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  #1  
Alt 22.12.2010, 11:59
datkleene datkleene ist offline
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Registriert seit: 15.12.2008
Beiträge: 63
Standard AW: Ohne dich...

@mai

Das ist ja Wahnsinn, nach so kurzer Zeit... Es tut mir Leid für dich und deine Familie!
Wir hatten ja einen langen Weg. Ich habe in der ganzen Zeit viel geschrieben. Gedichte, einfach nur was ich gedacht habe und so habe ich es auch schon direkt nach Mamas Beerdigung gemacht... Ich habe eine alte Holzkiste gefunden, dort alle ihre Sachen hinein getan. Direkt nachdem wir im Krankenhaus waren, ich weiß nicht wieso mir das so wichtig war, habe ich ihre Kette um meinen Hals gelegt. Ich wollte sie immer bei mir haben und ich denke das gelingt mir recht gut so. Manchmal ein bisschen zu gut.

Ich erinner mich gern an den Tag, wo ich ihr diese Kette geschenkt habe. Es war mein Weihnachtsgeschenk für sie. Wir waren das erste mal seit der Erstdiagnose gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt. Und dieser Anhänger gefiel ihr so gut, ich habe das Strahlen in ihren Augen gesehen.
Ich denke das ist die schönste Erinnerung, die ich momentan im Kopf habe. Und gerade die schönen Erinnerungen sind die wichtigsten in dieser Zeit!
Ich habe auch viele Fotos von Mama heraus gesucht. Ich werde ein ganz großes Album machen! Kreativ genug bin ich, nur die Kraft fehlt mir momentan. Sobald es geht, werde ich das angehen. Ich brauche das auch für mich, das merke ich.

@Carmelina

Was ich sagen soll, weiß ich ganz genau! Das ist nicht das Problem. Aber überhaupt erst einmal den Mut zu finden und wirklich die Nummer zu wählen, ist es. Dann weine ich, ich mag es nicht, wenn andere mich weinen sehen /hören. Dieses Problem habe ich aber seit Jahren schon! Die Überwindung zu zeigen, wie verletzt, hilflos und traurig ich bin, ist das Knackpunkt.
Meine besten Freundinnen haben genau das richtige getan, sie haben mit mir geweint. Wir haben nicht geredet, wir haben nur geweint. Sie kannten meine Mutter seit sie klein waren. Wir sind gemeinsam aufgewachsen und jeder war bei der anderen wie eine Schwester.
Aber danach ging es nicht mehr. Ich weiß ich kann anrufen, aber ich denke in solchen Momenten nicht an mich. Eher an den, den ich wecke, der am nächsten Tag arbeiten muss, der eventuell auch sagt, dass es gerade schlecht ist.
Natürlich hat jeder ein Recht dazu, nur es würde mir nicht helfen meine Angst davor zu überwinden. Böse würde ich nie deswegen sein, ich schätze es sehr, wenn meine Freunde ehrlich sind.
Aber ich habe in den letzten Wochen das Gefühl, ich werde nur noch in Watte gepackt. Es mag gut gemeint sein, aber auf einer Seite macht es mich wütend, dass ich nicht „normal“ wie immer behandelt werden kann!

@gila

Ich hoffe ich habe dir mit meinem Beitrag nich weh getan. Gerade so ein Zufall, der gleiche Monat für einen Geburtstag, und dann ist es auch noch so frisch bei dir...
Fühl dich auch einfach ganz fest gedrückt!!

@Linestraum

Auch dir, mein Beileid... Natürlich meinen die Freunde es gut! Dafür sind sie ja Freunde und ich möchte keinen von ihnen momentan an meiner Seite missen müssen.
Aber wenn dir das schnell zu viel wird, kannst du das deinen Freunden nicht sagen und erklären? Wenn du dich doch nicht wohl dabei fühlst, bringt das doch eigentlich nichts.

Ich danke euch allen für die lieben Worte und die Anteilnahme und die Hilfe, die ihr mir dadurch gebt!
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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  #2  
Alt 22.12.2010, 17:05
gila87 gila87 ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: Ohne dich...

nein, keine sorge, damit hast du mir nicht wehgetan :-) . ich denke sowieso jede minute an mama und werde überall an sie erinnert. mir gefällt dein spruch sehr gut - wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem regenbogen abholst. ich habe nur so große angst, dass ich sie nie mehr sehen werde... mir fällt es so schwer, an ein leben danach zu glauben...
ich drücke dich.
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  #3  
Alt 26.12.2010, 11:26
datkleene datkleene ist offline
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Beiträge: 63
Standard AW: Ohne dich...

