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Liebe Mina,
Willkomen im Forum. Es scheint schwer auf Deinen Beitrag zu antworten. Da ich mir aber vorstellen kann, dass es äußerst frustrierend ist gar keine Reaktion zu bekommen, versuche ich es mal. Du beschreibst für die Forumsmitglieder den ganz normalen Wahnsinn, denn wir mittlerweile Alltag nennen. Natürlich habe ich auch früher von Krankheiten und den Behandlungen gehört, mit Sicherheit auch den einen oder anderen Gedanken daran "verschwendet", aber ernsthaft beschäftigt? Eher nicht. Jetzt bekomme ich das in allen Details und völlig unvorbereitet mit. Was heisst hier aber unvorbereitet? Auch aus heutiger Sicht wüsste ich nicht, wie ich mich auf DAS hätte vorbereiten sollen. Deine Familie wird mit einem Mal mit unterschiedlichen Anforderungen konfrontiert und auf jedem Gebiet ist man doch nur Laie. Die Diagnose zu verarbeiten ist die erste Hürde, aber gleichzeitig gerät man in der Regel in den Sog des Gesundheitswesens, das aber nicht auf Deine individuellen Probleme zugeschnitten ist. Auf einmal ist die Rede von Fallpauschalen und Standardprozeduren, Gespräche und Erklärungen finden gerne nur auf dem Flur im vorbei gehen statt. Aus medizinischer Sicht ist oftmals ein ambulanter Aufenthalt notwendig, das Leben findet weitgehend zu Hause statt. Das ist auch gut, leider wird die professionelle Unterstützung auch automatisch in den Hintergrund gedrängt. In dieser Situation versucht nun jeder das beste für den Kranken zu tun. Vergessen wird dabei aber oft, dass auch die eigenen Resourcen nur sehr begrenzt sind. Auch Du hast ein Leben, das nach wie vor stattfindet und stattfinden soll. Leider habe ich oftmals erlebt, dass Lachen und sich vergnügen, spielende Kinder als Last für mich empfunden wird und man versucht mich deshalb davor zu verschonen. Bitte nicht! Auch wenn ich vor Schmerzen/Hustenanfällen oft nicht mitlachen kann, findet ich es schöner von normalen Menschen umgeben zu sein, als von Trauerklössen. Niemand sollte von Euch erwarten, Euer Leben anzuhalten bis ..., ja bis wann eigentlich? Die Krankheit bringt Einschränkungen, für jeden, aber das sollte nicht über die Maßen strapziert werden. Ihr möchtet in Urlaub fahren? Warum auch nicht? Möglicherweise kann Dein Vater nicht mehr mit, oder Ihr müsst eventuell ein Ziel in der Nähe suchen. Falls Ihr nicht so weit wegfahren möchtet, versucht es mit Tagesausflügen. Wie auch immer, stell Dein Leben nicht ein, tanke Kraft wann immer es möglich ist. Je nach Krankheit treten durch den Verlauf oder die Medikation Veränderungen auf, aber alleine das Wissen um die Krankheit kann natürlich zu Wesenveränderungen führen. So ganz spurlos wird das nicht an Deinem Vater vorbeigehen können. Auch er musst damit umzugehen lernen, er muss (wenn es nicht medizinisch notwendig ist) nicht den ganzen Tag bespielt werden. Müdigkeit ist oft eine der ersten Begleiterscheinungen, jede Anstrengung, auch geringe, können ihn an den Rand seiner Kräfte treiben. Und wenn er sich sch...e verhält, muss man ihm auch das mal sagen. Da nun aber bei Dir die Kräfte schwinden, kann ich Dir nur raten, Dir soweit möglich professionelle Hilfe zu holen. Auch die direkten Angehörigen werden psychologisch betreut, je nach Krankheitsstufe gibt es Hilfe für zu Hause. Aus Deinem Beitrag lese ich auch ein bisschen heraus, dass Ihr Euch nicht ganz mit der Behandlung und dem Ärzteteam einig seid. Da hilft oftmals eine zweite Meinung. Aber auch das ist natürlich eine zusätzliche Belastung für Deinen Vater, die man manchmal abwägen muss. Eventuell ist es ja hilfreich nur mit den Krankenhausunterlagen einen anderen Arzt zu konsultieren. Die Unterlagen müssen ausgehändigt werden. Ich hoffe ich konnte Dir ein bisschen weiterhelfen. Wenn Du Fragen hast, frage hier oder den Arzt oder wen auch immer. Du musst Dich nicht trauen, es gibt nichts, was man falsch machen kann. Wir stecken alle in einer ähnlichen Situation, sind eben nur ein paar Erfahrungen reicher. Oftmals hilft es auch sich nur mal richtig den Frust von der Seele zu reden oder schreiben. Liebe Grüße und viel Kraft Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast. George Bernard Shaw |
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