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  #1  
Alt 09.12.2010, 17:47
Kaha Kaha ist offline
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Registriert seit: 26.09.2010
Beiträge: 5
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

dein Eintrag macht mich sehr traurig. Ich glaube, ich kann etwas nachfühlen, wie du dich fühlst. Meine Mutter ist auch betroffen, zwar hat sie ihre Therapie nicht abgebrochen, möchte sogar im Januar eine neue Therapie starten, weil die letzte Chemo nichts gebracht hat, aber ob das wirklich alles so klappt steht noch in den Sternen, da es ihr allgemein sehr schlecht geht. Sie isst nicht, sie trinkt kaum, wird parenteral ernährt und ist sehr schwach. Nur rauchen.... das geht immer noch.
Auch ich habe Angst... und das Gefühl, dass ich weiß, was bald unausweichlich ist. Und es tut so weh, diese Machtlosigkeit. Sicher geht es dir auch so... man will das Beste, man hilft wo man kann, steht zur Seite und dann sieht alles so aussichtslos aus, oder die Hoffnung wird, wie in deinem Fall aufgegeben. Wie schmerzlich muss das erst sein. Man soll dem Patienten seine Entscheidung lassen, dein Vater ist ein mündiger erwachsener Mensch und seine Entscheidung muss, so schwer das auch ist, respektiert werden. Ich würde mich damit auch wahnsinnig schwer tun. Mein Herz würde aufschreien und sagen "Nein!!! Nicht aufgeben! Weiterkämpfen!!!" Aber was wissen wir denn schon, wie es in den Betroffenen aussieht? Sicher fällt es deinem Vater auch nicht leicht so zu entscheiden, auch er wird wissen, was diese Entscheidung bedeutet. Aber glaubst du, es wird noch leichter, wenn er merkt, dass seine Entscheidung angezweifelt und nicht unterstützt wird?
Vom Kopf her ist es alles einfacher zu erklären, stimmts? Mir sagt mein Verstand auch, dass meine Mutter alleine entscheidet, was sie möchte und was nicht, das sie nicht um meinet Willen, oder für meinen Bruder dies oder jenes tun soll, sich so oder so verhalten. Es ist ihr Leben... und dein Vater hat sein Leben. Und ER entscheidet.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel viel Kraft und dass du es irgendwie schaffst, die Entscheidung deines Vaters mit zu tragen und auch wenn es noch so schwer ist die Zeit, die Euch noch bleibt irgendwie zu nutzen.
So gerne würde ich dir Tipps geben, wie du deinen Vater doch noch umstimmen kannst... aber ich wüsste wirklich keine Patentlösung und, wie schon gesagt... dein Vater entscheidet über sein Leben. Niemand sonst.
Es tut mir so Leid für dich.
Ich schicke dir viel viel Kraft und alles Gute. Für Euch alle.
Kaha
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  #2  
Alt 09.12.2010, 18:17
***akinna*** ***akinna*** ist offline
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Registriert seit: 08.10.2010
Beiträge: 52
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana-
Mir fehlen die Worte..
Fühl dich einfach mal virtuell in dem arm genommen.
__________________
Love is the answer <3
(John Lennon)
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  #3  
Alt 09.12.2010, 19:44
undine undine ist offline
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Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

ich habe wirklich geheult, als ich deinen Beitrag las. Weil ich mir so unendlich gut vorstellen kannst, wie du dich fühlen musst.
Auch ich habe riesengroße Angst vor dem Moment, wenn meine Mutter aufgeben wird. Wie ein schwarzes Gespenst begleitet es mich.

Ich finde sehr gut, was Kaha geschrieben hat. Dein Vater entscheidet.

Ich glaube, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich meinem Vater (bzw. meiner Mutter) sagen, wie sehr ich sie liebe, und wie sehr es mich zerreißen wird, sie zu verlieren. Dass sie das wissen sollte.
Ich würde ihr aber auch sagen, dass ich Ihre Entscheidung respektiere. Und ich würde versuchen, meinen Frieden mit dieser Entscheidung zu machen, damit die Zeit, die man noch zusammen hat, voller guter Gedanken und Harmonie ist. Auch zusammen zu weinen kann ein inniges Gefühl sein.