@gila
Das beruhigt mich doch sehr :-)
Ich bin nicht sicher, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube... Aber ich glaube daran, dass wir nicht alleine hinübergehen müssen! Wir werden abgeholt von den Menschen, die wir am meisten geliebt haben!

Bei meiner Mama wird es wohl ihre Oma gewesen sein. Sie hat sie sehr geliebt und ich denke, dass wir dort die Möglichkeit bekommen, diese Menschen noch einmal zu sehen. Wie ein Leben danach aussehen mag, kann ich mir schwer vorstellen. Wenn es das geben sollte, ist es wunderschön!!

Da ich aber nicht an Gott glaube, ist das nur schwer vorstellbar für mich ;-)
Ich habe die große Hoffnung, dass alle das Leben danach bekommen, was sie sich immer vorgestellt haben! Das wäre gerecht und irgendwann muss es ja einen Moment geben, wo sich der ganze Kampf und die ganzen Schmerzen gelohnt haben!

@Carmelina
Ich denke da hilft kein Tip, das ganze kommt mir der Zeit und der richtigen Person! Ich habe am 24. geweint. Mit einer Freundin zusammen, die mir genau das geben konnte, was ich gebraucht habe! Sie hat mich in den Arm genommen und wir haben nichts gesagt, nur geweint.
Lange hällt das nur leider nicht an. Ich denke auch, dass ich persönlich zu oft verletzt wurde, wenn ich mal Gefühle gezeigt habe, und daher einfach vorsichtig geworden bin... Aber es ist für mich erschreckend, wieviel Rücksicht ich doch immer noch auf alle anderen nehme und mich dabei total vergesse.
Aber ich danke dir, dass du mir einen Tip geben würdest, wenn du ihn gefunden hättest

Ich hoffe alle haben dieses ganze Weihnachtsgedöns irgendwie überstanden und der Schmerz war nicht zu stark!
Für mich reicht es erstmal wieder und ich bin froh, wenn das ganze morgen vorbei ist und mir niemand mehr SMS schreibt, man wünscht mir und meinen Eltern frohe Weihnachten...
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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  #4  
Alt 10.03.2013, 14:43
datkleene datkleene ist offline
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Beiträge: 63
Standard AW: Ohne dich...

Ohje, wie lange ich nicht mehr aktiv war im Forum.
Habe ein ganz schlechtes Gewissen.

In den letzten Jahren ist so unglaublich viel passiert!
So viel Positives!

Mein Vater hat eine ganz tolle Frau gefunden, hat das Haus verkauft, wohnt mit ihr zusammen und es ist wundervoll!

Tina ist ein Geschenk und ich bin sicher, meine Mama hat sie geschickt!
Alles wovor ich Angst hatte, hat sie umgedreht.
Sie will mir keine Mutter sein, sie ist eine Freundin, mein Vater ist aufgeblüht und lebt endlich wieder. Endlich hat auch sein Leiden ein Ende und er kann alles wieder genießen.
Und ich habe nicht mehr das Gefühl mich auch noch um ihn kümmern zu müssen!

Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden!
Mein Freund ist definitiv auch ein Geschenk meiner Mutter!
Er ist genau wie sie!
So lieb und fürsorglich, ruhig, zuvorkommend, einfach der gleiche Charakter und wir verstehen uns unglaublich gut.
Wir sind zusammem gezogen und alles ist perfekt.

Und doch fehlt mir meine Mama!
Weniger an Weihnachten oder an Geburtstagen, sondern mehr im Alltag.

Als unsere gemeinesame Wohnung fertig war und ich das erste Mal im Wohnzimmer stand und gebügelt habe, hab ich geweint.
Ganz plötzlich und eigentlich ohne jeden Grund.

