschen Freiraum bedeutet hätte.
Wir waren eins, bis zu seinem letzten Atemzug.


silverlady

Ich habe auch wie silverlady gelernt: Man kann, wenn man muss -. Aus dem, was wir Liebe nennen ist vieles möglich. Es ist erstaunlich, was man alles kann. Und - ich bin sehr froh darüber, das mir jemand diese Fähigkeit geschenkt hat.
Aber dann bleibt man freilich auf einer Insel allein zurück, für lange Zeit.

[Bärin61]

Liebe silverlady, liebe Ariadne, es macht mich sehr traurig was ich von euch gelesen habe.
Ihr habt beide, so wie ich es noch vor mir habe, eure Partner bis zum Schluß versorgt und begleitet. Ihr habt das Recht zu trauern, wie jeder Andere auch, aber das heißt doch nicht zwangsläufig dass ihr allein seid? Warum ist das so? Schottet ihr euch so von eurer Umwelt ab dass niemand mehr Zugang zu euch findet oder haben euch Freunde und Familie verlassen weil sie mit eurer Trauer nicht umgehen konnten?
Ich kann euch nur bitten:

Geht ins Leben zurück, trefft alte Freunde oder findet Neue. Eure Partner wollten bestimmt nicht dass ihr euer Leben allein verbringt. Wenn alle Stricke reissen dann holt euch professionelle Hilfe von einem Trauerbegleiter, sonst geht ihr noch ganz vor die Hunde!

Vielleicht fragt ihr euch was diese Worte sollen und ob ich wohl weiß wovon ich schreibe?
Ja, das weiß ich. Ich bin in der glücklichen Situation echte Freunde und ganz tolle Kinder zu haben. Sie werden mir den nötigen Freiraum für meine Trauer lassen, mich aber auch wieder ins Leben zurück holen. Ich muss es nur zulassen.
Dieses wünsche ich euch von ganzem Herzen:
DEN WEG ZURÜCK INS LEBEN!!!!!!!!!!!!

lG und alles, alles Gute...........................Bärin

[Kampfgeist]

Liebe Ute,

leider ist es nur nicht so einfach wieder den Weg ins Leben zurück zu finden. Es sind nun 8 Monaten vergangen seit mein lieber Mann mich verließ aber der Schmerz ist nicht weniger geworden.Ich vermisse ihn täglich mehr,alles was geschieht passiert nun für mich allein. So erlebte ich ein erstes Weihnachten ,einen Frühling und nun kommt der Sommer.
Dieses erste Mal ohne den Partner zu erleben, ist eine große Hürde für mich.

Was Freunde angeht,nein ich habe mich nicht zurückgezogen.Viele zogen sich schon während der Krankheit von uns zurück,der Rest verschwand im Grunde kurz nach der Beisetzung.Von wegen wir sind immer für dich da.

Liebe Ute, man verliert nicht nur den geliebten Menschen an seiner Seite,man verliert auch sehr viel drum herum. Ich beginne nun so langsam mein Leben neu zu planen. Das schreiben hier im Forum gehört auch mit dazu,ist sogar ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben geworden,denn es hilft mir meine Trauer zu begreifen.

sei ganz lieb von mir geknuddelt.

[teich1]

Liebe Bärin,

ich erzähle Dir jetzt mal von meiner Mama nach dem Tod meines Papas.
Sie hat trotzdem sie arbeitet lange gebraucht, sich wieder zu finden und immer wieder tagelang geweint, wo wir hilflos dabei standen und natürlich mitgeweint haben. Diese ganzen Tage und das schreckliche Sterben meines Papas hat in uns allen ein Stück vom Herzen getötet. Das in das Leben zurückkehren ist schwer. Es war schwer, Mama dazu bewegen, sich anderen anzuschließen.

