Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 14.09.2010, 14:01
Steffi65 Steffi65 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.06.2009
Beiträge: 28
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo S. Weinrich,
meine ma ist seit 22 Monaten "stolze" Besitzerin dieser scheiss Krankheit.

Wir Angehörigen hofften. Täglich mit dem Gedanken an die Krankheit aufwachen und einschlafen.
Ich habe es so satt!!!
Vor einer Woche dann Metastasen im Kopf-Gestern Metastasen in den Knochen.
-Aus und vorbei-
Es geht immer noch ein Stück schlimmer.
Es zerreist mir das Herz meinen Mutter so zu sehen.
Sie ist so gebrochen diese starke Frau.
Ich bete um Erlösung.

Alles Gute für euch

Steffi
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 14.09.2010, 20:03
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.02.2008
Beiträge: 113
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@Reinhard, danke fuer deine Antwort.
@Steffi:ja genauso kenne ich es auch, es geht immer noch einen tick schlechter was die News der Aerzte angeht....

Ich wuensche Euch beiden viel Kraft, die Angst vor dem Neuordnen-muessen ist groß..

Ich habe lange nicht verstanden, warum man nicht mehr kaempft, aufgibt, Erlösung wünscht aber so langsam steige ich dahinter.

Es ist einfach nur furchtbar...

Stefi
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 14.09.2010, 20:24
Lydia K. Lydia K. ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 10.05.2010
Beiträge: 8
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo,
ja es geht immer noch schlechter. Bei meiner Mama sind es jetzt fast fünf Jahre... Mittlerweile liegt sie kaum ansprechbar seit Mai in einem Hospiz und kämpft immer noch. Es ist so schwierig das auszuhalten, sie zu sehen, diese unglaublich tapfere und starke Frau.
Ich weiß nicht, vor fünf Jahren ging das erste Mal die Welt unter. Dann gibt es Hoffnung, man lebt irgendwie mit der Situation, denkt ok, mit diesen Einschränkungen kann man leben und - es wird immer schlimmer... Jedesmal gibt es noch ein Stückchen Mist dazu und die Lebensqualität wird immer geringer. Meine Mama nimmt tapfer ihr Leben an, mit krebs und Schlaganfall, macht Chemos, Bestrahlungen und Ops und am Ende hat dieser fiese Krebs doch gewonnen, nichts geht mehr - und das auch wieder soooo lange schon, dass man sich auch an diesem Zustand "gewöhnt". An diesen langen, langen Abschied kann man sich doch kaum gewöhnen und doch wird auch das zum Alltag. es ist so paradox, als wenn man in einer Parallelwelt leben würde. Es hat alles Platz und zwar zur gleichen Zeit, Trauer und Wut, Glück und Lachen und alles andere auch. Eine unglaubliche Zeit.
Manchmal denke ich, das "Große Ganze" glaubt wir, also meine Familie, wären zu "doof", um einen schnellen Abschied zu verkraften... Oder es traut uns noch mehr zu...
Ich hoffe, meine mama hat es bald geschafft. Und das ich mal sowas sagen würde, hätte ich nie geglaubt, zumindest vor ein paar Jahren nicht. Man teilt ein in die Welt vor der Krankheit und alles was danach kommt.
Meine Mama wird in der nächsten Woche 70. Ich hatte immer gedacht, wir feiern eine rauschende Party oder zumindest ein schönes Fest. Aber ich hätte nicht gedacht, in einem Hospiz zu stehen und ja, was kommt dann "Herzlichen Glückwunsch" wünschen??? Ich werde trotzdem da sein und den Tag bei ihr verbringen und eventuell Besucher empfangen, falls sich jemand zu ihr traut...
es ist und bleibt schwierig.
Über die Zeit "danach" mache ich mir wenig Gedanken, ich habe schon so lange getrauert. Ich denke, es wird nochmal ein großes Loch kommen. Aber es ist auch alles geregelt in ihrem Sinne. Wir haben sogar schon gedanklich die Beerdigung "durchgespielt". Ich sag ja Paralleluniversum.
Das kann ich den "normalen" menschen gar nicht sagen. Die wissen auch nicht damit umzugehen. Aber dafür ist auch dieses Forum.
Wir sind alle nicht allein. Und auch wenn ich ganz wenig nur schreibe, lese ich ganz viel und fühle mich nicht so allein, und verstanden.
Euch einen guten Abend.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 16.09.2010, 00:14
alleslüge? alleslüge? ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 12.09.2010
Beiträge: 8
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

