Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.02.2012, 19:57
EBX EBX ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 12.02.2012
Beiträge: 2
Standard Traurig und Wütend

Seit einiger Zeit bin ich "stiller Mitleser". Die vielen Fragen und Antworten haben mir Mut gemacht, die Geschichte meiner Schwester zu erzählen.

Im Januar 2010 war meine Schwester zur Krebsvorsorge mit Mammographie: alles in Ordnung. Im April 2010 stellte sie bei einer Selbstuntersuchung einen Knoten in der linken Brust fest: Biopsie- Ergebnis bösartiger Tumor, erste brusterhaltende Operation. Da der Wächterknoten befallen war, folgte eine komplette Amputation, danach Chemotherapie und Bestrahlung. Während der Chemo klagte meine Schwester über Rückenschmerzen und Durchfall. Alles wurde auf die Nebenwirkungen der Chemo geschoben. Auch in der Reha diagnostizierte man einen Reizdarm und verordnete viel Bewegung gegen die Rückenschmerzen.

Die Beschwerden wurden stärker, der Orthopäde ließ eine CT-Aufnahme anfertigen, stellte Arthrose in der Lendenwirbelsäule fest und empfahl Ibuprofen. Wirkung: gleich Null. Die Durchfälle wurden schlimmer, sie konnte sich nicht mehr aus dem Haus trauen. Die Hausärztin schickte meine Schwester zur Darmspiegelung. Ein katastrophales Ergebnis: Mastdarmtumor.
Im Krankenhaus folgten weitere Untersuchungen: Leber- und Lungenmetastasen. Es wurde ein künstlicher Darmausgang angelegt
und der kleine Leberlappen mit mehreren Metastasen entfernt.
Die seit August laufende Chemotherapie (Folfox und Antikörper) verträgt sie recht gut.

Im Dezember 2011 gab es eine neute CT-Aufnahme. Wir hatten gehofft, dass der große Leberlappen operiert werden kann. Leider nicht. Die Leber kann nicht mehr operiert werden. In der Uniklinik Münster wurde ein SIRT-Verfahren durchgeführt. Ergebnis ist noch offen. Die Chemotherapie wird auf palliativ umgestellt.

Der Darmtumor ist durch die Chemo verschwunden (Rückenschmerzen gibt es auch nicht mehr)

Der Mann meiner Schwester hat beschlossen, dies als günstigen Zeitpunkt anzusehen, um nach Gran Canaria auszuwandern: er braucht die Sonne!!!! und jemanden, der mit ihm zum FKK-Strand geht!!!!

Ich würde ihm am liebsten ins Gesicht spucken.

Die Ehe wurde im Dezember 2011 geschieden. Meine Schwester erhält jetzt Sozialhilfe.

Meine Eltern (beide 85 Jahre) sind in den letzten Monaten um Jahre gealtert.

Wenn meine Schwester stirbt, werden sie sehr schnell nachgehen.

Ich weiß nicht, wie ich mit allem umgehen soll. Meine Schwester ermutigen, mit ihr zum Arzt gehen, über Patientenverfügung und Beerdigung reden, versuchen, die finanzielle situation ein wenig zu entlasten. Mit meinen Eltern reden, ihnen die Hoffnung nicht nehmen aber auch keine unberechtigten Hoffnungen wecken.
Und dieser Exmann: Wie kann man seine todkranke Frau so alleine lassen und sich skrupellos aus dem Staub machen?
Wie kann es sein, dass der Darmtumor bei der Brustkrebserkrankung nicht entdeckt wurde? Mit Sicherheit hat er auch im April 2010 bereits existiert. Hätte man ihn entdeckt, gäbe es vielleicht keine Metastasen.

Ich bin wütend auf die Ärzte, auf den Ex und bin traurig. Sie ist meine einzige Schwester.

Elke
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 12.02.2012, 20:43
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.777
Standard AW: Traurig und Wütend

Liebe Elke,

Mensch, da hast du aber ein schweres Schicksal erwischt und deine arme Schwester... Ich kann verstehen, dass du einfach nur total fertig und auch wütend bist.

Das Schlimme ist, man kann ja nichts mehr ändern. Weder an dem späten Tumorbefund noch an deinem besch... Ex-Schwager.
Du kannst nur versuchen, so gut es geht für deine Schwester und deine Eltern da zu sein. Aber - das wurde mir auch immer gesagt, aber ich konnte das leider für mich nicht richtig umsetzen - du musst auch an DICH denken und zwischendurch mal "auftanken".

Holst du dir psychologische Hilfe oder hast du in deinem Umfeld jemanden, der DICH auffängt?

LG Monika
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 12.02.2012, 21:50
Jasofe Jasofe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.02.2012
Beiträge: 83
Standard AW: Traurig und Wütend

Oh jeh, das ist schon ganz schön viel, mit was du da fertig werden musst.
Wie froh kann deine Schwester sein, dich zu haben.

Es ist schwierig, in solch Situationen die richtigen Worte zu finden. Aber vielleicht hilft es dir, dass du mit deinen Gefühlen nicht ganz allein bist. Ich bin noch nicht lange hier im Forum, aber das niederschreiben hilft. Es gibt hier Zuhörer (-leser) , die genau wissen, wie es jetzt in dir ausschaut und dich verstehen.

Ich wünsche dir, deiner Schwester und deinen Eltern alles Gute.
__________________
Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 13.02.2012, 20:49
EBX EBX ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 12.02.2012
Beiträge: 2
Standard AW: Traurig und Wütend

Vielen Dank für Eure lieben Worte.
Ich versuche, mir systematisch Freiräume zu schaffen, aber es gelingt halt nur selten.....
Zum Glück habe ich einen funktionierenden Freundeskreis, der gut zuhört. Momentan versuche ich, meine Schwester von der Notwendigkeit eines Psychotherapeuten oder Seelsorger zu überzeugen, sie kann sich aber noch nicht dazu überwinden.

Liebe Grüße
Elke
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:29 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55