Ich habe mich gewünscht, meine Mama hätte meinen Freund noch kennengelernt. Er ist einfach ein wundervoller Mensch und sie hätten sich gut verstanden.
Und wie gerne hätte ich mit meiner Mum in unserem Wohnzimmer gesessen und Kaffee getrunken und mit ihr einfach über alles geredet, was mich beschäftigt und auch freut.
Egal wieviele Freunde da sind, wer mit mir redet, wer auch immer für mich da ist... Es ist nicht das selbe!

Ich habe Angst ich vergesse sie. Stück für Stück.
Wie war ihre Stimme, oder ihr Lachen?
Als würde irgendetwas sie Stück für Stück aus meinen Gedanken und Erinnerungen streichen, bis nur noch ein leichter Schatten da ist.
Und das macht mich unendlich traurig.
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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  #5  
Alt 10.03.2013, 19:29
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.146
Standard AW: Ohne dich...

hab keine angst.. du wirst deine mami nicht vergessen.. dazu liebst du sie zu sehr.
du erlebst grad so schönes, das freut mich für dich. genieße es.. ich gönns dir von herzen.
die erinnerung an deine mami ist immer noch da.. nur ist sie nicht mehr um dich.du hörst und siehst sie nicht. euer kontakt findet jetzt auf einer ganz anderen ebene statt.
und die kann auch wunderschön sein.
alles gute weiterhin für dich..
tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #6  
Alt 10.03.2013, 21:51
Carmelina Carmelina ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Ohne dich...

Hallo,
wie Du siehst, vergisst man ja nicht mal, immer wieder von Zeit zu Zeit ins Forum zu schauen. Wie könntest Du da Deine Mama vergessen? Es ist schön wenn Du Dich ihrer erinnern kannst ohne Schmerz. Wahrscheinlich ist es das, was Du spürst. Du merkst es gibt einen Alltag ohne ständig schmerzvoll an das vergangene zu denken. Das ist gut so und ich bin sicher, Du wirst Deine Mama niemals vergessen.
Ich kenne die von Dir beschriebene Situation auch und eine damit einhergehende scheinbar grundlose Weinattacke. Im Feb.11 verwitwet, Alltag wieder eingekehrt aber ab und an diese Situationen. Insgesamt auch alles viel mehr Angst behaftet als früher.
Hatte damals übrigens fast überall meine Beiträge gelöscht, als könnte ich auch diese ganze Erfahrung damit aus meinem Kopf löschen. Funktionierte nicht :-)
Wie man sieht bin ich hier regelmäßig am reinschauen und lesen.

Lg Kirsten
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  #7  
Alt 12.03.2013, 10:22
datkleene datkleene ist offline
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Registriert seit: 15.12.2008
Beiträge: 63
Standard AW: Ohne dich...

Ihr habt wohl recht, vergessen werde ich sie wohl nicht. Ich merke nur, wie schwer es alles ohne sie ist.
Das wird mir erst jetzt richtig klar.


Besonders schlimm finde ich, dass ich einfach nicht an ihr Grab kann!
Es macht mich wahnsinnig, natürlich will ich hin.
Ich fahre los und jedes Mal kurz vor dem Friedhof drehe ich ab.
Seit der Beerdigung meines Opas, war ich nicht mehr dort.
Ich habe sogar schon Blumen gekauft und sie dann mit zu mir genommen.

Das Grab macht mir aus irgendeinem Grund Angst. Und ich weiß nicht wieso. Es liegt nicht daran, dass ich nicht glauben kann oder will, dass sie nicht mehr da ist. Das ist mir durchaus bewusst.
Ich habe wirklich Angst vor diesen Friedhof.

Wann mein Vater das letzte Mal da war, kann ich gar nicht sagen. Er trauert nicht offensichtlich. Aber das ist typisch für ihn. Das war bei seinem Vater nicht anders.
Das einzige, was ihn wirklich berührt hat, ist das Foto von ihm und Mama, das bei uns in der Wohnung hängt.
Es ist etwa 5 Wochen vor der ersten Diagnose entstanden. So unbeschwert und glücklich wie die beiden darauf aussehen, dass geht ihm nahe.

Im Moment geht mir so ungendlich viel durch den Kopf...
Und ich fange mich wieder an zu fragen, wie si ausgerechnet sie/wir?!
Dabei dachte ich, ich hätte diese Phase schon hinter mir gelassen
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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