Ich wünsche dir wirklich alles, alles Liebe! Wirklich und von ganzem Herzen!!!
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #4  
Alt 10.12.2010, 07:26
Hase1023 Hase1023 ist offline
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Registriert seit: 11.11.2009
Beiträge: 7
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

auch ich kann verstehen dass du Angst hast. Auch mein Vater ist vor mittlerweile gut einem Jahr an Lungenkrebs gestorben. Zwei Chemotherapien und Bestrahlungen hat er in fast schon stoischer Ruhe über sich ergehen lassen, immer in der Hoffnung, die Krankheit zu besiegen. Auch wir haben immer gesagt, das schaffen "wir". Aber nicht "wir" schaffen und kämpfen. Letztlich kämpft der Kranke doch allein, und Kaha hat Recht, ich glaube auch, wir alle wissen nicht um die tatsächlichen körperlichen Strapazen während der Therapien, wir sehens doch nur von außen. Und wenn dieser kranke, geliebte Mensch irgendwann sagt, ich will nicht mehr, dann ist es Zeit, dies anzunehmen, die Krankheit und das Endliche anzunehmen.
Hab ruhig Angst, aber überlege kurz, woher die Angst kommt. Ich habe erkannt, dass meine größte Angst nur bei mir lag, Angst, meinen Vater zu verlieren, wie es MIR dann geht wenn er nicht mehr ist. Und als ich das erkannt habe, war Platz zu sehen, dass es meinem Pap selbst besser ging mit der Entscheidung, die Therapien einzustellen. Er war ruhig, entspannt und ist letztlich ganz friedlich eingeschlafen. Haltet ihn nicht nur um Euretwillen im Leben. Lasst los wenn er soweit ist. Das ist die Gnade, die ihr ihm noch geben könnt.
Liebe Grüße
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  #5  
Alt 10.12.2010, 10:00
edith57 edith57 ist offline
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Ort: Österreich
Beiträge: 655
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

Meine Vorschreiberinnen haben eigentlich alles wichtige schon gesagt. So schwer es fällt, es ist das Leben deines Vaters und er allein darf entscheiden, wann er gehen möchte. Wir können nicht in die Kranken hinein sehen, wir werden nie genau wissen, wie sehr sie unter den Schmerzen und unter dem Gefühl leiden, nie mehr gesund werden zu können.

Ich glaube, irgendwann macht jeder unheilbar Kranke seinen persönlichen Frieden mit dem Tod - das ist der Zeitpunkt, an welchem ihm die Aussicht auf ein friedvolles Ende aller Qualen verlockender erscheint als ein aussichtsloser Kampf nur um diese ganze Pein noch etwas zu verlängern.

Der Tod kann auch freundlich kommen
zu Menschen, die alt oder krank sind,
deren Hand nicht mehr festhalten will,
deren Augen müde wurden,
deren Stimme nur noch sagt:
Es ist genug.

Hilf deinem Papa damit, dass du auch weiterhin für ihn da bist und mach ihm keine Vorwürfe - trag seine Entscheidung mit, auch wenn dir dabei fast das Herz bricht. Das ist der letzte Dienst, den du ihm erweisen kannst.

Ich drück dich ganz fest und wünsche dir alle Kraft der Welt.

LG Edith
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  #6  
Alt 10.12.2010, 11:29
Erika E Erika E ist offline
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Ort: Raum Stuttgart
Beiträge: 858
Standard AW: mein Papa gibt auf



Danke , Edith .

Liebe Grüße Erika E
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  #7  
Alt 10.12.2010, 11:40
Kyria Kyria ist offline
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Registriert seit: 19.12.2007
Beiträge: 138
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

ich bin Hinterbliebene eines Lungenkrebspatienten und meine persönliche Meinung ist, daß die Bedeutung und Wirksamkeit von Therapien manchmal überschätzt wird, ganz besonders dann, wenn der Lungenkrebs schon weit fortgeschritten ist. Oft dient eine Therapie dann ja nur noch dazu, das Leben (und leider auch das Leiden) um einen oft kurzen, absehbaren Zeitraum zu verlängern.

