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  #1  
Alt 20.11.2010, 16:21
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo zusammen,

herzlichen Dank Kyria und Andrea, Thomas, Michaela (wo sitzt Du in BS), Jasmin, Kirsten und Annika und alle betroffenen stillen Mitleserinnen und Mitleser für das Interesse an mir und für aufmunternde Worte!

Heute ist schon der dritte Tag nach der ersten Hochdosis Topotecan. Fieber habe ich nicht mehr gehabt in der Zwischenzeit.

Auf Schmerztabletten und Tumorschmerzmittel gegen die vor allem nachmittags und abends zum Teil inzwischen sehr unangenehmen Tumorschmerzen im Oberbauch verzichte ich freiwillig, weil sie entweder die durch die zahlreichen und raumfordernden Lebermetastasen die arg geschundene Leber noch zusätzlich schädigen würden, oder die Thrombozyten im Blut schädigen, die ohnehin durch die jetzige Chemo betroffen sind. Nächsten Mittwoch muss ich fitt sein für die nächste saftige Dröhnung, und kommenden Freitag folgt auch die nächste Knocheninfusion.

Kurzum, ich lerne, zu leiden, auszuhalten, den baldigen Tod vor Augen, hoffe nach der Chemo nochmal auf ein paar gute Wochen oder Monate und lebe nach Tomtoms Devise, Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist. Ich freue mich auch über jeden neuen Tag, an dem ich mich aufrappeln kann, an dem ich Spaß an den kleinen Freuden des Alltags habe. Ich staune aber auch darüber, was ein Mensch alles aushalten kann, wenn er dem Ende so nahe kommt!!!

Seit gestern spüre ich, dass der Tumorschmerz wieder nachlässt. Die (Chemo) scheint anzuschlagen. Für mich ein kleines Hoffnungslicht. Hoffentlich ist das schon der lang anhaltende Trend zur Besserung!

Freut Euch über einen guten (altersgemäßen) gesundheitlichen Zustand. Genießt die guten Jahre in vollen Zügen. Macht Euch keine unnötigen Sorgen und Ängste, lebt so unbeschwert wie möglich, wohl aber wissend, dass es auch unerwartet schnell zu Ende gehen kann. Seid immer bereit im Abschied. Meidet Mießmacher und Miesepeter, lasst Euch nicht vom depressiven Sog des Zeitgeistes erfassen. Genießt die Zeit mit Eurer Frau, Eures Mannes Eures Leben, alle Nähe, alle Beglückung und Ekstase! Macht Euch nichts vor darüber, wie hart einen das Leben anfassen kann. Dann kann Euch niemand etwas vormachen, oder Euch niemand mit unerfüllbaren Glücksversprechen verlocken.

Meine Frau liegt heute mit Fieber fest, sie hat sich offenbar einen Infekt eingefangen. Mit meinem Sohn bin ich heute vormittag losgefahren zu Aldi und habe den Wocheneinkauf gemacht. Auch das habe ich geschafft. Eben nach dem Mittagessen, dass ich diesmal gekocht habe, bin ich noch eine halbe Stunde Spazieren gegangen im Ort, um Tageslicht abzubekommen gegen Winterdepression. Zum Glück sind die großen Kinder da, die helfen und sich um unsere Kleinste kümmern.

Beste Grüße
Ecki
  #2  
Alt 20.11.2010, 18:20
Thomas1 Thomas1 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki
Ich drücke dir alle Daumen das die Therapie anschlägt,und nach Möglichkeit alles erwischt.Ich finde es echt super das Du dich nicht hängen lässt,und für Deine Familie da bist.Ich wünsche Dir und deiner Familie ein schönes Wochenende.Tanke Kraft!!!!!!
Viele Grüsse
Thomas
  #3  
Alt 20.11.2010, 18:59
undine undine ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

du hast mir gerade eine eindrucksvolle Gänsehaut verpasst mit deinen starken Worten! Du hast vollkommen recht: jeder Augenblick ist so kostbar! Und manchmal reicht ein winziger Sonnenstrahl aus, um einem das Herz zu erwärmen.

Vor vier Jahren bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen, (Gehirninfektion) und musste viele Dinge erst wieder lernen. Danach habe ich mir fest vorgenommen, das Leben mehr wertzuschätzen und alle schlechte Energien hinter mir zu lassen. Aber man ist so schnell wieder im alten Trott und erst die Erkrankung meiner Mutter hat mir diese Wertschätzung wieder zurückgeholt.
....und vor allem deine bewegenden Worte!

