Adeno-Karzynom...

[britta_sta]

Hallo an Alle,

es ist schon einige Monate her, daß ich meine bzw. die Geschichte meiner Mutter hier reingeschrieben habe. Wahrscheinlich ist der Thread inzwischen gelöscht worden.

Am 15.03. ist bei meiner Mutter ein nicht kleinzelliges Adeno-Karzynom entdeckt worden. Zwei Metastasen im Rücken, das Rippenfell ist auch angegriffen. Sie hatte Chemos und Bestrahlung für den Kopf. Zeitweise ging es ihr relativ gut, sie hatte sich nach den ersten 4 Chemos immer nach ein paar Tagen wieder erholt.

Nach der letzten Chemo konnte sie allerdings 9 Tage nichts bei sich behalten und mußte dann 1,5 Wochen im Krankenhaus aufgepäppelt werden. Jetzt ist sie seit 3 Wochen zu Hause. Ich war gerade bei ihr für eine Woche - ich lebe in München, meine Eltern 900 km weit entfernt in Cuxhaven. Letzte Woche ging es ihr noch so, daß sie zumindest frühstücken und sogar noch Mittagessen zubereiten konnte. Das hat sich jetzt seit Montag total geändert! Sie ist depressiv, kann kaum noch laufen, weil sie so schwach ist und kaum Luft bekommt und sie sagt, daß ihre Zeit jetzt langsam abläuft. :-(

Ich mußte für sie (und meinen Vater) am Montag ein Testament verfassen und sie hat uns gesagt, wie sie beerdigt werden will. Ich habe ihren ganzen Schmuck mitnehmen müssen und... Es ist so schwer! Ich habe mich die ganze Zeit zusammengerissen, als ich dort war. Aber gestern Abend im Bett bin ich dann zusammengebrochen und mußte nur noch heulen. Mein Exmann, mit dem ich noch zusammenlebe, hat mich glücklicherweise trösten können, aber die Angst bleibt... ich bin so weit weg und ich fürchte mich vor dem Anruf, der irgendwann kommt.

Meine Mutter ist sehr gefaßt. Sie möchte nur keine Schmerzen mehr haben und möchte, daß es schnell vorbei ist. Ihre Blut- und Leberwerte, die wir heute vom Arzt bekommen haben, sind sehr schlecht und sie hat Probleme beim Wasserlassen.

Was heißt das jetzt? Ist es so, wie meine Ma meint? Sie glaubt, es kann sich nur noch um Tage handeln oder 1-2 Wochen.... Ich hab solche Angst und mir kommen immer wieder die Tränen! Ich habe drei Brüder, einer wohnt noch daheim (ist aber emotional überfordert) und die anderen beiden fahren morgen bzw. Samstag zu ihr. Ich habe ein schlechtes Gewissen, daß ich nicht auch gleich wieder rauffahre....:-( Was soll ich bloß machen?

Traurige Grüße von
Britta

[sahi]

hallo britta!

es ist eine sehr schwere zeit.
ich würde aber an deiner stelle versuchen auch zu ihr zu fahren.
wenn du jetzt schon ein schlechtes gewissen hast, was glaubst du wie es dir geht wenn sie nicht mehr ist.
ich war jede minute die ich konnte bei meinem vater (war auch leichter, da ich im selben haus wohne) und ich bereue trotzdem das ich nicht immer bei ihm war.
wünsche dir alles gut und viel kraft.
lg, sarah

[britta_sta]

Hi Sarah,

danke für die Antwort und deinen Ratschlag. Ich werde sehen, daß ich bald wieder rauffahre. Morgen hat meine Ma einen Termin bei ihrem Doc, bei dem mein Bruder dabei sein wird. Er ruft mich dann an und informiert mich über den neuesten Stand der Dinge. Mein anderer Bruder fährt am Samstag rauf. Vielleicht fahre ich dann auch am WE.

LG
Britta

[jeje]

hallo britta,

es ist sehr traurig, aber versuch bei ihr zu zu sein.
es muss nicht sein das sie bald geht es kann auch an ihrer depressiven phase liegen , hatte meine mutter auch.

leider kam bei ihr dann noch mehr beschwerden dazu und sie musste gehen.....

sie hat es zwei tage ´bevor sie starb gemerkt und uns gesagt.....

viel kraft und fahr zu ihr
liebe grüsse
jeje

[britta_sta]

Hallo Jeje,

genau so ist es bei meiner Ma auch! Die Beschwerden werden stärker, jetzt macht auch noch die Leber zicken, sie hat keine Kraft mehr... und - wie bei deiner Mutter - sie hat uns gesagt, daß sie bald gehen wird :-( Also spüren die Betroffenen das schon, wenn es soweit ist.... Hat da jemand ähnliche Erfahrungen? Ich will ja auch daran glauben, daß es jetzt nur an ihrer depressiven Stimmung liegt. Aber sie ist sich sooo sicher und sie will eben einfach auch nicht mehr.

