Für immer allein

[Siebenschlaefer]

Liebe Simone,

Deine Worte bzw. Zeilen trösten mich sehr, vielen Dank!
Es ist schön zu wissen, das Du mich verstehst und mitfühlen kannst!

Gestern war ich bis zum Dunkelwerden (19:00 Uhr) bei meiner Mami! Ich kann mich immer nicht trennen; ich fühle mich ihr dort so nahe! Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen, dann würde ich die Operation verhindern und meine Mami wäre noch bei mir! Ich konnte mir nie ein Leben ohne sie vorstellen, hatte große Verlustängste! Jetzt hat mich das Schicksal eingeholt und ich kann nichts daran ändern! Meine Mami war alles für mich, viel mehr als nur eine Mutter, sondern zugleich auch Schwester und Freundin! Ihr konnte ich alles sagen, wirklich alles! Wir hatten keine Geheimnisse voreinander und sie hat mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, egal um was es auch ging! Wen frage ich jetzt um Rat? Wer tröstet mich, wenn ich traurig bin und wer pflegt mich, wenn ich krank bin? Ich habe keine Zukunftsperspektive mehr, kann mir mein zukünftiges Leben ohne meine Mami einfach nicht vorstellen! Ich habe an allem keinen Spaß mehr und habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich Lache! Ich weiß, dass meine Mami das niemals wollen würde, das ich mich aufgebe und keine Freude mehr erleben kann bzw. es mir verbiete, aber ich kann einfach nicht anders! Was soll ich bloß machen, ich glaube ich komme niemals über ihren Tod hinweg! Der Schmerz wird immer schlimmer, statt das es besser wird! Je mehr Zeit vergeht, um so schlimmer wird es für mich! Ich möchte meine Mami zurück haben, ich würde alles dafür tun, mir einen Arm oder ein Bein abhacken, wenn sie doch nur zur mir zurück kommt! Ich bin wirklich verzweifelt und keiner versteht mich! Ich möchte den ganzen Tag von ihr erzählen, aber niemand will mir zu hören! Ich habe immer das Gefühl, das man mir nur aus Höflichkeit zuhört! Verstehen kann mich keiner!

Liebe Simone, jetzt habe ich mich hier so richtig ausgeheult, mir ein wenig von der Seele geschrieben; danke das Du Dir das durchliest!

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und drücke Dich ganz doll,

Dein Siebenschläfer

[Simone44]

liebe katrin,
ich möchte dir nur kurz schreiben, da ich heute leider nicht mehr zeit habe.

meine liebe, das hört sich wirklich schlimm an. es tut sehr weh, deine zeilen zu lesen. ich verstehe dich voll und ganz, aber ich glaube das der weg den du gerade einschlägst nicht der richtige ist. deine mami dürfte diese zeilen von dir, glaube ich, nicht lesen. sie hätte nicht gewollt das du so sehr leidest.
das weißt du auch.
bitte bitte, sei nicht so verzweifelt. wie kann ich dir helfen???
du brauchst kein schlechtest gewissen zu haben.

du darfst dich nicht aufgeben.....kopf hoch. bitte.
ich schreibe dir morgen wieder. vielleicht kann ich dir ja etwas mut machen und dich stärken. es wäre mir eine freude, für dich da zu sein.

also, denk immer daran, deine mami möchte bestimmt nicht das du so traurig bist....
fühle dich gedrückt von mir.
bis morgen
lg
simone

[Siebenschlaefer]

Liebe Simone,

lieben Dank, dass Du trotz Zeitmangel und Stress an mich gedacht hast! Ich freue mich, morgen wieder von Dir zu lesen und hoffe, Du hattest einen schönen Samstagabend!

Liebe Grüße und schlaf schön,

[Jesmande]

Ihr Lieben,
ich habe gerade Eure Zeilen gelesen. Ich kann sooo gut mit euch fühlen. meine mami ist im august 09 mit 53j. gestorben. sie war meine beste freundin, meine große liebe. und selbst jetzt nach über einem jahr kommt es mir so vor, als wäre sie erst vor ein paar wochen gegangen. Noch dazu ist das 1. Jahr one sie das schlimmste. Liebe Katrin, ich kann Dir nicht sagen, wie man am besten diesen Schmerz bewältigt.... aber ich kann Dir sagen, dass es mit der Zeit ein wenig leichter wird. ich habe damals einen schönen satz gelesen.... "mit den flügeln der zeit fliegt die traurigkeit davon"
da ist was wahres dran. dennoch nimmt es mir immer noch den atem, wenn ich an sie denke. die sehnsucht ist unendlich groß und es wird dauern, bis wir, die hinterbliebenen, das verdaut haben. es ist eines unserer größten verluste. mama ist mama und keiner kann sie ersetzen. wenn wir dann noch all das mitgemacht haben (ich habe meine mama ein halbes jahr bei mir zuhause gepflegt), dann fällt es umso schwerer, diese anblicke zu verarbeiten. es ist eine scheußliche und soooo gemeine fiese krankheit
aber wir müssen nach vorne schauen. unsere mütter wollen uns nicht traurig sehen. geh zu diesen sitzungen, nur die die all das selbst durchgemacht haben, können deinen schmerz nachvollziehen. ich schicke dir ganz viele kraftpakete.

lg jessi

[Simone44]

lieber kleiner siebenschläfer, ich hoffe, du bist heut nicht so traurig.
möchte dir nur kurz etwas von meinen erfahrungen schreiben.