Ich ziehe meinen Hut vor dir und deinem Mut und deiner Tapferkeit! Ich hoffe, du weißt, wie viel du anderen Menschen mit deinen Worten schenkst!
  #4  
Alt 20.11.2010, 19:20
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MoSchu MoSchu ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

lieber ecki -- danke, daß du heute mit viel kraft --(ich weiß, wo du sie her hast) solche worte schreiben konntest.
Mein mann steht ja an ziemlich gleicher stelle wie du - und ich will den text nachher mit ihm zusammen lesen. deine briefe sind das einzigste, was er akzeptiert. ich danke dir -----

du erwähnst deine frau, ich wollte schon neulich mal fragen, wie es ihr geht.
ich wünsche ihr gute besserung und bitte grüße sie doch einfach mal unbekannterweise.

ich hoffe auf eine schmerzfreie nacht für dich- und das du den kopf weiterhin oben behalten kannst --
lg moni
  #5  
Alt 20.11.2010, 20:14
kira64 kira64 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ecki,

deine Worte haben mich tief bewegt, ich werde das alles in meinem weiteren Leben beherzigen, danke dafür.
Liebe Grüße Kira
  #6  
Alt 20.11.2010, 21:31
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebe Leserinnen und Leser, liebe hier Antworteten,

Eure Rückmeldungen haben mich ebenfalls tief berührt und getröstet.

Meine Familie trägt natürlich auch sehr schwer an meiner Krebskrankheit und lebt an der Grenze der Belastungsfähigkeit, vielleicht sogar darüber hinaus, und es tut mir ebenfalls weh, das mitzuerleben.

Dass ich "so sprachfähig" geblieben bin, rechne ich mir nicht als Verdienst an, ich empfinde es als ein Geschenk von Gott. Überhaupt, die Kraft, die mir Gott vor über acht Monaten bereits im Gebet versprach, und die ich immer wieder empfange und erlebe, wenn ich mich an ihn wende. Für mich ist klar, dass Gott der einzige ist, der mir bleibt, wenn ich im Tod von allen und von allem Abschied nehmen muss. Tastend und fragend suche ich immer wieder nach ihm, und finde ihn auch, - wie soll es bei mir anders sein -, in der Bibel, in der Hebräischen Bibel und im sog. Neuen Testament.

Die schöne Erfahrung heute vor einer Woche war ein Geschenk von ihm, in der er mir zeigte, dass ich allein durch seinen Lebensatem lebe. Zieht er sich von mir zurück, so bleibt nur noch eine Leiche übrig. Aber die schon kurz darauf folgende Traurigkeit, als der Lichtstrom in mir und der Glanz draußen wieder unsichtbar wurden, war auch notwendig, damit eine solche geschenkte Erfahrung nicht zur Sucht wird und mich auf Abwege verführt. Eine Art Schutz.

Umgekehrt habe ich im Krankenhaus mit neuem Interesse in der Bibel gelesen. Das Buch Hiob las ich in einem Zuge am letzten Vormittag im Krankenhaus am letzten Dienstag, und mir wurde vieles bewusst, was mir bis dahin verborgen geblieben war. Auch wird der christliche Gott für mich zunehmend wichtiger, der Gott, den "niemand gesehen hat", wie es im Johannesevangelium heißt, der sich aber im Menschen Jesus aus Nazareth zu erkennen gibt demjenigen, der ihm glaubt. Es gibt keine Gottesbeweise. Aber der Gott am Kreuze, der gefolterte und in Jesus unschuldig hinrichtete Gott, ist für mich wichtiger geworden.

Nur ein Gott, der ungerechtes Leiden aushält, und der den Weg durch das Sterben in den Tod selber geht, nur ein solcher Gott kann für mit mir in meiner eigenen unerbittlichen Krebserkrankung solidarisch sein. Von einem "erhabenen Gott", im Himmel fernab von allem menschlichen Leid, unempfindsam für die Not der Menschen, habe ich nichts, einen solchen Gott will ich nicht. Ich weiß, dass dieser Gott kein Gefallen am menschlichen Leid hat.

Damals vor fast 2000 Jahren hatte er in Gestalt Jesu begonnen, das Reich Gottes auf Erden zu schaffen, in dem "wie im Himmel so auf Erden" sich sein Wille durchsetzt. Und sein Wille ist, dass alles heil wird, dass der Tod nicht mehr sei, noch Leid noch Geschrei. Und er wird abwischen alle Tränen. All das hat damals seinen Anfang genommen, in dem Jesus Menschen heilte, in dem er Außenstehende und an den Rand Gedrängte (z.B. Frauen, Kinder, Kranke, Ausländer, Huren, Trinker, u.v.a. Außenstehende) wieder in den Mittelpunkt stellte, sie wieder in die Mitte der Gesellschaft holte. All das hat er damals nur angefangen. Wir sind aufgerufen, daran weiter zu arbeiten. Ob wir es je (mit seiner Hilfe?) hier vollenden können?

Noch ist das Reich Gottes unterwegs, und manchmal scheint mir, es wird noch Äonen, Ewigkeiten brauchen, bis es sich völlig bei uns durchgesetzt hat. Anzusehen, wie wir mit unserer Lebensweise und wie unsere Politik dem Unheilvollen auf diesem Planeten immer mehr Raum gibt, könnte mich zur Verzweiflung bringen. Aber auch das habe ich lernen müssen: Ich bin nicht Gott. Ich kann nur in diesem meinen mir gegebenen Einflussbereich versuchen, Gutes zu bewirken. Und oft genug versage ich auch schon dabei... Wenn mir etwas gelingt, dann ist das auch ein Geschenk, dann habe ich das nicht aus mir heraus, auch in dem Sinne, wie ich nicht aus mir heraus, aus eigener Kraft lebendig bin.