Liebe Grüße
Britta

[fin]

hallo britta,

ich habe es bei meiner oma und meiner ma auch gemerkt, dass es bald so weit ist. auch wenn das schmerzhaft klingt und man es ja auch verdrängt. lange worte, kurzer sinn: fahr zu ihr!!! so wirst du es nie danach bereuen. nutzt die zeit mit ihr! glaub mir. egal wie schmerzhaft das ganze ist.

es wird schlimmer für dich sein, zu hause zu sitzen und immer "auf DEN anruf" zu warten. das ist kein leben. also... ab zu ihr. das gibt dir auch einen inneren frieden. und mach dich nicht fertig mit den fragen, was in ein paar tagen oder wochen sein könnte. genieße jeden tag, den du mit deiner ma hast!!! an dieser stelle viel kraft an dich.

lg
fin

[britta_sta]

Hallo Fin,

danke für deine Worte.
Meine Ma liegt inzwischen im Krankenhaus. Sie hatte gestern - durch das Wasser in der Lunge - akute Atemnot, so daß mein Vater den Notarzt gerufen hat. Jetzt geht es ihr etwas besser.
Ich hatte gestern Nachmittag noch mit ihr telefoniert und ihr gesagt, daß ich rauf fahre zu ihr. Aber sie wollte nicht. Sie meinte, es wäre doch alles besprochen. Ich habe das Gefühl, sie will, daß wir unser "normales" Leben weiterleben. Ich glaube, es fällt ihr sonst noch schwerer zu gehen. Sie will nicht, daß jetzt alle um sie rumstehen und darauf "warten", daß sie geht. Mein Vater ruft mich heute noch mal an und sagt mir, wie es jetzt weitergeht und was die Ärzte sagen bzw. tun wollen. Dann werde ich entscheiden, wann ich fahre.

Viele Grüße
Britta

[britta_sta]

Hallo an Alle,

ich war mal wieder einige Zeit nicht fähig, hier etwas zu schreiben. Ich habe die Situation genommen, wie sie war und habe meine Ma oft besucht.

Meine Ma kann inzwischen gar nichts mehr alleine. Nicht mal zur Toilette gehen... sie hatte einen Toilettenstuhl bekommen, auf den man sie aber auch nur zu zweit bekommen...
Nun kommt der Doc alle zwei Wochen zu ihr nach Hause und war heute wieder da. Er gibt ihr noch maximal 4 Wochen. Die Wirkung der Chemos, der Bestrahlung und des Cortisons lassen langsam nach, so daß nun die Metastasen im Kopf anfangen, ihr Schwierigkeiten zu bereiten. Ihr Sprachzentrum ist gestört und sie redet manchmal wirres Zeug. Ich kann nicht mehr mit ihr telefonieren, weil ich sie nicht verstehe. D. h. ich Klartext, ich werde nie wieder mit ihr sprechen können. :-(

Einige von euch werden mir raten wollen, jetzt zu ihr zu fahren (meine Eltern leben in Cuxhaven, ich in München). Aber ich kann einfach nicht. Es war schon das letzte Mal für mich eine wahnsinnige Belastung und so schwer, sie so leiden zu sehen... sie sieht nicht mehr aus wie meine Ma und sie würde mich gar nicht richtig registrieren. Sie schläft viel und ist nur noch hin und wieder ansprechbar. Dann aber auch nur so, daß man ihr Fragen stellt, die sie beantwortet. Einer Unterhaltung könnte sie nicht mehr folgen.

Sie ißt sehr viel weniger und trinkt kaum noch - auch Anzeichen dafür, daß sie stirbt. :-(

Der Doc sagt, entweder sie erleidet in den nächsten Wochen einen schmerzlosen Hirnschlag oder sie dämmert langsam dahin und wacht nicht wieder auf.

Wir haben uns alles gesagt, was zu sagen ist. Ich weiß, daß sie mir nicht böse ist, wenn ich jetzt nicht da bin. Ich weiß, daß sie mir dankbar ist für die Zeit, die ich für sie da war.

Ich wußte die ganzen Wochen über, daß sie nicht wieder gesund wird, aber jetzt, wo der Tod so unmittelbar bevor steht, ist es doch wie ein Knuppel auf den Kopf. Ich fühle mich schrecklich und ich habe solche Angst. Und ich bin soooo unendlich traurig. Und ich verstehe nicht, wie der Herrgott es zulassen kann, daß ein Mensch SO sterben muss. Warum muss sie so leiden?

Habt ihr ein paar tröstende Worte für mich?

