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  #1  
Alt 26.01.2014, 21:17
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Liebe Community,

ich melde mich nach Monaten auch mal wieder zu Wort. Es ist nun mittlerweile über 2 Monate her, das meine Mutter den Kampf gegen diese Art von krebs verloren hat. Eigentlich keine allzulange Zeit, doch kommt es mir bereits wie Jahre vor. Ich habe nach diesen Erlebnissen und diesem ganzen Jahr erstmal ne längere Auszeit gebraucht, von diesem Thread und den damit verbunden Erinnerungen. Doch wie ist es bis jetzt ergangen?

Ich bewundere die Menschen, die es geschafft haben nach solche Schicksalsschlägen wieder normal, voller Kraft weiter zu leben - ob Mama, Vater, Oma, Opa, Frau, Mann Kind - egal welcher Grad. An wenigen Tagen gelingt es mir, dieses alles auszublenden und normal zu leben. An vielen Tagen ist es aber schlimm zu leben - die Frage nach dem Warum bleibt. In der ganzen Familie, überall. Und wenn es doch mal geht, kommt noch Werbung an sie adressiert vom Postboten ins Haus und wühlt alles wieder auf. Sicherlich nicht mit Absicht, es rutscht halt rein. Aber wirft einen emotional doch wieder zurück. Wie ist das Leben danach weitergegangen?

Ich für meinen Teil kann davon sprechen, dass es für mich KEIN Leben mehr ist. Es ist eher ein dahinvegetieren. Ich habe mich aus meinen Sportarten zurückgezogen bzw gänzlich abgemeldet, Feiern gemieden, sämtlichen Fragen ausgewichen. Mich von allen Freunden bzw Bekannten zurückgezogen, bis auf 2. Dort versau ich es mir dann aber zunehmend immer wieder mit meiner aggressiv gereizten Ader. Aber nach aussen hin zeige ich nichts und geben nichts preis. Ich habe meine STudiumsplatz für dieses jahr abgesagt. Und ich denke oft daran, wie erlösend es für mich wohl wäre, diese Welt zu verlassen. Aber es ist so wie immer - wenn man auf etwas hofft oder es sich wünscht, passiert nichts. Ich weiß, nun kommen Kommentare wie" Such dir ärtztliche Hilfe etc" aber das kann ich gleich verneinen. Ich traue Menschen nicht und sage ihnen bestimmt nicht, wie es eigtl mit mir ist. Schreiben ist ne andere Sache, aber nicht reden. Und ich traue nem verschissenen Pseudoakademiker bestimmt nicht irgendwelche Probleme an, damit er mir sagt wie toll das Leben doch ist. Dafür vertrau ich ihm nicht. Und mein Problem ist nicht nach 45 Minuten gelöst wenn ich den Raum verlasse.

Letztlich frage ich mich oft - Warum sie die das Leben liebt und nicht ich, der es hasst? Aber das kann wohl keiner beantworten. Ich melde mich hiermit auch nur mal kurz zurück und werde immer wieder hier mal reinschauen. Mut machen kann ich leider keinem, es ist meist eh bei dieser Art nur ne Seifenblase von Realität.

Trotz allem wünsche ich euch alles erdenklich Gute und mehr Glück, als mir. Vielleicht ist auch mir bald ne rettende Erlösung vergönnt - ich bete darum!

Aedan.
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  #2  
Alt 28.01.2014, 05:21
Benutzerbild von RudiHH
RudiHH RudiHH ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan

Zitat:
Zitat von Aedan Beitrag anzeigen
Liebe Community,

Ich bewundere die Menschen, die es geschafft haben nach solche Schicksalsschlägen wieder normal, voller Kraft weiter zu leben - ob Mama, Vater, Oma, Opa, Frau, Mann Kind - egal welcher Grad.
Aedan.
Oh ich bewundere genau diese Menschen auch, denn ich stecke mitten drin bin sehr verzweifelt und leider schon am Trauern, obwohl meine geliebte Frau noch nicht von uns gegangen ist.
Aber genau diese Menschen will ich mir zum Vorbild machen.
Allerdings Voller Kraft? Nein das kann ich mir noch nicht mal im entferntesten vorstellen, vielleicht aber bekomme ich ja etwas neues/anderes mit dem ich ein anderes/neues Leben führen kann.