Für mich ist der Gott wichtig, der inmitten meiner Krankheit mitfühlen und mitleiden kann. Dass er das kann, lerne ich aus den biblischen Evangelien, daher empfange ich auch meine Kraft.

Freilich weiß ich, dass all das für Einige Leserinnen und Leser, die andere Standpunkte haben, anstößig klingt. Aber ich bin in meinem Krebs inzwischen zu weit fortgeschritten, um mich ggf. "taktvoll zurückzunehmen". Vielleicht will ich auch anstößig oder sperrig sein?! Darüber denke ich jetzt nicht nach. Weiß ich denn, wieviel Zeit mir noch bleibt? Ich freue mich jedenfalls, dass ich hier ein Forum habe, wo ich Dinge schreiben kann, die sonst nur selten Raum haben im Alltag. Und ich danke allen, die sich die Mühe machten, mir bis hierher zu folgen. Bleibt behütet! (Und ich hoffe, dass ich hier noch lange schreiben kann und darf.)

Beste Grüße
Ecki
  #7  
Alt 20.11.2010, 23:05
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,
auch ich gehöre zu denen mit dem anderen Standpunkt. Finde Deine Worte aber trotzdem großartig. Dir hilft das und das ist gut so. So soll es sein.
Über Hiob könnte ich gut und lange diskutieren. Ich gehöre zu denen, die die Bibel gut kennen. Nicht so gut wie Du sicherlich, aber wohl besser als viele andere.
Lieber Ecki, auch wenn wir verschiedene Standpunkte haben, ich freue mich, wenn ich Deine Gedanken lesen darf und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du noch eine lange gute Zeit hast.
Sei lieb gegrüßt
Christel
  #8  
Alt 20.11.2010, 23:26
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eos eos ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

ich lese bereits eine ganze Zeitlang mit und nehme teil an Deinem Schicksal. Bisher scheute ich mich hier zu schreiben, da mir einfach die passenden Worte fehlen. Aber jetzt versuche ich es dennoch...

Es ist so bewundernswert, in welcher Weise Du Deinen Weg beschreitest, andere an Deinem Befinden und Deinen Gedanken ganz offen teilhaben lässt. Du teilst Dich immer wieder in einer so wunderbaren Art mit, sodass Du Dir sicher sein kannst, Gutes zu bewirken. Ganz bestimmt!

Du beziehst Deine Kraft aus Deinem Glauben, der Dich trägt. Auch ich glaube (obwohl keiner bestimmten Konfession angehörend), dass es etwas gibt, was man als 'Gott' bezeichnen und in dessen 'Obhut' man sich ruhigen Gewissens begeben kann. Ich bin fest davon überzeugt (nein, ich weiß es...), dass Du aus der richtigen Quelle schöpfst.

Und natürlich wird es immer wieder Menschen geben, die andere Standpunkte vertreten, als Du den Deinen. Ist ja auch vollkommen legitim. Es muss doch aber deshalb für Dich kein Grund sein, Dich diesbezüglich taktvoll zurückzunehmen. Jeder hat seinen Weg und seine eigene Erkenntnis. Und mögen es manche anstößig finden, Du weißt, warum Du Deinen Weg gehst...

Zitat:
Zitat von yagosaga Beitrag anzeigen
Anzusehen, wie wir mit unserer Lebensweise und wie unsere Politik dem Unheilvollen auf diesem Planeten immer mehr Raum gibt, könnte mich zur Verzweiflung bringen.
Mich auch lieber Ecki, mich auch...

Möge 'Gott' Dich schützen und behüten, das wünsche ich Dir von ganzen Herzen.

eos
  #9  
Alt 20.11.2010, 23:55
johanna84 johanna84 ist offline
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Beiträge: 38
Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebster Ecki,
als (fast) stille leserin von dir wollte ich nur sagen dass ich deine beiträge keinesfalls anstössig finde, im gegenteil, ich lese dich immer sehr gerne.
ich finde es toll dass du uns in deinen beiträgen einen einblick in deine gefühlswelt zulässt und zumindest mich dazu bewegst wieder mal neu über gott nachzudenken... mein papa ist letztes jahr im dezember am kleinzeller gestorben. er glaubte immer an gott und hat nicht mal kurz vor seinem tod an ihm gezweifelt. meiner mama und mir ging es anders... unsere zweifel waren sehr stark. und das obwohl meine familie sehr gläubig ist.
ich wünsche dir vom herzen alles gute, wünsche dir, dass die chemo anschlägt und es dir bald wieder besser geht.
liebe grüße,
johanna
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