Traurige Grüße von
Britta

[merwen]

Hallo Britta,

mein persönlicher Rat - wenn Du es irgend kannst - fahre zu Deiner Mutter, auch wenn es Dir schwer fällt. Als meine Tante damals starb war sie auch nicht mehr der Mensch, den ich ein Leben lang gekannt habe. Ihr Sterben war langsam und für alle sehr kraftraubend. Aber der Tod an sich war ruhig, friedlich und beruhigend - sie lag unter M im Dämmerzustand im Bett, alle Lieben um sie herum und atmete einfach immer langsamer.... bis dann überhaupt nichts mehr kam - das hat mich mit der Zeit vorher ein bisschen 'versöhnt' und ich war froh, dass wir bei ihr waren - ich bin sicher, sie hat es gemerkt und es hat ihr geholfen zu gehen.

Aber egal was du tust - ich schicke Dir viel Sympathie und Kraft.

Liebe Grüße

Frauke

[britta_sta]

Zitat von merwen

Hallo Britte,

mein persönlicher Rat - wenn Du es irgend kannst - fahre zu Deiner Mutter, auch wenn es Dir schwer fällt. Als meine Tante damals starb war sie auch nicht mehr der Mensch, den ich ein Leben lang gekannt habe. Ihr Sterben war langsam und für alle sehr kraftraubend. Aber der Tod an sich war ruhig, friedlich und beruhigend - sie lag unter M im Dämmerzustand im Bett, alle Lieben um sie herum und atmete einfach immer langsamer.... bis dann überhaupt nichts mehr kam - das hat mich mit der Zeit vorher ein bisschen 'versöhnt' und ich war froh, dass wir bei ihr waren - ich bin sicher, sie hat es gemerkt und es hat ihr geholfen zu gehen.

Aber egal was du tust - ich schicke Dir viel Sympathie und Kraft.

Liebe Grüße

Frauke

Hallo Frauke,

danke für deine Nachricht. Aber ich werde nicht fahren. Ich kann das nicht. Wir haben uns schon vor langer Zeit gesagt, was zu sagen war. Sie würde nicht wollen, daß ich noch mehr leide. Und ich glaube, diese Entscheidung muss jeder aus dem Bauch heraus treffen.

Ich fahre sowieso Weihnachten rauf, nur kann es dann eben sein, daß sie gar nicht mehr ansprechbar ist. Aber das ist sie ja jetzt schon kaum.... es macht einfach keinen Sinn. Ich bin in Gedanken bei ihr und sie weiß das, auch wenn sie nicht mehr ganz da ist.

Lg
Britta

[merwen]

Zitat von britta_sta

Hallo Frauke,

danke für deine Nachricht. Aber ich werde nicht fahren. Ich kann das nicht. Wir haben uns schon vor langer Zeit gesagt, was zu sagen war. Sie würde nicht wollen, daß ich noch mehr leide. Und ich glaube, diese Entscheidung muss jeder aus dem Bauch heraus treffen.

Ich fahre sowieso Weihnachten rauf, nur kann es dann eben sein, daß sie gar nicht mehr ansprechbar ist. Aber das ist sie ja jetzt schon kaum.... es macht einfach keinen Sinn. Ich bin in Gedanken bei ihr und sie weiß das, auch wenn sie nicht mehr ganz da ist.

Lg
Britta

Dann tue das und schicke ihr liebe Gedanken

Eine virtuelle Umarmung von mir an dich

Frauke

[Stina]

Hallo, auch ich hätte Dir geraten, zu ihr zu fahren.
Bei meinem Vater war es z.B. so, das er nur noch auf mich gewartet hat und dann erst sterben "konnte". LG Petra

[britta_sta]

Ja, ich weiß, alle raten mir, raufzufahren. Aber ich fahre sowieso in 1,5 Wochen rauf. Also wenn sie wirklich auf mich wartet, dann wird sie in 1,5 Wochen auch noch da sein und warten. :-)

[britta_sta]

Ja, ich weiß, alle raten mir, raufzufahren. Aber ich fahre sowieso in 1,5 Wochen rauf. Also wenn sie wirklich auf mich wartet, dann wird sie in 1,5 Wochen auch noch da sein und warten. :-)

[bettinaco]

Liebe Britta,
Trost gibt es in deiner Situation wohl leider keinen mehr. Und nützliche Ratschläge auch nicht. Wenn dein Bauch dir sagt, dass es richtig ist, erst Weihnachten zu deiner Mutter zu fahren, dann ist es eben so okay. Das kannst nur du allein wissen. Und so wie du deine Mutter beschrieben hast, scheint es sie auch nicht zu trösten, sondern eher zu belasten, wenn sie eure Sorge spürt. Es ist ja oft so, dass selbst Menschen, die im Sterben liegen, erst loslassen können, wenn sie für sich sind, sich um keinen anderen mehr Gedanken machen müssen. Und bei Müttern ist das wohl noch was Spezielles, bei denen steht die Sorge für die Kinder immer ganz oben.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
LG

Bettina