Zitat:
Und wenn es doch mal geht, kommt noch Werbung an sie adressiert vom Postboten ins Haus und wühlt alles wieder auf
Die gesamte Wohnung ist meine Frau!
Ok sie ist noch da, aber leider macht mich jeder Gegenstand den ich hier sehe unendlich Traurig.
Ich weiß ehrlich nicht wie ich damit umgehen soll.

Zitat:
Such dir ärtztliche Hilfe etc" aber das kann ich gleich verneinen. Ich traue Menschen nicht und sage ihnen bestimmt nicht, wie es eigtl mit mir ist. Schreiben ist ne andere Sache, aber nicht reden. Und ich traue nem verschissenen Pseudoakademiker bestimmt nicht irgendwelche Probleme an, damit er mir sagt wie toll das Leben doch ist. Dafür vertrau ich ihm nicht. Und mein Problem ist nicht nach 45 Minuten gelöst wenn ich den Raum verlasse.
Ja genau das kann ich auch nicht mehr hören.!
Menschen ? Ärzte? ich habe so viele schlechte Erfahrungen gemacht.
In 45 Minuten kann niemand deine Probleme Lösen.
Man kann dir nur helfen vielleicht eine andere Sichtweise der Probleme zu bekommen.
Ich versuche mir helfen zu lassen alleine es zuzulassen das jemand mir versucht zu helfen ist schwer.
Heute gehe ich das erste mal in eine Gruppentherapie die aber nichts mit dem Thema hier zu tun hat.(Alte Probleme von mir)
Ich denke da auch was soll ich jetzt da?
Mein Leben hat sich, so grundlegend, seit der Diagnose geändert, das ich nicht mehr der Verschlossene Egoist bin.

Zitat:
Letztlich frage ich mich oft - Warum sie die das Leben liebt und nicht ich, der es hasst? Aber das kann wohl keiner beantworten.
Genau das ist auch meine Frage!!
Wie oft wollte ich schon weg hier, Menschen nein nicht wirklich..

Dagegen meine Frau: Ein sehr lebenslustiger und lebensbejahender Mensch mit Freude an schönen Dingen der Natur und sie lebt immer Kerngesund.
Sogar jetzt wo sie im KH liegt und so unendlich schwach ist versucht sie noch MIR Kraft zu geben.
Beantworten kann ich auch nicht warum das so ist, aber vermuten.
Denn ich sehe die Welt jetzt auch mit anderen Augen das Leben, die Menschen.
Mir ist noch nie so viel Leid, aber auch so viel Mitgefühlt und Liebe begegnet, wie in den Letzten Wochen.

Manchmal stellt man nur die falsche Frage. warum? Ich versuche es mit wozu.
Zitat:
Vielleicht ist auch mir bald ne rettende Erlösung vergönnt - ich bete darum!
Ich bete auch darum, meine bitte ist auch Erlösung, für mich ist es "wozu".

Ich wünsche dir auch alles erdenkliche Gute und noch viel Glück in deinem Leben.
Danke das du so Ehrlich geschrieben hast.
__________________
.
Rüdiger
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Gott gebe uns Gelassenheit, hinzunehmen was nicht zu ändern ist, Mut zu ändern was man ändern kann und Weisheit zwischen beiden zu unterscheiden.

Wir werden Kämpfen!
Denn wer nicht mal versucht zu Kämpfen, hat schon verloren. Herr gebe uns Kraft und lasse uns verstehen.
http://krebs-infozentrum.de/index.ph...sch-Nein-BSDK/
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  #3  
Alt 30.01.2014, 10:59
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RudiHH RudiHH ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo
Sitze hier bei ihr im KH sie bekommt Chemo.
Ihr Körper ist schon schwach aber Sie ist noch Hoffnungsvoll.
Ich hätte nie gedacht das ich so etwas schaffe.

