![]() |
![]() |
|
#1
|
||||
|
||||
![]()
Ich möchte dir auch von mir ein Kraftpaket schicken. Ja, es sind unvorstellbare Situationen und sie führen uns zum Kern von Leben und Tod, Geburt und Sterben zurück. Alles, was scheinbar immer "so weit weg" scheint.
Mein Vater wurde auch innerhalb von drei Monaten zum Schwerstpflegefall von einem scheinbar "gesunden" Menschen und ertrug bis zum Ende den Gedanken nicht, dass er (jetzt bereits) sterben musste, obwohl ihm niemand die Wahrheit verschwiegen hat nach den letzten verzweifelten Chemo-Versuchen. Er ist zuhause gestorben, meine Mutter hat ihn bis zum Ende gepflegt. Es ist grauenvoll, einen gliebten Menschen so zu sehen, diese unfassbare Panik vor dem Tod zu ertragen und zu wissen, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Eine Palliativärztin hat einmal ganz ruhig mit ihm gesprochen und auch die Wahrheit nicht verschwiegen. Annehmen konnte er es bis zum Ende wohl nicht, also keinen "Frieden machen". Aber wie soll man das schon innerhalb von drei Monaten, wenn einem das Leben weggerissen wird. Und wer mag schon urteilen, wir alle werden uns dem Ende stellen müssen. Alles erdenklich gute für dich und deine Familie!
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!! http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546 Geändert von little_mermaid (30.07.2014 um 09:47 Uhr) |
#2
|
|||
|
|||
![]() Zitat:
Zitat:
Klar, "nicht die Hoffnung nehmen" hört sich erstmal gut an. "Falsche Hoffnungen machen" hört sich nicht immer toll an. Ganz schrecklich stelle ich mir aber eine Situation vor, in der der Kranke sich nicht traut, den Tod anzusprechen. Obwohl er eigentlich darüber reden möchte. Weil er seine Angehörigen schonen will. Und die Angehörigen sich nicht trauen, den Tod anzusprechen. Obwohl sie es eigentlich möchten. Weil sie den Sterbenden schonen wollen. Da kann die gegenseitige Rücksichtnahme, denke ich, in eine fiese Sprachlosigkeit kippen. Ein riesiger Elefant mitten im Zimmer. Alle tänzeln drumrum, tun aber so, als wäre da nix. So kann man, scheint mir, einen Sterbenden mit besten Absichten vielleicht auch arg alleine lassen. Bei meinem Bruder war halt alles da: Mal wollte er sich, durchaus detailliert und bis hin zu scheußlichen Details, die Krebs im Kopf-Hals-Bereich mit sich bringen kann, mit seiner Krankheit und dem Sterben auseinandersetzen. Mal wollte er hören, dass er ja bestimmt noch in einem halben Jahr mit einer Freundin XYZ machen würde. Und mal wollte er einfach seine Kontoauszüge durchsehen. Oder in netter Gesellschaft Fussball kucken. Wir haben uns an dem orientiert, was er jeweils signalisierte. Und an unserem Bauchgefühl. Er war nicht allein. Mit keinem seiner Wünsche und Bedürfnisse. Weder mit dem Wunsch nach offenen Gesprächen. Noch mit dem Wunsch nach zeitweiligem Verdrängen. Und das war, denke ich, gut so. Ja, es sind unfassbare Situationen. Ich wünschte, diese furchtbare Krankheit hätte Andreas nie erwischt. Aber es war eine Ehre, ihn begleiten zu dürfen. Auf seinem ganz eigenen, ganz charakteristischen Weg. Und es ist ein gutes, warmes Gefühl, dagewesen zu sein, als er uns brauchte. So wie er es brauchte. Das bleibt. Auch von mir alles Gute dir und deiner Familie! zarah |
#3
|
|||
|
|||
![]()
Heute Nacht ist er nach etlichen Stunden, nach zeitweise starken Schmerzen erlöst. Ich konnte zusehen, wie seine Atmung nachdem er so lange röchelnd da lag immer ruhiger wurde. Ich wusste dass es gleich soweit ist. Es war mein innigster Wunsch dabei zu sein. Aber auf einmal überkam mich die Angst.
