Villa Sonnenschein

[Renate2]

Liebe Lola,
guten Flug und eine butterweiche Landung. Eine wunderschöne Zeit auf unserem Kontinent.

So Ihr Lieben,
jetzt werde ich Euch mal kräftig den Kopf waschen. Jawoll. Uns geht es gut! Ich bestehe darauf. Wir lassen uns nicht von schlechten Nachrichten wieder runterziehen. Auf gar einen Fall. Wir schauen nach vorne und genießen jeden Tag unseres Lebens. Das ist ein Befehl.
Ob uns jetzt Züge überrollen oder wir beim Fensterputzen von der Leiter fallen. Darüber wird erst gar nicht nachgedacht.

Da ich für viele Menschen ein Beispiel bin, werde ich sozusagen gezwungen durchzuhalten. Das ist ein schwere Aufgabe. Gestern sprach ich noch mit einer Nachbarin, deren Mann erkrankt ist. Sie sagte in meinen Beisein zu ihm - "Nimm Dir ein Beispiel an Renate, sie lacht viel und ist immer gut gelaunt". Ich sage es ja, das ist meine Aufgabe. Nein, nicht die Menschen zum Lachen zu bringen - oder doch ein wenig. Vor allen Dingen, ihnen Mut zu machen. So geht mir das sehr oft. In der onkologischen Praxis kennt man mich ja schon seit vielen Jahren und mich kennen inzwischen viele Patienten.

Auch ich hatte mich "abgeschrieben" und wollte mir nicht mal etwas Neues zum Anziehen kaufen. Aber irgendwann habe ich trotz der bescheidenen Diagnose, trotz der Bezeichnung "Patientin befindet sich in palliativer Behandlung" gelernt, daß das Leben lebenswert ist. Daß ich mich nicht in eine Ecke setze und der Dinge harre, die auf mich zukommen - oder auch nicht. Vor allen Dingen ist eines wichtig, nicht ständig an den Tod zu denken. Denn Angst lähmt.

So, das war mein Wort zum Sonntag.

Liebe Grüße
Renate