Es gab immer nur Papa und sie. Kein Kegelclub oder so. Nicht viele Verwandte in der Nähe, Mamas beste Freundin in drei Stunden Entfernung. Papa nahm Mamas Leben mit in den Tod. Er war für sie da, sie für ihn. Dazwischen gab es nichts. Und das 40 Jahre lang, dann war sie plötzlich allein.

Sie ging wieder arbeiten, hatte auch Aufgaben mit Papas Fischteich, aber das alles ersetzte nicht die Leere und Einsamkeit.

Ich habe ihr eine Untermieterin eingenistet - eine wirklich Ideale, die ich kannte und welche mit in unserer Firma arbeitete und von weit weg kam und ein Zimmer brauchte. Sie saß oft mit bei meiner Mama und das hat schon ein wenig geholfen. Dieses nicht alleine sein müssen... Nur wir Kinder können ja auch nicht jeden Tag zuhause bei Mama sitzen. Leider hat meine Kollegin unsere Firma wieder verlassen, somit ist sie auch bei meiner Mama ausgezogen, aber der erste Winter und die dunkle Jahreszeit war überstanden.

Dann habe ich meiner Mama eine Zeitungsanzeige hingelegt: "Frauen zwischen 55 und 6o suchten Gleichgesinnte für gemeinsame Unternehmungen." Mama ist mittlerweile 59.
Ich habe ihr gesagt, dass sie doch mal hingehen soll zum Kennenlernen- sie wollte nicht.... Dann hat sie irgendwann wieder geweint, wie alleine sie ist, so dass ich im Zeitungsarchiv die Anzeige wieder herausgesucht habe und sie dann doch mal hingegangen ist. Und nun nach fast zwei Jahren hat sie es endlich ein wenig geschafft, alleine klar zu kommen, bzw. auch ein neues Leben zu beginnen.

Aber es war schwer und hat lange gedauert. Dieses neue Leben zu akzeptieren ist mehr als eine Hürde und man kann es nicht erzwingen.
Das Begreifen und Umsetzen, dass das Leben vielleicht trotzdem noch schöne Seiten hat kommt -glaube ich-erst nach und nach wieder.

Liebe Grüße an alle

Petra

[Bärin61]

Liebe Petra, danke für deine Worte, sie haben mich noch einmal zum Nachdenken gebracht.
Ich hatte nicht die Absicht jemandem zu Nahe zu treten, schon gar niemanden der trauert.
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie schwer es ist die entstandene Lücke zu schliessen und loszulassen, jeder trauert auf seine Weise und das ist auch gut so aber man sollte auch den Weg ins Leben zurück gehen, nur das habe ich gemeint.
Deine Mutter hat diesen Weg geschafft, mit Hilfe und genau das ist es was ich gemeint habe und sagen wollte.

Wenn meine Worte falsch aufgefasst wurden dann bitte ich um Entschuldigung.

LG......................Ute

[teich1]

Liebe Bärin, alias Ute,

nein, Du bist niemanden zu nahe getreten, so habe ich es auch nicht empfunden. Ich wollte nur - auch für die anderen Alleinstehenden - sagen,
dass es normal ist, wenn man sich gehen läßt, vielleicht niemanden sehen will und trauert... Es dauert halt...

Weiterhin wollte ich nur -aus Erfahrung - jedem Hoffnung machen, das auch
wieder bessere Zeiten kommen, auch wenn man die im Moment der Trauer nicht sieht oder auch nicht sehen will. Dieser Weg zurück ins Leben, der ist schwer, aber mittlerweile glaube ich an den Satz: "Die Zeit heilt alle Wunden." Vergessen kann man natürlich nicht, aber es wird alles wieder erträglicher und irgendwann findet hoffentlich jeder den Zeitpunkt, an dem er wieder unbeschwert lachen kann. Wir haben immer noch Phasen, in den man natürlich weint, aber wir können auch wieder unbeschwert lachen. Und das ist so wichtig, gerade für einen selber.

Ich wünsche es jedem.

Ein schönes Wochenende

Petra