Ich bin geblieben, habe ihm bei seinen letzten Atemzügen gesagt, dass wir ihn lieben, er soll sich keine Sorgen machen, wir schaffen das und er soll auf uns bitte aufpassen. Dann hörte er ganz auf zu atmen. Ist es das, was ihr friedlich einschlafen nennt? Ich bin jedenfalls wenigstens darüber froh, dass er scheinbar keine Schmerzen dabei hatte. Trotzdem diese Zweifel, haben wir alles getan? Haben wir genug hinterfragt? Haben wir ihn zu früh aufgegeben? Gekämpft hätte er noch. Er hat so viel gegessen im Hospiz. Meine Schwester hatte ihm im Kh immer gepredigt, wenn er fleißig isst dann kommt er schneller zu Kräften und kann schneller nach Hause ![]() Er hätte uns so gern noch was gesagt aber er konnte nicht. Sicher wollte er wieder sagen was ist mit mir los. Was ist passiert. Warum bin ich hier. Ich will nach Hause. Es tut mir so weh dass er nicht sterben wollte. Er wollte uns um keinen Preis allein lassen, er hat sich so viele Sorgen gemacht um uns, dass wir den Kredit für das Haus nicht allein abbezahlen können etc. Papi, ich hoffe du bist jetzt alle Leiden los. Es tut mir so leid dass ich dich nicht viel öfter besucht habe, dass du nicht mehr miterlebst wenn ich nach Berlin zurückkehre und dass ich dir so viel Kummer bereitet habe. Wir lieben dich. |
#4
|
||||
|
||||
![]()
Liebe Agi,
erstmal mein aufrichtiges Beileid...es ist furchtbar, wenn ein geliebter Mensch von einem gehen muss, auch wenn er dann von seinen Leiden erlöst ist. Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft und Zeit, das alles zu verarbeiten. Ich selber stehe auch vor dieser Situation; meine Schwester liegt seit einigen Tagen auf der Palliativstation, sie hat BK mit multiplen Metastasen. Es geht ihr so schlecht, sie bricht fast nur noch, und ich habe große Angst vor dem, was kommt. Bin seit 5 Monaten bei ihr, um sie zu pflegen, es war nicht immer einfach, aber jetzt rückt das Ende scheinbar immer näher, und ich weiss nicht, wie ich das bewältigen kann. Liebe Grüße und alles Gute von Caro |
#5
|
||||
|
||||
![]()
Liebe Agi,
ich fühle mit dir und denke an Dich. Bitte plage Dich nicht mit Zweifeln. Ich wünsche Dir viel Kraft alles zu verarbeiten. Liebe Grüße Anette |
#6
|
||||
|
||||
![]()
Mein Beileid und viel Kraft.
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!! http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546 |
#7
|
|||
|
|||
![]()
Ein Woche später...
ich fühle mich recht stabil. Ich habe Angst, dass der große Zusammenbruch erst später kommt... ich und meine Schwester haben so viel zu tun... zumindest weiß ich, dass ich mich um meine eigene Bestattung schon frühzeitig auch ohne Krankheit kümmern werde. Es ist sehr schwierig unter diesen Umständen Entscheidungen zu treffen, das möchte ich dann bei mir wenn es so sein sollte, den Hinterbliebenen ersparen. Das alles mit dem Bestattungsunternehmen, einen katholischen Priester für einen evangelischen Friedhof finden, die Lieder, der "Leichenschmaus", die Kleidung für ihn, die ganzen Papiere...als wenn man nicht genug mit sich selbst zu tun hätte. Aber vielleicht ist es auch erstmal gut so mit dem Stress. Ich habe auch in dem in den letzten Monaten etwas runtergekommenen Garten sehr viel zu tun, Zaun abschleifen, zweimal streichen, Unkraut weg etc. ... Die ersten zwei Tage haben ich und meine Schwester nur geweint. Aber danach kamen dann die vielen Aufgaben hinstl. der Bestattung und dem Garten, den man im Sinne seines Vaters pflegen möchte, auch natürlich damit die Verwandten nicht ein runtergekommenes Haus sehen bei der Bestattung. Die weltlichen Sorgen eben. Wie gern hätte er selbst sich um den Zaun gekümmert ![]() Zwischendurch muss ich immer die Tränen unterdrücken, aber den großen Zusammenbruch, den ich erwartet hatte, den hatte ich nicht. Vielleicht sind es eben die Umstände, die einen stark sein lassen jetzt? Was vorher war, war so schlimm und unerträglich, dass ich jetzt scheinbar "Rand voll" bin mit Leid, Kummer, Sorgen... . Ich habe echt das Gefühl, ich müsste eigentlich permanent weinen, aber kann es nicht, weil mein Hirn mich "beschützt" wie ein natürlicher Reflex, weil das alles zu viel war. Ich habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht genug weine um ihn. Obwohl ich weiß, dass es schöner für ihn ist, wenn wir so schnell wie möglich für ihn und unsere Mutter unser Leben glücklich erleben. Das haben wir wirklich auch nötig... Ich bin vollgekleckst bin brauner Farbe und allenmöglichen Dreck von da draußen und mache mich auch gleich wieder an die Arbeit, den der erste Anstrich ist noch nichtmal fertig. Aber ich habe Freude daran, bei jedem einzelnen Pinselstrich. Weil ich weiß, mein Vater ist stolz auf uns! Er hatte "nur" drei Töchter- aber wir können eig. alles, und wer solche Töchter hat, wer braucht da schon nen sohn ![]() Lieben Dank an Euch! |
![]() |
Lesezeichen |
Stichworte |
hopiz |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|