-mein Mann u. ich haben zusammen geweint. Er hat mir erklärt, dass das Leben nun mal endlich ist. Ich habe Rotz u. Wasser geheult. Wir lachen trotzdem über Dinge des Lebens. Ich versuche, ihn aufzuheitern u. abzulenken.Oft sitze ich im Garten u. heule nur. Aber das Leben, das unseres Sohnes u. meins, muss weiter gehen.Ich muß ihn gehen lassen, wenn es Zeit ist. Als er die 1.Chemo hatte war er nicht ansprechbar. Ich habe seinen Kopf u. seine Hände gestreichelt u. dabei gedacht dass ich das irgendwann demnächst zum letzten Mal tun werde...
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 16.09.2010, 08:27
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo,

Deine Frage war um was man sich als "Todgeweihter" Gedanken macht.
Wie Du in meiner Signatur lesen kannst habe ich zuletzt meine Freundin begleitet - bis dahin habe ich aber schon viele andere Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet ...

Ich kann Dir sagen, dass es tausend Sachen sind, um die sich die Menschen Gedanken machen.

Von:
- wie fühlt sich das Sterben an?
- tut es weh?
- was kommt danach, wenn etwas kommt?

über:
- meine Frau schafft den Garten ja gar nicht, ich muss einen Gärtner bestellen
- ich muss das Auto noch verkaufen, weil sie meine Frau eh übers Ohr haun
- welche Versicherung muss ich kündigen?
- will ich eingeäschert werden?
- usw usw usw

bis hin zu:
- wie verhalte ich mich meinen Angehörigen gegenüber, damit es für sie nicht so schlimm wird wenn ich gehe?
- sollte ich lieber in der letzten Zeit ein "Ar***" sein, damit es ihnen nicht so weh tut?
- bei wem muss ich mich noch entschuldigen?
- wen möchte ich noch sehen?
- wieviel Zeit hab ich noch?
- darf ich meine Traurigkeit und Angst überhaupt zeigen?
- welche Rechnungen müssen unbedingt bezahlt werden?
- hab ich meiner Familie eigentlich genug gezeigt, wie sehr ich sie liebe?
- bin ich überhaupt damit einverstanden, dass sich mein Partner nach meinem Tode einen neuen Partner sucht? Und wenn ja - wie sag ichs am Besten?
- hab ich noch mit irgendwem was zu klären?

usw usw usw

Sterbende sind oft sehr rücksichtsvoll ihren Angehörigen gegenüber, aber auch entwaffnend ehrlich und aufrichtig.

Ich hab mal eine Sterbebegleitung bzw die letzte Zeit eines Menschen, den ich begleitet habe aufgeschrieben - wenn Du magst stell ichs Dir gern ein oder schicks Dir per PN. Vielleicht hilft es Dir.

Oft fragen Menschen mich: Wie kannst du sowas tun? Wie verkraftest du das alles?

Ich kann das tun, weil ich mich als "Geburtshelfer in eine neue Daseinsform" sehe und ich verkrafte das, weil ich weiß, dass wir ALLE ausnahmslos irgendwann unser Lebensende vor uns haben - und es akzeptiert.


Alles Liebe und viel Kraft - und wenn Du es schaffst, rede mit ihm darüber ... vielleicht öffnet es ein wichtiges Tor in Deinem Vater.

Herzlichst, Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 16.09.2010, 22:28
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.02.2008
Beiträge: 113
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo und dank an Euch, deinen Text wuerde ich gerne lesen.
Den "A-Loch" Punkt hatten wir bereits, eigentlich habe ich in jedem Punkt meinen Dad gesehen...

diese Gewoehung trifft es, mich verfolgt das Lied von Unheilig, ich hasse es weil es Immer läuft wenn ich losfahren muss und doch trifft es die Situation völlig.....
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 16.09.2010, 22:30
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.02.2008
Beiträge: 113
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@alleslüge: diese Gedanken kenne ich, egal was wir so machen, war es wohl seine letzte Cola etc etc etc

Angst bald hier als Hinterbliebener schreiben zu müssen.. euch viel Kraft und danke fuer Eure!

Geändert von S.Weinrich (16.09.2010 um 22:32 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:21 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55