ich habe solche Angst!

[Soffel1311]

Hallo liebe Edith,

manchmal hat man den Eindruck, der Schrecken nimmt nie ein Ende. Ich bin froh, dass deinem Mann bei dem Unfall nicht auch noch etwas passiert ist. Es ist schon alles schlimm genug.

Ich konnte mich erst heute wieder melden, weil man Mann die Chemo überhaupt nicht gut vertragen hat. Übelkeit, Erbrechen, Druck auf den Ohren, Müdigkeit - ich glaube, das war alles, was dieses Cisplatin so hergibt. Er hat ein paar Tage gelegen. Letzten Freitag hat er "nur" Gemcitabin bekommen und die Chemo besser vertragen. Er war zwar noch müde, aber er hat nicht erbrochen. In zwei Wochen gibt es dann wieder beide Substanzen.

Ansonsten war meine Woche ein einziges Tief. Zu sehen, wie schlecht es meinem Mann geht, von dem behandelnden Arzt zu hören, dass das Ausmaß der Erkrankung ihn selbst erschüttert und in diesem Umfang nur alle paar Jahre zu sehen ist, hat mich ganz weit nach unten gezogen.

Heute geht es meinem Mann gut. Und das lässt sofort die Stimmung steigen und allen Prognosen zum Trotz auch wieder die Hoffnung.

Liebe Edith, ich danke für die Zeilen. Es tut wirklich gut und hilft, dass man nicht alleine in so einer blöden Situation steckt. Dir und deinem Mann wünsche ich eine schöne Woche und hoffe, wir sprechen (lesen) uns bald wieder.

Viele liebe Grüße für alle
Maria

[edith57]

Liebe Maria,

Das tut mir leid, dass es deinem Mann die ganze Woche über schlecht gegangen ist, das ist nicht gerade motivierend für die weitere Therapie, wenn es schon beim ersten Mal so heftig war. Zum Glück hat er die 2. Chemo besser vertragen können. Mein Mann hat Carboplatin + Alimta erhalten, das ist glaube ich nicht so aggressiv wie Cisplatin.

Meinem Mann geht es zum Glück immer noch gut, obwohl er noch einen leichten Schock vom Unfall hat - als ihm klar wurde, wie viel Glück er eigentlich hatte. Allerdings ist auch er immer noch müde, das heisst, er legt sich unter Tags immer wieder auf's Sofa um eine Runde zu schlafen. Aber er lässt sich nicht gehen und geht dann auch immer wieder raus.

Vom Krebs selbst merkt er gar nichts, er wurde ja zufällig entdeckt, nicht weil er irgendwelche Beschwerden hatte. Das macht das ganze für mich fast unglaubwürdig, er sieht total gesund aus, braun gebrannt und vital und trotzdem trägt er diesen Killer in sich. Ich hoffe, dass die Behandlung anschlägt, bevor die Beschwerden durch den Krebs kommen.

Liebe Maria - ich wünsche dir und deinem Mann eine bessere Woche und möglichst viel gute Zeit zusammen, bis dann die nächste Chemo kommt. Schreib mir doch auch zwischendurch wenn du magst, wie es euch geht.

Liebe Grüße
Edith

[Soffel1311]

Hallo liebe Edith,

die Beschreibungen über den Gesundheitszustand deines Mannes und deine Gefühlslage kann ich eigentlich bis auf kleine Änderungen immer so übernehmen. Die Parallelen sind manchmal unglaublich.

Meinem Mann geht es auch heute ziemlich gut. Hoffe sehr, dass es bei euch auch so ist.

Dafür habe ich dann meinen Vater mit Seh- und Gangstörungen ins Krankenhaus gebracht. Es klingt zwar nicht ganz so schlimm, aber Sorgen macht man sich doch.

So, jetzt muss ich noch ein bisschen Bürokram abarbeiten und dann will ich noch einmal nach meinem Vater sehen.