Wenn, so wie leider auch bei Deinem Papa, keine Aussicht auf Heilung mehr besteht, kann ich persönlich nachvollziehen, daß der Kranke die Therapie abbricht.

Vielleicht braucht er das auch, um sich nicht mit sinnloser Hoffnung zu quälen, sondern um sich in Ruhe auf das, was kommen wird, vorbereiten zu können.
Vielleicht auch, um die Zeit jetzt noch intensiv erleben zu können, ohne von den Nebenwirkungen der Therapien mitgenommen und gebeutelt zu sein.

Liebe Tatjana, ich denke auch, daß Ihr Deinen Papa am Besten unterstützen könnt, wenn Ihr versucht, seine Entscheidung zu respektieren.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft dafür.

Herzliche Grüße
Kyria
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  #8  
Alt 10.12.2010, 13:59
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: mein Papa gibt auf

Liebe Tatjana,

ich bin hinterblieben. Meine Mama litt ebenfalls unter LK.

Ich blicke zurück, sehe die Dinge aus einer anderen, einer distanzierteren, rückblickenden Perspektive. Und wenn ich nun die Situation Deines Papas betrachte, so wie Du sie schilderst, und versuche Parallelen zu ziehen, zum Verlauf bei meiner Mutter (denn das ist ja die einzige Erfahrung, auf die ich dahingehend zurückgreifen kann), dann kommen dabei folgende Gedanken zustande:

Meine Mutter hat weitestgehend alles über sich ergehen lassen. Es waren etliche, unterschiedliche Chemotherapien, sie hatte Bestrahlungen wegen der Hirnmetas und war immer kämpferisch, wenngleich ihre Motivation mit zunehmender Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes verständlicherweise sank.

Irgendwann, dann "ging nichts mehr". Für mich, die ich ihre so nahe stand, aber dennoch nur Tochter, nicht in der Haut steckend, betrachtete, zusah - ich suchte nach Optionen. Nach Möglichkeiten, um noch etwas zu erreichen.

Manche Menschen sagen, man könne "schlecht loslassen". Ich nenne es: emotional hinterherhängen und erst später begreifen und realisieren.

Heute, wiegesagt mit der Perspektive des Rückblickers, da sehe ich Eure Situation so: Dein Papa steckt in der Haut und fühlt und empfindet. Er kennt seinen Körper und merkt und spürt die Tendenzen. Und er merkt ebenso, in welcher Relation der Aufwand (Chemo/Therapien) und der Nutzen stehen. Wenn seine Lebensqualität durchweg gemindert ist und er sagt, es macht für ihn keinen Sinn MIT den Therapien, dann kann die Zeit, die er hat ohne, bezogen auf die Lebensqualität, hochwertiger sein, als wenn er sich zur nächsten Chemo aufrafft.

Ich weiß , für Dich, für Dein Verständnis bedeutet das, es geht eindeutig in die eine Richtung und es macht Dir Angst und Du bist furchtbar traurig und verzweifelt. Wenn die verbleibende Zeit seines Lebens (von der niemand, niemand mit Bestimmtheit vorhersagen kann, wie lange diese ist) aber für ihn so annehmbarer ist, dann bleibt für Dich irgendwann die Gewissheit, alles richtig gemacht zu haben, wenn Du ihn bei allem was er tut unterstützt und für ihn da bist.

Du schreibst:

Zitat:
jetzt weiß ich ja was kommen wird..
ich weiß nur nicht wann..
es tut so weh..
ich habe so eine angst..
angst vor den tag an dem alles vorbei ist....
Im Grunde ist auch mit den Therapien, die Gewissheit die selbe. Der Zeitfaktor ist eventuell ein anderer. Ich musste lernen, dass es auch hier sowas gibt wie Qualität und Quantität.

"Nicht dem Leben mehr Tage
hinzufügen, sondern den Tagen
mehr Leben geben.”
Cicely Saunders


Du machst schon alles richtig, so wie Du es machst. Du bist an seiner Seite. Das ist wichtig. Das kannst Du tun. Mehr vermag man leider bei so einer Krankheit nicht.

Ich wünsche Deinem Papa alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße

Annika
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