ich habe in der zeit als meine mama krank war, sehr viele bücher über das sterben gelesen, z.b. von elisabeth kübler-ross. die hat mir eine liebe schreibfreundin hier aus dem forum empfohlen.
ich konnte mich auf das sterben vorbereiten, weh tut es trotzdem, aber irgendwie habe ich es besser verstanden. meine mama ist immer bei mir, ihre liebe seele ist immer da. es geht ihr jetzt besser und sie ist nach hause gegangen. sie hat all ihre lieben von früher wiedergetroffen. irgendwann seh ich meine mama auch wieder.
nur jetzt muß ich meinen weg alleine gehen, ohne sie.
der schmerz zerreißt einen, es ist fast nicht zum aushalten. ich bin rastlos habe keine lebensfreude mehr.

aber, wir müssen weitermachen. wir müssen versuchen, auch ohne unsere mamis, unser leben zu leben. wir sollten kleine schritte gehen. kleine schritte in ein wieder lebbares, einigermaßen glückliches leben.
wir dürfen uns nicht dem schlechten gewissen ergeben. schüttel das schlechte gewissen ab. erlaube ihm nicht zu stark zu werden.
deine mami wird dir niemals für etwas böse sein. auch wenn du mal nicht auf den friedhof gehst, oder wenn du mal lachst.
machmal, wenn ich auf dem friedhof bin, und ihr etwas erzähle, lache ich sogar für sie, zwar unter tränen, aber es ist ein schritt nach vorn.
sie hat so gern gelacht, also versuche ich es auch. ich denke dann immer an sie. es tut gut.
ich habe mir eine kette mit einem großen herz aus kristall gekauft. die habe ich ihr gewidmet. ich kann das herz anfassen oder auch küssen wenn es mir schlecht geht, oder auch wenn es mir gut geht. das herz ist meine mama und ich kann sie anfassen.

so, danke das ich dir schreiben darf, es tut gut alles rauszulassen. und ich habe heute noch nicht geweint das ist schon mal ein kleiner fortschritt.

ich wünsch uns allen eine gute nacht. träum was schönes kleiner siebenschläfer. ich drück dich ganz doll.

lg
simone

p.s. der spruch von jessi ist sehr schön und auch wahr.

[Siebenschlaefer]

Liebe Simone,

leider komme ich erst jetzt dazu, Dir zu antworten!

Ich war heute und gestern sehr lange bei meiner Mami! Ich muß immer weinen, wenn ich bei ihr bin und wünsche mir so sehr, das sie wieder nach Hause kommt! Ich fühle mich ihr dort so nahe; sehe sie immer vor mir, wie sie in dem Sarg liegt; kalt und ganz blass! Sie liegt da mit leicht geöffnetem Mund (von dem Beatmungsschlauch, den sie ihr erst nach der Beschlagnahmung entfert haben), als ob sie nur schläft!

Wann wachst Du wieder auf, meine Mami?

Ich bin gerade wieder total verzweifelt und in Tränen aufgelöst! Meine Mami hat mich immer getröstet und in ihre Arme genommen; ich fühle mich ohne sie so einsam und verloren! Ich kann nicht mehr stark sein, ich kann es nicht!

Schlaf schön und laß uns von unseren Mamis träumen,

Dein Siebenschläfer

[Simone44]

liebe katrin,

ich bin sehr traurig wenn ich deine zeilen lese. du brauchst deine zeit zum trauern, weine auch ruhig, aber gib dich nicht auf.

sei dankbar dafür, das du so eine tolle mami gehabt hast. sei stolz auf sie, das sie die schwere zeit ihrer krankheit gemeistert hat.
natürlich wird sie nicht mehr zu dir zurück kommen, aber du hast sie für dich gehabt und du hast die erinnerung an sie. die kann dir keiner nehmen.
du bist ihre tochter, so etwas gibt es nicht nochmal.
natürlich fehlt es einem, in den arm genommen und getröstet zu werden, einen ersatz für deine mami gibt es nicht.

aber trotzdem, es geht weiter. manchmal stelle ich mich vor den spiegel und umarme mich selbst. dann denke ich ich umarme meine mama.

oder wenn ich sehr traurig bin, stelle ich mich ganz aufrecht hin, hole tief luft, wische mir die tränen weg, und sage, ich bin stolz auf dich liebe mama, du warst so stark, so stark werde ich nie sein. aber ich versuche es, ich versuche mein leben so zu meistern wie du es gewünscht hättest.
meine mama wollte nie das ich traurig bin. ich denke immer daran und versuche nur an das positive zu denken. an die schönen zeiten, nicht an die krankheit und wie sie gelitten hat. das verdränge ich.

gibt es bei dir in der nähe nicht irgendwelche hosizinitiativen oder so? die helfen einem auch und sind für einen da. erkundige dich doch mal.

du brauchst jemanden der dir unterstützung und wärme gibt.

manchmal kommt auch das kind in mir durch, da möchte ich einfach nur von meiner mama getröstet werden, aber das geht nicht mehr. dann rufe ich meinen freund an mit dem ich wenigstens quatschen kann.

bitte suche dir hilfe. es tut mir wirklich weh, dich so zu erleben.
fühle dich bitte von mir ganz fest geknuddelt. ich denke an dich und schicke dir ganz viel kraft in meinen gedanken. Merkst du´s schon ;-)

freue mich wenn ich wieder was von dir höre
bleib stark, bitte.
lg
simone