Alles Liebe für euch und eine schöne Woche
Maria

[edith57]

Wir hatten mal wieder eine sehr lange Nacht - nicht dass er jetzt besondere Beschwerden gehabt hätte, aber wir konnten beide überhaupt nicht schlafen, die Sorgen um die Zukunft holen uns immer wieder ein. So haben wir uns halt von einer Seite auf die andere gedreht und geredet und geredet und geredet. Ist ja eigentlich auch schön, aber wenn der Wecker dann um 05:30 h klingelt ist es nicht mehr so toll.....

Gestern ist ihm glaub ich wieder mal die ganze Tragweite dieser Diagnose klar geworden und wie lange das alles dauern wird - selbst wenn alles ganz glatt geht und er operiert werden kann, wird es sicher Frühjahr werden bis sein Bein operiert werden kann. Ich glaube im Moment ist er überfordert mit allem, wenn er es sich auch nicht direkt anmerken lässt. Ich kenne ihn aber nach so vielen Jahren gut genug, dass ich das merke. Er tut mir einfach unheimlich leid und ich würde ihm so gerne eines seiner Leiden abnehmen, aber das geht leider nicht.

@Maria:
Das mit deinem Vater tut mir leid - aber es ist fast überall das gleiche: wenn es mal irgendwo anfängt zu faulen, dann aber ordentlich. Ich hoffe, dass bei deinem Vater nix Schlimmes raus kommt und er bald mal wieder nach Hause darf.

Liebe Grüße
Edith

[edith57]

Heute ist genau 1 Monat vergangen, seit mein Mann die Diagnose Lungenkrebs erhalten hat. Ich musste heute den ganzen Tag daran denken, wie schön es doch wäre, wenn das alles nicht passiert wäre. Dann hätte er seine Gefäß-Operation schon gut überstanden, wäre seit mindestens 1 Woche wieder zuhause und auf dem Weg der Besserung. Aber leider ist das nur ein schöner Traum...

Inzwischen ist fast wieder so etwas wie Alltag bei uns eingekehrt. Er sieht aus wie immer, hat keinerlei Beschwerden von der Lunge her (zumindest lässte er sich keine anmerken) und alles geht seinen gewohnten Gang. Im Moment denkt er noch nicht an seine 2. Chemo, die er am Freitag bekommen wird und das ist auch gut so. Er verhält sich so normal wie nur irgend möglich - aber immer wenn wir von irgend etwas in der Zukunft reden, kommt die Anmerkung: "wenn ich dann überhaupt noch da bin..."

Das tut so weh - ich darf nicht daran denken, was noch alles kommen wird.

[fraunachbarin]

liebe edith
mir kommen auch oft ganz furchtbare bilder in den kopf, wenn ich weiter denke. ich hab vor drei jahren meine tante an krebs sterben sehen. so weiß ich in etwa, was uns erwartet.
so laß uns beide den alltag noch genießen, es wird die zeit kommen, da werden wir uns danach sehnen. so hart es klingt, aber die zeit läuft einfach mit.
ich wünsch dir einen schönen wochenendausklang und morgen einen guten start in die neue woche.
glg tine

[edith57]

Hallo Tine,

Ja das befürchte ich auch - dass wir uns irgendwann nur noch nach den normalen Zeiten zurück sehnen können. Wir genießen wirklich jede Stunde, die wir miteinander gut verbringen können. Ich habe alle Termine abgesagt, die ich nicht unbedingt wahrnehmen muss, damit wir möglichst viel Zeit zusammen verbringen können, ich will keine gute Minute mit ihm versäumen. Wir waren uns immer schon sehr nahe - jetzt sind wir noch mehr zusammen gewachsen. Umso schwerer ist für mich die Vorstellung, dass ich vielleicht bald allein sein werde.
Liebe Tine, ich wünsche dir eine möglichst gute Woche mit wenig Sorgen.

Liebe Grüße
Edith