Ein Mensch kann, wenn er muß, schon einiges Mobelisieren.
Ich mache was ich kann, da sein für sie, alles Organisieren.
Nur kommt man sich so unendlich hilflos vor.

Wie muß sich erst der betroffene fühlen.
Ich habe Angst es mir vorzustellen.
__________________
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Rüdiger
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  #4  
Alt 30.01.2014, 11:12
sorgenkinderl sorgenkinderl ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Schön dass Du bei ihr bist.Ich wünsche Dir viel Kraft,damit Du Deine Frau weiter so unterstützen kannst und ihr eine gute Wirkung und Verträglichkeit der Chemo.Alles Liebe!!!
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  #5  
Alt 30.01.2014, 19:04
bonnie131 bonnie131 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Das wünsche ich Dir / Euch auch!!
Ganz viel Kraft und alles, alles Gute für Euch!

Geändert von bonnie131 (10.12.2014 um 21:34 Uhr)
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  #6  
Alt 30.01.2014, 19:30
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Lieber Rüdiger,

ich wünsche dir vom Herzen alle Kraft der Welt, die nötig ist, diese Zeit so angenehm wie möglich zu verleben. ich weiß aus eigener Erfahrung, das dies schwer ist und sich immer leicht anhört. Deiner Frau gibst du alleine durch deine Anwesenheit viel Kraft und Selbstvertrauen.

Kein Wunder, dass sie voller Hoffnung steckt. Bei solch einem liebevollen Ehegatten KANN man nur um jede Sekunde kämpfen!

Es grüßt dich,
Aedan
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  #7  
Alt 31.01.2014, 05:39
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RudiHH RudiHH ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo
Ja danke für eure Worte sie helfen so ungemein!

Gestern ging die Chemo weiter, ihr ging es ganz gut.
Ich war lange im KH, weil sie es so wollte und ich auch.
In den stillen Stunden an ihrem Bett geben mir eure Worte Hoffnung und Trost.

Wir merken das sich bei dem Thema Krebs viel über den Kopf anspielt.
Wir wollen Kämpfen und wir wollen unseren Lebensmut wieder haben.

Denn wo ist der unterschied zu einem anderen Tod?
Ich meine, er besteht nur darin, das man mit alle Macht auf seine Endlichkeit hingewiesen wird.
Das macht Angst!

Man brauch Hilfe und Mitstreiter um über die Angst zu Siegen.

Danke für eure Hilfe man ist nicht so hilflos wie man denkt.
Einfach zuhören, mitfühlen, da sein, reicht schon aus.
Danke
__________________
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Rüdiger
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Geändert von RudiHH (31.01.2014 um 06:15 Uhr)
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  #8  
Alt 27.01.2014, 22:53
etoile09 etoile09 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Lieber Aedan,
ich habe inzwischen auch meine Mutti verloren und fühle mit dir.
Auch ich vermisse sie unsäglich, meine Kinder fragen nach der Oma, mir fehlen die Telefonate, ...
Ich verstehe deinen Schmerz.
Gib dich nicht auf!!! Das würde deine Mama nicht wollen. Du bist noch viel zu jung. Ich bin sicher, dass du einen Weg - zu überleben ohne deine Mama - finden wirst.
Komm doch hier öfters vorbei und schreibe dir deinen Kummer von der Seele. Hier versteht man dich und deinen Kummer.

Alles Gute und gib nicht auf!

LG Yvonne
__________________
Meine Mutti
BSDK mit Lebermetastasen (ED 06/2013)
07.03.1951 - 09.12.2013
Nun bist du auch ein Engel
Du fehlst mir!

Mein Vati
Darmkrebs 24.07.1952 - 25.02.1989

Meine Omi
Brustkrebs 03.03.1929 - 23.01.1997

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=60158
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